Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der auftritt, wenn die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen wird. Dies kann durch eine Verstopfung einer Arterie, die zum Gehirn führt, oder durch eine Blutung im Gehirn verursacht werden. Wenn das Gehirn nicht ausreichend mit Blut versorgt wird, erhalten die Gehirnzellen nicht genügend Sauerstoff und Nährstoffe und beginnen abzusterben. Dies kann zu dauerhaften Schäden oder sogar zum Tod führen.
Ursachen und Risikofaktoren
Schlaganfälle können drei Hauptursachen haben:
- Thrombose: Eine Gefäßverstopfung durch ein Blutgerinnsel, das sich an einer meist atherosklerotisch stark vorgeschädigten Stelle der Gefäßwand bildet. Begünstigend sind Phasen verminderter Kreislaufaktivität (z.B. Schlaf, niedriger Blutdruck), jedoch auch eine erhöhte Gerinnungsneigung des Blutes (z.B.: Flüssigkeitsmangel).
- Embolie: Ein Blutgerinnsel, das sich an anderer Stelle im Körper bildet (meist im Herzen) und mit dem Blutstrom verschleppt wird. Der Embolus bleibt dann in einem Hirngefäß hängen und unterbricht die Blutversorgung.
- Hirnblutung (Hämorrhagie): Der Austritt von Blut aus einer Hirnarterie, meist aufgrund unerkannter Schwachstellen oder Fehlbildungen der Hirnarterien (z.B.: Aneurysma = Aussackung).
Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind:
- Hoher Blutdruck (Hypertonie): Der wichtigste Risikofaktor. Eine Senkung des systolischen Blutdruckwerts um nur 10 mm Hg kann das Schlaganfallrisiko statistisch um etwa ein Drittel verringern.
- Erhöhte Fibrinogenspiegel: Ein Bestandteil des Blutgerinnungssystems.
- Diabetes mellitus: Erhöhte Blutzuckerspiegel.
- Rauchen
- Lipoprotein A: Eine Untergruppe des LDL-Cholesterins.
- Erhöhtes Cholesterin
- Körperliche Inaktivität
- Übergewicht (Adipositas)
- Ovulationshemmer (insbesondere in Verbindung mit Rauchen)
- Hoher Alkoholkonsum
- Höheres Alter
- Herzrhythmusstörungen oder Herzmuskelschwäche: Können zur Bildung von Blutgerinnseln im Herzen führen.
- Entzündliche Veränderungen: Z.B. durch Chlamydien-Infektion, können bei der Entstehung von gefährlichen Gefäßablagerungen mitwirken.
Symptome
Die Symptome eines Schlaganfalls treten plötzlich auf und können je nach betroffenem Hirnbereich variieren. Mögliche Symptome sind:
- Plötzliche Lähmung, Schwäche oder Empfindungsstörung im Bereich von Gesicht, Arm, Bein oder einer Seite des Körpers
- Plötzliche (meist einseitige) Sehminderung, Sehfeldbegrenzung, Doppelbilder
- Plötzliche Schwierigkeiten, zu sprechen oder Sprache zu verstehen
- Plötzliche Hör-, Geschmacks- oder Schluckstörungen
- Plötzliche starke Kopfschmerzen ohne plausible Ursache
- Plötzlicher unerklärlicher Schwindel, Gangunsicherheit, Schwanken oder gar Umkippen
- Erhebliche Müdigkeit ohne gegebenen Anlass
Wichtig: Die Symptome können auch nur sehr kurze Zeit bestehen und wieder verschwinden (transitorische ischämische Attacke, TIA). Auch wenn die Symptome vorübergehend sind, sollte man sie ernst nehmen und umgehend einen Arzt aufsuchen!
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Diagnostik
Um einen Schlaganfall zu diagnostizieren, werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt:
- Körperliche Untersuchung und Anamnese: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte und untersucht den Patienten neurologisch.
- Blutdruckmessung und Laboruntersuchungen: Zur Überprüfung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhten Blutzuckerwerten oder Fettstoffwechselstörungen.
- EKG und Langzeit-EKG: Zur Erkennung von Herzrhythmusstörungen.
- Ultraschalluntersuchung der Halsgefäße (Farbdoppler): Zur Beurteilung der Beschaffenheit der Arterien und zur Feststellung von Verengungen (Stenosen).
- Echokardiographie: Ultraschalluntersuchung des Herzens zur Suche nach Thromben und Herzfehlern.
- Magnetresonanztomographie (MRT): Bildgebendes Verfahren zur Darstellung des Gehirns und der Hirngefäße. Areale mit frischen oder chronischen Durchblutungsstörungen sind gut erkennbar.
- Computertomographie (CT): Röntgenverfahren zur Darstellung des Gehirns. Zeigt frühe Infarktstadien und Blutungen sehr sensibel.
- Angiographie: Die aussagekräftigste Methode zur Darstellung der Gefäße des Halses und des Hirngebietes. Über eine Punktion im Leistenbereich wird ein Katheter bis in die Brustschlagader vorgeschoben und Kontrastmittel eingebracht.
Behandlung
Die Behandlung eines Schlaganfalls hängt von der Ursache und dem Schweregrad ab. Ziel ist es, den Schaden im Gehirn zu begrenzen und Folgeschäden zu minimieren.
Akutbehandlung:
- Thrombolyse (Lyse-Therapie): Bei einem ischämischen Schlaganfall (durch Blutgerinnsel verursacht) wird versucht, das Gerinnsel medikamentös aufzulösen, um die Durchblutung des Gehirns wiederherzustellen. Die Lyse-Therapie sollte möglichst innerhalb von 4,5 Stunden nach Symptombeginn begonnen werden.
- Thrombektomie (Katheterbehandlung): Bei größeren Blutgerinnseln, die sich nicht durch eine Lyse-Therapie ausreichend auflösen lassen, kann eine mechanische Entfernung des Gerinnsels mit einem Katheter erfolgen. Dabei wird ein Katheter von der Leistenarterie über die Hauptschlagader in die Halsschlagader geschoben und das Gerinnsel entfernt.
- Chirurgische Behandlung: Bei einer Hirnblutung kann eine Operation erforderlich sein, um das Blut zu entfernen und den Druck auf das Gehirn zu verringern.
- Unterstützende Maßnahmen: Vermeidung einer Gehirnschwellung, Blutdruckregulation.
Langzeitbehandlung und Rehabilitation:
- Medikamentöse Therapie: Zur Vorbeugung weiterer Schlaganfälle, z.B. mit Blutdrucksenkern, Cholesterinsenkern oder Thrombozytenaggregationshemmern (z.B. ASS). Bei Patienten mit einem besonders hohen Embolie- und Apoplexrisiko kann eine "Blutverdünnung" mit einem Medikament, das die Gerinnungsfähigkeit des Blutes wesentlich herabsetzt (z.B. Marcumar ®), erforderlich sein.
- Rehabilitation: Nach einem Schlaganfall ist oft eine umfassende Rehabilitation erforderlich, um verlorene Fähigkeiten wiederzuerlangen und die Selbstständigkeit des Patienten zu fördern. Die Rehabilitation umfasst verschiedene Therapiebereiche wie Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Neuropsychologie.
Vorbeugung
Es gibt verschiedene Maßnahmen, um das Risiko eines Schlaganfalls zu verringern:
- Kontrolle und Behandlung von Risikofaktoren: Bluthochdruck, Diabetes, erhöhte Cholesterinwerte, Rauchen, Übergewicht.
- Gesunde Lebensweise: Ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, Vermeidung von Übergewicht, Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum.
- Medikamentöse Therapie: Bei bestimmten Risikofaktoren können Medikamente zur Vorbeugung von Schlaganfällen eingesetzt werden, z.B. Thrombozytenaggregationshemmer (ASS) oder Blutverdünner (Marcumar).
- Operation oder Stent-Implantation: Bei einer hochgradigen Verengung der Halsschlagader (Carotisstenose) kann eine Operation oder eine Stent-Implantation erforderlich sein, um das Schlaganfallrisiko zu senken.
Carotisstenose
Eine Carotisstenose ist eine Verengung der Halsschlagader, die durch Ablagerungen (Plaques) an der Gefäßwand verursacht wird. Diese Ablagerungen bestehen aus Cholesterin, Kalk und anderen Substanzen. Die Carotisstenose ist eine häufige Ursache für ischämische Schlaganfälle.
Ursachen und Risikofaktoren:
- Arteriosklerose: Die Hauptursache für Carotisstenose.
- Hoher Blutdruck
- Erhöhte Cholesterinwerte
- Diabetes mellitus
- Rauchen
- Alter
- Genetische Veranlagung
Symptome:
Viele Menschen mit Carotisstenose haben keine Symptome. Wenn Symptome auftreten, können sie sein:
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- Transitorische ischämische Attacke (TIA): Vorübergehende neurologische Ausfälle, die wenige Minuten bis Stunden andauern. Symptome können sein: Schwäche oder Taubheit einer Körperseite, Sprachstörungen, Sehstörungen, Schwindel.
- Schlaganfall: Dauerhafte neurologische Ausfälle.
Diagnostik:
- Ultraschalluntersuchung der Halsschlagadern: Die wichtigste Untersuchung zur Diagnose einer Carotisstenose.
- CT-Angiographie oder MR-Angiographie: Zur genaueren Darstellung der Halsschlagadern.
Behandlung:
Die Behandlung einer Carotisstenose hängt vom Schweregrad der Verengung und dem Vorhandensein von Symptomen ab.
- Medikamentöse Therapie: Thrombozytenaggregationshemmer (z.B. ASS) und Statine zur Vorbeugung von Schlaganfällen.
- Operation (Karotisendarteriektomie): Die Ablagerungen in der Halsschlagader werden operativ entfernt.
- Stent-Implantation: Ein Stent wird in die Halsschlagader eingesetzt, um sie offen zu halten.
Hirnvenenthrombose
Eine Hirnvenenthrombose (HVT) ist ein seltener Schlaganfall, der durch ein Blutgerinnsel in einer Vene im Gehirn verursacht wird. Die Hirnvenen transportieren das sauerstoffarme Blut aus dem Gehirn ab. Wenn eine Vene durch ein Gerinnsel verschlossen wird, kann es zu einem Blutstau im Gehirn kommen, der zu einer Schädigung des Hirngewebes führen kann.
Ursachen und Risikofaktoren:
Man unterscheidet zwei Hauptgruppen von Hirnvenenthrombose:
- Aseptische (blande) Hirnvenenthrombose:
- Hormonelle Faktoren (z.B. Einnahme der "Pille", Schwangerschaft, Wochenbett, Hormonersatztherapie)
- Angeborene oder erworbene Neigung zur Blutgerinnselbildung (Thrombophilie)
- Blut-Erkrankungen (hämatologische Erkrankungen)
- Bösartige Gewebsneubildungen (Malignome)
- Gefäßentzündungen (Vaskulitiden)
- Autoimmunerkrankungen
- Selten: Nach einer Corona-Impfung (vor allem Vektorimpfstoffe)
- Septische (infektiöse) Hirnvenenthrombose:
- Lokale Infektionen im Kopfbereich (z.B. Mittelohrentzündung, Mandelentzündung, Nasennebenhöhlenentzündung, Hirnabszess, Hirnhautentzündung)
- Systemische Infektionen (z.B. Sepsis, Endokarditis, Typhus, Tuberkulose, Malaria, Masern, Hepatitis, COVID-19)
Symptome:
Die Symptome einer Hirnvenenthrombose können vielfältig sein und sich langsam entwickeln. Mögliche Symptome sind:
- Kopfschmerzen (häufigstes Symptom)
- Epileptische Anfälle (Krampfanfälle)
- Neurologische Ausfälle (z.B. motorische Störungen, Sprachstörung, Sehstörung)
- Übelkeit und Erbrechen
- Bewusstseinsstörungen
Diagnostik:
- Anamnese und körperliche Untersuchung
- Computertomographie (CT) des Schädels mit Kontrastmittel
- Magnetresonanztomographie (MRT) des Schädels mit Kontrastmittel
Behandlung:
Die Behandlung einer Hirnvenenthrombose erfolgt in der Regel auf einer Stroke Unit.
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- Medikamentöse Gerinnungshemmung (Antikoagulation):
- Heparin (in der Akutphase, auch bei Hirnblutung)
- Vitamin-K-Antagonisten (langfristig)
- Behandlung der Grunderkrankung: Bei septischer Hirnvenenthrombose (Antibiotika, ggf. Operation)
- Weitere Maßnahmen nach Bedarf: Medikamente gegen epileptische Anfälle, Hirndrucksenkung (Oberkörper hochlagern, ggf. Operation), Schmerzmittelgabe