Ronaldo und Epilepsie: Eine Karriere im Schatten des Anfalls

Ronaldo Luís Nazário de Lima, kurz Ronaldo, ist eine Ikone des Fußballs. Seine Karriere war geprägt von unglaublichen Erfolgen, aber auch von schweren Rückschlägen. Ein besonders dunkles Kapitel ist das WM-Finale 1998, als Ronaldo kurz vor dem Spiel einen Anfall erlitt. Die Ereignisse von damals sind bis heute nicht vollständig aufgeklärt und werfen einen Schatten auf seine Karriere.

Der Zusammenbruch vor dem WM-Finale 1998

Die Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich sollte Ronaldos großer Triumph werden. Doch wenige Stunden vor dem Finale gegen Frankreich erlitt der damals 21-Jährige in seinem Hotelzimmer einen Anfall. Berichten zufolge schlug er wild um sich und hatte Schaum vor dem Mund. Seine Mitspieler mussten ihn festhalten, und César Sampaio rettete ihm das Leben, indem er seine verschluckte Zunge herauszog. Ronaldo selbst konnte sich später nicht an den Vorfall erinnern.

Die Ärzte rieten von einem Einsatz ab, doch Ronaldo bestand darauf zu spielen. Trainer Mário Zagallo stand vor einer schwierigen Entscheidung. Einerseits wollte er seinen besten Spieler nicht verlieren, andererseits war Ronaldos Gesundheit gefährdet. Schließlich entschied sich Zagallo, Ronaldo aufzustellen. Eine Entscheidung, die bis heute kontrovers diskutiert wird.

Das Finale und seine Folgen

Das Finale selbst wurde zu einem Desaster für Brasilien. Die Seleção verlor mit 0:3 gegen Frankreich, und Ronaldo wirkte wie ein Schatten seiner selbst. In Brasilien war man schockiert. Warum wurde Ronaldo eingesetzt, obwohl er offensichtlich nicht spielfähig war?

Es folgten Spekulationen und Verschwörungstheorien. War es Epilepsie? War es der Druck? Steckte der Ausrüster Nike dahinter? Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss wurde eingesetzt, kam aber zu keinem Ergebnis.

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Epilepsie oder nicht?

Die genaue Ursache für Ronaldos Zusammenbruch ist bis heute unklar. Einige vermuten, dass er an Epilepsie leidet, andere glauben, dass der Stress und die Medikamente, die er gegen Knieschmerzen einnahm, den Anfall ausgelöst haben könnten.

Dr. Stefan Stodieck, Chef des Epilepsie-Zentrums im Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf (EKA), vermutete damals, dass es sich tatsächlich um einen epileptischen Anfall gehandelt haben könnte. Er wies darauf hin, dass Epilepsie eine häufige, aber stigmatisierte Krankheit sei, über die man nicht gerne spricht.

Ronaldos Karriere: Höhen und Tiefen

Ronaldos Karriere war nach dem WM-Finale 1998 eine Achterbahnfahrt. Er erlebte große Erfolge, wie den Gewinn der Weltmeisterschaft 2002, aber auch schwere Verletzungen, die ihn immer wieder zurückwarfen.

In der Saison 1999/2000 erlitt er einen Sehnenabriss im Knie, der seine Karriere beinahe beendete. Doch Ronaldo kämpfte sich zurück und feierte 2002 ein beeindruckendes Comeback.

Ronaldos Rücktritt und psychische Probleme

Im Jahr 2011 erklärte Ronaldo seinen Rücktritt vom aktiven Fußball. Er begründete seine Entscheidung mit einer Schilddrüsenerkrankung und Verletzungen.

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Später sprach Ronaldo auch offen über seine psychischen Probleme. Er gab zu, dass er als Profi "schreckliche Zeiten durchgemacht" habe und seit zweieinhalb Jahren in Therapie sei. Er betonte, dass Fußballer einem enormen psychischen Druck ausgesetzt seien und besser darauf vorbereitet werden müssten.

Ronaldo als Vorbild

Trotz seiner persönlichen Probleme hat sich Ronaldo immer wieder für andere eingesetzt. Er unterstützte kranke Kinder und engagierte sich für wohltätige Zwecke.

So finanzierte er beispielsweise die Operation des kleinen Erik Ortiz Cruz, der an einer schweren Hirnerkrankung litt. Cristiano Ronaldo ließ sich sogar eine Narbe auf den Kopf rasieren, um an die OP-Narbe des Jungen zu erinnern.

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