Skoliose der Wirbelsäule: Symptome, Ursachen und Behandlungen

Die Skoliose der Wirbelsäule ist eine komplexe Erkrankung, die durch eine dreidimensionale Verformung der Wirbelsäule gekennzeichnet ist. Sie kann verschiedene Ursachen haben und sich in unterschiedlichem Ausmaß manifestieren. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Symptome, Ursachen und Behandlungsstrategien der Skoliose der Wirbelsäule.

Einführung

Die Wirbelsäule ist das zentrale Stütz- und Bewegungsorgan des Körpers. In der normalen Ansicht von hinten oder vorne ist sie gerade aufgebaut. Eine Skoliose ist eine seitliche Verbiegung der Wirbelsäule, die mit einer Verdrehung der Wirbel einhergeht. Sie kann im Brust- oder Lendenwirbelsäulenbereich auftreten und sich auch in beiden Bereichen oder in deren Übergangsbereich entwickeln.

Symptome der Skoliose

Die Symptome einer Skoliose können je nach Alter, Fortschritt der Erkrankung und Grad der Verkrümmung variieren. Einige Symptome sind kosmetischer Natur, während andere erst im Laufe des Lebens durch zunehmenden Verschleiß auftreten. Bei starker Verkrümmung kann die Skoliose die Funktion der Organe beeinträchtigen.

Kosmetische Symptome

Einige Skoliose-Symptome sind mit bloßem Auge erkennbar und können die Betroffenen erheblich stören. Dazu gehören:

  • Unterschiedlich hohe Schultern
  • Schiefes Becken
  • Schiefe Kopfhaltung
  • Rippenbuckel (Wölbung des Brustkorbs auf der Seite der Wirbelsäulenkrümmung)
  • Muskelwulste im Lendenbereich oder am Hals

Diese kosmetischen Symptome können insbesondere bei Kindern und Jugendlichen zu psychosozialen Problemen führen.

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Symptome im Säuglingsalter

Skoliose-Symptome bei Säuglingen sind meist vorübergehend und bilden sich selbstständig zurück. Eine Säuglingsskoliose ist meist großbogig C-förmig und betrifft vor allem die Brust- und Lendenwirbelsäule. Verdrehungen der Wirbelkörper sind untypisch.

Weitere Beschwerden, die mit einer Säuglingsskoliose einhergehen können, werden unter dem Siebener-Syndrom zusammengefasst:

  • Skoliose
  • Lenden-Buckelung (lumbodorsale Kyphose)
  • Schädel-Verformung/-Asymmetrie (Plagiozephalie)
  • Kopf-Schiefhaltung
  • Einseitige Fehlentwicklung einer Hüftgelenks-Pfanne (Hüftdysplasie)
  • Becken-Asymmetrie
  • Fuß-Fehlstellungen

Beschwerden im Alter

Kinder haben in der Regel kaum Beschwerden bei einer Skoliose. Mit zunehmendem Alter und fortschreitender Krümmung können jedoch weitere Symptome auftreten oder sich verstärken. Ab Mitte des dritten Lebensjahrzehnts leiden einige Patienten vermehrt unter ihrer Skoliose.

Häufige Beschwerden im Alter sind:

  • Rückenschmerzen (verursacht durch Verschleißerscheinungen und Muskelverspannungen)
  • Bewegungseinschränkungen (insbesondere bei Versteifung der Gelenke durch Spondylose)
  • Skoliose-Schmerzen (vor allem im Lendenbereich und bei thorakolumbalen Skoliosen)
  • Schmerzhafte Sehnen-Muskel-Reizungen (Tendomyose)
  • Ausstrahlende Schmerzen in Schultern, Nacken und Kopf
  • Knacken der Wirbelsäule

Symptome bei starker Krümmung

Ausgeprägte Krümmungen und Verdrehungen der Wirbelsäule können auch die Brust- beziehungsweise Bauchhöhle verformen. In schwerwiegenden Fällen schränkt eine Skoliose dadurch die Funktion von Herz, Lunge und Verdauungs-Organen ein.

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Mögliche Symptome bei starker Krümmung sind:

  • Beeinträchtigung der Atmung
  • Belastung des Herz-Kreislauf-Systems
  • Chronisches Lungenherz (Cor pulmonale)
  • Atemnot bei Belastung
  • Druckgefühl in der Brust
  • Herzrasen
  • Beschwerden beim Schlucken

Ursachen der Skoliose

Es gibt verschiedene Arten von Skoliose, die je nach Ursache unterschieden werden:

  • Idiopathische Skoliose: Die Ursache ist unbekannt. Sie ist die häufigste Form der Skoliose und tritt meist im Kindes- und Jugendalter auf.
  • Kongenitale Skoliose: Sie wird durch angeborene Fehlbildungen der Wirbelsäule verursacht.
  • Neuromuskuläre Skoliose: Sie entwickelt sich als Folge von Erkrankungen, die das Nerven- und/oder Muskelsystem betreffen.
  • Sekundäre Skoliose: Sie entsteht aufgrund anderer Erkrankungen wie Osteoporose, Spondylarthrose oder Tumoren.
  • De-novo-Skoliose: Sie entsteht im Erwachsenenalter durch degenerative Veränderungen der Wirbelsäule.

Ursachen der adulten lumbalen Skoliose

Lumbale Skoliosen im Erwachsenenalter sind in der Mehrzahl auf degenerative Veränderungen der Wirbelsäule zurückzuführen. Am Anfang der Entwicklung steht meist ein Drehgleiten, das durch asymmetrischen Verschleiß der Bandscheiben und Facettengelenke verursacht wird.

Weitere mögliche Ursachen für eine De-novo-Skoliose sind:

  • Verletzungen
  • Entzündliche Erkrankungen
  • Osteoporose
  • Tumoren
  • Schwächung muskulärer und/oder struktureller Elemente der Wirbelsäule nach Voroperationen

Diagnose der Skoliose

Die Diagnose einer Skoliose umfasst in der Regel folgende Schritte:

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  1. Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht die Wirbelsäule auf Verkrümmungen, Schulter- und Beckenstand sowie die Lotlinie der Wirbelsäule. Der Vorbeugetest wird durchgeführt, um einen Rippenbuckel oder Lendenwulst festzustellen.
  2. Röntgenaufnahmen: Röntgenaufnahmen der gesamten Wirbelsäule geben Auskunft über Form, Ausmaß und mögliche Ursachen der Erkrankung. Der Schweregrad der Krümmung wird anhand des Cobb-Winkels gemessen.
  3. Magnetresonanztomografie (MRT): Eine MRT wird vor allem bei angeborenen Fehlbildungen der Wirbelsäule durchgeführt, um Missbildungen im Rückenmarkskanal und am Rückenmark auszuschließen.
  4. Lungenfunktionstest: Bei schwereren Formen von Skoliose ist es wichtig, die Lungenfunktion genauer zu untersuchen.

Therapie der Skoliose

Die Therapie der Skoliose richtet sich nach der Ursache, dem Alter des Patienten, dem Ausmaß der Krümmung und dem Fortschreiten der Erkrankung. Es gibt konservative und operative Behandlungsmöglichkeiten.

Konservative Therapie

Die konservative Therapie zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, die Funktion zu verbessern und das Fortschreiten der Krümmung zu verlangsamen.

Zu den konservativen Maßnahmen gehören:

  • Physiotherapie: Aktive Übungen, Haltungs- und Bewegungstraining sowie neurophysiologische Übungen und Elektrostimulation werden eingesetzt, um die Wirbelsäule zu kräftigen und zu stabilisieren. Spezielle Physiotherapien bei Skoliose, zum Beispiel die Schroth-Therapie, können angewendet werden.
  • Korsettbehandlung: Bei fortgeschrittenen Skoliosen (zwischen 20 und 50 Grad Cobb-Winkel) wird zusätzlich zur Krankengymnastik ein Korsett getragen, um die Wirbelsäule zu stabilisieren und die Fehlstellung zu korrigieren.
  • Schmerzmedikamente: Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
  • Injektionstherapie: Injektionen mit einem lokalen Betäubungsmittel und einem lang wirkenden Corticosteroid an die Nervenwurzel des komprimierten Wirbelsäulenabschnittes (periradikuläre Therapie, PRT) oder direkt in den Wirbelkanal (Single-ShotPeridural-Anästhesie, SSPDA) können helfen, radikuläre Schmerzen und Beinschmerzen wirkungsvoll zu lindern.
  • Weitere Maßnahmen: Allgemeine Physio- und Bewegungstherapien zur Kräftigung der Rumpfmuskulatur, Ausdauertraining, orthopädische Hilfsmittel wie Schuheinlagen und Hilfsmittel wie Gehhilfen können bei Bedarf eingesetzt werden.

Operative Therapie

Eine Operation wird in der Regel nur bei schweren Skoliosen mit einer Krümmung von über 50 Grad Cobb-Winkel oder bei fortschreitender Schädigung der Nervenwurzeln in Erwägung gezogen.

Ziel der Operation ist es, die Wirbelsäule zu begradigen und zu stabilisieren. Dabei werden mehrere Wirbelkörper miteinander verbunden (Spondylodese).

Es gibt verschiedene operative Techniken, darunter:

  • Mikrochirurgische Dekompression: Bei lokalen Nerveneinengungen kann eine Dekompression ausreichend sein.
  • Dekompression plus Fusionsoperation (Korrekturspondylodese): Hierbei werden mehrere Wirbelsäulensegmente fusioniert, um eine stabile Achse der Wirbelsäule wieder herzustellen.
  • Dorsale Schrauben-Stab-Systeme: Sie werden unter Verwendung interkorporeller Platzhalter aus Kunststoff oder Titan (Cages) eingesetzt, um die ursprüngliche Höhe und Neigung der Bandscheibe wiederherzustellen.

Übungen bei Skoliose

Rückenübungen sind ein wichtiger Bestandteil eines erfolgreichen Umgangs mit Skoliose. Es ist jedoch wichtig, dass die Übungen auf die spezifische Form der Skoliose abgestimmt sind. Eine undifferenzierte Beübung kann die Krümmungen im schlimmsten Fall sogar verstärken.

Einige ausgewählte Übungen für die häufigste Form der Skoliose, die thorakal-rechtskonvexe Skoliose, sind:

  • Seitschwingungen im Schneidersitz: Im aufrechten Schneidersitz vor einem Spiegel mit Stäben neben der Hüfte langsam nach oben räkeln und sich lang machen.
  • Seitlage mit Handtuchunterstützung: In der Seitlage mit einem Handtuch unter der Lendenwirbelsäule den Körper lang machen und das Becken Richtung Füße schieben.
  • Vierfüßlerstand mit Wandabstützung: Im Vierfüßlerstand das rechte Bein gegen eine Wand stemmen und den Oberkörper im Brustbereich leicht nach links drehen.
  • Beinabsenken in Rückenlage: In Rückenlage mit einem Handtuch unter dem Becken das linke Bein langsam und kontrolliert Richtung Boden absenken.

Alltagstipps bei Skoliose

Neben den spezifischen Therapien und Übungen können auch einige Alltagstipps helfen, die Beschwerden bei Skoliose zu lindern:

  • Aktiver Alltag: Auf ausreichend Bewegung achten, um die Muskeln und Knochen zu stärken.
  • Arbeitsplatzgestaltung: Den Arbeitsplatz so gestalten, dass man sich häufig nach links drehen muss.
  • Sitzpositionen: Abwechslung in die Sitzroutinen bringen und ungesunde Sitzpositionen vermeiden.
  • Sportliche Aktivitäten: Sportarten, die die Rückenmuskulatur stärken, wie Rücken- und Kraul-Schwimmen, sind empfehlenswert.

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