Folsäure, auch bekannt als Vitamin B9, ist ein essenzielles Vitamin, das eine wichtige Rolle bei verschiedenen Körperfunktionen spielt. Insbesondere im Zusammenhang mit der Prävention von Schlaganfällen hat Folsäure in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Wirkungen von Folsäure auf das Schlaganfallrisiko, basierend auf aktuellen Forschungsergebnissen und Expertenmeinungen.
Die Bedeutung von Folsäure für die Gesundheit
Folsäure ist für zahlreiche Stoffwechselprozesse im Körper unerlässlich. Zu ihren wichtigsten Aufgaben gehören:
- Zellteilung und Wachstum: Folsäure ist entscheidend für die Zellteilung und das Wachstum, insbesondere in Geweben mit hoher Erneuerungsrate wie dem Knochenmark.
- DNA-Synthese: Sie spielt eine zentrale Rolle bei der Synthese von DNA, dem Träger der Erbinformation.
- Homocystein-Stoffwechsel: Folsäure ist wichtig für den Abbau von Homocystein, einer Aminosäure, die in erhöhten Konzentrationen das Risiko für Gefäßerkrankungen erhöhen kann.
Der Zusammenhang zwischen Folsäuremangel und Schlaganfall
Ein Mangel an Folsäure kann verschiedene negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben, darunter auch ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle. Dies liegt vor allem an der Rolle von Folsäure im Homocystein-Stoffwechsel. Bei einem Folsäuremangel kann Homocystein nicht ausreichend abgebaut werden, was zu erhöhten Homocystein-Spiegeln im Blut führt.
Erhöhte Homocystein-Spiegel können die Gefäße schädigen und die Entstehung von Blutgerinnseln fördern, was wiederum das Risiko für Schlaganfälle erhöht. Studien haben gezeigt, dass ein Folsäuremangel bei Schlaganfallpatienten überzufällig häufig vorkommt. Beobachtungsstudien aus China und Indien deuten ebenfalls auf dieses Problem hin.
Aktuelle Studienergebnisse zur Schlaganfallprävention mit Folsäure
Mehrere Studien haben die Wirksamkeit von Folsäure bei der Prävention von Schlaganfällen untersucht. Eine besonders viel beachtete Studie ist die "China Stroke Primary Prevention Trial" (CSPPT), an der über 20.000 Patienten mit arterieller Hypertonie teilnahmen.
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In dieser Studie wurde die Wirkung einer Kombination aus Folsäure und dem ACE-Hemmer Enalapril auf das Schlaganfallrisiko untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass die Kombination von Enalapril und Folsäure das Risiko für einen Schlaganfall im Vergleich zur alleinigen Enalapril-Behandlung um 21 % senken konnte. Besonders deutlich war der protektive Effekt bei Patienten mit niedrigen Folsäure-Ausgangswerten im Blut (unter 5,6 ng/ml). Hier erlitten in der Folsäure-Kombinationsgruppe nur 2,8 % einen Schlaganfall, verglichen mit 4,6 % in der Kontrollgruppe.
Eine weitere Analyse der CSPPT-Daten ergab, dass insbesondere Hypertoniker mit niedrigen Thrombozytenwerten und hohen Homocysteinwerten von der Folsäure-Zusatzbehandlung profitierten. Bei diesen Patienten sank die Schlaganfallrate mit der Folsäure-Kombination von 5,6 % auf 1,8 %, was einer Risikominderung von 73 % entspricht.
Diese Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Folsäure in Kombination mit Blutdrucksenkern zur Primärprävention von Schlaganfällen bei Hypertonikern beitragen kann, insbesondere bei Personen mit einem erhöhten Risiko aufgrund von Folsäuremangel, niedrigen Thrombozytenwerten und hohen Homocysteinwerten.
Folsäure-Anreicherung von Lebensmitteln: Ein umstrittenes Thema
In einigen Ländern, wie den USA, Kanada und Chile, werden Grundnahrungsmittel seit Jahren mit Folsäure angereichert, um Neuralrohrdefekte bei Neugeborenen vorzubeugen. Diese Maßnahme hat dazu beigetragen, Folsäuremangel in der Bevölkerung zu reduzieren.
In Deutschland gibt es keine generelle Folsäure-Anreicherung von Lebensmitteln. Dies führt dazu, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung, schätzungsweise die Hälfte aller Deutschen, nicht ausreichend mit Folsäure versorgt ist.
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Die Frage, ob eine generelle Folsäure-Anreicherung von Lebensmitteln in Deutschland sinnvoll wäre, ist umstritten. Befürworter argumentieren, dass dies dazu beitragen könnte, Folsäuremangel zu reduzieren und das Schlaganfallrisiko in der Bevölkerung zu senken. Gegner weisen auf mögliche Risiken einer Überversorgung mit Folsäure hin, insbesondere im Hinblick auf die Entstehung von Tumoren.
Wer ist besonders gefährdet für einen Folsäuremangel?
Bestimmte Personengruppen haben ein erhöhtes Risiko für einen Folsäuremangel. Dazu gehören:
- Schwangere und Frauen mit Kinderwunsch: Folsäure ist für die Entwicklung des Nervensystems des ungeborenen Kindes unerlässlich. Ein Folsäuremangel während der Schwangerschaft kann zu Neuralrohrdefekten führen.
- Ältere Menschen: Mit zunehmendem Alter kann die Fähigkeit des Körpers, Folsäure aus der Nahrung aufzunehmen, abnehmen.
- Menschen mit bestimmten Erkrankungen: Bestimmte Erkrankungen wie Zöliakie oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen können die Folsäureaufnahme beeinträchtigen.
- Menschen mit ungesunder Ernährung: Eine unausgewogene Ernährung mit wenig frischem Obst und Gemüse kann zu einem Folsäuremangel führen.
- Menschen, die bestimmte Medikamente einnehmen: Einige Medikamente, wie z.B. Methotrexat, können die Folsäureaufnahme oder -verwertung beeinträchtigen.
Wie kann man einem Folsäuremangel vorbeugen?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einem Folsäuremangel vorzubeugen:
- Ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten ist die beste Grundlage für eine ausreichende Folsäureversorgung. Besonders folatreiche Lebensmittel sind grünes Blattgemüse (Spinat, Salate), Kohlgemüse, Tomaten und Beerenfrüchte.
- Folsäure-Supplementierung: Schwangere und Frauen mit Kinderwunsch solltenFolsäure-Präparate einnehmen, um den erhöhten Bedarf zu decken und Neuralrohrdefekten vorzubeugen. Auch andere Risikogruppen können von einer Folsäure-Supplementierung profitieren.
- Folsäure-angereicherte Lebensmittel: Verwenden Sie im Haushalt, wo bereits Angebote verfügbar sind, mit Folsäure angereicherte Grundnahrungsmittel (z.B. Speisesalze, Backmischungen oder Frühstücksflocken).
Folsäure und andere B-Vitamine: Ein Zusammenspiel für die Gesundheit
Folsäure gehört zur Gruppe der B-Vitamine, die eng miteinander zusammenarbeiten und wichtige Funktionen im Körper erfüllen. Insbesondere die Vitamine B6 und B12 sind eng mit dem Folsäurestoffwechsel verbunden.
Vitamin B12 ist unter anderem unverzichtbar für die Blutbildung und die Funktion des Nervensystems. Ein Mangel an Vitamin B12 kann ebenfalls zu erhöhten Homocystein-Spiegeln führen und das Schlaganfallrisiko erhöhen. Daher ist es wichtig, auf eine ausreichende Versorgung mit allen B-Vitaminen zu achten.
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