Fortgeschrittene Parkinson-Erkrankung: Symptome und Behandlungsstrategien

Einleitung

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch den Verlust von Dopamin-produzierenden Zellen im Gehirn gekennzeichnet ist. Obwohl die typischen Symptome wie Muskelzittern (Tremor), Muskelsteifheit (Rigor) und verlangsamte Bewegungen (Bradykinese) oft im Vordergrund stehen, ist es wichtig zu verstehen, dass die Erkrankung ein breites Spektrum an motorischen und nicht-motorischen Symptomen umfasst, die sich im Laufe der Zeit verändern und verstärken können. Dieser Artikel beleuchtet die Symptome der fortgeschrittenen Parkinson-Erkrankung sowie die vielfältigen Behandlungsmöglichkeiten, die zur Verfügung stehen, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Krankheitsverlauf und Symptomatik

Frühstadium

Im Frühstadium der Parkinson-Erkrankung können die Symptome unspezifisch sein und sich langsam entwickeln. Oft sind es subtile Anzeichen wie leichtes Zittern, Steifheit oder verlangsamte Bewegungen, die zunächst unbemerkt bleiben oder als normale Alterserscheinungen abgetan werden. Auch nicht-motorische Symptome wie Depressionen, Schlafstörungen, Verdauungsprobleme oder ein gestörter Geruchssinn können bereits in dieser Phase auftreten.

Fortgeschrittenes Stadium

Mit dem Fortschreiten der Erkrankung nehmen die motorischen Symptome in der Regel zu und werden ausgeprägter. Die Bewegungen werden langsamer und steifer, das Zittern kann stärker werden und es können Gangprobleme und Gleichgewichtsstörungen auftreten. Auch Schwierigkeiten beim Sprechen und Schlucken können hinzukommen.

Neben den motorischen Symptomen treten im fortgeschrittenen Stadium oft auch nicht-motorische Komplikationen auf, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Dazu gehören beispielsweise:

  • Neuropsychiatrische Symptome: Angst, Depression, Demenz, psychotische Symptome (z. B. Halluzinationen)
  • Autonome Störungen: Blasenentleerungsstörungen, orthostatische Dysregulation (Blutdruckabfall beim Aufstehen), gastrointestinale Beschwerden, Störungen der Thermoregulation
  • Weitere Symptome: Schmerzen, Schlafstörungen, Sehstörungen, Fatigue (chronische Müdigkeit)

Es ist wichtig zu betonen, dass jede Parkinson-Erkrankung individuell verläuft und die Symptome von Patient zu Patient unterschiedlich sein können. Bei vielen Patienten schwanken die Symptome auch täglich, was die Behandlung zusätzlich erschweren kann.

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Behandlungsmöglichkeiten

Obwohl die Parkinson-Krankheit nicht heilbar ist, gibt es eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten, die dazu beitragen können, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab, den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen und die Symptome zu kontrollieren. Das am häufigsten verwendete Medikament ist L-Dopa (Levodopa), das im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird. Daneben gibt es noch weitere Medikamente wie Dopaminagonisten, MAO-B-Hemmer und COMT-Hemmer, die je nach Symptomatik und Krankheitsstadium eingesetzt werden können.

Im fortgeschrittenen Stadium der Parkinson-Erkrankung kann es jedoch vorkommen, dass die Medikamente nicht mehr so zuverlässig wirken wie zu Beginn der Behandlung. Dies kann zu motorischen Komplikationen wie Wirkfluktuationen (Wearing-off-Effekt, On-Off-Fluktuationen) und Dyskinesien (unwillkürliche Bewegungen) führen. In solchen Fällen können andere Therapieoptionen in Betracht gezogen werden.

Nicht-orale Folgetherapien

Wenn die orale Medikation nicht mehr ausreichend wirkt, stehen verschiedene nicht-orale Folgetherapien zur Verfügung, die eine kontinuierlichere Wirkstoffzufuhr ermöglichen:

  • Tiefe Hirnstimulation (THS): Bei diesem Verfahren werden Elektroden in bestimmte Hirnareale implantiert, die dann über einen Schrittmacher stimuliert werden. Die THS kann insbesondere bei Patienten mit Dyskinesien, Wirkfluktuationen oder Tremor eine deutliche Verbesserung der Symptome bewirken.
  • Apomorphin-Pumpe: Apomorphin ist ein Dopaminagonist, der subkutan (unter die Haut) verabreicht wird. Die Apomorphin-Pumpe ermöglicht eine kontinuierliche Zufuhr des Medikaments und kann so Wirkfluktuationen reduzieren und die motorische Kontrolle verbessern.
  • Levodopa-Carbidopa-Intestinal-Gel (LCIG): LCIG ist eine Suspension von Levodopa und Carbidopa, die über eine Sonde direkt in den Dünndarm infundiert wird. Diese Therapieform ist besonders geeignet für Patienten mit schweren motorischen Komplikationen und ausgeprägten Wirkfluktuationen. Seit Kurzem besteht zudem die Möglichkeit einer ebenfalls jejunalen Infusionstherapie von Levodopa/Carbidopa in Kombination mit dem COMT-Hemmer Entacapon (Levodopa-Entacapone-Carbidopa Intestinal Gel; LECIG) mit derselben Indikation.

Die Wahl der geeigneten Therapie hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z. B. den individuellen Symptomen, dem Krankheitsstadium, Begleiterkrankungen und den persönlichen Präferenzen des Patienten.

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Weitere Therapieansätze

Neben der medikamentösen Therapie und den nicht-oralen Folgetherapien gibt es noch weitere Therapieansätze, die zur Behandlung der Parkinson-Erkrankung eingesetzt werden können:

  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Beweglichkeit, Kraft und Koordination zu verbessern und Stürzen vorzubeugen.
  • Ergotherapie: Ergotherapie unterstützt die Patienten dabei, ihre Alltagsaktivitäten selbstständig auszuführen und ihre Lebensqualität zu erhalten.
  • Logopädie: Logopädie kann bei Sprach- und Schluckstörungen helfen.
  • Psychotherapie: Psychotherapie kann bei der Bewältigung von Depressionen, Angstzuständen und anderen psychischen Problemen helfen, die im Zusammenhang mit der Parkinson-Erkrankung auftreten können.
  • Künstlerische Therapien: Kunst-, Mal- oder Tanztherapien können ebenfalls in Erwägung gezogen werden, um das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.
  • Alternative Therapien: Einige Patienten berichten von positiven Erfahrungen mit alternativen Therapien wie Akupunktur, Magnetstimulation oder Massage.

Pflege und Unterstützung im fortgeschrittenen Stadium

Im fortgeschrittenen Stadium der Parkinson-Erkrankung kann die Selbstständigkeit der Betroffenen zunehmend eingeschränkt sein, sodass sie auf Unterstützung und Pflege angewiesen sind. Die Pflegeplanung sollte darauf abzielen, die Selbstständigkeit des Patienten so lange wie möglich aufrechtzuerhalten und seine Lebensqualität zu verbessern.

Wichtige Aspekte der Pflege sind:

  • Unterstützung bei der Körperpflege und Ernährung: Hilfe beim Anziehen, Waschen, Essen und Trinken
  • Sicherstellung der Mobilität: Unterstützung beim Gehen, Aufstehen und Hinsetzen, Anpassung des Wohnraums zur Sturzprophylaxe
  • Medikamentenmanagement: Überwachung der Medikamenteneinnahme und rechtzeitige Bestellung von Rezepten
  • Psychosoziale Unterstützung: Gespräche, soziale Kontakte, Teilnahme an Aktivitäten
  • Entlastung der Angehörigen: Unterstützung durch professionelle Pflegekräfte, Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen

Es ist wichtig, dass die pflegenden Angehörigen frühzeitig ein unterstützendes Netzwerk aufbauen und professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, um die Belastung zu reduzieren und die bestmögliche Versorgung des Patienten sicherzustellen.

Eine Patientenverfügung kann sicherstellen, dass die medizinischen Wünsche des Patienten auch in unerwarteten Situationen respektiert werden. Dieses Dokument entlastet zudem die Angehörigen von schwierigen Entscheidungen und schützt vor unerwünschter Über- oder Unterbehandlung.

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Definition des fortgeschrittenen Parkinson-Syndroms

Obwohl weltweit mehrere wissenschaftliche Expertengruppen an Kriterien zur Definition des fortgeschrittenen Parkinson-Syndroms arbeiten, konnte bisher keine einheitliche Akzeptanz der Bewertungskriterien erzielt werden. Allerdings besteht ein relativer Konsens über bestimmte „robuste“ Bewertungskriterien wie zum Beispiel Grad der motorischen Fluktuation, Häufigkeit der Levodopa-Einnahmen am Tag oder dem Vorhandensein von speziellen nichtmotorischen Symptomen.

MANAGE PD

Das Konzept von MANAGE PD (Making Informed Decisions to Aid Timely Management of Parkinson’s Disease) wurde entwickelt, um Ärzte im Therapiemanagement zu unterstützen und eine frühzeitige und adäquate Behandlung von Parkinson-Patienten auf einer einheitlichen Bewertungsbasis sicherzustellen. MANAGE PD kann auch für Hausärzte und Geriater geeignet sein, um Patienten im fortgeschrittenen Stadium zu identifizieren, die von einer intensivierten Therapie profitieren können.

MAF/D-Konzept

Das MAF/D-Konzept basiert auf einem pragmatischen Algorithmus für die Optimierung der oralen/transdermalen Medikation bei Fluktuationen und Dyskinesien. Von MAF (medikamentös ausbehandelten Wirkfluktuationen) spricht man, wenn trotz optimaler Anpassung der oralen oder transdermalen Medikation keine ausreichende Symptomkontrolle motorischer Komplikationen zu erzielen ist.

CDEPA-Konzept

Dieses Konzept wurde im Rahmen einer Delphi-Studie in Spanien entwickelt, um mittels einfacher Screening-Fragen ebenfalls Patienten im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung frühzeitig detektieren zu können. Dabei wurde zwischen definitiven, wahrscheinlichen und möglichen diagnostischen Kriterien unterschieden.

Fazit

Die fortgeschrittene Parkinson-Erkrankung stellt eine große Herausforderung für die Betroffenen und ihre Angehörigen dar. Durch ein umfassendes Verständnis der Symptome und der vielfältigen Behandlungsmöglichkeiten können jedoch die Lebensqualität verbessert und die Selbstständigkeit so lange wie möglich erhalten werden. Wichtig ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Patienten, Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften, um eine individuelle und bedarfsgerechte Behandlung sicherzustellen.

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