Frieren bei Parkinson: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Morbus Parkinson, auch bekannt als die Parkinson-Krankheit oder Schüttellähmung, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die das Leben vieler Menschen weltweit beeinträchtigt. Benannt nach dem englischen Arzt James Parkinson, der die Krankheit 1817 erstmals beschrieb, ist sie nach Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Parkinson ist gekennzeichnet durch das Absterben von Nervenzellen, insbesondere in der Substantia nigra des Gehirns. Diese Zellen produzieren den Botenstoff Dopamin, der für die Regulierung der Körperbewegungen unerlässlich ist.

Ursachen von Parkinson

Die Hauptursache für Parkinson ist der zunehmende Untergang dopaminerger Nervenzellen in der Substantia nigra. In etwa 75 % der Fälle ist die Ursache idiopathisch, d.h. es gibt keinen klaren Auslöser. Man spricht dann vom primären Parkinson-Syndrom. Es gibt aber auch genetische Formen und das sekundäre Parkinson-Syndrom, das durch Medikamente oder Vergiftungen ausgelöst werden kann. Das "atypische Parkinson-Syndrom" kann durch das Zusammenspiel verschiedener anderer neurologischer Erkrankungen entstehen.

Geschlechterunterschiede bei Parkinson

Geschlechterunterschiede sind bei Parkinson nicht zu übersehen. Männer erkranken etwa doppelt so häufig wie Frauen, aber bei Frauen schreitet die Neurodegeneration schneller bis zum Endstadium voran. Frauen zeigen andere motorische und nicht-motorische (Initial-)Befunde als Männer, und ihre Beschwerden manifestieren sich insgesamt später, was zu einer verzögerten Diagnose führen kann.

Risikofaktoren wirken sich ebenfalls unterschiedlich aus: Hohe Harnsäurekonzentrationen im Blutserum scheinen bei Frauen die Parkinsongefahr zu erhöhen, bei Männern dagegen niedrige Werte. Cholesterinlevel über 180 mg/dl wirken sich bei Männern protektiv aus, nicht aber bei Frauen. Zu wenig Bewegung schadet Frauen.

Auch in der Therapie gibt es Unterschiede. So scheint männliches Geschlecht vor den häufig unter einer Langzeittherapie mit L-Dopa auftretenden Dyskinesien eher zu schützen. Ebenso wirkt bei ihm die tiefe Hirnstimulation günstiger auf eine Kamptokormie, die unwillkürliche Beugung des Rumpfes nach vorne. Frauen berichten unter der Behandlung eine größere Verbesserung der Lebensqualität. Neuroleptika, die vor allem bei Parkinsondemenz zum Einsatz kommen, werden vermehrt Männern verschrieben, vermutlich, weil sie im Krankheitsverlauf eher aggressive Verhaltensweisen entwickeln. Frauen nehmen seltener an multimodalen Programmen mit Physio-, Ergo- und logopädischer Therapie teil und erfahren im Alltag seltener Unterstützung, was ihre Lebensqualität im körperlich-funktionellen und im sozial-emotionalen Bereich beeinträchtigen kann.

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Sexualhormone scheinen ebenfalls eine Rolle zu spielen, da Estradiol im Gehirn die Synthese und Freisetzung von Dopamin steigert und Östrogene antientzündlich wirken könnten.

Symptome von Parkinson

Die Symptome von Parkinson lassen sich in motorische und nicht-motorische Symptome unterteilen.

Motorische Symptome

Die motorischen Symptome sind die Hauptmerkmale der Parkinson-Erkrankung. Ohne diese vier Kardinalsymptome wird die Diagnose "Morbus Parkinson" nicht gestellt. Zu den wichtigsten motorischen Symptomen gehören:

  • Tremor (Zittern): Oft das bekannteste Symptom, tritt meist im Ruhezustand auf und betrifft häufig zuerst die Hände (Pillendreher-Phänomen).
  • Rigor (Muskelsteifheit): Erhöhte Muskelspannung, die zu Steifheit und Bewegungseinschränkungen führt. Das Zahnradphänomen ist ein typisches Anzeichen.
  • Bradykinese (Bewegungsverlangsamung): Verlangsamung der Bewegungen, die alltägliche Aufgaben erschweren kann.
  • Posturale Instabilität (Gleichgewichtsstörung): Gleichgewichtsstörungen, die zu Sturzneigung führen können.

Weitere motorische Symptome sind:

  • Gangstörungen: Schlurfender oder trippelnder Gang, Freezing (plötzliches "Einfrieren" der Bewegung).
  • Kamptokormie: Beugung des Rumpfes nach vorne.
  • Hypomimie: Verminderte Mimik, führt zum "Maskengesicht".
  • Dysarthrie: Sprechstörung.
  • Dysphagie: Schluckstörung.

Nicht-motorische Symptome

Nicht-motorische Symptome treten häufig schon vor den motorischen Symptomen auf und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Zu den häufigsten nicht-motorischen Symptomen gehören:

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  • Schlafstörungen: REM-Schlaf-Verhaltensstörung (Ausleben von Träumen im Schlaf), Ein- und Durchschlafstörungen, Tagesmüdigkeit.
  • Geruchsstörungen: Verminderter oder fehlender Geruchssinn (Hyposmie/Anosmie).
  • Verdauungsprobleme: Verstopfung.
  • Depressionen und Angstzustände.
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Leichte kognitive Beeinträchtigungen, Störungen der Exekutivfunktionen, Demenz (im späteren Verlauf).
  • Schmerzen.
  • Fatigue (Erschöpfung).
  • ** vegetative Funktionsstörungen:** übermäßiges Schwitzen, Störungen der Wärmeregulation.

Freezing of Gait (FOG)

Freezing of Gait (FOG) ist ein häufiges und belastendes Symptom bei Parkinson, das durch plötzliche, vorübergehende Gangblockaden gekennzeichnet ist. Betroffene beschreiben es oft als "Festkleben am Boden" oder "Einfrieren" mitten in der Bewegung. FOG kann in verschiedenen Situationen auftreten, z. B. beim Wenden, beim Losgehen, in engen Räumen oder nach längerem Sitzen oder Stehen. Es erhöht das Sturzrisiko und beeinträchtigt die Selbstständigkeit und Lebensqualität erheblich.

Diagnose von Parkinson

Die Diagnose von Parkinson basiert in der Regel auf einer Kombination aus:

  • Anamnese und neurologischer Untersuchung: Erhebung der Krankengeschichte und Beurteilung der motorischen und nicht-motorischen Symptome.
  • Bildgebende Verfahren: MRT oder CT des Gehirns, um andere Ursachen auszuschließen.
  • Medikamentöser Test: Überprüfung, ob sich die Symptome nach Einnahme von Parkinson-Medikamenten (z. B. L-Dopa) verbessern.
  • DAT-Scan: Bildliche Darstellung der Dopamin-Transporter im Gehirn, um Störungen des Dopamin-Stoffwechsels zu erkennen.

Behandlung von Parkinson

Die Behandlung von Parkinson zielt darauf ab, die Symptome zu kontrollieren und die Lebensqualität zu verbessern. Es gibt keine Heilung für Parkinson, aber verschiedene Therapieansätze können helfen:

  • Medikamentöse Therapie:
    • L-Dopa (Levodopa): Wird im Gehirn in Dopamin umgewandelt und gleicht den Dopaminmangel aus.
    • Dopaminagonisten: Imitieren die Wirkung von Dopamin im Gehirn.
    • MAO-B-Hemmer: Verhindern den Abbau von Dopamin im Gehirn.
    • COMT-Hemmer: Verlängern die Wirkung von L-Dopa.
    • Amantadin: Kann bei Dyskinesien und Freezing helfen.
  • Tiefe Hirnstimulation (THS): Ein chirurgischer Eingriff, bei dem Elektroden in bestimmte Hirnbereiche implantiert werden, um die Hirnaktivität zu regulieren.
  • Physiotherapie: Hilft, die Beweglichkeit, Kraft und Koordination zu verbessern.
  • Ergotherapie: Hilft, alltägliche Aufgaben zu erleichtern und die Selbstständigkeit zu erhalten.
  • Logopädie: Hilft bei Sprach- und Schluckstörungen.
  • Weitere Therapien:
    • Bewegung und Sport: Regelmäßige Bewegung, insbesondere Schwimmen, Joggen und Radfahren, kann die Symptome lindern.
    • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig für die allgemeine Gesundheit und kann die Wirkung der Medikamente unterstützen.
    • Psychologische Betreuung: Kann bei Depressionen, Angstzuständen und anderen psychischen Problemen helfen.

Hilfsmittel für den Alltag

Es gibt eine Vielzahl von Hilfsmitteln, die den Alltag von Parkinson-Patienten erleichtern können:

  • Gehstöcke und Rollatoren mit Laser: Können helfen, Freezing zu überwinden.
  • Orthesen: Können die Haltung verbessern, das Handgelenk stabilisieren oder die Hand in einer bequemen Position lagern.
  • Fußheberorthesen und Einlagen: Unterstützen die natürliche Bewegung des Fußes beim Gehen.
  • Rollstühle und Scooter: Für Patienten, die nicht mehr selbstständig gehen können.
  • Inkontinenzhilfsmittel.
  • Sprachcomputer.
  • Bewegungstrainer und Lagerungskissen.

Tipps für den Winter

Parkinson-Patienten haben oft ein gestörtes Temperaturempfinden und reagieren empfindlicher auf Kälte. Daher ist es wichtig, im Winter besonders auf folgende Punkte zu achten:

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  • Warme Kleidung: Tragen Sie mehrere Schichten Kleidung (Zwiebelschalenprinzip) aus natürlichen Materialien wie Baumwolle oder Wolle.
  • Bewegung: Gehen Sie täglich an die frische Luft, auch wenn es kalt ist.
  • Heiße Getränke und Suppen: Wärmen Sie sich von innen mit Tee oder Suppe.
  • Durchblutung anregen: Wechselduschen, Saunabesuche oder Trockenbürstenmassagen können die Durchblutung fördern.
  • Hautschutz: Verwenden Sie eine fetthaltige Kälteschutzcreme für das Gesicht.
  • Vitamin D: Achten Sie auf eine Vitamin-D-reiche Ernährung oder nehmen Sie Vitamin D als Nahrungsergänzungsmittel ein.
  • Lichttherapie: Bei Winterdepressionen kann eine Lichttherapie mit Tageslichtlampen helfen.

Verlauf und Prognose

Parkinson verläuft bei jedem Menschen anders. Die Symptome und der Verlauf der Erkrankung können sich von Mensch zu Mensch unterscheiden. In der Regel verstärken sich die Symptome und Beschwerden mit der Zeit. Parkinson verläuft in der Regel nicht in Schüben, sondern konstant. Die Lebenserwartung von Menschen mit Parkinson ist in der Regel nicht geringer als die von gesunden Menschen.

Es ist wichtig zu beachten, dass eine frühzeitige Diagnose und Behandlung die Lebensqualität von Parkinson-Patienten erheblich verbessern können. Eine individuelle Therapie, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Symptome des Patienten zugeschnitten ist, ist entscheidend für ein bestmögliches Ergebnis.

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