Frieren nach Schlaganfall: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Frieren ist ein weit verbreitetes Gefühl, das jeder Mensch kennt. Es beschreibt den subjektiven Eindruck von fehlender Wärme, sei es im Körperinneren oder an der Körperoberfläche. Doch während Frieren in vielen Fällen harmlose Ursachen hat, kann es nach einem Schlaganfall ein komplexeres Problem darstellen, das verschiedene Ursachen haben kann.

Wie entsteht das Kältegefühl?

Das Gehirn spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung des Kältegefühls. Sobald die Temperatur des Blutes absinkt, registriert das Gehirn die Abweichung vom Sollwert. Gleichzeitig erhält es von den Kälterezeptoren in der Haut Informationen über eine drohende Abkühlung durch Kälte von außen. Der Körper reagiert darauf mit verschiedenen Mechanismen, um den Wärmeverlust zu minimieren:

  • Verengung der Blutgefäße in der Haut: Arme und Beine werden weniger durchblutet, um möglichst wenig Wärme in der Körperperipherie zu verlieren.
  • Gänsehaut: Die feinen Körperhaare stellen sich auf, um ein isolierendes Luftpolster zu bilden.
  • Muskelzittern: Unwillkürliches Muskelzittern erzeugt Wärme.

Die Neigung zum Frieren ist individuell verschieden. Frauen frieren schneller als Männer, schlanke Menschen schneller als dickere und ältere Menschen schneller als jüngere. Auch Babys kühlen besonders schnell aus.

Ursachen für Frieren nach einem Schlaganfall

Nach einem Schlaganfall kann das Frieren verschiedene Ursachen haben. Einige der häufigsten Ursachen sind:

  1. Störung der Thermoregulation: Der Schlaganfall kann das Thermoregulationszentrum im Gehirn schädigen, was zu einer Störung der Temperaturregulation führt. Dies kann dazu führen, dass Betroffene schneller frieren oder Schwierigkeiten haben, ihre Körpertemperatur anzupassen.
  2. Eingeschränkte Durchblutung: Ein Schlaganfall kann die Durchblutung beeinträchtigen, was zu einer verminderten Wärmeversorgung der Extremitäten führen kann. Dies kann dazu führen, dass sich Hände und Füße kalt anfühlen und ein allgemeines Kältegefühl entsteht.
  3. Neuropathische Schmerzen: Nervenschädigungen durch den Schlaganfall können zu neuropathischen Schmerzen führen, die sich als Kältegefühl oder Brennen äußern können.
  4. Erhöhte Kälteempfindlichkeit: Einige Schlaganfallpatienten entwickeln eine erhöhte Kälteempfindlichkeit, die dazu führt, dass sie bereits bei geringfügigen Temperaturänderungen frieren.
  5. Medikamente: Einige Medikamente, die nach einem Schlaganfall eingenommen werden, können als Nebenwirkung Frieren verursachen.
  6. Weitere Faktoren:
    • Untergewicht und Unterernährung: Mangelnde Kalorienzufuhr kann die Wärmeproduktion des Körpers reduzieren.
    • Hormonelle Störungen: Erkrankungen der Schilddrüse oder andere hormonelle Ungleichgewichte können die Körpertemperaturregulation beeinträchtigen.
    • Psychische Faktoren: Stress, Übermüdung und Erschöpfung können das Kälteempfinden verstärken.

Symptome im Zusammenhang mit Frieren

Das Frieren nach einem Schlaganfall kann von verschiedenen Symptomen begleitet sein, die auf die zugrunde liegende Ursache hinweisen können:

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  • Plötzliches Frösteln oder Frieren mit Abgeschlagenheit: Dies kann auf eine Infektion oder eine andere Erkrankung hinweisen.
  • Kalte, blasse Hände und Füße: Dies deutet auf eine Durchblutungsstörung hin.
  • Häufiges Kältegefühl in Händen und Füßen, evtl. Neigung zum Frösteln; oft anhaltende Müdigkeit, Antriebsschwäche; evtl. Gesteigerte Kälteempfindlichkeit mit anhaltender Müdigkeit; Rückgang der Schambehaarung; Verkleinerung von Brüsten: Diese Symptome können auf eine Schilddrüsenunterfunktion hindeuten.
  • Plötzliches Frieren, kalter Schweiß und auffallend graue, kühle Haut; Zittern, Unruhe, Angst: Dies sind Anzeichen eines Schocks.
  • Plötzliches Frieren und kalter Schweiß bei bekanntem Diabetes; Heißhunger, Herzklopfen, Zittern: Dies deutet auf eine Hypoglykämie (Unterzuckerung) hin.
  • Kältegefühl und Schmerzen in einem oder beiden Beinen bei längerem Gehen, evtl. auch im Liegen; blasse Haut und evtl. Taubheitsgefühl am betroffenen Bein: Diese Symptome können auf eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) hinweisen.
  • Plötzliches Kälte- und Spannungsgefühl in Wade oder ganzem Bein; Umfangsvermehrung des betroffenen Beins: Dies deutet auf eine tiefe Venenthrombose hin.

Diagnose

Um die Ursache für das Frieren nach einem Schlaganfall zu ermitteln, ist eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung erforderlich. Der Arzt wird Fragen zu den Begleitsymptomen, der Krankengeschichte und der Medikamenteneinnahme stellen. Außerdem können verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden, um mögliche Ursachen auszuschließen oder zu bestätigen:

  • Blutuntersuchungen: Zum Ausschluss von Infektionen, Schilddrüsenfunktionsstörungen, Diabetes und anderen Erkrankungen.
  • Durchblutungsmessungen: Zur Beurteilung der Durchblutung in den Extremitäten.
  • Neurologische Untersuchung: Zur Überprüfung der Nervenfunktion und zum Ausschluss von neuropathischen Schmerzen.
  • EKG: Zum Ausschluss von Herzrhythmusstörungen.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung des Frierens nach einem Schlaganfall richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Einige allgemeine Maßnahmen, die helfen können, das Kältegefühl zu lindern, sind:

  • Regelmäßige Bewegung: Bewegung regt die Durchblutung an und kann das Kälteempfinden reduzieren.
  • Ausgewogene Ernährung: Eine gesunde Ernährung mit ausreichend Kalorien und Nährstoffen ist wichtig für die Wärmeproduktion des Körpers.
  • Ausreichend Schlaf und Entspannung: Stress und Übermüdung können das Kälteempfinden verstärken.
  • Vermeidung von Alkohol und Nikotin: Alkohol erweitert die Blutgefäße kurzfristig, führt aber langfristig zu Wärmeverlust. Nikotin schädigt die Gefäße und kann die Durchblutung beeinträchtigen.
  • Warme Kleidung: Tragen Sie mehrere Schichten warmer Kleidung, um den Körper vor Kälte zu schützen. Besonders wichtig ist es, Kopf, Hände und Füße warm zu halten.
  • Heiße Getränke und Speisen: Warme Getränke und Suppen können den Körper von innen wärmen.
  • Kreislaufanregende Maßnahmen: Saunabesuche, Kneipp-Bäder oder Massagen können die Durchblutung fördern.

Zusätzlich zu diesen allgemeinen Maßnahmen können spezifische Behandlungen erforderlich sein, um die Ursache des Frierens zu behandeln:

  • Medikamente: Bei neuropathischen Schmerzen können Schmerzmittel oder Antidepressiva helfen. Bei Schilddrüsenfunktionsstörungen können Hormone eingesetzt werden.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Durchblutung zu verbessern und die Muskelkraft zu stärken.
  • Ergotherapie: Ergotherapie kann helfen, Strategien zu entwickeln, um mit den Einschränkungen durch den Schlaganfall umzugehen und den Alltag besser zu bewältigen.
  • Psychotherapie: Bei psychischen Problemen wie Depressionen oder Angstzuständen kann eine Psychotherapie hilfreich sein.

Weitere Erkrankungen, die durch Kälte ausgelöst oder verschlimmert werden

Kälte kann nicht nur Frieren verursachen, sondern auch eine Reihe von anderen Erkrankungen auslösen oder verschlimmern:

  • Raynaud-Syndrom: Eine Gefäßerkrankung, bei der sich die Blutgefäße der Finger und Zehen bei Kälte stark verengen.
  • Kälteurtikaria: Eine allergische Reaktion auf Kälte, die zu Juckreiz und Quaddeln führt.
  • Kälteagglutinin-Krankheit: Eine seltene Autoimmunerkrankung, bei der Antikörper die roten Blutkörperchen angreifen und zu Anämie führen.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Kälte kann den Blutdruck erhöhen und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen.
  • Atemwegserkrankungen: Kalte Luft kann die Atemwege reizen und zu Husten, Atemnot und Infektionen führen.

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