Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine durch Viren verursachte Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute. Die Erreger kommen in vielen Ländern Europas, in Russland und Asien vor. Das FSME-Virus vermehrt sich hauptsächlich in kleinen Nagetieren wie Mäusen. Über infizierte Zecken wird es dann auf den Menschen übertragen. FSME-Erkrankungen werden meistens im Frühjahr und im Sommer bis in den Herbst, vereinzelt auch im Winter, beobachtet.
Was ist FSME?
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Viruserkrankung, die das Nervensystem betrifft und durch das FSME-Virus (kurz für „Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus“) ausgelöst wird. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch den Stich infizierter Zecken.
Übertragung von FSME
Das FSME-Virus wird hauptsächlich durch Zeckenstiche übertragen. Die Viren akkumulieren in den Speichelzellen der Zecken und gelangen beim Stich in die Blutbahn des Menschen. Seltener erfolgt die Übertragung durch den Verzehr von nicht pasteurisierter Milch (Rohmilch) von infizierten Ziegen, Schafen oder Kühen.
Durch Zeckenstiche
Durch einen Zeckenstich können die Viren in die Blutbahn des Menschen gelangen. Nicht jeder Stich einer Zecke führt jedoch zu einer FSME-Infektion. Die Zecken sind ab einer Temperatur von etwa 5 °C aktiv und halten sich meist im Unterholz oder Gebüsch sowie in hohen Gräsern und losem Laub auf. Von dort werden die Zecken von einem Menschen oder Tier im Vorbeigehen unbemerkt abgestreift. Meist laufen Zecken noch eine Weile auf dem Körper oder der Kleidung herum, bis es zum Stich kommt. Die Nymphen und adulten Weibchen des Holzbocks sind in Bayern zu etwa 1 %, in Baden-Württemberg aber zu etwa 4 % mit FSME-Viren infiziert.
Über Nahrungsmittel
Sehr selten kann man sich auch durch nicht pasteurisierte Milch von Ziegen oder Schafen, in Ausnahmefällen auch von Kühen, anstecken.
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Krankheitszeichen einer FSME-Erkrankung
Krankheitszeichen einer FSME-Erkrankung treten typischerweise in zwei Phasen auf. Die Mehrheit der Infizierten (ca. 70 bis 95 %) bleibt jedoch beschwerdefrei oder die zweite Krankheitsphase bleibt aus. Nur ca. 30% der Patienten entwickeln überhaupt Symptome.
Erste Phase
Zunächst zeigen sich grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und allgemeines Krankheitsgefühl. Oft ist zu diesem Zeitpunkt der Zeckenstich vergessen und die Beschwerden werden als Erkältung fehlgedeutet. Für die meisten Betroffenen ist die Erkrankung hiermit überstanden. Dauer 3 - 7 Tagegrippeähnliche Symptome.
Zweite Phase
Bei einem Teil der Erkrankten kommt es nach einer symptomfreien Zeit von bis zu einer Woche zu einer Entzündung der Hirnhäute (Meningitis), des Gehirns (Enzephalitis) oder des Rückenmarks (Myelitis). Krankheitszeichen sind erneutes Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und Ausfälle des Nervensystems. Schwere Verläufe können z. B. mit Lähmungen an Armen und Beinen, Schluck- und Sprechstörungen, Atemlähmungen und starker Schläfrigkeit einhergehen. Als Folgeschäden können z. B. Kopfschmerzen, Schläfrigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Gleichgewichtsstörungen noch mehrere Monate anhalten. Eine folgenlose Heilung ist auch spät noch möglich. Es kann jedoch auch zu bleibenden Schäden kommen. Etwa 1 % der Erkrankten stirbt an der Erkrankung. Eintritt nach fieberfreien Intervall von ca. 1 - 2 Wochen nach der 1. PhaseInfektion des Nervensystems, hierbei unterscheidet man je nach Befall:Meningitis (Entzündung der Hirnhäute)starke KopfschmerzenSchwindelÜbelkeit und ErbrechenNackensteifeEnzephalo-Meningitis (Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute)s. Meningitis, dazuBewusstseinsstörungen (bis hin zum Koma)KrampfanfälleBewegungsstörungen, besonders der GesichtsmukulaturMeningitis-Enzephalo-Myelitis (Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute und des Rückenmarks)s.
Wann bricht die Krankheit aus und wie lange ist man ansteckend?
Falls die Krankheit ausbricht, geschieht dies gewöhnlich 1 bis 2 Wochen nach dem Zeckenstich, selten bis zu 4 Wochen danach. Die Erkrankten sind nicht ansteckend. Die Inkubationszeit beträgt 1-2 Wochen. Die Krankheit verläuft in Stadien.
Wer ist besonders gefährdet?
Besonders gefährdet sind Personen, die in Risikogebieten wohnen oder in Risikogebiete reisen. Häufige Aufenthalte in der freien Natur, beispielsweise im Gras oder bei niedrigen Büschen oder enger Kontakt mit Tieren, die sich im Freien aufhalten (z. B. Hunde), sind weitere Risikofaktoren für einen Zeckenstich. Menschen ab 40 Jahren haben ein höheres Risiko einer schweren FSME-Erkrankung. Vor allem Senioren sind anfälliger für Komplikationen.
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Was muss ich bei einer Erkrankung beachten?
Eine spezielle Behandlung gegen die FSME-Erkrankung gibt es nicht, daher werden ausschließlich die Beschwerden behandelt. Schwere Verläufe sollten im Krankenhaus behandelt werden, unter Umständen sogar intensivmedizinisch. Nach einer überstandenen FSME-Infektion sind Betroffene in der Regel immun, sie können sich also zunächst kein zweites Mal anstecken. Wer weiterhin einem FSME-Risiko ausgesetzt ist, sollte den Immunschutz dennoch nach 3 bis 5 Jahren durch eine Impfung auffrischen, da keine ausreichenden Erfahrungen vorliegen, wie lange dieser Immunschutz anhält.
Wie kann ich mich schützen?
Es gibt zwei Wege, um sich vor einer Infektion zu schützen: Impfung und Zeckenstiche vermeiden.
Impfung
Eine Impfung gegen FSME wird empfohlen für:
- Menschen, die in FSME-Risikogebieten wohnen und sich viel in der Natur aufhalten.
- Reisende in Gebiete mit einem besonderen FSME-Risiko im In- und Ausland, sofern ein Kontakt zu Zecken wahrscheinlich ist.
- Berufsgruppen wie beispielsweise Förster, Waldarbeiter oder Jäger in FSME-Risikogebieten.
Zum Aufbau des Impfschutzes sind 3 Impfungen erforderlich. Eine Auffrischimpfung sollte nach 3 Jahren erfolgen. Die nachfolgenden Auffrischungen sind dann alle 5 Jahre erforderlich. Je nach verwendetem Impfstoff sollte die Impfung ab dem Alter von 50 bzw. 60 Jahren alle 3 Jahre aufgefrischt werden. Ist eine Virusübertragung bereits erfolgt, kann eine nachträgliche Impfung die Infektion nicht mehr verhindern. Wichtig zu wissen: Zecken können verschiedene Erreger übertragen. Neben FSME ist dies zum Beispiel die Borreliose, eine Bakterieninfektion, gegen die es jedoch keine vorbeugende Impfung gibt.
Zeckenstiche vermeiden
Zecken sind ab einer Temperatur von etwa 5 °C aktiv. Sie halten sich meist im Unterholz oder Gebüsch sowie in hohen Gräsern und losem Laub auf. Von dort werden die Zecken von einem Menschen oder Tier im Vorbeigehen unbemerkt abgestreift. Meist laufen Zecken noch eine Weile auf dem Körper oder der Kleidung herum bis es zum Stich kommt.
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- Tragen Sie bei einer Wanderung durch Sträucher und hohes Gras, beim Joggen oder Beeren suchen geschlossene Schuhe, lange Hosen und lange Ärmel.
- Ziehen Sie die Strümpfe über die Hosenbeine.
- Wählen Sie möglichst helle Kleidung, damit Sie die winzigen Zecken leichter erkennen und entfernen können.
- Tragen Sie vor dem Aufenthalt in Wäldern oder Wiesen Zecken abweisende Mittel zum Schutz auf die Haut auf. Beachten Sie: Die Wirkung der Mittel ist zeitlich begrenzt und bietet keinen vollständigen Schutz.
- Berühren Sie keine wilden Tiere wie Igel, da diese häufig Zecken tragen.
- Suchen Sie trotz Vorbeugung im Anschluss an einen Aufenthalt in der Natur den Körper gründlich nach Zecken ab. Zecken bevorzugen möglichst geschützte Hautstellen. Suchen Sie deshalb besonders gründlich am Kopf und Haaransatz, hinter den Ohren, am Hals, unter den Achseln, in den Ellenbeugen, am Bauchnabel, in den Leisten, im Genitalbereich und in den Kniekehlen.
- Sollten Sie eine Zecke am Körper entdecken, entfernen Sie diese möglichst schnell. Am besten mit einer Pinzette oder mit einem speziellen Instrument zur Zeckenentfernung. Übergießen Sie die Tiere nicht mit Öl oder Klebstoff. Fassen Sie die Zecke möglichst nah der Haut im Kopfbereich und ziehen Sie diese vorsichtig heraus. Im Anschluss muss die kleine Wunde an der Stichstelle sorgfältig desinfiziert werden.
Wo kann ich mich informieren?
Das örtliche Gesundheitsamt steht Ihnen für weitere Beratungen zur Verfügung. Da FSME-Nachweise gemeldet werden müssen, liegen dort Informationen zur aktuellen Situation und Erfahrung im Umgang mit der Erkrankung vor. Weitere (Fach-) Informationen gibt es auch im Internet auf den Seiten des Robert Koch-Institutes (www.rki.de/fsme).
Aktuelle FSME-Risikogebiete in Deutschland
In Deutschland befinden sich Risikogebiete hauptsächlich in Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen, im südöstlichen Thüringen, Sachsen und südöstlichen Brandenburg. Darüber hinaus sind einzelne Kreise in weiteren Bundesländern betroffen. Eine Übersicht aktueller FSME- Risikogebiete in Deutschland finden Sie unter www.rki.de/fsme. Aktuell gelten 161 Landkreise (Stand: April 2019) als Risikogebiete.Auch in fast allen anderen Bundesländern wurden vereinzelt FSME-Infektionen gemeldet. Sie erfüllen bisher jedoch nicht die vom Robert-Koch-Institut angewendeten Kriterien für ein FSME-Risikogebiet (Einstufung als FSME-Risikogebiet, wenn mehr als eine Erkrankung pro 100.000 Einwohner pro Jahr in einem Kreis gemeldet wird). Einzig in Hamburg und Bremen sind bisher gar keine Fälle von FSME-Erkrankungen bekannt.
Diagnose von FSME
Die Diagnose einer FSME beruht auf dem Nachweis spezifischer IgG- und/oder IgM-Antikörper in Serum und/oder Liquor. In Zweifelsfällen kann die Virusisolierung aus dem Liquor versucht werden.
Therapie von FSME
Eine spezifische antivirale Therapie steht nicht zur Verfügung. Die Behandlung beschränkt sich daher wie bei vielen anderen viralen ZNS-Infektionen auf symptomatische Maßnahmen wie Bettruhe, Abschirmung, und bei Paresen eine begleitende krankengymnastische Therapie. Es werden die Symptome bekämpft und schmerzlindernde, beruhigende Mittel eingesetzt. Patienten der 2.
Prävention von FSME
Ein wichtiger Grundsatz der Prävention der FSME und auch der Borreliose ist, Zeckenstiche nach Möglichkeit zu vermeiden. Bei Wanderungen, die durch Strauchwerk oder hohes Gras führen (z. B. beim Beerensuchen), kann eine möglichst viel Körperoberfläche bedeckende Kleidung das Risiko eines Zeckenbefalls reduzieren (z. B. lange Hosen, langärmelige Hemden, festes Schuhwerk und in die Socken gesteckte Hosenbeine). Es gibt Repellents, die eine Wirksamkeit gegen Zecken aufweisen (z. B. Nach naturnahem Aufenthalt in Gebieten mit Zeckenvorkommen wird ein sorgfältiges Absuchen des Körpers nach Zecken empfohlen. Insbesondere bei Kindern können die Zecken am Haaransatz sitzen. Bei Zeckenbefall muss die Zecke umgehend entfernt werden. Dabei sollten möglichst alle Teile der Zecke entfernt werden, um eine Entzündung zu vermeiden. Hierzu greift man die Zecke mit einer Pinzette oder einem speziellen Zeckenentfernungsinstrument nahe der Hautoberfläche, also an ihrem Kopf (niemals am Körper!) und zieht sie langsam aus der Haut. Die Zecke sollte dabei auf keinen Fall vor dem Entfernen mit Öl oder Klebstoff beträufelt werden. Dies würde das Tier unnötig reizen und könnte dazu führen, dass es seinen Speichel und somit mögliche Infektionserreger abgibt. Nach Entfernung der Zecke ist eine sorgfältige Desinfektion der Wunde empfohlen. Für Haustiere bietet ein Zeckenhalsband einen zeitlich begrenzten Schutz. Auch andere Zeckenschutzmittel stehen für Haustiere zur Verfügung. Für die Grundimmunisierung sind drei Impfstoffdosen erforderlich. Eine Indikation für eine Impfung besteht für Personen, die sich in FSME-Risikogebieten aufhalten und gegenüber Zecken exponiert sind, sei es durch Freizeitaktivitäten oder durch die berufliche Exposition bei z. B. Um die Indikation einer FSME-Impfung für eine Auslandsreise zu klären, siehe STIKO-DTG-Reiseimpfempfehlungen. Falls ein Aufenthalt in einem FSME-Endemiegebiet vorgesehen ist und sich ein Expositionsrisiko abzeichnet, ergibt sich eine Impfindikation (siehe Impfempfehlungen der STIKO).
Meldepflicht
Für die FSME besteht gemäß § 7 IfSG Meldepflicht. Die Meldung erfolgt namentlich bei direktem oder indirektem Nachweis einer akuten Infektion an die zuständigen Gesundheitsämter durch das diagnostizierende Labor.FSME ist als Berufskrankheit Nr.
Zusammenfassung
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine ernstzunehmende Viruserkrankung, die durch Zeckenstiche übertragen wird. Die beste Vorbeugung ist die Impfung, besonders für Menschen, die in Risikogebieten leben oder reisen. Achten Sie zudem auf geeignete Kleidung und Zeckenschutzmittel, um Zeckenstiche zu vermeiden. Bei Verdacht auf eine FSME-Infektion sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
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