Parkinson ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die vor allem das motorische System betrifft. Typische Symptome wie Zittern, Muskelsteifheit und verlangsamte Bewegungen treten jedoch oft erst auf, wenn bereits ein erheblicher Teil der Nervenzellen im Gehirn abgestorben ist. Umso wichtiger ist es, Frühsymptome zu erkennen, die Jahre vor den klassischen Anzeichen auftreten können. Eine solche Frühwarnung kann eine Riechstörung sein.
Frühsymptome von Parkinson: Mehr als nur Zittern
Häufig treten Vorboten der Parkinson-Krankheit schon viele Jahre vor den typischen motorischen Symptomen auf, die die Diagnose ermöglichen. Zu diesen Frühsymptomen gehören unter anderem:
- Verstopfung
- Traumschlafstörungen (REM-Schlaf-Verhaltensstörung)
- Störungen der Geruchswahrnehmung
- Depressionen
Diese Symptome können bereits auf eine Schädigung der Nervenzellen hindeuten, die für Parkinson typisch ist. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese Frühsymptome viele Ursachen haben können und nicht spezifisch für Parkinson sind.
Riechstörungen: Ein frühes Warnsignal
Forschungsergebnisse bestätigen, dass bei rund 80 Prozent aller Parkinson-Patienten Riechstörungen bereits im frühen Stadium auftreten. Dies kann sich darin äußern, dass Betroffene bestimmte Gerüche nicht mehr richtig wahrnehmen oder Schwierigkeiten haben, verschiedene Gerüche zu unterscheiden. So können Parkinson-Patienten im Frühstadium beispielsweise den Duft von Oregano und Vanille nicht mehr richtig wahrnehmen.
Die Bedeutung des Geruchssinns
Der Geruchssinn spielt eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung von Geschmack. Die feinen Aromen werden nur über die Nase wahrgenommen, und wenn der Geruchssinn eingeschränkt ist, schmeckt das Essen fade. Erst das Zusammenspiel von Zunge und Nase erzeugt ein vollständiges Geschmackserlebnis.
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Die unsichtbaren Moleküle der Ausgangsstoffe gelangen über Mund und Nase an die Riechschleimhaut und lösen dort chemische Prozesse aus. Die Zunge erkennt die Geschmacksrichtungen salzig, süß, sauer, bitter und umami (würzig) mit Hilfe ihrer Geschmacksknospen. Die Nase hingegen kann mit Hilfe der Riechzellen Tausende von feinen Aromen unterscheiden.
Die Ursachen von Riechstörungen bei Parkinson
Die Parkinson-Krankheit betrifft bestimmte Nervenzellen im Gehirn, vor allem in der Substantia nigra im Hirnstamm. Dort kommt es zu einer Störung der Energiesysteme der Mitochondrien, zu oxidativem Stress und nachfolgend zu Ablagerungen von fehlgefalteten Proteinen (Alpha-Synuklein) in den Nervenzellen. Diese Veränderungen können auch die Riechbahnen betreffen und zu Riechstörungen führen.
Aus Studien mit bildgebender Diagnostik gibt es Hinweise darauf, dass die für die Parkinson-Erkrankung typische Veränderung des Proteins Alpha-Synuklein sich hauptsächlich über zwei Wege im Körper ausbreitet:
- Body-first-Typ: Die Krankheit beginnt im Darm und breitet sich von dort über Nervenzellen und Nervenbahnen ins Gehirn aus. In diesem Fall kommt es zunächst zu Verstopfung und anschließend zu der Traumschlafstörung.
- Brain-first-Typ: Die pathologischen Auffälligkeiten entstehen in bestimmten Regionen des Gehirns und breiten sich von dort in andere Gehirnregionen und auch den Körper aus. In diesem Fall stehen Riechstörung oder Depression eher im Vordergrund.
Riechstörungen im Alter
Es ist wichtig zu beachten, dass im Alter der Geruchsverlust häufig vorkommt und nicht unbedingt auf Parkinson hindeuten muss. Ab etwa dem 65. Lebensjahr nimmt die Regenerationsfähigkeit der Riechzellen ab, und die Geschmackswahrnehmung bildet sich zurück. Viele ältere Menschen würzen daher manchmal ihr Essen zu stark oder essen gerne Süßspeisen.
Diagnose von Riechstörungen
Wenn Menschen eine Riechstörung bemerken, die nicht durch eine Erkältung oder Allergie erklärbar ist, sollten sie einen Arzt aufsuchen. Mithilfe verschiedener Tests, wie zum Beispiel Riechtests, kann der Arzt feststellen, ob eine Beeinträchtigung des Geruchssinns vorliegt und welche Ursache diese hat.
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Der UPSIT-Test
Ein häufig verwendeter Riechtest ist der UPSIT (University of Pennsylvania Smell Identification Test). Bei diesem Test müssen die Teilnehmer zwölf unterschiedliche Gerüche erkennen, wobei ihnen jeweils vier Antwortmöglichkeiten vorgegeben werden. Die Ergebnisse des Tests können Hinweise auf eine mögliche Parkinson-Erkrankung geben.
Therapieansätze bei Riechstörungen
Eine medikamentöse Therapie scheint die Riechstörung bei Parkinson nicht direkt zu beeinflussen. Da Riechzellen jedoch die Fähigkeit haben, sich zu regenerieren, kann ein Riechtraining helfen, den Geruchssinn zu stärken.
Riechtraining
Das Riechtraining basiert auf der Erkenntnis, dass der Geruchssinn nur auf Änderungen des Geruchs reagiert. Hierzu schnüffelt man mehrmals täglich ca. 10 Sekunden lang an verschiedenen Aromen, wie zum Beispiel Zimt, Rose, Gewürznelke und Eukalyptusöl. Dieses Training führt aber nur zu einer Stärkung des Geruchssinns, wenn die entsprechenden Stammzellen noch vorhanden sind, so dass sich die Sinneszellen neu anpassen und beginnen können, auch andere Gerüche wahrzunehmen.
Weitere Maßnahmen
Bei eingeschränktem Geruchs- und Geschmackssinn können schonende Methoden der Essenszubereitung und frische, duftende Zutaten das Geschmackserlebnis positiv beeinflussen. Es empfiehlt sich, Fleisch und Fisch im eigenen Sud zu kochen und diesen - ohne Zugabe industriell vorgefertigter Bindemittel - zu verwenden. Auch die Verwendung von frischen Kräutern und Gewürzen kann den Geschmack verbessern.
Die Bedeutung der Früherkennung
Auch wenn es derzeit noch keine spezielle Therapie gibt, die den Krankheitsverlauf von Parkinson aufhält, ist die Früherkennung der Erkrankung von großer Bedeutung. Das Verständnis über die Ausbreitung der Krankheit und der daraus resultierenden Subtypen kann zu einer früheren, akkurateren Diagnose führen. Es dient außerdem dazu, andere Faktoren genauer zu erforschen, die Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben können, wie die Beteiligung des Mikrobioms oder Einwirkungen des Immunsystems.
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Darüber hinaus kann eine frühe Diagnose den Betroffenen Mut machen und ihnen die Möglichkeit geben, ihr Leben aktiv zu gestalten und болезньbegleitende Therapien in Anspruch zu nehmen, die die Lebensqualität verbessern können.
Leben mit Parkinson: Was Sie tun können
Auch wenn Parkinson nicht heilbar ist, gibt es viele Möglichkeiten, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu erhalten. Dazu gehören:
- Medikamentöse Therapie: Medikamente können den Dopaminmangel im Gehirn ausgleichen und so die Bewegungsstörungen lindern.
- Tiefe Hirnstimulation (THS): Bei diesem Eingriff werden Elektroden ins Gehirn eingesetzt, die elektrische Impulse abgeben und so bestimmte Hirnregionen positiv beeinflussen können.
- Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie: Diese Therapien können helfen, die Beweglichkeit, Kraft und Koordination zu verbessern und Sprach- und Schluckbeschwerden zu lindern.
- Ernährung: Eine gesunde Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen kann das Wohlbefinden verbessern und die Symptome lindern.
- Bewegung und Sport: Regelmäßige körperliche Aktivität kann das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit hinauszögern.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann helfen, mit der Krankheit umzugehen und neue Kraft zu schöpfen.
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