Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), die Gehirn und Rückenmark betrifft. Sie ist durch vielfältige Symptome gekennzeichnet, die den Körper auf unterschiedliche Weise beeinträchtigen können. Da MS nahezu alle Bereiche des ZNS betreffen kann, gibt es keine typischen MS-Symptome im Anfangsstadium. Die Erkrankung tritt zumeist im jungen Erwachsenenalter auf, meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr, wobei Frauen etwas häufiger erkranken als Männer. In Deutschland sind schätzungsweise 220.000 bis 250.000 Menschen von MS betroffen.
Obwohl MS nach heutigem Wissen nicht heilbar ist, können die Symptome behandelt und der Krankheitsverlauf verlangsamt werden. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie sind entscheidend, um die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten und das Fortschreiten der Erkrankung zu minimieren.
Vielfältige Erstsymptome der MS
Die Erstsymptome der MS sind vielfältig und können sich bei jedem Patienten unterschiedlich äußern. Sie treten meist unerwartet und ohne Ankündigung auf. Genauso unvorhersehbar ist es, welche Symptome zu Beginn einer MS im Vordergrund stehen. Sie können sich als einzelnes Symptom (klinisch isoliertes Syndrom, KIS), aber auch in unterschiedlicher Kombination, Ausprägung und zeitlicher Abfolge zeigen.
Einige der häufigsten Frühsymptome sind:
- Motorische Störungen: Zu Beginn der MS-Erkrankung treten häufig motorische Störungen auf - wie Lähmungen und Unsicherheit beim Gehen oder beim Greifen. Im Verlauf sind die Lähmungserscheinungen häufig mit einem Steifigkeitsgefühl ("wie Blei an den Beinen") verbunden. Dies wird Spastik genannt. Spastische Lähmungserscheinungen betreffen vor allem die Beine.
- Sehstörungen: Bei ca. 30% der Patienten kommt es als erstes Anzeichen auch zu Sehstörungen. Hierbei entsteht entweder im Zentrum des Blickfeldes eines Auges ein Sehausfall, oder der Betroffene sieht nur getrübt, wie durch eine Milchglasscheibe. Gelegentlich werden auch Doppelbilder gesehen. Eine Sehnervenentzündung verursacht verschwommenes Sehen, eingeschränktes Farbensehen, das Sehen von Doppelbildern oder Schmerzen bei Augenbewegungen.
- Gefühlsstörungen der Haut: Daneben kommen oft Gefühlsstörungen der Haut ("Sensibilitäts-Störungen") vor, meist in Form von Kribbeln, (schmerzhaften) Missempfindungen oder einem Taubheitsgefühl. Erste MS-Symptome im Anfangsstadium sind oft Gefühlsstörungen: Bestimmte Bereiche des Arms, Beins oder des Rumpfs empfinden Sie dann wie taub oder spüren ein ungewohntes Kribbeln. Auch Gefühlsstörungen mit Missempfindungen auf der Haut treten häufig als frühes Symptom auf. Diese beschränken sich meist auf eine Körperhälfte und führen dazu, dass sich beispielsweise Hände und Füße plötzlich taub oder kribbelig anfühlen.
- Weitere Beschwerden: Außerdem können unterschiedlichste Beschwerden wie Doppelbilder, Blasenstörungen und "verwaschenes" Sprechen auftreten. Blasenstörungen können sich als häufiger, nicht gut kontrollierbarer Harndrang (imperativer Harndrang), einer Blasenentleerungs-Störung bis hin zur Inkontinenz oder als kombinierte Schädigung zeigen. Auch Gleichgewichtsprobleme und Schwindel können auftreten, wenn bestimmte Gehirnbereiche betroffen sind, die die Koordination und den kontrollierten Bewegungsablauf steuern. Durch eine Änderung der Position, beispielsweise vom Liegen zum Stehen, kann ein schwummeriges Gefühl ausgelöst werden. Auch ein unsicherer Gang und die Neigung in eine Richtung können auftreten. Einige Betroffene klagen über Krämpfe in den Händen. Ein Arzt oder eine Ärztin wird herausfinden, ob z. B. eine MS-bedingte Spastik dafür verantwortlich ist. Die Beschwerden können aber auch eine andere Ursache haben, u. a.
Unsichtbare Symptome der MS
Daneben können Beschwerden eine wichtige Rolle spielen, die oft nicht gut fassbar und sichtbar sind. Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung mit vielen verschiedenen Symptomen, die den Körper auf unterschiedliche Weise beeinträchtigen. Diese sind oftmals für das bloße Auge unsichtbar und verstärken dadurch das Stigma und die emotionale Last dieser Erkrankung für die Betroffenen. In Einklang mit dem diesjährigen Motto „MS - vieles ist unsichtbar“ (#MyInvisibleMS) des Welt-MS-Tags wollen wir die verborgenen Symptome der Erkrankung näher beleuchten, mit denen die Betroffenen tagtäglich konfrontiert sind.
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- Schmerzen: Schmerzen bei einer MS können durch die neurologische Erkrankung an sich oder durch Folgeschäden (wie Fehlhaltungen) entstehen. Wichtig ist, den Grund für die Beschwerden zu finden.
- Fatigue: Ausgeprägte Erschöpfung, anhaltende Müdigkeit und Antriebsschwäche werden als Fatigue bezeichnet. Fatigue ist ein sehr häufiges MS-Symptom und kann verschiedene Ursachen haben. Andere Symptome wie Schlafstörungen, Bewegungseinschränkungen oder Infektionen können ebenfalls die körperliche Leistungsfähigkeit einschränken. Ermüdung (Fatigue)1: Sich müde und erschöpft fühlen ist eines der häufigsten und beschwerlichsten Symptome von MS.
- Kognitive Einschränkungen: Eine Multiple Sklerose kann auch die kognitiven Fähigkeiten einschränken - und dazu gehört auch das Gedächtnis. Dass das Gedächtnis nachlässt, kann sogar recht früh im Verlauf der Erkrankung auftreten. Etwa 40-80 Prozent der Menschen mit MS haben Einschränkungen in diesem Bereich. Grund ist auch hier, dass Hirnareale entzündet sind, in denen das Gedächtnis seinen Platz im Gehirn hat.
- Sexuelle Dysfunktion: Störung der Sexualfunktion (sexuelle Dysfunktion)2: Bei vielen MS-Erkrankten liegt eine gestörte Sexualfunktion vor, worüber oftmals nicht gesprochen wird, da es sich hierbei um ein sehr privates Thema handelt.
- Störung der Ausscheidungsfunktion: Störung der Ausscheidungsfunktion3,4: Liegt bei Erkrankten eine derartige Beeinträchtigung vor, kann es zu peinlichen Situationen durch Inkontinenz kommen. Dies kann wiederum dazu führen, dass die Betroffenen bestimmte Aktivitäten unterlassen aus Angst, es nicht rechtzeitig auf die Toilette zu schaffen.
Diagnose der Multiplen Sklerose
Die MS gehört zu den Erkrankungen aus der Neurologie, deren Diagnose eine sogenannte „Ausschlussdiagnose“ ist: Typische MS-Symptome müssen zusammenkommen und eine andere Ursache als eine MS muss ausgeschlossen werden. Nur zwei Beispiele: Diabetes kann die Nerven so schädigen, dass sich Empfindungsstörungen vor allem an den Beinen und Füßen zeigen. Schäden an der Wirbelsäule können Nerven reizen oder abklemmen, was auch zu Lähmungserscheinungen oder Störung der Empfindung führen kann. Deshalb ist die Diagnose „MS“ eine Ausschlussdiagnose, d.h. Bevor die MS-Diagnose eindeutig gestellt werden kann, wird Ihr Arzt zunächst mit Ihnen gemeinsam zahlreiche andere Erkrankungen, die als Ursache für die genannten Symptome infrage kommen, ausschließen.
Zur Absicherung der Diagnose erfasst Ihr Arzt zunächst Ihre Krankengeschichte und führt bei Ihnen eine körperliche Untersuchung durch. Ist ein Patient oder eine Patientin schließlich bei einem Neurologen beziehungsweise einer Neurologin, wird zunächst eine Anamnese durchgeführt. Es werden die Beschwerden und familiären Hintergründe aufgelistet, dann folgt eine körperliche und neurologische Untersuchung. Hier geht es darum, die Funktionstüchtigkeit des Nervensystems zu untersuchen und Einschränkungen zu finden.Dazu werden zum Beispiel die Hirnnerven im Gesicht, Motorik, Muskelreflexe, Gefühlswahrnehmung und Koordination getestet sowie das Gedächtnis, die Sprache und Orientierung geprüft.
Weitere wichtige Untersuchungen zur Bestätigung einer MS-Diagnose sind die Untersuchung des Nervenwassers mittels einer Lumbalpunktion sowie Messungen von Sehnerven (VEP) und Nervenbahnen (SEP).
MS-Diagnose als Ausschlussdiagnose
Die MS ist eine sogenannte Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass verschiedene Untersuchungen gemacht werden. Entscheidend ist, dass sich Entzündungsherde an mehreren Stellen im Gehirn oder Rückenmark nachweisen lassen. Dafür wird eine Magnetresonanz-Tomographie (MRT) des Kopfes durchgeführt. Dabei handelt es sich um Arzneimittel, die den Kontrast zwischen Blutgefäßen und Gewebe verstärken. Sie können gesunde Blutgefäße nicht verlassen und gelangen normalerweise nicht ins Gewebe. An aktiven Entzündungsstellen werden Blutgefäße aber durchlässig, damit Abwehrzellen die Entzündung bekämpfen können. An diesen Stellen kann Kontrastmittel ins Gewebe gelangen und auf den MRT-Bildern dort gesehen werden.
Die Bedeutung der Früherkennung
Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der MS sind entscheidend, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten. Obwohl MS nicht heilbar ist, gibt es eine Vielzahl von Medikamenten und Therapien, die helfen können, die Symptome zu lindern und die Schübe zu reduzieren.
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Leben mit Multipler Sklerose
Die Diagnose MS kann für die Betroffenen und ihre Angehörigen eine große Herausforderung darstellen. Es ist wichtig, sich über die Erkrankung zu informieren, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Mit der richtigen Unterstützung und Behandlung können Menschen mit MS ein aktives und erfülltes Leben führen.
Unterstützung und Ressourcen
Es gibt zahlreiche Organisationen und Selbsthilfegruppen, die Menschen mit MS und ihre Familien unterstützen. Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) ist eine wichtige Anlaufstelle für Informationen, Beratung und Unterstützung. Auch die Bosenberg Kliniken sind ein „Anerkanntes MS-Rehabilitationszentrum“ nach den Kriterien der DMSG.
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