Die Parkinson-Krankheit, auch Morbus Parkinson genannt, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem ältere Menschen betrifft. Sie ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Deutschland. Die Erkrankung betrifft bestimmte Nervenzellen im Gehirn, insbesondere in der Substantia nigra im Hirnstamm. Dort kommt es zur Störung der Energiesysteme der Mitochondrien, zu oxidativem Stress und nachfolgend zu Ablagerungen von fehlgefalteten Proteinen (alpha-Synuklein) in den Nervenzellen. Die Folge: Die Nervenzellen verlieren zunehmend ihre Funktion und sterben ab. Dadurch fehlt es auch immer mehr an Botenstoffen wie Dopamin. Dopamin spielt eine wichtige Rolle für die Bewegung. Parkinson beginnt oft schleichend und unscheinbar, was die Früherkennung erschwert. Die Parkinson-Krankheit bleibt häufig über Jahrzehnte unbemerkt, während im Gehirn immer mehr Zellen untergehen. Die ersten Krankheitszeichen weisen nicht immer eindeutig auf Parkinson hin. Bis zur Diagnose Parkinson können daher oft Jahre vergehen.
Was ist Parkinson?
Morbus Parkinson ist eine chronische, also dauerhafte und fortschreitende Erkrankung der Nervenzellen in dem Teil des Gehirns, der für die Kontrolle der Bewegungen zuständig ist. Die dort betroffenen Nervenzellen produzieren den Botenstoff Dopamin. Dopamin ist für die Übermittlung von Signalen für die Bewegungskontrolle zuständig. Sterben die Nervenzellen ab, sinkt der Dopamin-Spiegel. In ihrem Verlauf kann die Erkrankung daher Auswirkungen auf die Koordination und die Bewegungsfähigkeit der Betroffenen haben. Parkinson ist nicht heilbar, aber gut behandelbar. Dank wirksamer Therapien können die Beschwerden jedoch gut behandelt und damit gelindert werden.
Schätzungsweise 220.000 Menschen in Deutschland leben mit der Diagnose Parkinson. Da die Erkrankung über viele Jahre unentdeckt bleiben kann, lässt sich - insbesondere, wenn die Symptome nur leicht ausgeprägt sind - nicht genau sagen, wie viele Menschen tatsächlich betroffen sind. Meist wird Parkinson zwischen dem 50. und dem 60. Lebensjahr diagnostiziert. Etwa zehn Prozent der Betroffenen sind jedoch jünger als 40 Jahre. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen.
Welche konkrete Ursache der Abbau der Nervenzellen im Gehirn hat, ist bis heute ungeklärt. Hinweise deuten darauf, dass das Zusammenspiel mehrerer Faktoren das Auftreten der Erkrankung begünstigen kann, wie Alter, genetische Ursachen, Giftstoffe und Kopfverletzungen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genaue Ursache für das Absterben der Nervenzellen ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren eine Rolle spielt:
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- Genetische Veranlagung: Nur etwa 5 bis 10 Prozent der Parkinson-Fälle sind auf vererbbare Genmutationen zurückzuführen. Ob polygenetische Varianten das allgemeine Risiko erhöhen können, ist Gegenstand der Forschung.
- Umweltfaktoren: Pestizide, Schwermetalle, Lösungsmittel und Feinstaub können giftig auf Nervenzellen wirken. Seit dem Frühjahr 2024 ist Parkinson für Pestizid-Einsetzende Personen in Deutschland auch als Berufserkrankung anerkannt. Besonders gefährdet sind Landwirte, Winzer und andere Anwender.
- Darm-Mikrobiom: Es wird angenommen, dass bei einem Teil der Betroffenen zuerst eine Veränderung im Darm-Mikrobiom auftritt.
- Alter: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an Parkinson zu erkranken.
Die Vielfalt der Parkinson-Symptome
Parkinson hat viele Symptome. Die meisten Menschen verbinden mit der Krankheit vor allem das typische Zittern. Doch nicht alle Betroffenen leiden unter dem sog. Ruhe-Tremor (Parkinson-Tremor). Zwar sind deutlich sichtbare Störungen der Motorik essentiell für das Krankheitsbild und die Diagnose. Aber im Frühstadium zeigt sich Morbus Parkinson oft nur durch subtile erste Anzeichen für gestörte Bewegungsabläufe, etwa in Störungen der Feinmotorik (z. B. wird die Handschrift wackeliger oder das Zuknöpfen eines Hemdes dauert länger). Außerdem müssen nicht alle Frühsymptome die Motorik betreffen. Auch Verhaltensveränderungen oder Depressionen, Tagesmüdigkeit, Verdauungsprobleme, ein gestörter Geruchssinn und bestimmte Schlafstörungen (primär REM-Schlaf-Verhaltensstörungen) sind mögliche Anzeichen einer beginnenden Parkinson-Erkrankung.
Motorische Symptome
Die deutlichsten Symptome im Verlauf der Erkrankung betreffen das Bewegungssystem, die Motorik. Motorische Parkinson-Symptome sind ein wesentliches Merkmal der Parkinson-Erkrankung. Ohne das Vorliegen dieser vier Kardinalsymptome wird die Diagnose „Morbus Parkinson“ nicht gestellt:
- Tremor (Zittern): Das Zittern tritt typischerweise im Ruhezustand auf und betrifft oft Hände oder Arme. Es kann sich wie ein "Pillendrehen" äußern, bei dem Daumen und Zeigefinger aneinander reiben.
- Rigor (Muskelsteifheit): Die Muskeln sind angespannt und steif, was zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann. Das Zahnradphänomen ermöglicht als typisches Parkinson-Anzeichen eine Methode, um einen Rigor im fortgeschrittenen Stadium zu erkennen. Hierbei versuchen Ärztinnen und Ärzte den Arm der Patientinnen und Patienten zu bewegen, zum Beispiel an Ellenbogen oder Handgelenk. Durch den Rigor ist dies nur ruckartig und in kleinen Abständen möglich, als könnte die Bewegung jeweils nur bis zum Einrasten des Gelenks in der nächsten Kerbe eines imaginären Zahnrads ausgeführt werden.
- Bradykinese (Bewegungsverlangsamung): Bewegungen werden langsamer und schwieriger auszuführen. Dies kann sich in einer verlangsamten Mimik, einer leiseren Stimme oder einem schlurfenden Gang äußern.
- Posturale Instabilität (Gleichgewichtsstörungen): Das Gleichgewicht ist gestört, was zu Stürzen führen kann. Die Haltungsinstabilität (posturale Instabilität) tritt meist erst in späteren Stadien der Erkrankung auf. Schon im Jahre 1817 beschrieb James Parkinson die gebeugte Körperhaltung als ein Kennzeichen des Morbus Parkinson. Für eine stark ausgeprägte Rumpfbeugung wird heute der medizinische Begriff Kamptokormie verwendet (griechisch kamptein = beugen, kormos = Rumpf). Die Beugung des Oberkörpers kann nach vorne, aber auch zu einer Seite hin auftreten - man spricht dann auch vom sogenannten Pisa-Syndrom. Außerdem kann statt einer Beugung des gesamten Oberkörpers auch eine starke Beugung des Nackens auftreten. Diese Form der Beugehaltung wird Anterocollis oder „Dropped head“ genannt. Die Rumpfbeugung erhöht die Sturzgefahr der Betroffenen durch den verschobenen Körperschwerpunkt erheblich.
Nicht-motorische Symptome
Neben den motorischen Symptomen gibt es eine Vielzahl von nicht-motorischen Symptomen, die oft schon im Frühstadium auftreten können:
- Schlafstörungen: Schlafstörungen wie z. B. lebhaftes Träumen oder eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung sind weitere Anzeichen, die mit der Parkinson-Erkrankung in Verbindung gebracht werden können. Bei dieser Schlafstörung sprechen beziehungsweise schreien Betroffene oder bewegen sich ruckartig im Traum. Sie können sich oder andere sogar verletzen. Eine erhöhte Verletzungsgefahr besteht bei der REM-Schlaf-Verhaltensstörung, da Patientinnen und Patienten im Schlaf Bewegungen aus ihren Träumen ausführen. Ebenso können Parkinson-Patientinnen und Patienten am Tage sehr müde sein. Schlafstörungen treten in allen Stadien der Parkinson-Erkrankung und bei der Mehrzahl der Betroffenen auf.
- Geruchsstörungen: Eine Beeinträchtigung des Geruchssinns ist häufig ein Teil der Krankheit oder tritt im weiteren Krankheitsverlauf auf. Viele Patienten können sogar starke Gerüche wie Kaffee, Bananen oder eingelegte Gurken schlecht oder gar nicht mehr riechen.
- Verstopfung: Auch ein schlechter Geruchssinn bis hin zum Geruchsverlust und Depressionen treten häufig auf und können Hinweise sein - lange bevor es zu den typischen motorischen Symptomen kommt.
- Depressionen und Angstzustände: Depressive Verstimmungen werden zu handfesten Depressionen und kleine Veränderungen der Persönlichkeit zu einer manifesten Impulskontrolle, die zu erheblichen Wesensveränderungen führen kann, vor allem zu Aggression und Sturheit.
- Kognitive Beeinträchtigungen: Manchmal kommt es zu einem kognitiven Abbau bis hin zur Demenz.
- Schmerzen: Die mitunter schmerzhaften Muskelversteifungen werden oft als rheumatische Beschwerden fehlinterpretiert. In den meisten Fällen manifestieren sich diese in der Schulter-Arm- bzw. in der Becken-Oberschenkel-Region.
Frühe Anzeichen erkennen
Die Parkinson-Krankheit beginnt allmählich, die Beschwerden sind zu Beginn gewöhnlich gering und drängen sich nicht als Krankheitszeichen auf. Viele Symptome werden häufig zuerst von Angehörigen und Freunden bemerkt und seltener von den Patientinnen und Patienten selbst. Die Betroffenen nehmen im Frühstadium der Erkrankung eher wahr, dass Arme und Beine sich schwerfälliger bewegen lassen. Vielleicht dauert das Aufstehen oder Hinsetzen plötzlich länger als früher. Dadurch wird mehr Zeit für alltägliche Vorgänge wie Waschen, Anziehen, Einkaufen oder Kochen benötigt, was gerade bei älteren Menschen häufig für eine ganz normale Alterserscheinung gehalten wird.
Da die Erkrankung meist im höheren Lebensalter auftritt, werden diese Symptome manchmal als normale Altersschwäche abgetan. Es ist jedoch wichtig, auf subtile Veränderungen zu achten und diese ärztlich abklären zu lassen. Zu den frühen Anzeichen können gehören:
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- Veränderung des Schriftbildes (Mikrographie): Die Handschrift wird kleiner und enger.
- Verlust des Geruchssinns: Die Fähigkeit, Gerüche wahrzunehmen, nimmt ab oder verschwindet ganz.
- Schlafstörungen: Insbesondere die REM-Schlaf-Verhaltensstörung, bei der Betroffene im Schlaf um sich schlagen oder treten, kann ein frühes Warnzeichen sein.
- Verstopfung: Anhaltende Verdauungsprobleme können ein Hinweis sein.
- Veränderung der Stimme: Die Stimme wird leiser, monotoner oder heiser.
- Gesichtsmaskierung: Der Gesichtsausdruck wirkt starr und emotionslos.
- Bewegungs- und Gangschwierigkeiten: Die Betroffenen können sich in ihrem Körper, insbesondere in den Armen oder Beinen, steif fühlen. Das bedeutet, dass die Bewegungsfähigkeit eingeschränkt ist, und es fällt den Patienten schwer, fließende und koordinierte Bewegungen auszuführen.
- Schwindel oder Ohnmacht: Schwindel oder Ohnmacht beim Aufstehen können ein weiteres Zeichen für Parkinson sein.
- Bücken oder Beugen: Ein weiteres häufiges Frühsymptom von Parkinson ist die veränderte Körperhaltung, bei der sich die Betroffenen beim Stehen bücken oder beugen.
Diagnose
Einen speziellen Parkinson-Test, mit dessen Hilfe eine schnelle und sichere Diagnose gestellt werden könnte, gibt es nicht. Eine erfahrene Neurologin oder ein erfahrener Neurologe ist jedoch in der Lage, die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen wie ein Puzzle zusammenzusetzen und so zur richtigen Diagnose zu gelangen. Dazu muss sie oder er Ihren Krankheitsverlauf gut kennen. Die Basis der Untersuchung bildet ein ausführliches Gespräch (Anamnese). Ihre Neurologin oder Ihr Neurologe wird Sie dabei zu Art und Dauer Ihrer Beschwerden befragen und Sie auf die Hauptsymptome der Erkrankung hin untersuchen:Muskelzittern (Tremor), Verlangsamung der Bewegungen (Bradykinese), Versteifung der Muskulatur (Rigor) sowie Gang- oder Gleichgewichtsstörungen (posturale Instabilität).
Um andere Erkrankungen auszuschließen und die Diagnose Parkinson zu bestätigen, können in der Neurologie Tätige zudem testen, ob Sie auf die Gabe von Levodopa ansprechen. Bessern sich die Beschwerden unter dem Wirkstoff Levodopa, ist das ein weiteres Indiz für eine Parkinson-Erkrankung. Bleiben die Beschwerden gleich oder verschlechtern sie sich, deutet das fast immer auf eine andere Erkrankung hin.
Auch der Einsatz bildgebender Verfahren kann dabei helfen, andere Erkrankungen auszuschließen und die Verdachtsdiagnose Parkinson zu erhärten. Hierzu zählen die Computertomografie (CT), die Magnetresonanztomografie (MRT), die Ultraschalluntersuchung sowie die Single-Photonen-Emissions-Computertomografie (SPECT).
Behandlungsmöglichkeiten
Auch wenn die Forschung sich intensiv mit der Krankheit beschäftigt, ist Parkinson bisher nicht heilbar. Dank der wissenschaftlichen Erkenntnisse und Fortschritte, die in den letzten Jahrzehnten gemacht wurden, können die Symptome heute aber teilweise gelindert werden. Die Lebenserwartung wird so durch Parkinson normalerweise nicht mehr beeinträchtigt.
Die Therapie sollte früh beginnen. Sie besteht immer aus mehreren Bausteinen, um die Mobilität zu erhalten und die Symptome zu lindern. Die Behandlung von Parkinson zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Es gibt verschiedene Therapieansätze:
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- Medikamentöse Therapie: Medikamente, die den Dopaminmangel ausgleichen oder die Wirkung von Dopamin verstärken, sind die Grundlage der Behandlung.
- Tiefe Hirnstimulation (THS): Bei diesem chirurgischen Eingriff werden Elektroden in bestimmte Hirnregionen implantiert, um die Symptome zu kontrollieren.
- Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie: Diese Therapien helfen, die Beweglichkeit, Koordination, Sprache und Schluckfunktion zu verbessern.
- Lifestyle-Anpassungen: Körperliche Aktivität, regelmäßiger Kaffeekonsum und eine gesunde mediterrane Ernährung mit vielen Ballaststoffen und Polyphenolen können das Risiko für die Entstehung und das Fortschreiten von Parkinson senken.
Leben mit Parkinson
Parkinson ist keine akut lebensbedrohliche Erkrankung. Unter guter medikamentöser Therapie haben Betroffene eine in etwa normale Lebenserwartung. Viele werden allerdings innerhalb von 20 Jahren pflegebedürftig. Im Einzelfall können Schluckstörungen oder Stürze auch zu lebensverkürzenden Komplikationen führen.
Die Diagnose Parkinson kann das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen stark beeinflussen. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit der Erkrankung auseinanderzusetzen, sich umfassend zu informieren und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es gibt zahlreiche Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen, die Unterstützung und Informationen bieten.