Fußanatomie: Nerven, Blutgefäße und Funktion

Der Fuß ist eine komplexe anatomische Struktur, die eine entscheidende Rolle für unsere Mobilität und unser Gleichgewicht spielt. Er wird in drei Hauptregionen unterteilt: Ferse (Regio calcanea), Fußrücken (Dorsum pedis) und Fußsohle (Planta pedis). Der mediale (innere) und laterale (äußere) Knöchel (Malleolus) dienen als wichtige anatomische Bezugspunkte.

Aufbau des Fußes

Der Fuß besteht aus 26 Knochen, die durch 33 Gelenke verbunden sind und von über 100 Bändern zusammengehalten werden. 20 Muskeln mit ihren Sehnen ermöglichen Bewegung und Stabilität. Eine Vielzahl von Nerven versorgt die Haut, Muskeln und Sehnen, wodurch der Fuß ein sensibles Organ ist, das Druck, Dehnung und Temperatur wahrnehmen kann.

Knochen des Fußes

Der Fuß lässt sich in drei Abschnitte unterteilen:

  • Fußwurzel (Tarsus): Besteht aus sieben Fußwurzelknochen: Sprungbein (Talus), Fersenbein (Calcaneus), Kahnbein (Os naviculare), Würfelbein (Os cuboideum) sowie dem ersten bis dritten Keilbein (Ossa cuneiformia). Das Fersenbein bildet die Grundlage der Ferse.
  • Mittelfuß (Metatarsus): Besteht aus fünf Mittelfußknochen (Ossa metatarsalia). Der erste Mittelfußknochen ist der kürzeste und stärkste, der zweite ist der längste.
  • Zehen (Digiti): Entsprechen in ihrer Anatomie den Fingerknochen. Die große Zehe besteht aus zwei, die übrigen Zehen aus drei Knochengliedern.

Fußgewölbe

Der Fuß besitzt ein Längs- und ein Quergewölbe, die durch Bänder, Sehnen und Muskeln gebildet werden. Diese Gewölbe stabilisieren den Fuß und ermöglichen eine federnde Lastverteilung. Das Längsgewölbe dient primär der Lastaufnahme, während das Quergewölbe durch Bänder und Sehnen gebildet wird.

Muskeln des Fußes

Die Muskulatur des Fußes besteht aus über 30 Muskeln, die sowohl im Unterschenkel (lange Fußmuskulatur) als auch im Fuß selbst (kurze Fußmuskulatur) liegen. Die langen Fußmuskeln verlaufen vom Unterschenkel bis zu den Zehen und ermöglichen deren Beugung und Streckung. Die kurzen Fußmuskeln befinden sich zwischen den Mittelfußknochen und unterstützen die Bewegung der Zehen sowie die Aufrechterhaltung der Fußgewölbe.

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Blutversorgung des Fußes

Die Versorgung des Fußes mit sauerstoffreichem Blut erfolgt über die Arterien. Die Hauptschlagadern sind die Arteria tibialis anterior und die Arteria tibialis posterior.

  • Arteria tibialis anterior: Sie entspringt aus der Arteria poplitea in der Kniekehle und verläuft an der Vorderseite des Unterschenkels zum Fußrücken. Dort wird sie zur Arteria dorsalis pedis, deren Puls zwischen der Großzehe und der zweiten Zehe getastet werden kann.
  • Arteria tibialis posterior: Sie entspringt ebenfalls aus der Arteria poplitea und verläuft an der Rückseite des Unterschenkels zum medialen Knöchel. Dort ist ihr Puls tastbar. Sie versorgt die Fußsohle und die Fersenregion.

Das Blut fließt über ein Netzwerk von Venen zurück zum Herzen. Am Unterschenkel existiert ein oberflächliches Venennetz, welches das Blut aus der Haut in ein Netz von tiefen Beinvenen leitet. Die Vena saphena magna (Fußrückseite) und die V. saphena parva (lateralen Fußrand) sind die Hauptstämme des oberflächlichen Venennetztes.

Nervenversorgung des Fußes

Die Nerven des Fußes stammen aus der Lenden- (lumbalen) und Kreuzbeinregion (sakralen) der Wirbelsäule (L4 bis S3). Sie leiten Berührungs-, Schmerz- und Temperaturreize an das Rückenmark weiter. Ein wichtiger Nerv für den Fuß ist der Nervus tibialis.

  • Nervus tibialis: Er verläuft hinter dem Innenknöchel durch den Tarsaltunnel und teilt sich dann in den Nervus plantaris medialis und den Nervus plantaris lateralis auf. Diese Nerven versorgen die Fußsohle und die Zehen mit sensiblen und motorischen Impulsen.

Funktion des Fußes

Der Fuß hat mehrere wichtige Funktionen:

  • Stützfunktion: Er trägt das gesamte Körpergewicht.
  • Bewegungsfunktion: Er ermöglicht das Gehen, Laufen und Springen.
  • Dämpfungsfunktion: Er federt Stöße ab und schützt die Gelenke.
  • Sensorische Funktion: Er nimmt Informationen über den Untergrund wahr und trägt zur Balance bei.

Klinische Bedeutung

Die komplexe Anatomie des Fußes macht ihn anfällig für verschiedene Erkrankungen und Verletzungen. Dazu gehören:

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  • Fußfehlstellungen: Plattfuß (Pes planus), Hohlfuß (Pes cavus), Knickfuß (Pes valgus), Spreizfuß.
  • Hallux valgus: Fehlstellung der Großzehe.
  • Morton Neurom: Verdickung einer Nervenhülle im Mittelfuß, meist zwischen der dritten und vierten Zehe.
  • Tarsaltunnelsyndrom: Einengung des Nervus tibialis im Tarsaltunnel.
  • Plantarfasziitis: Entzündung der Plantarfaszie an der Fußsohle.
  • Fersensporn: Knöcherner Auswuchs am Fersenbein.
  • Arthrose: Gelenkverschleiß.
  • Frakturen: Knochenbrüche.

Morton Neurom im Detail

Das Morton Neurom, auch Morton-Neuralgie oder Morton-Metatarsalgie genannt, ist eine schmerzhafte Verdickung einer Nervenhülle im Mittelfuß. Sie tritt meistens zwischen der 3. und 4. Zehe auf und ist schmerzhaft, weil sie Druck auf den Nerv ausübt.

Ursachen

Die Morton-Neuralgie ist eine Reaktion auf eine permanente Reizung der Nerven, weil diese dauerhaft zusammengedrückt werden (Kompression). Einseitige Belastungen können auch eine Ursache sein: Sie sorgen dafür, dass Muskeln und Faszien hohe Spannungen aufbauen.

Symptome

Typisch sind brennende oder stechende Schmerzen im Mittelfuß und in den Zehen (Mittelfußschmerzen und Vorfußschmerzen), die plötzlich einschießen. Die Beschwerden verschlimmern sich bei Fortschreiten der Krankheit. Der Fuß wird vorne breiter. Auch Belastungsschmerzen sind typisch.

Diagnose

Neben der körperlichen Untersuchung können bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder MRT (Magnetresonanztomographie) zur Diagnosefindung beitragen. Ein weiteres Diagnose-Verfahren ist die Betäubung (Lokalanästhesie) des schmerzenden Bereichs mit einer Spritze.

Behandlung

Die Behandlungsmöglichkeiten reichen von konservativen Maßnahmen wie Einlegesohlen, speziellem Schuhwerk, Physiotherapie und Kortison-Spritzen bis hin zu operativen Eingriffen.

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Konservative Behandlung:

  • Einlegesohlen: Spezielle orthopädische Einlagen sollen die Nerven im Mittel- und Vorfuß entlasten. Kurzfristig kann das die Schmerzen lindern.
  • Spezielles Schuhwerk: Viele Betroffene bekommen den Tipp, geeignete Schuhe zu tragen oder auf hohe Absätze zu verzichten.
  • Physiotherapie und Fußgymnastik: Einige Betroffene bekommen Physiotherapie, ein Fußmuskeltraining oder auch Fußgymnastik verschrieben.
  • Kortison-Spritzen: Helfen Einlagen und ein verändertes Schuhwerk nichts, werden herkömmlicherweise Kortison-Spritzen empfohlen.

Operative Behandlung:

  • Neurektomie: Meistens wird in der Fußchirurgie das Nervengeschwulst über einen Schnitt am Fußrücken entfernt.

Übungen zur Linderung von Fußschmerzen

  • Dehnung der Fußsohle und der Wade.
  • Faszien-Rollmassage mit einer Mini-Faszienkugel.
  • Dehnübungen mit Gegenspannung.

Tarsaltunnelsyndrom im Detail

Beim Tarsaltunnelsyndrom handelt es sich um eine Nerveneinklemmung des Nervus tibialis (Schienbeinnerv), der durch den Tarsaltunnel im Bereich des Innenknöchels verläuft und die Fußsohle versorgt.

Ursachen

Ursächlich sind meist Fußfehlstellungen wie der Knick-Senkfuß oder Verletzungen. Auch Schuheinlagen und Orthesen (Schienen) werden entzündungshemmende Medikamente und der Wirkstoff Kortison zur Behandlung eines Tarsaltunnelsyndroms eingesetzt.

Symptome

Patienten spüren unterschiedlich intensive, wechselnde Beschwerden. Zum Teil treten die Fußschmerzen als Nachtschmerzen mit Ausstrahlung in Ferse und Unterschenkel auf. Kribbeln oder Taubheit der Fußsohle - zum Teil bis in die Zehen - sind möglich.

Diagnose

Der Orthopäde stellt eine Verdachtsdiagnose durch intensive Patientenbefragung. Durch Druck mit dem Daumen untersucht der Fußspezialist die im Tarsaltunnel verlaufenden Beugesehnen. Ein wichtiges Ziel der Diagnose ist, nicht nur das Tarsaltunnelsyndrom eindeutig festzustellen, sondern auch den Verlauf, das Stadium und den Schweregrad der Nervenschädigung einzuschätzen.

Behandlung

Wann immer es möglich ist, behandeln wir das Tarsaltunnelsyndrom konservativ, also ohne operativen Eingriff. Der Arzt therapiert die schmerzhafte Nervenveränderung am Tarsaltunnel primär durch Einspritzungen von lokalen Betäubungsmitteln. Bei starken Entzündungen als Auslöser des Tarsaltunnelsyndroms sind schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente erforderlich.

Übungen zur Mobilisation des Sprunggelenks

  • Belastungsverteilung der Fußsohle nach hinten gebeugt.
  • Belastungsverteilung der Fußsohle nach vorne gebeugt.
  • Belastungsverteilung der Fußsohle nach links gebeugt.
  • Belastungsverteilung der Fußsohle nach rechts gebeugt.
  • Sanfte Massage der Fußsohle mit einem Igelball.
  • Bewusste Regulierung der Fersenstellung.

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