Funktionelle neurologische Störungen des zentralen Nervensystems: Definition, Ursachen, Symptome und Therapie

Neurologische Erkrankungen sind weit verbreitet und umfassen Störungen des Gehirns, des Rückenmarks und der peripheren Nerven. Sie können durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden und äußern sich in vielfältigen Symptomen. Funktionelle neurologische Störungen (FNS) bilden eine besondere Gruppe innerhalb dieser Erkrankungen.

Einführung in neurologische Erkrankungen

Neurologische Erkrankungen umfassen Störungen bzw. Erkrankungen des Gehirns, des Rückenmarks sowie der peripheren Nerven. Entsprechend der vielfältigen Körperfunktionen, die das Nervensystem steuert, können die Symptome von neurologischen Erkrankungen sehr unterschiedlich sein.

Definition funktioneller neurologischer Störungen

Funktionelle neurologische Störungen (FNS) sind durch neurologische Symptome wie Lähmungen, Bewegungsstörungen, Taubheitsgefühle, Bewusstseinsstörungen sowie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen gekennzeichnet. Im Gegensatz zu anderen neurologischen Erkrankungen liegt bei FNS keine strukturelle Schädigung des Gehirns zugrunde, sondern eine Funktionsstörung.

Funktionelle neurologische Störungen verursachen echte Symptome ohne klare Ursache, oft seelisch bedingt. Sie sind gut behandelbar und lassen sich häufig mit gezielter Therapie heilen.

Ursachen funktioneller neurologischer Störungen

Die Ursachen für funktionelle neurologische Störungen sind vielfältig und oft nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass eine Kombination aus neurophysiologischen und psychosozialen Faktoren eine Rolle spielt. Die Symptome treten zwar auf der Ebene der neuronalen Informationsverarbeitung auf, sind jedoch mit Veranlagungen und Fehlanpassungen auf vielen anderen Ebenen verzahnt.

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Mögliche Faktoren, die zur Entstehung von FNS beitragen können:

  • Fehlanpassung der Informationsverarbeitung im Gehirn: Funktionelle neurologische Störungen, wie etwa Funktioneller Schwindel, entstehen durch eine Fehlanpassung der Informationsverarbeitung im Gehirn.
  • Psychosoziale Faktoren: Dysfunktionale Verhaltensweisen und emotionale Belastungen können Teil des Störungsbildes sein. Traumatisierende Erfahrungen sind bei Patienten mit funktionellen neurologischen Störungen häufiger anzutreffen als in der Allgemeinbevölkerung, können aber auch fehlen und dürfen daher nicht automatisch unterstellt werden. Gleiches gilt für affektive Störungen, die zwar häufig, aber keineswegs obligat sind.
  • Biologische Faktoren: Veranlagungen und Fehlanpassungen auf biologischer Ebene, von der Gehirnentwicklung bis zur sozialen Sinngebung, können eine Rolle spielen.
  • Emotionale Belastungen: Dysfunktionale Verhaltensweisen und emotionale Belastungen sollten von Anfang an als mögliche Teilaspekte des Störungsbildes aufgefasst werden, ohne voreilig über Kausalzusammenhänge zu spekulieren.

Symptome funktioneller neurologischer Störungen

Die Symptome von FNS können sehr vielfältig sein und ähneln denen anderer neurologischer Erkrankungen.

Einige häufige Symptome sind:

  • Bewegungsstörungen: Lähmungen (Paresen), Zittern (Tremor), unkoordinierte Bewegungen, Gangstörungen
  • Sensibilitätsstörungen: Taubheitsgefühle, Kribbeln, Schmerzen
  • Anfälle: Dissoziative Anfälle (früher als psychogene nicht-epileptische Anfälle bezeichnet)
  • Kognitive Störungen: Konzentrationsstörungen, Gedächtnisstörungen, Wortfindungsstörungen
  • Schwindel: Funktioneller Schwindel
  • Bewusstseinsstörungen: Ohnmachtsanfälle, Blackouts
  • Sprachstörungen
  • Sehstörungen

Diagnose funktioneller neurologischer Störungen

Die Diagnose von FNS erfolgt in der Regel anhand des charakteristischen Erscheinungsbildes sowie spezifischer Untersuchungsbefunde. Funktionelle neurologische Störungen werden nach neuerer Auffassung nicht über das Ausschlussprinzip diagnostiziert, sondern anhand charakteristischer Krankheitsmerkmale und klinischer Zeichen. Je nach Leitsymptom müssen spezifische Merkmale und Untersuchungszeichen berücksichtigt werden, um die Diagnose zu sichern.

Wichtige Aspekte der Diagnosestellung sind:

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  • Anamnese: Erhebung der Krankheitsgeschichte, einschließlich psychosozialer Faktoren.
  • Neurologische Untersuchung: Überprüfung der motorischen und sensorischen Funktionen, der Koordination, der Reflexe und der Hirnnervenfunktionen.
  • Zusätzliche Untersuchungen: In einigen Fällen können bildgebende Verfahren (MRT, CT) oder elektrophysiologische Untersuchungen (EEG, EMG) durchgeführt werden, um andere Ursachen auszuschließen.

Therapie funktioneller neurologischer Störungen

Die Behandlung von FNS ist multimodal und umfasst verschiedene Therapieansätze. Ziel ist es, die Symptome zu lindern, die Funktionsfähigkeit zu verbessern und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen.

Die wichtigsten Therapiebausteine sind:

  • Aufklärung und Information: Eine verständliche Erklärung der Erkrankung und ihrer Ursachen ist ein wichtiger erster Schritt.
  • Psychotherapie: Verschiedene psychotherapeutische Verfahren können helfen, psychosoziale Faktoren zu bearbeiten, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Symptome beitragen.
  • Bewegungstherapie: Gezielte Bewegungstherapie kann helfen, die motorischen Funktionen zu verbessern und die Körperwahrnehmung zu fördern.
  • Medikamentöse Therapie: Relevante Begleitstörungen (wie Schlafstörungen, Schmerz oder Depression) werden medikamentös behandelt.
  • Ergotherapie: Ergotherapie kann helfen, alltagsbezogene Fähigkeiten zu verbessern und die Selbstständigkeit zu fördern.
  • Physiotherapie: Spezialisierte physiotherapeutische Verfahren zeigen gute Wirksamkeit, insbesondere wenn sie mit verhaltenstherapeutischen Ansätzen kombiniert werden.

Weitere neurologische Erkrankungen des zentralen Nervensystems

Neben funktionellen neurologischen Störungen gibt es zahlreiche weitere Erkrankungen des zentralen Nervensystems, die unterschiedliche Ursachen, Symptome und Therapien haben.

Einige Beispiele sind:

  • Schlaganfall: Plötzlich auftretende Durchblutungsstörung des Gehirns, die zu neurologischen Ausfällen führt.
  • Multiple Sklerose (MS): Chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, die das Gehirn und das Rückenmark betrifft.
  • Neurodegenerative Erkrankungen: Erkrankungen, bei denen Nervenzellen im Gehirn nach und nach absterben (z. B. Alzheimer-Krankheit, Parkinson-Krankheit).
  • Entzündliche Erkrankungen des ZNS: Erkrankungen, die durch Entzündungen im Gehirn oder Rückenmark verursacht werden (z. B. Meningitis, Enzephalitis).
  • Traumatische Hirnverletzungen (SHT): Schädigungen des Gehirns durch äußere Gewalteinwirkung.
  • Tumore des ZNS: Gutartige oder bösartige Geschwülste im Gehirn oder Rückenmark.

Schlaganfall

Beim Schlaganfall kommt es zu einer plötzlich auftretenden Störung des Blutflusses im Gehirn und dadurch zur Unterversorgung des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen. Das Gehirn wird lokal geschädigt und es kommt zu einem Verlust von Neuronen. Die Ursache des Schlaganfalls kann ischämisch sein, also hervorgerufen durch die Verstopfung eines Blutgefäßes z.B. durch einen Thrombus, oder eine Gefäßverengung. Des Weiteren kann auch eine Hirnblutung dafür verantwortlich sein, dass Teile des Gehirns unterversorgt werden. Typische Symptome sind Bewusstseinsstörungen, Taubheitsgefühle, Lähmungen, Schwäche, Sprachstörungen, Schwindel, Gangstörungen und Kopfschmerzen. Häufig treten bestimmte Symptome nur einseitig auf, da nur eine Hemisphäre des Gehirns bzw. Areale einer Hemisphäre unterversorgt sind. Die Therapie hat das Ziel, die korrekte Durchblutung möglichst schnell wiederherzustellen, um eine weitere Schädigung von Neuronen zu verhindern. Dies geschieht zum Beispiel durch eine sogenannte Lyse-Therapie, bei der der gefäßverschließende Thrombus medikamentös aufgelöst wird. Handelt es sich um einen durch eine Hirnblutung verursachten Schlaganfall, erfolgt in der Regel ein operativer Eingriff am Gehirn. Bestimmte Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit einen Schlaganfall zu erleiden, dazu gehören zu hoher Blutdruck, Diabetes, Rauchen, Übergewicht und zu hohe Cholesterinwerte. Da die Neurone im Gehirn nicht regenerieren, ist die Schädigung der betroffenen Zellen irreversibel. Allerdings können Physiotherapie und Ergotherapie dazu beitragen, dass andere Hirnareale die Funktionen zumindest teilweise übernehmen.

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Multiple Sklerose (MS)

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung und neben der Epilepsie, die häufigste neurologische Erkrankung bei jungen Erwachsenen. Die genauen Ursachen der Erkrankung sind bisher nicht geklärt. Es entstehen in der weißen Substanz von Gehirn und Rückenmark Entzündungsherde, in denen das körpereigene Immunsystem die Myelinschicht attackiert. Die Myelinschicht, ist die isolierende Schicht welche die Axone der Nervenzellen umgibt und wird im ZNS von den Oligodendrozyten gebildet. Die Zerstörung der Myelinschicht führt dazu, dass die Signalweiterleitung entlang der Axone nicht mehr korrekt erfolgt, was letztendlich zu den Symptomen der MS führt. Häufig verläuft die MS zunächst Schubförmig, das heißt, die Läsionen im ZNS bilden sich wieder zurück. Klingt die Entzündung ab, werden die ungeschützten Axone zu Beginn der Erkrankung noch von neuem Myelin umhüllt, welches von differenzierenden Oligodendrozytenvorläufern gebildet wird (man spricht von Remyelinisierung). Es kommt zu einer Besserung der Symptome. Mit Fortschreiten der Erkrankung funktioniert dieser Reparaturmechanismus allerdings nicht mehr und die Axone sterben ab, sodass klinische Symptome sich nicht mehr verbessern. Der Patient entwickelt eine sekundär progrediente MS. Da die entzündlichen Läsionen prinzipiell in jedem Bereich des Gehirns auftreten können, sind die Symptome der MS entsprechend vielfältig. Zu Beginn treten häufig Störungen des Sehnervs auf, die eine Schubweise Verschlechterung des Sehens bedingen. Die gängigen Behandlungen der MS zielen in erster Linie auf eine Modulation des Immunsystems ab, um weitere Schübe zu verhindern bzw.

Neurodegenerative Erkrankungen

Bei den neurodegenerativen Erkrankungen handelt es sich um eine Vielzahl von Krankheiten, bei denen nach und nach Neurone des ZNS absterben. Die häufigsten Erkrankungen sind Alzheimer, Parkinson und Chorea Huntington. Die Ursachen für die Erkrankungen können sowohl genetisch als auch sporadisch sein und sind nicht immer bekannt. Allerdings wurden einige zelluläre Mechanismen identifiziert, die bei den meisten Erkrankungen zur Zellschädigung beitragen. Dazu gehören: Störungen der Proteinhomöostase (Amyloid- und Tau-Ablagerungen bei Alzheimer, Synuclein bei Parkinson und Huntingtin bei Chorea Huntington). Außerdem finden sich gehäuft Mutationen in Hitzeschockproteinen und Chaperonen, erhöhter oxidativer Stress, Störungen der Mitochondrien oder des intrazellulären Transports und Entzündungsreaktionen. Häufig sind zuerst bestimmte Gehirnregionen betroffen z.B. der Hippocampus bei Alzheimer, oder die dopaminergen Neurone der Susbtantia nigra bei Parkinson. Die Symptome können abhängig von der Erkrankung und der betroffenen Hirnregion sehr vielfältig sein und umfassen Gedächtnisstörungen, motorische Störungen, Orientierungsprobleme, Persönlichkeitsveränderungen und Änderungen im Verhalten. Bisher gibt es keine Ursachen-Therapie, sondern nur symptomatische Behandlungen. Es gibt für die Betroffenen keine Heilung, lediglich eine Verzögerung des Fortschreitens der Erkrankung.

Entzündliche Erkrankungen des ZNS

Entzündliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS) spielen eine zunehmende Rolle in der Neurologie. Entzündliche Erkrankungen können erregerbedingt durch Bakterien, Pilze, Protozoen und Viren sowie nicht erregerbedingt/autoimmun (wie Multiple Sklerose, Vaskulitis) auftreten. Autoimmunologische Prozesse, wenn der Organismus also nicht in der Lage ist, bestimmte Strukturen als körpereigene zu erkennen, können am Nervensystem Entzündungen hervorrufen. Das Immunsystem, das eigentlich krankmachende Einflüsse (wie Bakterien) ausschalten soll, produziert in diesen Fällen Antikörper gegen Gewebestrukturen des eigenen Körpers, zum Beispiel gegen bestimmte Teile des Nervensystems. Häufige Krankheitsbilder durch erregerbedingte Infektionen des Gehirns sind die Neuborreliose und die Gürtelrose. Im Zusammenhang mit immunsuppressiven und immunmodulatorischen Therapien treten Infektionen des ZNS häufig bei immungeschwächten Patienten auf wie die progressive multifokale Leukenzephalopahtie (PML) bei der Multiplen Sklerose. Eine der häufigsten sporadischen Enzephalitiden Westeuropas ist die HerpesSimplex-Virus-Enzephalitis (HSVE). Die Symptome einer HSVE sind Kopfschmerzen, Fieber, quantitative und/oder qualitative Bewusstseinsstörungen. Schon bei dem Verdacht auf eine HSVE muss die antivirale Therapie mit Aciclovir rasch eingeleitet werden. Unbehandelt verläuft sie meist tödlich. Diese Patienten müssen auf einer neurologischen Intensivstation behandelt werden. Auch bei der HSVE gilt „time is brain“. Die häufigsten Fälle einer ambulant erworbenen bakteriellen Meningitis sind Streptokokken (Streptococcus penumoniae), Listerien (Listeria monocytogenes) und Meningokokken (Neisseria meningitidis). Leitsymptome sind Kopfschmerzen, Fieber, Übelkeit und Erbrechen und Meningismus (Nackensteifigkeit). Meningismus kann bei sehr jungen und sehr alten Menschen fehlen. Eine der bekanntesten Autoimmunerkrankungen ist die Multiple Sklerose (MS). Die MS ist eine chronisch entzündliche, demyelinisierende Erkrankung mit axonaler Schädigung des zentralen Nervensystems. Der Erkrankungsbeginn liegt meist im jungen Erwachsenenalter. In Deutschland sind etwa 250.000, in Hessen ca. 8.000 Menschen an MS erkrankt. Die Ursache der MS ist unklar, dennoch legt der therapeutische Erfolg von immunsupprimierenden Therapien, sogenannten verlaufsmodifizierenden Medikamenten, eine autoimmune Pathogenese nahe. Häufige Symptome einer MS sind Sehstörungen, Taubheit, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Sprechstörungen, Koordinationsschwierigkeiten, Spastik, Blasenstörung, Sexualfunktionsstörung, Sprachstörungen, Schluckstörungen, Doppelbilder. Die MS ist heute aber gut behandelbar und je früher die Diagnose und Therapie begonnen werden, desto besser lässt sich der Verlauf verlangsamen. Ein weiteres Beispiel einer entzündlichen ZNS-Erkrankung ist die Myelitis. Sie ist eine Entzündung des Rückenmarks. Das Rückenmark kann entweder diffus über den gesamten Querschnitt (Querschnittsmyelitis - Myelitis transversa) oder herdförmig betroffen (disseminierte Myelitis) sein. Die Symptome reichen über Muskelschwäche, Lähmungen, spastische Lähmungen, Gefühlsstörungen, Schmerzen, Depressionen und Erschöpfung bis hin zu Fehlfunktionen von Enddarm und Harnblase. Das Guillian-Barré-Syndrom (GBS) gehört zu den eher seltenen ZNS-Erkrankungen. Es ist eine akut oder subakut verlaufende, häufig postinfektiös auftretende Polyradikuloneuritis, die innerhalb von Tagen bis Wochen das Erkrankungsmaximum erreicht. Es kommt zu einer multifokalen Demyelinisierung und/oder axonalen Schädigung der peripheren Nerven und der Rückenmarkwurzeln. Sie ist seit dem Rückgang der Poliomyelitis die häufigste Ursache akuter schlaffer Lähmungen in der westlichen Welt. Die jährliche Inzidenz beläuft sich auf 1-2/100.000. Die Erkrankung kann in jedem Lebensalter auftreten, tritt jedoch häufig nach Infektionen auf, wie Campylobacter jejuni, Mycoplasma pneumoniae, CMV und EBV. Die Gesamtmortalität liegt bei 2-3 Prozent, bei bis zu 20 Prozent bleiben neurologische Defizite zurück. Bei 90 Prozent der Patienten treten initial unspezifische sensible Reizerscheinungen wie Kribbelparästhesien an Füßen und Händen sowie Rückenschmerzen auf, im Anschluss sind schlaffe Lähmungen typisch, die sich innerhalb von Stunden bis wenigen Tagen von den Beinen zu den Armen ausdehnen, so dass Patienten morgens noch gehen können und abends gelähmt an Beinen und Armen ans Intensivbett gebunden sein können. Aufgrund lebensbedrohlicher Komplikationen einer Dysautonomie und Ateminsuffizienz sollten Patienten immer auf einer neurologischen Intensivstation behandelt werden.

Schädel-Hirn-Trauma (SHT)

Eine Verletzung des Gehirns durch traumatische Krafteinwirkung wird Schädel-Hirn Trauma (SHT) genannt. Bei der leichtesten Form des SHT spricht man von einer Gehirnerschütterung, die meist harmlos verläuft. Hirnblutungen und andere Komplikationen können ein SHT lebensbedrohlich werden lassen. Ursache für eine traumatische Verletzung des Gehirns sind meist Unfälle, aber auch bestimmte Kontaktsportarten, wie Eishockey oder American Football, können ein SHT bedingen. Das SHT wird mittels der sogenannten Glasgow-Koma-Skala in drei Stufen unterteilt: leicht, mittelschwer und schwer. Außerdem unterscheidet man noch, ob die Verletzung zu einer Perforation der Kopfhaut, des Schädels und einer Zerreißung der Dura mater geführt hat. Die Symptome die ein SHT hervorruft, sind abhängig von der Schwere der Verletzung, und umfassen bei einer leichten Verletzung (Gehirnerschütterung): Bewusstseinsstörungen, retrograde Amnesie, Übelkeit/Erbrechen, selten anterograde Amnesie, Apathie, Kopfschmerzen und Schwindel. Bei schwereren Verletzungen kommt es zur Bewusstlosigkeit (bei über 60 min handelt es sich um ein schweres SHT), verursacht durch Einklemmung des Gehirns, durch Ödeme oder Hirnblutungen. Die Schädigung des Gehirns bei einem SHT erfolgt in zwei Phasen: Die erste Phase umfasst die direkte Schädigung durch den Unfall. Diese ist nicht therapierbar, da zerstörte Neurone im Gehirn nicht regenerieren können. In der zweiten Phase treten, durch pathophysiologische Prozesse die im Hirn ablaufen, sekundäre Schädigungen auf, die zu einer weiteren Zerstörung von Neuronen führen können. Diese sind prinzipiell therapierbar, sofern sich die pathophysiologischen Prozesse z.B. medikamentös beeinflussen lassen. Die Behandlung des SHT ist abhängig vom Schweregrad der Verletzung. Primäres Ziel ist es die Blut- und Sauerstoffversorgung des Gehirns aufrechtzuerhalten, um möglichst viele Neurone vor sekundären Schäden zu retten.

Schädigungen des Sehnervs

Der Sehnerv enthält die Nervenfasern der Ganglienzellen der Retina und leitet die Sehinformation aus dem Auge in das Gehirn weiter. Schädigungen des Sehnervs machen sich durch pathologische Gesichtsfeldausfälle bemerkbar. Da der Sehnerv zum zentralen Nervensystem gehört, ist eine Regeneration der Nervenfasern im Sehnerv nicht möglich. Zahlreiche Erkrankungen können eine Schädigung des Sehnervs zur Folge haben, z.B. der Grüne Star (Glaukom), die diabetische Retinopathie, Sehnerventzündungen, Tumore am Sehnerv, Unfälle oder ein Gefäßverschluss. Ist der Sehnerv durch eine Erkrankung im gesamten Querschnittgeschädigt, kommt es zu einer vollständigen Erblindung des betroffenen Auges. Die meisten Patienten haben aber nur Teilschädigungen, so dass noch Sehreste vorhanden sind. Besonders häufig ist der Grüne Star Ursache einer Sehnervstörung, sowie die durch Diabetes bedingte diabetische Retinopathie. Das Glaukom, umgangssprachlich auch Grüner Star genannt, umfasst eine Reihe von Augenerkrankungen, die zum Verlust von Nervenfasern führen. Es kommt bei betroffenen Patienten zu Gesichtsfeldausfällen, bis hin zu Erblindung. Ursächlich ist ein erhöhter Augeninnendruck, bzw. ein ungünstiges Verhältnis zwischen Augeninnendruck und Durchblutung des Sehnervs, der zur Schädigung der Nervenfasern führt. Das Glaukom ist weltweit die häufigste Erblindungsursache. Risikofaktoren für ein Glaukom sind unter anderem der Diabetes mellitus, ein zu niedriger Blutdruck oder starke Blutdruckschwankungen. Auch eine sehr starke Kurz- oder Weitsichtigkeit können eine Rolle spielen. Das Glaukom wird häufig erst relativ spät diagnostiziert, da Kompensationsmechanismen des Gehirns beginnende Gesichtsfeldausfälle zunächst überdecken können. Dadurch bemerken Patienten die Schädigung oft erst spät, wenn schon größere Bereiche betroffen sind. Die Behandlung erfolgt durch Absenken des Augeninnendrucks, sofern dieser erhöht ist bzw. einer Wiederherstellung der physiologischen Druckverhältnisse (Augeninnendruck/ Blutdruck). Das Therapieziel ist es ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Bereits aufgetretene Schäden regenerieren nicht mehr. Es werden medikamentöse und / oder operative Behandlungen eingesetzt die z.B.

Rückenmarksverletzungen

Das Rückenmark verläuft im Wirbelkanal und stellt die Verbindung zwischen Gehirn und Extremitäten her. Im ventralen Anteil des Rückenmarks liegen die unteren Motoneurone, welche die Skelettmuskulatur innervieren und für die Bewegungsausführung verantwortlich sind. Ihre Axone verlassen über den jeweiligen Spinalnerv den Wirbelkanal und ziehen zu ihren Zielmuskeln. Ihr Eingangssignal erhalten die unteren Motoneurone von den sogenannten oberen Motoneuronen die sich im motorischen Kortex im Gehirn befinden und für die bewusste Auslösung der Bewegung zuständig sind (Willkürmotorik). Die Fasern der sensorischen Neurone, die Informationen aus der Peripherie weiterleiten, treten am Spinalnerven in das Rückenmark ein. Ihre Zellkörper liegen allerdings außerhalb des Rückenmarks, in den sogenannten Hinterwurzelganglien. Die sensorischen Informationen laufen dann über das Rückenmark zum Gehirn und werden dort verarbeitet. Das Gehirn kann anschließend eine Reaktion einleiten die wiederum die Motoneurone aktiviert. Liegen hier Störungen vor, z.B. durch eine traumatische Verletzung des Rückenmarks, gelangen keine sensorischen Informationen mehr ins Gehirn und umgekehrt gelangen auch keine Signale über die Axone der Motoneurone zu den Muskeln. Es kommt zu Ausfallerscheinungen und Lähmungen, obwohl der periphere Nerv, durch den die Nervenfasern der Motoneurone und der sensorischen Neurone laufen, selbst noch intakt ist. Auch neurodegenerative Erkrankungen (z.B. die amyotrophe Lateralsklerose), Infektionen oder Kompressionen können zum Absterben von Neuronen im Rückenmark und damit einhergehenden Funktionsverlusten führen.

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