Die Rolle von Fetten in der Gehirnzusammensetzung und -funktion

Das menschliche Gehirn ist ein komplexes Organ, das für seine Struktur und Funktion eine Vielzahl von Nährstoffen benötigt. Obwohl es oft übersehen wird, spielen Fette eine entscheidende Rolle in der Gehirnzusammensetzung. Dieser Artikel untersucht die Bedeutung von Fetten für das Gehirn, die verschiedenen Arten von Fetten und wie sie die Gehirnfunktion beeinflussen.

Zusammensetzung des Gehirns

Das Gehirn besteht zu etwa 70 % aus Wasser. Die restlichen 30 % setzen sich hauptsächlich aus Fetten (knapp zwei Drittel) und Proteinen (knapp ein Drittel) zusammen, wobei Kohlenhydrate nur einen geringen Anteil (maximal 10 %) ausmachen. Fette und Cholesterin sind somit neben Wasser die wichtigsten Bausteine des Gehirns.

Die Bedeutung von Fetten für das Gehirn

Fette sind nicht nur strukturelle Komponenten des Gehirns, sondern auch wichtige Wirkstoffe. Sie sind an zahlreichen Prozessen beteiligt, die für die Gehirnfunktion unerlässlich sind.

Strukturelle Funktion

Das Gehirn besteht aus vielen Nervenmembranen, die neben Phospholipiden auch viele Fettsäuren enthalten. Diese Fettsäuren tragen zur Stabilität und Flexibilität der Zellmembranen bei.

Einfluss auf die Intelligenz

Die wichtigsten Gehirnbildungsphasen eines Menschen sind das letzte Schwangerschaftstrimester sowie die ersten drei Lebensmonate. Eine gute Versorgung des Kindes mit Omega-3-Fettsäuren in dieser Zeit kann den Intelligenzquotienten (IQ) nachweislich erhöhen.

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Entzündungshemmende Wirkung

Fette können Entzündungsreaktionen im Körper abschwächen und das Immunsystem stärken. Dies ist besonders wichtig für das Gehirn, da Entzündungen zu neuronalen Schäden führen können.

Arten von Fetten und ihre Wirkung auf das Gehirn

Es gibt verschiedene Arten von Fetten, die unterschiedliche Auswirkungen auf das Gehirn haben.

Gesättigte Fettsäuren

Früher wurde angenommen, dass gesättigte Fettsäuren Entzündungen fördern. Neuere Forschungsergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass ein ausgewogenes Maß an gesättigten Fettsäuren für eine gesunde Körperfunktion unerlässlich ist. Gesättigte Fettsäuren sind wichtig für die Struktur und Funktion der Zellmembranen im Gehirn. Sie sind auch an der Signalübertragung zwischen Nervenzellen beteiligt. Gute Quellen für gesättigte Fettsäuren sind Butter, Sahne und Kokosöl. Es ist jedoch wichtig, auf die Qualität der gesättigten Fettsäuren zu achten. Fleisch von Tieren aus Massentierhaltung kann einen hohen Gehalt an Arachidonsäure aufweisen, die Entzündungen fördern kann. Daher wird empfohlen, vor allem Rind (am besten Weiderind) und Wild zu konsumieren und nur selten handelsübliches Hühner-, Puten- und Schweinefleisch.

Ungesättigte Fettsäuren

Ungesättigte Fettsäuren werden in einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren unterteilt.

Einfach ungesättigte Fettsäuren

Einfach ungesättigte Fettsäuren sind wichtig für die Fließeigenschaften der Zellmembranen. Sie tragen dazu bei, dass die Membranen flexibel und durchlässig bleiben. Olivenöl ist eine hervorragende Quelle für einfach ungesättigte Fettsäuren. Kaltgepresstes Olivenöl enthält zusätzlich Pflanzenstoffe, die entzündungshemmend wirken.

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Mehrfach ungesättigte Fettsäuren

Mehrfach ungesättigte Fettsäuren umfassen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren.

Omega-3-Fettsäuren

Omega-3-Fettsäuren sind essenzielle Fettsäuren, die der Körper nicht selbst herstellen kann. Sie müssen daher über die Nahrung aufgenommen werden. Omega-3-Fettsäuren haben entzündungshemmende Eigenschaften und sind wichtig für die Gehirnfunktion. Sie sind an der Bildung von Zellmembranen beteiligt und fördern die Signalübertragung zwischen Nervenzellen. Gute Quellen für Omega-3-Fettsäuren sind fettreiche Seefische wie Lachs, Makrele und Hering, sowie Walnüsse und Leinöl. Es ist ratsam, Speiseleinöl möglichst innerhalb von acht Wochen nach dem Pressvorgang aufzubrauchen, da es sonst bitter schmecken und seine biophysikalische Qualität verlieren kann.

Omega-6-Fettsäuren

Omega-6-Fettsäuren sind ebenfalls essenzielle Fettsäuren, die jedoch in der Regel in ausreichender Menge über die Nahrung aufgenommen werden. Ein Übermaß an Omega-6-Fettsäuren kann jedoch Entzündungen fördern. Um ein ausgewogenes Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren zu gewährleisten, sollten Omega-6-Fettsäure-reiche Lebensmittel wie Margarine, Sonnenblumenöl, Fertiggerichte, Distelöl, Sojaöl, Maiskeimöl und Getreideprodukte reduziert werden.

Transfettsäuren

Transfettsäuren entstehen bei der Fetthärtung von Pflanzenölen. Sie können Entzündungen im Körper erhöhen und das Risiko für verschiedene Krankheiten wie Krebs begünstigen. Lebensmittel mit gehärteten Fettsäuren sollten vermieden werden.

Weitere wichtige Nährstoffe für das Gehirn

Neben Fetten benötigt das Gehirn auch andere wichtige Nährstoffe, um optimal zu funktionieren.

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Vitamine und Mineralstoffe

Vitamine und Mineralstoffe spielen eine wichtige Rolle bei verschiedenen Stoffwechselprozessen im Gehirn. Sie sind an der Bildung von Neurotransmittern beteiligt und schützen die Nervenzellen vor Schäden. Eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen ist daher unerlässlich für die Gehirnfunktion. Es ist wichtig, viel Gemüse zu essen, um eine gute Vitamin- und Mineralstoffversorgung zu gewährleisten.

Pflanzenstoffe

Pflanzenstoffe sind Stoffe, die in Pflanzen vorkommen und verschiedene Funktionen erfüllen, wie z.B. den Schutz vor Insektenfraß oder UV-Licht. Sie haben auch antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften und können das Gehirn vor Schäden schützen.

Kurkuma

Kurkuma ist ein Ingwergewächs, das in der asiatischen Medizin und der indischen Küche verwendet wird. Der Hauptwirkstoff von Kurkuma, das Kurkumin, gehört zu den phenolischen Verbindungen und kann problemlos die Blut-Hirn-Schranke passieren. Kurkumin hat antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften und kann das Gehirn vor Schäden schützen.

Ernährungsempfehlungen für ein gesundes Gehirn

Um die Gehirnfunktion zu unterstützen, ist es wichtig, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten, die reich an den oben genannten Nährstoffen ist.

  • Essen Sie regelmäßig fettreichen Seefisch (z.B. Lachs, Makrele, Hering).
  • Verwenden Sie kaltgepresste Pflanzenöle (z.B. Olivenöl, Leinöl, Nussöl).
  • Essen Sie täglich eine Handvoll ungesalzene Nüsse (z.B. Haselnüsse, Macadamianüsse, Paranüsse, Pekannüsse, Walnüsse).
  • Bevorzugen Sie mageres Fleisch (Filetstücke) beziehungsweise Geflügel.
  • Schränken Sie den Verzehr tierischer Fette, das heißt gesättigter Fettsäuren, sowie Trans-Fettsäuren ein.
  • Essen Sie viel Gemüse.
  • Würzen Sie Ihre Speisen mit Kurkuma.
  • Nehmen Sie sich Zeit zum Essen und kauen Sie gründlich.
  • Achten Sie auf ein angenehmes Essambiente.
  • Seien Sie sparsam mit Kohlenhydraten, vor allem abends.

Ketogene Ernährung

Eine ketogene Diät ist eine fettreiche, kohlenhydratarme und proteinarme Diät, die den Stoffwechsel teilweise dem im Hungerzustand ähnelt. Dabei verbrennt der Körper Fett, das entweder aus der Diät oder aus körpereigenen Depots stammt. Dabei werden aus Fett Ketonkörper gebildet.

Wie Ketonkörper das Gehirn schützen

Forscher haben herausgefunden, dass eine ketogene Diät und die entstehenden Ketonkörper auf die Entzündungszellen, Monozyten und Makrophagen, im Gehirn einwirken. Dabei binden Ketonkörper an einen Rezeptor mit dem Namen HCA2, der sich auf Entzündungszellen befindet. Die Aktivierung des HCA2-Rezeptors schützt das Gehirn. Es wird vermutet, dass entzündungshemmende Faktoren gebildet werden, aber die genaue Identifizierung dieser Faktoren steht noch aus.

Forschungsprojekte zum Thema Fette und Gehirn

Es gibt zahlreiche Forschungsprojekte, die sich mit den Auswirkungen von Fetten auf das Gehirn befassen. Ein Beispiel ist das Forschungsprojekt von Dr. Melissa Birol vom Max-Delbrück Center für Molekulare Medizin in Berlin.

Ziel des Forschungsprojekts

Ziel des Forschungsprojekts ist ein besseres Verständnis dafür, welche spezifischen Tau-Fett-Ansammlungen giftig sind. Dadurch könnten neue therapeutische Ansätze entstehen, die entweder die Tau-Ablagerungen abbauen oder deren Ausbreitung verhindern.

Warum dieses Projekt besonders aussichtsreich ist

"Weil es derzeit keine effektiven Behandlungsmöglichkeiten für die Alzheimer-Krankheit gibt. Es müssen unbedingt neue Ansätze entwickelt werden, die in den frühen Krankheitsstadien ansetzen und auf multifaktorielle Aspekte der Pathologie, wie z. B. toxische Protein-Lipid-Landschaften, abzielen, um den Ausbruch der Krankheit zu verhindern."

Die Auswirkungen einer fettreichen Ernährung auf das Gehirn

Eine fettreiche Ernährung kann verschiedene Auswirkungen auf das Gehirn haben.

Verringerte Zuckerversorgung des Gehirns

Eine fettreiche Ernährung kann nach nur drei Tagen zu einer geringeren Zuckerversorgung des Gehirns führen. Verantwortlich dafür ist das Protein GLUT-1, welches der wichtigste Glukose-Transporter an der Blut-Hirn-Schranke ist.

Egoistisches Gehirn

Das Gehirn wirkt seinem Energiemangel entgegen, indem es den Appetit auf süße Nahrungsmittel anregt und die Zuckeraufnahme in Muskeln und Fett verhindert. Die Zellen in der Muskulatur werden dann resistent gegen das körpereigene Hormon Insulin, das normalerweise den Zucker in die Zellen schleust.

Verkleinertes Gehirnvolumen und kognitive Einschränkungen

Übergewicht und Fettleibigkeit können zu einem verkleinerten Gehirnvolumen und kognitiven Einschränkungen führen. Dies liegt möglicherweise an Entzündungsprozessen und Schäden an den Blutgefäßen im Gehirn.

Zucker und Fette verändern unser Gehirn

Der regelmäßige Konsum von stark fett- und zuckerhaltigen Lebensmitteln kann das Gehirn verändern. Die Folge: Es befiehlt uns quasi, die ungesunden Lebensmittel zu bevorzugen. Wir wollen mehr davon.

Neue Nervenverbindungen im Belohnungssystem

Durch den regelmäßigen Konsum von fett- und zuckerhaltigen Lebensmitteln entwickeln sich offenbar neue Nervenverbindungen im Belohnungssystem des Gehirns. Die Probandinnen und Probanden hatten dadurch ein offensichtlich stärkeres Verlangen nach fetthaltigen und süßen Speisen erlernt.

Anhaltende Veränderungen der Hirnnetzwerke

Diese Veränderungen der Hirnnetzwerke sind anhaltend. Das bedeutet, sie könnten dafür sorgen, dass Menschen zukünftig unbewusst immer die Lebensmittel bevorzugen, die viel Fett und Zucker enthalten. Das könnte eine Gewichtszunahme begünstigen.

Umprogrammierung von Körper und Gehirn möglich

Körper und Gehirn können aber auch wieder "umprogrammiert" werden, sich wieder an weniger fett- und zuckerhaltige Lebensmittel gewöhnen.

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