Veränderungen im Gehirn eines 90-Jährigen: Ein umfassender Überblick

Das Altern ist ein komplexer Prozess, der den gesamten Körper betrifft, einschließlich des Gehirns. Während einige Veränderungen im Gehirn im Alter normal sind, können andere auf Krankheiten wie Alzheimer oder andere Formen von Demenz hindeuten. Dieser Artikel beleuchtet die Veränderungen, die im Gehirn eines 90-Jährigen auftreten können, und geht dabei auf normale Alterserscheinungen, Risikofaktoren und Möglichkeiten zur Vorbeugung ein.

Altern des Gehirns: Was ist normal?

Mit zunehmendem Alter durchläuft das Gehirn eine Reihe von Veränderungen. Neurobiologisch gesehen beginnt das Gehirn bereits mit etwa 20 Jahren unmerklich zu altern. Diese Hirnalterung schreitet unaufhörlich fort. Im Hirnscan ist deutlich zu erkennen, dass das ältere Gehirn, vor allem ab etwa 70 oder 80 Jahren, an Volumen verliert. Dieser Volumenverlust hängt vor allem damit zusammen, dass die Gliazellen, die die Nervenbahnen umgeben, weniger werden. Der Hauptfaktor ist jedoch, dass die Netzwerke dünner werden, also die Verbindungen zwischen den Nervenzellen. Das Ausmaß dieser Veränderungen hängt mit der Lernfähigkeit älterer Menschen zusammen und lässt sich nicht verhindern.

Typische altersbedingte Veränderungen umfassen:

  • Volumenverlust: Das Gehirn verliert an Masse, insbesondere in den Bereichen, die für das Gedächtnis und andere kognitive Funktionen wichtig sind.
  • Verlangsamte Informationsverarbeitung: Die Nervenfasern leiten Impulse langsamer weiter, und das Gehirn kann Informationen nicht mehr so gut verarbeiten wie früher. Es fällt schwerer, sich Neues zu merken und schnell zu reagieren.
  • Gedächtnisprobleme: Es kann schwieriger werden, sich an Namen, Daten oder kürzlich erfolgte Ereignisse zu erinnern.
  • Verminderte geistige Flexibilität: Es kann schwieriger werden, sich an neue Situationen anzupassen oder unerwartete Probleme zu lösen.
  • Nachlassen der Sinnesorgane: Typisch sind Alterssichtigkeit ab der Lebensmitte und Schwerhörigkeit im höheren Alter.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Veränderungen nicht zwangsläufig zu einer Demenz führen. Viele ältere Menschen behalten bis ins hohe Alter eine gute geistige Leistungsfähigkeit.

Demenz: Wenn das Altern zur Krankheit wird

Demenz ist ein Oberbegriff für eine Reihe von Erkrankungen, die durch einen fortschreitenden Abbau der geistigen Fähigkeiten gekennzeichnet sind. Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz, aber es gibt auch andere Formen wie die vaskuläre Demenz, die Lewy-Körperchen-Demenz und die frontotemporale Demenz.

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Alzheimer schleicht sich ins Leben. Zunächst treten leichte Gedächtnisprobleme und Orientierungsschwierigkeiten auf. Vergesslichkeit kann ein Anzeichen für Alzheimer sein, muss es aber nicht. Es gehört zum Älterwerden dazu, öfter etwas zu vergessen oder sich langsamer zu erinnern.

Ursache von Alzheimer und den meisten anderen Demenzerkrankungen ist das Absterben von Nervenzellen im Gehirn. Da die Schädigung des Gehirns nicht rückgängig gemacht werden kann, sind diese Demenzen nicht heilbar.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind noch nicht vollständig erforscht. Im Gehirn von Menschen mit Alzheimer lagern sich schädliche Proteine wie Amyloid-beta ab. Menschen können sich nicht gegenseitig mit der Alzheimer-Krankheit anstecken. Daher ist kein spezieller Schutz im täglichen Umgang mit Patientinnen und Patienten in der Pflege nötig. In der Grundlagenforschung wird die Fragen nach einer möglichen Ansteckung nicht ausgeklammert.

Neben dem Alter gibt es weitere Risikofaktoren für Demenz, darunter:

  • Genetische Veranlagung: Das Altern bei jedem Menschen genetisch vorbestimmt ist - das heißt, die Erbinformationen (Gene) in den Zellen spielen dabei eine Rolle. Sie können zum Beispiel dafür sorgen, dass manche Menschen erst später gebrechlich werden und sterben als andere.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck, Diabetes, hohe Cholesterinwerte und Übergewicht erhöhen das Risiko für vaskuläre Demenz.
  • Schädel-Hirn-Trauma: Wiederholte oder schwere Kopfverletzungen können das Demenzrisiko erhöhen.
  • Ungesunder Lebensstil: Rauchen, starker Alkoholkonsum und Bewegungsmangel können das Demenzrisiko erhöhen.

Symptome

Die Symptome einer Demenz können je nach Art der Demenz und dem Stadium der Erkrankung variieren. Häufige Symptome sind:

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  • Gedächtnisverlust: Schwierigkeiten, sich an aktuelle Ereignisse, Namen oder Termine zu erinnern.
  • Sprachprobleme: Wortfindungsstörungen, Schwierigkeiten, Gesprächen zu folgen.
  • Orientierungsprobleme: Sich in vertrauten Umgebungen verirren, Schwierigkeiten, die Zeit oder den Ort zu bestimmen.
  • Probleme mit dem Denken und Planen: Schwierigkeiten, Aufgaben zu erledigen, Entscheidungen zu treffen oder Probleme zu lösen.
  • Verhaltensänderungen: Reizbarkeit, Aggressivität, Depressionen, Angstzustände oder sozialer Rückzug.

Diagnose

Die Diagnose einer Demenz basiert in der Regel auf einer Kombination aus:

  • Krankengeschichte und körperlicher Untersuchung: Der Arzt wird nach den Symptomen, der medizinischen Vorgeschichte und den Lebensgewohnheiten des Patienten fragen.
  • Kognitiven Tests: Diese Tests messen verschiedene geistige Fähigkeiten wie Gedächtnis, Sprache, Aufmerksamkeit und Problemlösungsfähigkeiten.
  • Bildgebenden Verfahren: CT- oder MRT-Scans des Gehirns können helfen, andere Ursachen für die Symptome auszuschließen und Veränderungen im Gehirn zu erkennen, die auf eine Demenz hindeuten könnten.

Behandlung

Noch gibt es keine Heilung für Alzheimer. Eine krankheitsmodifizierende Therapie für Demenz, also eine Therapie, die die Erkrankung im Gehirn ursächlich beeinflusst, gibt es noch nicht. Es gibt jedoch Medikamente, die den Verlauf verlangsamen und die Symptome etwas abschwächen können. Der geistige Abbau wird aber bleiben. Nicht heilen zu können, heißt aber nicht, nicht behandeln zu können! Die Hilfen und Therapiemöglichkeiten sind stadienabhängig. Neben der genannten medikamentösen Therapie ist anfänglich ein Hirnleistungstraining möglich, was den Betroffenen helfen und auch Spaß machen kann. Mit fortschreitender Erkrankung muss jedoch die Umgebung an die Möglichkeiten der Patienten angepasst werden. Prävention ist in gewissem Ausmaß auch möglich.

Die Lebenserwartung bei Alzheimer variiert individuell: Studien zeigen eine durchschnittliche Lebenserwartung nach Diagnosestellung von 4,8 Jahren für Menschen mit Demenz insgesamt. Dieser Durchschnittswert kann individuell stark abweichen. Expertin Dr.

Vorbeugung: Was kann man tun?

Kann man Alzheimer vorbeugen? Studien zeigen: Ein gesunder Lebensstil mit Bewegung, geistiger Aktivität, sozialem Austausch und gesunder Ernährung kann das Risiko senken.

Man vermutet, dass bis zu 40 Prozent aller Demenzerkrankungen verhindert werden können. Zur Vorbeugung empfiehlt sich: geistig aktiv sein, viel Bewegung, gesunde Ernährung, Übergewicht und Bluthochdruck vermeiden, Diabetes rechtzeitig behandeln lassen, Hörminderungen ausgleichen, sozial aktiv sein, Stress reduzieren und neugierig sein. Und - wann immer möglich - Belastung durch Luftverschmutzung vermeiden.

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Einige spezifische Empfehlungen umfassen:

  • Geistig aktiv bleiben: Lesen, Kreuzworträtsel lösen, ein Instrument spielen oder neue Fähigkeiten erlernen.
  • Sozial aktiv bleiben: Regelmäßig Zeit mit Freunden und Familie verbringen, sich ehrenamtlich engagieren oder an Gruppenaktivitäten teilnehmen.
  • Körperlich aktiv bleiben: Regelmäßige Bewegung, wie Spazierengehen, Schwimmen oder Radfahren.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten.
  • Vaskuläre Risikofaktoren kontrollieren: Bluthochdruck, Diabetes und hohe Cholesterinwerte behandeln lassen.
  • Nicht rauchen: Rauchen erhöht das Risiko für Demenz.
  • mäßiger Alkoholkonsum: Hoher Alkoholkonsum kann das Gehirn schädigen.

Gehirngesundheit: Ein Leben lang wichtig

Der Begriff Gehirngesundheit ist vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus des wissenschaftlichen Interesses gerückt. Wie kann Gehirngesundheit beeinflusst und gefördert werden? Nach Definition der WHO wird Gehirngesundheit („brain health“) als jener Zustand in allen kognitiven, sensorischen, sozial-emotionalen, verhaltensbezogenen und motorischen Bereichen bezeichnet, der es einer Person ermöglicht, ihr Potenzial im Laufe des Lebens voll auszuschöpfen, unabhängig davon, ob Störungen vorliegen oder nicht.

Im Laufe des Lebens verändern sich die physiologischen Funktionen aller Organsysteme, auch des Gehirns: Neuropathologische Untersuchungen zeigen, dass es auch bei kognitiv intakten alten Menschen zu Veränderungen kommt, die wir von Krankheiten kennen: Neben Zeichen von Inflammation, Degeneration und Demyelinisierung finden sich Axonschäden, verminderte Neurogenese, erhöhte Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke und reduzierte Neurotransmission. Daneben gibt es eine Reihe von neurologischen Erkrankungen mit klarem Altersbezug: Schlaganfall, Demenz, Epilepsie und Schädel-Hirn-Trauma treten gehäuft im Alter 80+ auf.

Kognitive Funktionen sind zentrale Domänen der Gehirngesundheit; der Prävention von Demenzerkrankungen kommt daher besondere Bedeutung zu. Zu diesem Thema bietet der Lancet Commission Report 2020 eine positive Perspektive: Durch konsequente Kontrolle von Risikofaktoren könnten bis zu 40% aller Demenzerkrankungen verhindert werden.

Eine wesentliche Rolle spielt dabei die kognitive Reserve. Darunter versteht man die Fähigkeit des Gehirns, Schäden zu tolerieren, die durch Alterung, Alzheimererkrankung oder andere Ursachen von Demenz entstehen. Je höher die kognitive Reserve, desto geringer ist das Risiko, dass eine Person bei Vorliegen einer neuropathologischen Schädigung klinische Symptome einer Demenz entwickelt. Die kognitive Reserve wird durch geistig stimulierende und soziale Aktivitäten erhöht, welche die Neuroplastizität fördern und damit kognitive Funktionen verbessern. Diese Aktivitäten müssen allerdings lebenslang aufrechterhalten werden, um eine kognitive Reserve für die gesamte Lebensspanne aufzubauen. In jungen Jahren trägt eine qualitätsvolle Ausbildung zu einer hohen kognitiven Reserve bei.

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