Gehirn Thrombosen Vorbeugen: Ursachen, Symptome und Prävention

Eine Thrombose im Gehirn, auch bekannt als zerebrale Sinus- und Venenthrombose (CVST), ist eine seltene, aber potenziell schwerwiegende Erkrankung, bei der sich ein Blutgerinnsel in den venösen Systemen des Gehirns bildet. Dieses Gerinnsel kann den Blutfluss behindern und zu einem Schlaganfall führen. Es ist wichtig, die Ursachen, Symptome und Präventionsmaßnahmen zu kennen, um das Risiko dieser Erkrankung zu minimieren.

Definition und Arten der Gehirnthrombose

Bei einer Thrombose bildet sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) im venösen System des Gehirns. Fachleute bezeichnen die Erkrankung als zerebrale Sinus-/Venenthrombose, kurz CVST. Die meisten Thrombosen im Hirn sind Sinusthrombosen. Ein Sinus ist ein Hohlraum, der dieselbe Aufgabe hat wie eine Vene: Er leitet sauerstoffarmes Blut zum Herzen zurück. Er hat meist einen breiten und abgeflachten oder eckigen Querschnitt.

Venenthrombosen im Gehirn entstehen durch unterschiedlichste Ursachen, z. B. durch Infektionen mit Bakterien (septische Thrombose) oder hormonelle oder andere Störungen (aseptische Thrombose).

Es gibt verschiedene Arten von Gehirnthrombosen, je nachdem, wo sich das Blutgerinnsel bildet:

  • Sinusthrombosen: Betreffen die Hirnblutleiter (Sinus), Hohlräume zwischen den Blättern der harten Hirnhaut, die venöses Blut aus dem Gehirn ableiten. Am häufigsten betroffen sind:
    • Der Sinus sagittalis superior (verläuft direkt unter dem Schädelknochen von vorn nach hinten)
    • Der Sinus transversus (verläuft waagerecht am Hinterkopf nach rechts und links)
    • Der Sinus rectus (verläuft waagerecht von vorne nach hinten)
  • Venenthrombosen: Seltener als Sinusthrombosen. Sie betreffen oft die Galen-Vene (Vena cerebri magna), die sich tief zwischen der rechten und der linken Hirnhälfte befindet. Manchmal entstehen Thromben auch in Venen der Hirnrinde oder in Brückenvenen, die die Hirnhäute durchqueren.

Symptome einer Gehirnthrombose

Die Symptome einer Gehirnthrombose können vielfältig sein und hängen davon ab, wo genau sich der Thrombus befindet und wie stark der Blutfluss beeinträchtigt ist. Die Erkrankung kann akut bis chronisch verlaufen. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

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  • Kopfschmerzen: Das erste und häufigste Symptom. Die Schmerzen können plötzlich einsetzen oder sich allmählich entwickeln. Es gibt alle Formen von Kopfschmerzen.
  • Neurologische Symptome: Muskellähmungen, vollständige oder unvollständige Halbseitenlähmungen, Empfindungsstörungen oder Sprachstörungen.
  • Epileptische Anfälle: Treten oft auf.
  • Übelkeit und Erbrechen: Sind möglich.
  • Bewusstseinsstörungen: Einige betroffene Personen werden schläfrig bis ohnmächtig.
  • Sehstörungen: Können auftreten.
  • Nackensteifigkeit (Meningismus): Kann schmerzhaft sein.
  • Verwirrtheit und Psychosen: Sind möglich.

Ursachen und Risikofaktoren für Gehirnthrombose

Das Gerinnungssystem hilft dem Körper dabei, Blutungen bei Verletzungen zu stoppen. Blut kann aber in bestimmten Situationen auch innerhalb eines Blutgefäßes gerinnen. Dadurch kann das Gefäß komplett verstopft werden. Wenn das im Gehirn passiert, kann Hirngewebe geschädigt werden, und es kann zu Kopfschmerzen oder Symptomen eines Schlaganfalls kommen. Außerdem kann Flüssigkeit oder Blut ins Hirngewebe übertreten und der Hirndruck gefährlich steigen.

Die Ursachen für eine Gehirnthrombose können vielfältig sein. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen septischen und aseptischen Thrombosen:

Septische Zerebrale Sinus-/Venenthrombose

Die septische zerebrale Sinus-/Venenthrombose wird durch Infektionen verursacht. Mögliche Ursachen sind:

  • Mittelohrentzündung (Otitis media)
  • Entzündung des Warzenfortsatzes des Felsenbeines (Mastoiditis)
  • Entzündung der Mundschleimhaut (Stomatitis), der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) oder der Hirnhäute (Meningitis)
  • Eiteransammlung an einem Zahn (Zahnabszess) oder im Hirn (Hirnabszess)
  • Offenes Schädel-Hirn-Trauma

Aseptische Zerebrale Sinus-/Venenthrombose

Die aseptische zerebrale Sinus-/Venenthrombose hat unterschiedlichste Risikofaktoren:

  • Rauchen
  • Weibliches Geschlecht
  • Hormonelle Empfängnisverhütung, „Pille” (bis zu 13-fach erhöhtes Risiko)
  • Schwangerschaft (besonders letztes Schwangerschaftsdrittel und Wochenbett)
  • Genetische Erkrankungen der Blutgerinnung wie z. B. Faktor-V-Leiden-Mutation
  • Hormonersatztherapie in den Wechseljahren
  • Krebserkrankungen
  • Tumor des Gehirns, der Hirnhäute, der Hirnnerven oder der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse)
  • Sichelzellanämie und andere Erkrankungen des blutbildenden Systems
  • Erhöhte Gerinnungsaktivität des Blutes
  • Langsamer Blutfluss
  • Veränderungen in der Blutzusammensetzung
  • Bewegungsmangel
  • Übergewicht (Fettgewebe bildet Hormone, die die Blutgerinnung verstärken)
  • Diabetes
  • Bluthochdruck und hohe Cholesterin- und Harnsäurewerte
  • Bestimmte Krankheiten, z. B. Polyzythämie (Blutkrankheit), fieberhafte Infekte, manche Autoimmunerkrankungen, Krebs, bestimmte Erbkrankheiten
  • Nehmen Sie Cortison? Im ersten Monat der Einnahme ist das Risiko für eine Lungenembolie erhöht (8) - und zwar bei täglich 5 mg Prednisolon um das 2-Fache, bei täglich 30 mg um das 10-Fache.
  • Wurde bei Ihnen ein zentraler Venenkatheter gelegt?

In mindestens 10 % der Fälle lässt sich keine Ursache finden.

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Diagnose einer Gehirnthrombose

Bei Verdacht auf eine Sinus- oder Venenthrombose im Gehirn ist eine notfallmäßige Krankenhauseinweisung erforderlich. Die Diagnose erfolgt in der Regel durch:

  • Anamnese und neurologische Untersuchung: Feststellung der Beschwerden und Erhebung der Krankengeschichte.
  • Blutentnahme: Zur Bestimmung von Gerinnungswerten und Entzündungszeichen.
  • Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) jeweils mit venöser Angiografie: MRT und CT sind gleichwertig. Eine MRT kommt ohne Strahlenbelastung aus. Sie wird oft bevorzugt eingesetzt in der Schwangerschaft und bei jüngeren Patient*innen.
  • Digitale Subtraktionsangiografie (DSA; in Einzelfällen): Dabei werden Aufnahmen mit und ohne Kontrastmittel erstellt.
  • Weitere Untersuchungen bei Spezialist*innen: Bei Verdacht auf eine septische Sinus- oder Venenthrombose, bei unklarer Thromboembolie, bei unbekannter Ursache oder bei epileptischen Anfällen. Mögliche Maßnahmen sind z. B. Untersuchungen von Blut und Hirnwasser, Ultraschall-, CT- und Röntgenuntersuchungen sowie eine Messung der Hirnströme (EEG).
  • D-Dimere: Bei Verdacht auf SVT kann ein Bluttest auf den Thrombosemarker „D-Dimere“ erfolgen. Dieser Test ist in der Regel sehr zuverlässig, ersetzt die Bildgebung aber nicht und kann falsch negativ sein, z. B. bei langen Verläufen und bei geringen Symptomen, sowie falsch positiv, z. B.

Behandlung einer Gehirnthrombose

Die Behandlung einer Gehirnthrombose zielt darauf ab, die Blutgerinnung zu hemmen, den Thrombus aufzulösen und Komplikationen zu vermeiden. Die Akut-Behandlung der Sinus- beziehungsweise Hirnvenenthrombose erfolgt am besten auf einer sogenannten Stroke Unit. Das ist eine auf die Behandlung von Schlaganfall spezialisierte Abteilung in einem Krankenhaus.

Die Therapie umfasst in der Regel:

  • Medikamente:
    • Gerinnungshemmende Medikamente: Zur Akutbehandlung dient meist niedermolekulares Heparin (NMH). Auf die Akutbehandlung folgt die Erhaltungstherapie mit Tabletten, die die Blutgerinnung hemmen. Die Erhaltungstherapie dauert meist 3-12 Monate. Personen mit einem erhöhten Risiko für erneute Thrombosen müssen teils lebenslang behandelt werden. In der klinischen Praxis werden mittlerweile auch direkte orale Antikoagulanzien im individuellen Heilversuch bzw. als sog.
    • Medikamente gegen epileptische Anfälle: Nach einem epileptischen Anfall kann eine Behandlung gegen weitere Anfälle sinnvoll sein. Sie sollte meist 3-6 Monate dauern. Bei einem hohen Risiko kann sie bis zu 1 Jahr oder länger dauern.
    • Antibiotika: Bei septischen Thrombosen zur Bekämpfung der Infektion.
    • Schmerzmittel: Gegen Kopfschmerzen.
  • Weitere Behandlungsmöglichkeiten:
    • Operation zur Ausräumung des Infektionsherdes: Mit gleichzeitiger Antibiotikatherapie.
    • Entfernung des Thrombus durch das Blutgefäß (endovaskuläre Thrombektomie)
    • Offene Operation: Bei erhöhtem Hirndruck müssen ggf. Teile des Schädelknochens entfernt werden.
    • Katheterbasierte Rekanalisation: Des thrombosierten Gefäßes in spezialisierten Zentren.
    • Operative Entlastung des Hirndrucks: Bei komplizierten und schweren Verläufen notwendig.
  • Rehabilitation: Um neurologische Defizite zu verbessern.

Prävention von Gehirnthrombosen

Es gibt verschiedene Maßnahmen, um das Risiko einer Gehirnthrombose zu senken:

  • Vermeidung von Risikofaktoren:
    • Nicht rauchen.
    • Normalgewicht halten.
    • Gesunde Ernährung mit wenig Fett.
    • Regelmäßige Bewegung.
    • Vermeidung von langem Sitzen.
    • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
  • Verzicht auf hormonelle Empfängnisverhütung: Wenn Frauen bereits eine Sinus- oder Venenthrombose erlitten haben, die im Zusammenhang mit Hormonpräparaten oder einer Schwangerschaft stand, sollten sie auf Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Empfängnisverhütung verzichten.
  • Schwangerschaft: Der Einfluss von Schwangerschaften auf das Risiko ist unklar. Das Risiko ist gering, wenn keine zusätzlichen Risikofaktoren vorliegen. Bei Frauen mit Risikofaktoren oder einer vorhergehenden Thrombose kann eine Vorbeugung mit niedermolekularem Heparin (NMH) während der Schwangerschaft sinnvoll sein. Sie sollte mindestens 6 Wochen nach der Geburt fortgeführt werden.
  • Risikosituationen: Für Personen mit einem hohen Risiko aufgrund einer Grunderkrankungen oder vorhergehenden Thrombosen wird in Risikosituationen (z. B. lange Reisen, Krankheit mit langem Liegen, bestimmte Operationen …) eine Vorbeugung mit Medikamenten empfohlen.
  • Reduzieren Sie oxidativen Stress: In Ihrem Organismus, da dieser die Blutgefäßwände angreift und überhaupt erst Grund für eine Gerinnselbildung gibt.
  • Fördern Sie die Fibrinolyse: also die Fähigkeit Ihres Körpers, eigenständig Blutgerinnsel aufzulösen, z. B. mit fettarmer Ernährung, denn bei einem erhöhten Blutfettspiegel bilden sich leichter Blutgerinnsel: Fett hemmt die Fibrinolyse!
  • Behalten Sie Ihren Blutzuckerspiegel im Auge: denn Diabetes fördert die Gerinnselbildung, so dass Diabetiker häufiger eine Thrombose bekommen als Gesunde. Essen Sie dazu vollwertig, ballaststoffreich sowie gemüse- und vitalstoffreich.
  • Achten Sie auf einen gesunden Blutdruck: Dieser sinkt aber automatisch (sollte er bislang zu hoch gewesen sein), wenn Sie die bisher genannten Ziele verfolgen. Denn der Blutdruck sinkt, wenn Entzündungen nachlassen, der Blutfluss beschleunigt wird und die Blutgefäße elastischer werden.
  • Viel trinken: Mindestens 1,5 Liter oder noch besser 3 Liter am Tag
  • Spazieren gehen: Bestenfalls 30 Minuten am Tag, das unterstützt die Wadenmuskulatur und den Blutfluss
  • Fuß-Gymnastik: Wer viel sitzt, sollte die Füße regelmäßig kreisen, die Zehenspitzen dehnen oder gelegentlich auf Zehen und Fersen gehen.
  • Ausdauersport: Fahrradfahren oder Schwimmen sind gut für den Blutfluss.

Komplikationen und Prognose

Mögliche Komplikationen einer Gehirnthrombose sind Blutungen innerhalb des Schädels, Schlaganfälle und erneute Thrombosen. Bei den meisten Personen öffnet sich die verschlossene Stelle wieder ganz oder teilweise (Rekanalisation). Es besteht aber oft kein Zusammenhang mit den Beschwerden, da diese mehr durch die Blutung, die Blutversorgung oder Hirndruck ausgelöst werden.

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Insgesamt ist die Prognose gut. Mehr als 75 % der Patient*innen erholen sich (nahezu) vollständig. In etwa 15 % der Fälle führt die Thrombose zu Pflegebedürftigkeit oder verläuft tödlich. Im ersten Jahr nach der Thrombose beträgt die Wahrscheinlichkeit für erneute Thrombosen etwa 2,5 %. Danach ist sie geringer.

Einige Dinge wirken sich ungünstig aus. Dazu gehört ein hohes Alter, aber auch Infektionen von Hirn und Rückenmark sowie Thrombosen in tiefen Venen. Männer haben eher schlechtere Prognosen als Frauen. Die Weiterbehandlung und Verlaufskontrollen finden in der Regel ambulant statt. In manchen Fällen ist eine weitere Abklärung sinnvoll, z. B. auf Thrombophilie (Thromboseneigung).

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