Wenn sich das Gehirn beim Springen bewegt, kann dies verschiedene Ursachen haben. Um die Frage umfassend zu beantworten, werden in diesem Artikel verschiedene Aspekte von Zittern, Schwindel und neurologischen Erkrankungen beleuchtet, die zu solchen Empfindungen führen können.
Tremor: Unkontrollierliches Zittern als Ursache
Ein Tremor ist eine unwillkürliche, rhythmische Bewegung eines Körperteils. Zittern ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf Kälte, Schmerzen, Angst oder Schüttelfrost. Es kann jedoch auch im Rahmen von Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Multipler Sklerose auftreten. Hinter einem Tremor können sich verschiedene neurologische Bewegungsstörungen verbergen. Es gibt verschiedene Formen von Tremor, die sich durch das Auftreten des Zitterns unterscheiden: in Ruhephasen, beim Halten von Gegenständen oder bei aktiven Bewegungen der Hände, Arme oder Beine.
Verschiedene Formen des Tremors
- Essentieller Tremor: Eine häufige Form, die beidseitig bei aktiven Bewegungen auftritt und deutlich sichtbar ist. Typisch sind sechs bis acht Zitterbewegungen pro Sekunde, besonders wenn die Hände nach vorne gestreckt oder Gegenstände gehalten werden. Die genaue Ursache ist noch nicht vollständig geklärt.
- Physiologischer Tremor: Kaum wahrnehmbar und das sehr schnelle und feine Zittern wird meist nicht als störend empfunden. In der Regel muss er auch nicht therapiert werden.
Ursachen des essentiellen Tremors
Bei etwa 60 Prozent der Betroffenen gibt es Hinweise auf eine Vererbung der Erkrankung. Bekannte Risikofaktoren sind:
- Verändertes Gen: Die vererbte Variante ist als familiärer Tremor bekannt. Es handelt sich um eine autosomal-dominante Erkrankung, bei der nur ein Elternteil ein verändertes Gen haben muss, um die Erkrankung weiterzugeben. Die Wahrscheinlichkeit, selbst zu erkranken, liegt bei jedem Elternteil mit einem veränderten Gen bei 50 Prozent.
- Alter: Der essentielle Tremor tritt häufiger bei Menschen ab 40 Jahren auf, kann aber auch in der Kindheit erstmals auftreten.
Diagnose und Behandlung des Tremors
Die Diagnose erfolgt meist durch eine körperliche Untersuchung und die Schilderung der Umstände, unter denen das Zittern auftritt oder sich bessert. Es können Blutwerte kontrolliert werden, um andere Ursachen auszuschließen. In komplexeren Fällen kann eine Elektromyographie (EMG) oder eine polygraphische Tremoranalyse durchgeführt werden.
Zur Behandlung des essentiellen Tremors kommen medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapien infrage. Häufig werden Betablocker wie Propranolol oder Antiepileptika verschrieben. In schweren Fällen kann eine tiefe Hirnstimulation angewendet werden, bei der eine Elektrode im Thalamus implantiert wird.
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Schwindel: Eine Störung des Gleichgewichts
Schwindel kann ebenfalls das Gefühl verursachen, dass sich das Gehirn bewegt oder wackelt. Schwindel entsteht durch widersprüchliche Informationen, die verschiedene Sinnesorgane an das Gehirn senden.
Formen des Schwindels
- Gutartiger Lagerungsschwindel (BPLS): Kurze Drehschwindelattacken, die durch Lageänderungen des Kopfes ausgelöst werden, z.B. beim Hinlegen, Umdrehen im Bett oder Kopfneigung. Ursache sind Kristalle (Otolithen), die sich aus dem Innenohr gelöst haben.
- Vestibuläre Migräne: Episodische Drehschwindelattacken, oft zusammen mit migränetypischen Symptomen wie Kopfschmerz, Licht-/Lärmempfindlichkeit.
- Akute einseitige Vestibulopathie: Ein anhaltender Drehschwindel über Tage, der sich bei Kopfbewegungen verstärkt.
- Vertebragener Schwindel: Bewegungsabhängiger Schwankschwindel, der durch muskuläre Verspannungen im Nacken verursacht wird.
Benommenheit: Eine diffuse Störung der Wahrnehmung
Im Gegensatz zum systematischen Schwindel ist Benommenheit eine diffuse Störung der Selbstwahrnehmung und der Wahrnehmung der Umgebung. Das Gehirn als Ganzes ist gestört.
- Brain Fog: Eine Bewusstseinsstörung, die sich durch Körperlage, -bewegung oder -position nicht beeinflussen lässt. Ursache sind Störungen von Stoffwechselprozessen im Gehirn.
- Herzrhythmusstörungen: Zu langsame (bradykarde) oder zu schnelle (tachykarde) Herzrhythmusstörungen können Benommenheit verursachen.
- Orthostatische Benommenheit: Eine häufige Bewusstseinsstörung, die von der Körperposition abhängig ist und typischerweise beim ruhigen Stehen auftritt.
Diagnose und Behandlung von Schwindel und Benommenheit
Neurologen und Hals-Nasen-Ärzte setzen bei den verschiedenen Formen des systematischen Schwindels gut standardisierte etablierte Tests ein. Die orthostatische Benommenheit sollte die Domäne der Herz-Kreislaufmediziner sein. In der Cardiopraxis® wird eine unblutige photoplethysmografische Methode, das Finapres®-System, eingesetzt.
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache des Schwindels oder der Benommenheit. Beim gutartigen Lagerungsschwindel werden spezielle Befreiungs- und Lagerungsmanöver gezeigt, um die Kristalle aus den Bogengängen zu entfernen. Bei orthostatischer Benommenheit können Maßnahmen wie Bio-Feedback Becken-Bodentraining, Erlernen einer reinen Nasen-Zwerchfellatmung in den Bauch und apparatives Atemmuskeltraining helfen.
Epilepsie: Übermäßige Entladungen von Nervenzellen
Epileptische Anfälle können sich vielfältig äußern und ebenfalls das Gefühl von Bewegung oder Wackeln im Gehirn verursachen. Bei einer Epilepsie kommt es durch unterschiedlichste Ursachen und Auslöser zu einer übermäßigen elektrischen Entladung von Nervenzellen im Gehirn.
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Formen von Epilepsie
- Fokale Anfälle: Gehen von einem bestimmten Bereich des Gehirns aus und betreffen in der Regel nur eine Gehirnhälfte. Die Symptome richten sich nach dem Ursprungsort im Gehirn.
- Generalisierte Anfälle: Es lässt sich keine bestimmte Hirnregion zuordnen, in der der epileptische Anfall entsteht. Während eines Anfalls kann die Ausbreitung unterschiedlich verlaufen und das gesamte Hirnareal betreffen.
Symptome von Epilepsie
Die Symptome können sehr unterschiedlich sein und reichen von Muskelkrämpfen, Stürzen und Bewusstlosigkeit bis hin zu subtileren Anfallsformen wie Absencen (kurze Bewusstseinsstörungen) oder Störungen des Geruchssinns, Halluzinationen und Wutausbrüchen.
Diagnose und Behandlung von Epilepsie
Die Diagnose erfolgt anhand der Anamnese, der Beobachtung der Anfälle und verschiedener Untersuchungen wie EEG (Elektroenzephalographie) und bildgebenden Verfahren.
Die Behandlung zielt darauf ab, die Anfälle zu kontrollieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. In der Regel werden Antiepileptika (Anfallssuppressiva) eingesetzt. In einigen Fällen kann eine Operation oder eine spezielle Diät (ketogene Diät) helfen.
Neuritis vestibularis: Entzündung des Gleichgewichtsnervs
Eine Entzündung des Gleichgewichtsnervs (Neuritis vestibularis) kann ebenfalls zu Schwindel und dem Gefühl führen, dass sich das Gehirn bewegt.
Ursachen und Symptome
Die genaue Ursache ist nicht bekannt, es wird jedoch vermutet, dass die Erkrankung durch die Aktivierung eines Virus ausgelöst wird. Typische Symptome sind ein Drehschwindel, Fallneigung in Richtung der betroffenen Seite, Übelkeit und Erbrechen.
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Diagnose und Behandlung
Die Diagnose erfolgt anhand der Schilderung der Symptome und einer körperlichen Untersuchung. Das Hörvermögen ist bei einer Neuritis vestibularis normal.
Die Behandlung zielt auf die Linderung der Symptome und die Verkürzung des Krankheitsverlaufs ab. In den ersten Tagen können Antiemetika (Medikamente gegen Übelkeit) und Antiverginosa (Medikamente gegen Schwindel) in Kombination mit Kortison sinnvoll sein. Anschließend ist es wichtig, frühzeitig ein Rehabilitationsprogramm zu beginnen.
Funktionelle Schwindelsyndrome
Funktionelle Schwindelsyndrome äußern sich häufig durch die Wahrnehmung einer „Unsicherheit auf den Beinen“. Menschen haben das Gefühl „zu einer Seite zu kippen“ oder „den Boden unter den Füßen zu verlieren“. Der Schwindel kann auch mit Herzklopfen oder Brustenge, Zittern, Muskelverspannungen und weiteren Beschwerden einhergehen. Die Aufmerksamkeit für die körperlichen Symptome ist dabei hoch.
Diagnose und Behandlung
Die diagnostischen Hinweise für das Vorliegen eines funktionellen Schwindelsyndroms ergeben sich aus der körperlichen und psychischen Untersuchung. Die Therapie kann durch spezielle Physiotherapie, Psychotherapie oder eine Kombination beider Ansätze erfolgen. Die gezielte und geleitete Exposition bzw. Konfrontation mit auslösenden Bedingungen ist ein wichtiger Baustein der weiteren Behandlung.
Parkinson-Erkrankung
Die Parkinson-Erkrankung ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die Bewegungsstörungen verursacht. Zu den Hauptsymptomen gehören Muskelstarre (Rigor), verlangsamte Bewegungen (Bradykinese), Zittern (Tremor) und instabile Körperhaltung mit Neigung zu Stürzen.
Symptome und Risikofaktoren
Frühe Symptome können Geruchsstörungen, Stimmungsprobleme, gestörtes Farbensehen und ein verändertes Schlafverhalten sein. Das Risiko für eine Parkinson-Erkrankung steigt mit dem Lebensalter.
Behandlung
Die Behandlung zielt darauf ab, den Verlauf der Krankheit positiv zu beeinflussen und die Folgen zu lindern. Geeignete Therapien können zu einer hohen Lebensqualität auch im Alter beitragen.