Gehirn Zeichnung Bleistift Anleitung: Eine umfassende Anleitung zum Zeichnen mit Bleistift

Das Zeichnen mit Bleistift ist eine wunderbare Möglichkeit, die Kreativität auszuleben und die Welt um uns herum auf Papier festzuhalten. Dieser Artikel bietet eine umfassende Anleitung zum Zeichnen mit Bleistift, von den Grundlagen bis hin zu fortgeschrittenen Techniken.

Einführung

Das Zeichnen ist eine Fähigkeit, die jeder erlernen kann. Es ist nicht nur eine Frage des Talents, sondern vielmehr des Übens und des Verstehens der grundlegenden Prinzipien. Dieser Artikel führt Sie Schritt für Schritt durch den Prozess des Zeichnens mit Bleistift, von der Auswahl der richtigen Materialien bis hin zur Anwendung fortgeschrittener Schattierungstechniken.

Materialien und Werkzeuge

Bevor Sie mit dem Zeichnen beginnen, ist es wichtig, die richtigen Materialien und Werkzeuge zur Hand zu haben. Hier ist eine Liste der grundlegenden Materialien, die Sie benötigen:

  • Bleistifte: Bleistifte gibt es in verschiedenen Härtegraden, von weich (B) bis hart (H). Weiche Bleistifte erzeugen dunklere Linien, während harte Bleistifte hellere Linien erzeugen. Einsteiger sollten mit einem Set aus verschiedenen Härtegraden beginnen, um die Unterschiede kennenzulernen.
  • Papier: Verwenden Sie hochwertiges Zeichenpapier mit einer glatten Oberfläche. Dies ermöglicht ein einfaches Zeichnen und Verwischen.
  • Radiergummi: Ein Radiergummi ist unerlässlich, um Fehler zu korrigieren und Highlights zu erzeugen. Ein Knetradiergummi ist besonders nützlich, um Grautöne zu erzeugen.
  • Anspitzer: Halten Sie Ihre Bleistifte immer scharf, um präzise Linien zu ziehen.
  • Verwischwerkzeug: Ein Verwischwerkzeug (z. B. ein Papierwischer oder ein Wattestäbchen) hilft dabei, Schraffuren zu verwischen und weiche Übergänge zu erzeugen.
  • Fixativ: Ein Fixativ schützt Ihre Zeichnung vor dem Verwischen und Ausbleichen.

Grundlagen des Zeichnens

Bevor Sie mit komplexen Motiven beginnen, ist es wichtig, die Grundlagen des Zeichnens zu beherrschen. Hier sind einige grundlegende Techniken, die Sie üben sollten:

Linienführung

Das Ziehen von geraden Linien und Kurven ist eine grundlegende Fähigkeit beim Zeichnen. Üben Sie, Linien in verschiedenen Längen und Stärken zu ziehen. Versuchen Sie, Linien mit gleichmäßigem Druck zu ziehen, um eine konsistente Strichstärke zu erzielen.

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Formen

Alle Objekte lassen sich auf grundlegende geometrische Formen wie Kreise, Quadrate und Dreiecke reduzieren. Üben Sie, diese Formen zu zeichnen und sie zu kombinieren, um komplexere Objekte darzustellen.

Perspektive

Die Perspektive ist eine Technik, um Tiefe und Realismus in Ihren Zeichnungen zu erzeugen. Es gibt verschiedene Arten von Perspektiven, darunter die Ein-Punkt-Perspektive, die Zwei-Punkt-Perspektive und die Drei-Punkt-Perspektive.

  • Ein-Punkt-Perspektive: Alle Linien führen zu einem einzigen Fluchtpunkt auf der Horizontlinie.
  • Zwei-Punkt-Perspektive: Es gibt zwei Fluchtpunkte auf der Horizontlinie. Diese Perspektive wird häufig verwendet, um Gebäude oder andere Objekte darzustellen, die von der Ecke aus betrachtet werden.
  • Drei-Punkt-Perspektive: Es gibt drei Fluchtpunkte, einen auf der Horizontlinie und zwei außerhalb. Diese Perspektive wird verwendet, um Objekte aus einer sehr hohen oder sehr niedrigen Perspektive darzustellen.

Schattierung

Die Schattierung ist eine Technik, um Licht und Schatten in Ihren Zeichnungen darzustellen. Dies verleiht Ihren Zeichnungen Tiefe und Realismus. Es gibt verschiedene Schattierungstechniken, darunter:

  • Schraffur: Ziehen Sie parallele Linien, um Schatten zu erzeugen. Je enger die Linien beieinander liegen, desto dunkler der Schatten.
  • Kreuzschraffur: Überkreuzen Sie Linien, um dunklere Schatten zu erzeugen.
  • Verwischen: Verwischen Sie Schraffuren mit einem Verwischwerkzeug, um weiche Übergänge zu erzeugen.
  • Punktierung: Erzeugen Sie Schatten, indem Sie kleine Punkte auf das Papier setzen. Je dichter die Punkte beieinander liegen, desto dunkler der Schatten.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Zeichnen eines Gesichts

Menschen und ihre Gesichter sind ein beliebtes Motiv für Zeichnungen. Die Grundform des Kopfes sorgt dabei beim Zeichnen eher selten für Schwierigkeiten, denn es sind mehr die kleineren Details, die das Gesicht letztlich ausmachen. Je nachdem, wie beispielsweise die Mundwinkel dargestellt oder an welchen Stellen Schatten gezeichnet werden, wirkt das gesamte Gesicht freundlich, lachend, nachdenklich oder grimmig.

  1. Skizzieren Sie die Grundform: Beginnen Sie mit einer einfachen Skizze der Grundform des Kopfes. Dies kann ein Oval oder eine andere Form sein, die der Kopfform ähnelt.
  2. Zeichnen Sie Hilfslinien: Zeichnen Sie eine vertikale Linie in der Mitte des Gesichts und eine horizontale Linie auf Augenhöhe. Diese Linien helfen Ihnen, die Gesichtszüge richtig zu positionieren.
  3. Platzieren Sie die Augen: Die Augen befinden sich auf der horizontalen Linie. Zeichnen Sie zwei ovale Formen für die Augen und fügen Sie Pupillen und Iris hinzu. Vergessen Sie nicht die Augenbrauen.
  4. Zeichnen Sie die Nase: Die Nase befindet sich in der Mitte des Gesichts, unterhalb der Augen. Zeichnen Sie eine einfache Form für die Nase und fügen Sie Details wie Nasenlöcher und Nasenrücken hinzu.
  5. Zeichnen Sie den Mund: Der Mund befindet sich unterhalb der Nase. Wird ein Gesicht von vorne gezeichnet, helfen zwei Hilfslinien beim Zeichnen des Mundes. Die erste Hilfslinie führt senkrecht von der Nase bis zum Kinn, die zweite Hilfslinie verläuft waagerecht und legt die Linie zwischen der Ober- und der Unterlippe fest. Die Oberlippe setzt sich aus zwei Flügeln zusammen, die in der Mitte aufeinandertreffen, die Unterlippe besteht aus nur einem Bogen. Sinnvoll ist, den Bleistift beim Zeichnen schräg zu halten, um auf diese Weise satte Striche aufzeichnen zu können. Vor allem der untere Bereich der Oberlippe liegt weiter im Hintergrund als der obere Bereich, so dass hier das Bild durch Schatten mehr Tiefe erhält. Die Unterlippe ist in der Mitte am hellsten und wird an den Seiten zunehmend dunkler. Die dunkelsten Stellen und damit tiefsten Schatten befinden sich in den Mundwinkeln. Zum Abschluss wird auch der Bereich unter der Unterlippe mit leichten Schatten versehen. Wird ein Gesicht in der Seitenansicht gezeichnet, wird zunächst ebenfalls eine Hilfslinie skizziert, die die Ober- von der Unterlippe trennt. Anschließend werden die Lippen gezeichnet, die jeweils aus einem Bogen bestehen, der mit wenigen Strichen angedeutet wird. Die Oberlippe verläuft dabei an der Vorderkante leicht schräg nach unten, überlappt die Unterlippe und liegt im Schatten. Die Unterlippe, die leicht hinter die Oberlippe tritt, ist etwas breiter als die Oberlippe und wird heller gezeichnet. Insgesamt zeigen die Schatten auf, von welcher Seite das Licht auf das Gesicht fällt. Wird die rechte Mundhälfte dunkler gezeichnet, kommt das Licht von links, ist die linke Mundseite dunkler, kommt das Licht von rechts. Generell ist wichtig, die Trennlinie zwischen der Ober- und der Unterlippe herauszuarbeiten. Um in diesem Fall weichere und rundere Formen zu zeichnen, können die einzelnen Striche leicht miteinander verwischt werden, wobei anschließend mithilfe des Radiergummis Glanzpunkte gesetzt werden können.
  6. Fügen Sie Haare hinzu: Die Haare können einfach oder detailliert gezeichnet werden. Beginnen Sie mit einer einfachen Skizze der Haarlinie und fügen Sie dann Details wie Strähnen und Locken hinzu.
  7. Schattieren Sie das Gesicht: Verwenden Sie Schattierungstechniken, um dem Gesicht Tiefe und Realismus zu verleihen. Achten Sie auf die Lichtquelle und schattieren Sie die Bereiche, die im Schatten liegen.
  8. Verfeinern Sie die Details: Verfeinern Sie die Details des Gesichts, wie z. B. die Augen, die Nase und den Mund. Verwenden Sie einen scharfen Bleistift, um feine Linien zu ziehen und Details hervorzuheben.

Tipps und Tricks

Hier sind einige zusätzliche Tipps und Tricks, die Ihnen beim Zeichnen mit Bleistift helfen können:

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  • Üben Sie regelmäßig: Je mehr Sie üben, desto besser werden Sie. Versuchen Sie, jeden Tag ein wenig zu zeichnen, auch wenn es nur für ein paar Minuten ist.
  • Verwenden Sie Referenzbilder: Referenzbilder können Ihnen helfen, die Proportionen und Details von Objekten richtig darzustellen.
  • Experimentieren Sie mit verschiedenen Techniken: Probieren Sie verschiedene Zeichentechniken aus, um herauszufinden, welche Ihnen am besten gefallen.
  • Seien Sie geduldig: Das Zeichnen erfordert Geduld und Ausdauer. Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Ihre ersten Zeichnungen nicht perfekt sind.
  • Haben Sie Spaß: Das Zeichnen sollte eine angenehme und entspannende Aktivität sein. Genießen Sie den Prozess und lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf.

Handlettering mit Bleistift

Er ist oft in alten Schriften zu sehen: Der kunstvoll gestaltete erste Anfangsbuchstabe. Dieser setzte den Grundstein für die Form der Schreibkunst, die wir heute als „Handlettering“ kennen. Zusammengesetzt beschreibt es das händische Gestalten von Buchstaben oder Wörtern. Den Ursprung hat Handlettering in der Kalligrafie, der „Kunst des Schönen Schreibens“. Mittlerweile koexistieren beide Praktiken nebeneinander, da sich Handlettering zu einer eigenen Kunstform entwickelt hat. Während es bei der Kalligrafie darauf ankommt, mit einer flüssigen Handbewegung schön zu schreiben, werden beim Handlettering die einzelnen Buchstaben eher gemalt und konstruiert als geschrieben. Im Gegensatz zur Kalligrafie folgt Handlettering keinen bestimmten Regeln oder Stilen. Ebenfalls ist es völlig freigestellt, welche Stifte, Pinsel oder andere Werkzeuge verwendet werden. Den Künstlerinnen und Künstlern sind keine Grenzen gesetzt, sodass die Gestaltung der Buchstaben und Wörter in jedweder Stilrichtung erfolgen kann. Mit dem aufsteigenden Do-It-Yourself-Zeitalter (also dem Wunsch, so viel wie möglich selbst zu gestalten und zu erschaffen) hat das Handlettering mittlerweile seinen Weg in die Mitte der Gesellschaft gefunden - oft finden sich Handlettering-Schriftzüge auf Tassen, T-Shirts sowie Speise- und Grußkarten. Wer jetzt direkt zu Stift und Papier greift und sich selbst im Handlettering ausprobieren möchte, kann nicht nur in kurzer Zeit personalisierte Postkarten verschicken, sondern tut auch Körper und Geist etwas Gutes. Denn mit der kreativen Beschäftigung wird nicht nur die Motorik geschult - es werden auch Prozesse im Gehirn angestoßen, die förderlich für die Gehirngesundheit sind. Bringt das Gedächtnis in Schwung: Das Schreiben mit der Hand aktiviert verschiedene Hirnregionen stärker als das Tippen auf einer Tastatur. Dies fördert die Gedächtnisbildung, da die Verknüpfungen zwischen den Hirnregionen intensiver sind. Sudoku, Kreuzworträtsel, Handlettering: Studien zeigen, dass Gedächtnistraining durch kognitive Übungen (z. B. Konzentrations- oder Aufmerksamkeitsübungen) signifikante Verbesserungen in kognitiven Tests bewirken können. Vorsorge ist besser als Nachsorge: Regelmäßiges Gedächtnistraining kann den Abbau der kognitiven Fähigkeiten verzögern und ist besonders wichtig, wenn die geistigen Herausforderungen im Alltag abnehmen, z. B. nach Austritt aus dem Beruf. Gemeinsam zeichnen: Handlettering ist nicht nur eine Aktivität für die ruhigen Abendstunden, sondern es eignet sich auch hervorragend als gemeinsames Projekt. Ob mit Kindern, Enkeln oder Freunden: Handlettering macht auch in Zusammenarbeit Spaß! Etwas Neues lernen: Der Mensch wächst an seinen Aufgaben - und mit ihm sein Gehirn! Die geistige Fitness profitiert vom Lernprozess bei ungewohnten Beschäftigungen wie zum Beispiel bei einem neuen Hobby. Etwas Neues zu lernen, ist in jedem Altersabschnitt möglich und gut für Seele, Geist und Körper. Da Studien zeigen, dass die Gedächtnisleistung bereits ab 40 Jahren nachlässt, sollte bereits frühzeitig das eigene Gedächtnis gefördert werden7. Wenn es Sie nun in den Fingern juckt und Sie nicht länger warten möchten, finden Sie auf dieser Seite einige Handlettering-Motive, mit denen Sie nicht nur Ihr Gedächtnis fit halten, sondern auch im Handumdrehen Grußkarten für viele verschiedene Anlässe zaubern können. Die wichtigste Frage zuerst: Was benötigen Sie, um gleich loslegen zu können? Für Ihr eigenes Handlettering brauchen Sie nur wenig Material - Konzeptpapier (z. B. Druckerpapier), Bleistift und Fineliner sind für die ersten Versuche völlig ausreichend. Natürlich können Sie auch schon hier mit Farbe experimentieren! Handlettering-Stile gibt es viele, sie erstrecken sich von Monoline über Brush-Lettering bis zu Fake Calligraphy. Für den Einstieg ins Lettering eignet sich Fake Calligraphy (also unechte Kalligrafie) sehr gut. Damit kann mit einem Bleistift oder einem Fineliner der Effekt einer Feder imitiert werden. Die Basis für diese Schriftart ist ein in Schreibschrift geschriebenes Wort, dessen runde Formen (wie z. B. in G, B, e, g) Sie eher oval zeichnen und alle Abwärtsstriche im zweiten Schritt mit einer parallelen Linie verstärken. Für Ihren Handlettering-Erfolg hilft aber vor allem eins: Üben, üben, üben! Das geht auch im Alltag: Wenn Sie in einer Zeitschrift oder auf einer Tasse einen Schriftzug sehen, der Ihnen gefällt, zeichnen Sie ihn ab und üben so das Freihand-Zeichnen. Lassen Sie sich von kleinen Fehlern nicht entmutigen und probieren Sie es einfach erneut - denn wir alle wissen: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen! Eine Schritt-für-Schritt Anleitung für den allerersten Gehversuch können Sie hier finden. Für die ganz persönlichen Weihnachtsgrüße: Wer sich in der Weihnachtszeit an einem Lettering versuchen möchte, kann sich an unserer Anleitung für das Lettering-Motiv „Frohe Weihnachten“ orientieren. Weitere Vorlagen ohne Schritt-für-Schritt Anleitung können Sie hier finden. Die Vorlagen dienen dabei nur als Leitlinie: Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Entscheiden Sie selbst, ob Sie Ihr Werk lieber bunt, schwarz-weiß, mit vielen Schnörkeln, mit wenig Schnörkeln, mit Hintergrund oder ohne Hintergrund gestalten möchten. Drucken Sie sich die Anleitung aus, pausen Sie sie direkt vom Bildschirm ab oder versuchen Sie es frei Hand - alles ist möglich!

Die Rolle des Gehirns beim Zeichnen

In Büchern, auf Internetseiten, die sich mit dem Thema beschäftigen, in Anleitungen und Ratgebern sowie in Kursen wird immer wieder erklärt, dass jeder das Zeichnen lernen kann. Nun wird sich so mancher aber vielleicht fragen, was das Gehirn denn mit dem Zeichnen zu tun haben soll. Kinder zeichnen meist ganz spontan und ohne sich großartig Gedanken zu machen. Sie nehmen einfach einen Stift und ein Stück Papier zur Hand und malen drauflos. Ob das Männchen, das Haus, das Tier, der Baum oder das Auto, das sie gezeichnet haben, Ähnlichkeit mit der realen Vorlage hat oder ob nicht, kümmert sie wenig. Ab etwa dem zehnten Lebensjahr ändert sich diese natürliche, unverfälschte Haltung. Die Zeichnungen aus frühen Kindertagen wirken irgendwie komisch und falsch. Stattdessen wird zunehmend versucht, genau hinzusehen und so zu zeichnen, wie die Motive tatsächlich aussehen. Die Schwierigkeit, die sich dabei ergibt, besteht darin, dass das, was die Augen sehen, nicht mit dem übereinstimmt, was die linke Gehirnhälfte an Wissen gespeichert hat. So weiß die linke Gehirnhälfte beispielsweise, dass sich ein Würfel aus sechs gleichgroßen Flächen zusammensetzt. Für die Augen hingegen wirken die Flächen unterschiedlich groß und je nach Perspektive ändern sich diese Größenverhältnisse auch noch. Diese Widersprüche gewinnen im Laufe der Zeit immer mehr an Gewicht. Die Arbeitsweise des Gehirns damit zu erklären, dass sich das Gehirn in eine rechte und eine linke Gehirnhälfte einteilen lässt und jeder der beiden Gehirnhälften bestimmte Fähigkeiten zugeordnet werden können, ist sicherlich sehr stark vereinfacht. Aber durch diese sehr vereinfachte Erklärung lässt sich recht gut veranschaulichen, wie Daten verarbeitet werden. Beim Zeichnen geht es zunächst einmal darum, ein Motiv mit den Augen abzutasten. Dabei kümmert sich die visuelle Wahrnehmung nicht um das Motiv als solches, sondern zerlegt es in Einzelteile und nimmt Linien, Striche, Punkte, Kurven und Winkel wahr. Für die Verarbeitung von solchen bildlichen Daten und Informationen ist die rechte Gehirnhälfte zuständig. Die Schwierigkeit besteht nun aber darin, dass sich im Zuge der Datenverarbeitung auch die linke Gehirnhälfte einschaltet. Die linke Gehirnhälfte ist für das begriffliche Denken verantwortlich und ruft die Informationen ab, die sie zu einem bestimmten Begriff oder Symbol abgespeichert hat. Die rechte Gehirnhälfte ist, vereinfacht erklärt, für das bildliche Denken zuständig. Beim Zeichnen, bei dem es ja darauf ankommt, Bilder zu sehen und wiederzugeben, wäre also die rechte Gehirnhälfte gefordert. Da die linke, begriffsorientierte Gehirnhälfte jedoch ihre vorhandenen Informationen beisteuert, fällt es vielen schwer, das zu zeichnen, was sie tatsächlich sehen. Aus diesem Grund beschäftigen sich viele Anleitungen und Kurse mit den verschiedenen Zeichentechniken und den Regeln zum Aufbau von Motiven, zur Perspektive oder zum richtigen Setzen von Lichtern und Schatten. Das Zeichnen ist prinzipiell weniger eine Frage des Talents oder der Fähigkeit, einen Stift gekonnt über das Papier zu führen. Wäre dies der Fall, würde sich dies auch auf beispielsweise das Schreiben oder die Fertigkeit, eine Unterschrift präzise unter ein Dokument zu setzen, auswirken. Stattdessen ist das Zeichnen in erster Linie eine Frage des richtigen Sehens. Dies wiederum lässt sich trainieren, indem verstärkt mit der rechten Gehirnhälfte gearbeitet und die linke Gehirnhälfte gleichzeitig ausgetrickst wird. Zu Übungszwecken ist es sehr hilfreich, wie ein Fotokopierer vorzugehen. Besonders zu bekannten Motiven wie beispielsweise Bäumen, Häusern oder Gesichtern sind nämlich viele Informationen abgespeichert, die unbewusst in die Zeichnung einfließen. Ein bewährter Trick, um einen Baum oder ein Haus zu zeichnen, besteht darin, ein Blatt Papier auf die Fensterscheibe zu legen und die Konturen nachzufahren. Durch dieses Abpausen entsteht eine Skizze, die anschließend weiter ausgearbeitet werden kann. Genauso lassen sich Motive mithilfe von Fotos üben. Nun wird so mancher aber vielleicht anmerken, dass das Abpausen nicht unbedingt mit richtigem Zeichnen gleichzusetzen ist. Dies ist zwar ein Stück weit richtig, allerdings geht es beim Abpausen und Kopieren auch in erster Linie darum, zu trainieren, das und wirklich nur das zu zeichnen, was tatsächlich zu sehen ist. Eine andere Möglichkeit, um die linke Gehirnhälfte beim Zeichnen auszutricksen, besteht darin, die Vorlage auf den Kopf zu stellen. Dadurch erkennt die linke Gehirnhälfte keine typischen Symbole und weil sie deshalb auch keine dazugehörigen Informationen beisteuern kann, überlässt sie die Arbeit der rechten Gehirnhälfte. Diese wiederum kann sich ohne Einmischungen auf das konzentrieren, was die Augen sehen. Ein probates Mittel aus der Trickkiste ist aber auch ein Spiegel. Dreht sich der Zeichner um und sieht er sich seine Zeichnung in einem Spiegel an, werden ihm Stellen auffallen, die noch nicht stimmig sind und überarbeitet werden sollten.

Urban Sketching

Kiyeon Kim ist Architekt und Urban Sketcher. Seit drei Jahren dokumentiert er sein Leben in Deutschland in Urban Sketches. Ich höre immer wieder, dass (vor allem) Anfänger unzufrieden sind, wenn sie versuchen etwas aus dem Kopf oder aus der Fantasie zu zeichnen. Dabei ist dieser Anspruch an sich selbst, etwas aus dem Kopf zeichnen zu können, extrem hoch gegriffen. Oft meint man, dass man das Bild wirklich vor Augen hat, zum greifen nah, man muss es nur noch zu Papier bringen. Wenn man dann den Bleistift in der Hand hält und es versucht, gelingt es nicht. Ein Grund hierfür ist, dass unser Gehirn Informationen filtert. Es speichert zum Beispiel, dass ein Mensch einen runden Kopf, einen geraden Körper, Arme und Beine hat. Ein Auto hat runde Räder und eckige Fenster. Ein Haus hat ein spitzes Dach und viereckige Fenster. Das alles sind Klischees, die nicht unbedingt die echte Form der Dinge beinhalten. Versucht man nun einen Menschen, ein Auto oder ein Haus zu zeichnen, entsteht eine Abbildung, die diese Klischees wiedergibt. Der oben beschriebene Umstand, dass unser Gehirn vor allem Klischees abspeichert, bereitet uns sogar beim Abzeichnen Probleme. Auch hier möchte unser Gehirn Wichtiges von (vermeintlich) Unwichtigem zu trennen. Man muss beim Zeichnen lernen die Dinge unvoreingenommen zu betrachtet, so als würde man das was man zeichnen will zum ersten Mal sehen. Das ist es, was man beim Zeichnen lernen als „Sehen lernen“ bezeichnet. Ihr habt das wahrscheinlich schon oft gehört oder gelesen und dabei vielleicht die Augen verdreht. Spätestens dann, wenn einem bewusst wird, dass selbst das Abzeichnen vom realen Modell eine große Herausforderung ist, versteht man wie unrealistisch die Erwartung ist, etwas einfach aus dem Kopf zeichnen zu können. Ein Motiv aus dem Kopf zu zeichnen gelingt in der Regel nur, wenn man das Objekt bereits unzählige Male abgezeichnet hat. Besondere Fähigkeiten beim Abzeichnen und teilweise auch beim Zeichnen aus dem Kopf besitzen manche Autisten. Dies ist nach aktuellem Stand der Forschung (bzw. Diese Filtermechanismen, die ich bereits weiter oben im Text erwähnt habe, verhindern bei Menschen normaler Weise eine Überforderung des Gehirns durch unzählige unwichtige Informationen. So können Menschen im Alltag schneller und intuitiver entscheiden. Der autistische Zeichner Stephen Wiltshire hingegen ist in der Lage aus dem Gedächtnis ganze Stadtpanoramabilder zu zeichnen. Sein Gehirn wird vor all den Informationen und Details nicht „verschont“ und nimmt alles auf.

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