Geht mir Werbung auf die Nerven? Was tun gegen die Reizüberflutung?

Werbung ist allgegenwärtig. Ob auf Plakaten, im Fernsehen, im Internet oder sogar im Windows Explorer - sie begegnet uns auf Schritt und Tritt. Während ein gewisses Maß an Werbung akzeptabel ist, empfinden viele Menschen die zunehmende Reizüberflutung als störend und belästigend. Dieser Artikel beleuchtet, wie personalisierte Online-Werbung funktioniert, welche Möglichkeiten es gibt, sich dagegen zu wehren und wie man die Flut an Werbebotschaften im Alltag reduzieren kann.

Die Maschinerie hinter der personalisierten Online-Werbung

Online-Werbung unterscheidet sich grundlegend von klassischer Werbung. Statt direkter Buchungen bei Webseitenbetreibern nutzen Werbetreibende Werbenetzwerke, um ihre Anzeigen zu schalten. Hierbei wird spezieller Programmcode auf der Webseite des Werbenden installiert. Dieser Code lädt, sobald ein Nutzer die Seite öffnet, personalisierte Werbung vom Werbenetzwerk basierend auf dessen Profil.

Echtzeit-Auktionen um Ihre Aufmerksamkeit

Das Werbenetzwerk versteigert das Nutzerprofil in Echtzeit an den Höchstbietenden. Der Werbetreibende mit dem höchsten Gebot erhält den Zuschlag und seine Werbung wird dem Nutzer angezeigt. Diese Auktionen laufen im Hintergrund ab, während die Webseite geladen wird.

Tracker: Datensammler im Hintergrund

Die personalisierte Werbung basiert auf der Analyse des Nutzerverhaltens. Sogenannte Tracker, kleine Computerprogramme, sammeln Informationen über besuchte Webseiten, Suchanfragen und andere Online-Aktivitäten. Diese Daten werden in Cookies gespeichert und ermöglichen es den Werbenetzwerken, ein detailliertes Nutzerprofil zu erstellen.

Retargeting: Die Wiederansprache potenzieller Kunden

Eine besonders effektive Methode ist das Retargeting. Hierbei werden Nutzer, die bereits Interesse an einem Produkt gezeigt haben, erneut mit Werbung für dieses Produkt angesprochen. Dies kann beispielsweise erfolgen, wenn ein Nutzer einen Artikel in den Warenkorb gelegt, den Kauf aber nicht abgeschlossen hat.

Lesen Sie auch: Tipps gegen Wetterfühligkeit

Möglichkeiten, sich gegen aufdringliche Werbung zu wehren

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich gegen die Flut an Online-Werbung zu wehren und die eigene Privatsphäre zu schützen.

Adblocker: Werbung blockieren und Privatsphäre schützen

Ein Adblocker wie uBlock Origin ist ein Browser-Plugin, das Werbung und Tracker filtert. Es entfernt die Werbung von Webseiten, blockiert Tracking-Pixel und schützt so die Privatsphäre. Darüber hinaus beschleunigt ein Adblocker den Seitenaufbau und spart Datenvolumen.

uBlock Origin: Eine empfehlenswerte Lösung

uBlock Origin ist ein neutraler Open-Source-Adblocker, der sich durch seine Effektivität und Transparenz auszeichnet. Die Filterlisten sind einsehbar und werden regelmäßig aktualisiert. Im Gegensatz zu einigen anderen Adblockern lässt sich uBlock Origin nicht von Unternehmen "freikaufen".

Windows 10 Werbung blockieren

Auch in Windows 10 selbst gibt es zahlreiche Werbeeinblendungen, die als störend empfunden werden können. Diese lassen sich jedoch mit wenigen Handgriffen deaktivieren.

Werbung im Startmenü deaktivieren

In den Einstellungen unter "Personalisierung" und "Start" kann die Option "Gelegentlich Vorschläge im Menü Start anzeigen" deaktiviert werden.

Lesen Sie auch: Der Conus Medullaris: Eine detaillierte Analyse

Pop-up-Werbung in der Taskleiste deaktivieren

Unter "System" und "Benachrichtigungen und Aktionen" lässt sich die Funktion "Bei der Nutzung von Windows Tipps, Tricks und Vorschläge erhalten" deaktivieren.

Werbung im Sperrbildschirm deaktivieren

In den Einstellungen unter "Personalisierung" und "Sperrbildschirm" kann als "Hintergrund" die Option "Bild" ausgewählt und die Option "Unterhaltung, Tipps und mehr von Windows und Cortana auf dem Sperrbildschirm anzeigen" deaktiviert werden.

Werbung im Explorer deaktivieren

Im Windows-Explorer unter "Ansicht" und "Optionen" kann im Reiter "Ansicht" der Haken vor "Benachrichtigungen des Synchronisierungsanbieters anzeigen" entfernt werden.

Schutz vor Popup-Werbung auf dem Smartphone

Popup-Werbung, die das gesamte Display blockiert, kann sehr lästig sein. In solchen Fällen sollte man keine persönlichen Daten eingeben und keine Apps installieren, da es sich oft um Adressensammler oder Schadsoftware handelt.

Cache und Cookies löschen

Das Leeren des Cache und das Löschen der Cookies im Browser kann helfen, die Popup-Werbung zu entfernen. Zudem sollte der Browser so eingestellt werden, dass keine Cookies von Drittanbietern akzeptiert und die Cookies bei jedem Beenden gelöscht werden.

Lesen Sie auch: Behandlung von Gesichtstaubheit

Apps auf Werbebotschaften überprüfen

Auch installierte Apps können für die Popup-Werbung verantwortlich sein. Daher sollten kürzlich installierte Apps testweise deinstalliert werden, wenn sich das Problem nicht über das Bereinigen des Browsers lösen lässt.

Installation aus unsicheren Quellen vermeiden

Apps sollten möglichst nur aus den offiziellen Stores (Google Play Store, Apple App-Store) installiert werden. Bei Android-Geräten sollte zudem die Installation aus unbekannten Quellen in den Einstellungen unter "Sicherheit" deaktiviert werden.

Robinsonlisten: Schutz vor adressierter Werbung

Über die sogenannten Robinsonlisten für die verschiedenen Medien können Schutz­konten erstellt und so an Sie gerichtete Werbung verbieten.

Nervenschoner-Plugin: Cookie-Banner blockieren

Das Browser-Plugin "Nervenschoner" der Verbraucherzentrale Bayern blockiert viele der lästigen Cookie-Einwilligungs-Banner und schont damit die Nerven der Nutzer. Das Plugin funktioniert im Hintergrund als Firewall und unterbindet Verbindungen, die Einwilligungs-Banner laden wollen.

Funktionsweise des Nervenschoner-Plugins

Das Plugin nutzt "Blockierlisten" aus dem "EasyList Forum", um Einwilligungs-Banner zu erkennen und zu blockieren. Zudem blockiert der Nervenschoner standardmäßig auch Tracker, die Webseitenbesucher bei ihrem Weg durch das Internet über die Schulter schauen wollen. Dazu werden die Blockierlisten "EasyPrivacy" und "AdGuard Tracking Protection" genutzt.

Bedienung des Nervenschoner-Plugins

Nach der Installation muss man sich eigentlich um nichts mehr kümmern - das Plugin blockiert so viele Einwilligungs-Banner wie möglich. An dem grünen Schutzschild im Browserfenster (rechts oben) kann man sehen, dass man geschützt ist.

Weitere Tipps zur Reduzierung von Werbung im Alltag

Neben den technischen Möglichkeiten gibt es auch einige einfache Verhaltensweisen, die helfen können, die Menge an Werbung im Alltag zu reduzieren.

  • Aufkleber "Keine Werbung" am Briefkasten anbringen: Dies stoppt klassische Reklame wie Flugblätter mit Sonderangeboten.
  • Werbebriefe abbestellen: An den Absender schreiben: „Unterlassen Sie es ab sofort, mir Werbebriefe zu schicken.“
  • Newsletter abbestellen: Newsletter oder ständige Produktempfehlungen eines Unternehmens können als aufdringlicher Spam gewertet werden, wenn Verbraucher*innen mit der Zusendung nicht länger einverstanden sind.

tags: #geht #mir #werbung #auf #die #nerven