Ein Schlaganfall kann weitreichende Folgen haben, die sich nicht nur auf die motorischen und sprachlichen Fähigkeiten beschränken. Auch Verdauungsprobleme, insbesondere Durchfall, können nach einem Schlaganfall auftreten und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Durchfall nach einem Schlaganfall und diskutiert verschiedene Behandlungsansätze.
Schlaganfall: Eine kurze Einführung
Ein Schlaganfall, auch Apoplex genannt, tritt auf, wenn die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen wird. Dies kann entweder durch den Verschluss eines Blutgefäßes (ischämischer Schlaganfall) oder durch eine Blutung im Gehirn (hämorrhagischer Schlaganfall) verursacht werden. In Deutschland erleiden jährlich etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall, wobei ein erheblicher Teil unter 55 Jahre alt ist.
Symptome eines Schlaganfalls
Die Symptome eines Schlaganfalls können vielfältig sein und hängen davon ab, welcher Bereich des Gehirns betroffen ist. Typische Symptome sind:
- Plötzliche Schwäche oder Lähmung einer Körperseite
- Sprach- und Sprechstörungen
- Sehstörungen
- Starke Kopfschmerzen
- Schwindel und Gleichgewichtsstörungen
Es ist wichtig, bei Auftreten dieser Symptome sofort den Notruf (112) zu wählen, da jede Minute zählt. Nach einem Schlaganfall gehen pro Minute bis zu zwei Millionen Nervenzellen zugrunde.
Ursachen eines Schlaganfalls
In mehr als 80 % der Fälle wird ein Schlaganfall durch den Verschluss einer Hirnarterie ausgelöst. Dies führt zu einer Unterversorgung des Gehirns mit Blut und Sauerstoff, was zum Absterben von Nervenzellen führt. Ursachen für Durchblutungsstörungen können sein:
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- Arteriosklerose (Ablagerungen in den Gefäßen)
- Blutgerinnsel
- Herzerkrankungen wie Vorhofflimmern
- Angeborene Defekte im Herzen (z. B. persistierendes Foramen ovale)
- Dissektionen (Einrisse in der Gefäßwand)
Durchfall als Folge eines Schlaganfalls
Durchfall ist eine häufige, aber oft übersehene Komplikation nach einem Schlaganfall. Es gibt verschiedene Faktoren, die zu Durchfall bei Schlaganfallpatienten beitragen können.
Medikamente
Viele Medikamente, die nach einem Schlaganfall eingesetzt werden, können Durchfall als Nebenwirkung haben. Dazu gehören beispielsweise Antibiotika, die zur Behandlung von Infektionen eingesetzt werden, sowie Medikamente zur Blutdrucksenkung oder zur Vorbeugung von Blutgerinnseln.
Ernährung
Schluckstörungen sind eine häufige Folge eines Schlaganfalls. Um die Nahrungsaufnahme zu erleichtern, werden oft angedickte Flüssigkeiten und pürierte Speisen verabreicht. Diese können jedoch zu Verdauungsproblemen und Durchfall führen, insbesondere wenn sie mit Süßstoffen versetzt sind.
Immobilität
Die durch den Schlaganfall bedingte Immobilität kann die Darmfunktion beeinträchtigen und zu Verstopfung oder Durchfall führen.
Darmflora
Ein Schlaganfall kann die Zusammensetzung der Darmflora verändern. Dies kann zu einer vermehrten Produktion von schädlichen Stoffwechselprodukten führen, die Durchfall verursachen können. Studien haben gezeigt, dass bestimmte Darmbakterien das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können, indem sie ein Nebenprodukt namens Trimethylaminoxid (TMAO) produzieren. TMAO kann Entzündungen in den Blutgefäßen fördern und die Bildung von Blutgerinnseln begünstigen.
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Infektionen
Schlaganfallpatienten haben ein erhöhtes Risiko für Infektionen, insbesondere Harnwegsinfektionen. Antibiotika, die zur Behandlung dieser Infektionen eingesetzt werden, können die Darmflora zusätzlich stören und Durchfall verursachen.
Neurologische Ursachen
Der Schlaganfall selbst kann die neurologische Steuerung der Darmfunktion beeinträchtigen. Dies kann zu einer Störung der Darmmotilität und zu Durchfall führen.
Stress
Stress und Angstzustände, die häufig nach einem Schlaganfall auftreten, können sich ebenfalls auf die Verdauung auswirken und Durchfall verursachen.
Diagnose von Durchfall nach Schlaganfall
Um die Ursache des Durchfalls zu ermitteln, ist eine sorgfältige Anamnese und körperliche Untersuchung erforderlich. Folgende Untersuchungen können durchgeführt werden:
- Stuhluntersuchung: Zum Ausschluss von Infektionen oder einer Clostridien-Infektion.
- Blutuntersuchung: Zur Überprüfung von Entzündungswerten und zur Beurteilung der Nierenfunktion.
- Koloskopie: In seltenen Fällen kann eine Darmspiegelung erforderlich sein, um andere Ursachen für den Durchfall auszuschließen.
- Anamnese der Medikamente: Überprüfung der Medikamente, welche der Patient einnimmt, um festzustellen, ob diese den Durchfall verursachen.
Behandlung von Durchfall nach Schlaganfall
Die Behandlung von Durchfall nach einem Schlaganfall richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.
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Anpassung der Medikation
Wenn Medikamente als Ursache für den Durchfall identifiziert werden, sollte in Absprache mit dem Arzt geprüft werden, ob die Dosis reduziert oder auf ein anderes Medikament umgestellt werden kann.
Ernährungsumstellung
Eine Anpassung der Ernährung kann helfen, den Durchfall zu lindern. Es ist ratsam, auf leicht verdauliche Speisen zu achten und auf stark fettige, zuckerhaltige oder stark gewürzte Speisen zu verzichten. Auch eine Reduktion von Süßstoffen kann hilfreich sein.
Flüssigkeitszufuhr
Bei Durchfall ist es wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Geeignet sind Wasser, ungesüßte Tees oder Elektrolytlösungen.
Probiotika
Probiotika können helfen, die Darmflora wieder aufzubauen und den Durchfall zu reduzieren. Sie enthalten lebende Mikroorganismen, die sich positiv auf die Darmgesundheit auswirken können.
Medikamente gegen Durchfall
In einigen Fällen können Medikamente gegen Durchfall eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern. Diese sollten jedoch nur nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden.
Behandlung von Infektionen
Wenn eine Infektion als Ursache für den Durchfall identifiziert wird, muss diese entsprechend behandelt werden. In der Regel werden Antibiotika eingesetzt.
Toilettentraining
Ein Toilettentraining kann helfen, die Darmfunktion wieder zu normalisieren und die Kontinenz zu verbessern. Es ist wichtig, regelmäßige Toilettengänge einzuplanen und auf die Signale des Körpers zu achten.
Beckenbodentraining
Ein gezieltes Beckenbodentraining kann die Muskulatur stärken und die Kontinenz verbessern.
Sakrale Nervenstimulation
In einigen Fällen kann eine sakrale Nervenstimulation in Betracht gezogen werden. Dabei wird ein kleiner Schrittmacher in das Gesäß implantiert, der schwache elektrische Impulse an die Sakralnerven sendet. Diese Nerven steuern den Beckenboden, den Darm und die Blase.
Stuhlinkontinenz
Wenn die Stuhlinkontinenz durch Verletzungen am Schließmuskel verursacht wird, kann ein Schließmuskelimplantat aus körpereigenem Gewebe hergestellt werden.
Biofeedback
Wenn der Patient Schwierigkeiten hat, seinen Beckenboden und den Schließmuskel wahrzunehmen, kann ein Biofeedbackgerät helfen.
Die Rolle der Rehabilitation
Eine umfassende Rehabilitation ist entscheidend, um die Folgen eines Schlaganfalls zu minimieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Rehabilitation sollte multidisziplinär erfolgen und verschiedene Therapiebereiche umfassen, darunter:
- Physiotherapie
- Ergotherapie
- Sprachtherapie
- Neuropsychologie
- Ernährungsberatung
- Kontinenztraining
Prävention von Schlaganfällen
Um das Risiko eines Schlaganfalls zu reduzieren, ist es wichtig, Risikofaktoren zu minimieren. Dazu gehören:
- Kontrolle des Blutdrucks
- Gesunde Ernährung
- Regelmäßige Bewegung
- Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum
- Behandlung von Herzerkrankungen wie Vorhofflimmern
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