Der menschliche Körper ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst, dessen komplexes Zusammenspiel von Gelenken, Muskeln und Nerven uns ermöglicht, uns zu bewegen, zu interagieren und die Welt um uns herum zu erleben. Dieser Artikel beleuchtet die einzelnen Komponenten dieses Systems, ihre spezifischen Funktionen und wie sie nahtlos zusammenarbeiten, um Bewegung und Stabilität zu gewährleisten.
Einleitung in den Bewegungsapparat
Der Bewegungsapparat ist ein komplexes System, das dem Körper seine Form und Stabilität verleiht und ein breites Spektrum an Bewegungsmöglichkeiten bietet. Er setzt sich aus aktiven und passiven Strukturen zusammen, die zusammenarbeiten, um Bewegung zu ermöglichen.
Der Passive Bewegungsapparat: Das Stützgerüst
Der passive Bewegungsapparat bildet das Grundgerüst des Körpers und verleiht ihm Haltung und Gestalt. Er besteht aus Knochen, Knorpel, Bändern, Gelenken und Bandscheiben.
Knochen: Das Skelett als Stützstruktur
Das menschliche Skelett besteht aus über 200 Knochen, deren genaue Anzahl individuell variieren kann. Man unterscheidet zwischen dem Achsenskelett (Schädel, Rippen, Wirbelsäule, Brustbein) und dem Extremitätenskelett (Arme, Beine, Becken, Schulterblatt, Schlüsselbein). Knochen machen etwa ein Achtel des Körpergewichts aus und dienen als Ansatzstellen für Muskeln. Das Knochenmark produziert Blutzellen, und die Knochen spielen eine wichtige Rolle im Mineralstoffwechsel. Die Knochen können sich an innere und äußere Einflüsse anpassen, beispielsweise durch dichtere Struktur bei starker Belastung. Im Alter nimmt die Knochendichte jedoch meist ab.
Gelenke: Die Verbindung zwischen den Knochen
Gelenke sind die beweglichen Verbindungsstellen zwischen den Knochen und ermöglichen ein breites Spektrum an Bewegungen. Es gibt verschiedene Arten von Gelenken, deren Form bestimmt, in welche Richtungen und wie weit sich die Knochen bewegen können. Gelenke sind von einer Gelenkkapsel umgeben, die das Gelenk stabilisiert und schützt. Die Enden der Knochen in einem Gelenk sind mit Knorpel überzogen, um die Reibung zu verringern und den Druck auf die Knochen zu verteilen. Zwischen den Knorpelschichten befindet sich Gelenkschmiere, die die Reibung weiter reduziert und den Knorpel mit Nährstoffen versorgt.
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Bestandteile eines Gelenks:
- Gelenkflächen (Gelenkkopf und Gelenkpfanne): Sie sind mit Knorpel überzogen.
- Gelenkspalt: Ein Hohlraum, der mit Gelenkflüssigkeit gefüllt ist.
- Gelenkkapsel: Sie dichtet das Gelenk nach außen ab.
- Bänder: Sie stabilisieren das Gelenk und verhindern übermäßige Bewegungen.
- Schleimbeutel: Sie dienen als Polster und reduzieren die Reibung zwischen Knochen und Weichteilen.
Bänder: Stabilisierung und Begrenzung der Bewegung
Bänder bestehen aus Bindegewebe und verbinden Knochen miteinander. Sie stabilisieren die Gelenke und begrenzen gleichzeitig ihre Bewegungen. Eine Überdehnung oder ein Riss eines Bandes kann zu einer Instabilität des Gelenks führen.
Knorpel: Stoßdämpfer und Schutzschicht
Knorpel ist ein druck- und biegungselastisches Stützgewebe, das die Gelenkflächen umhüllt und Stöße sowie Druckkräfte absorbiert. Es gibt verschiedene Arten von Knorpel, darunter hyalinen Knorpel (z. B. in Nase und Gelenken), elastischen Knorpel (in der Ohrmuschel) und Faserknorpel (als Meniskus im Knie oder in den äußeren Teilen der Bandscheiben).
Bandscheiben und Wirbelsäule: Flexibilität und Schutz des Rückenmarks
Die Wirbelsäule federt den Rumpf in alle Richtungen ab und schützt das Rückenmark. Die Bandscheiben verbinden die einzelnen Wirbel miteinander und ermöglichen die Beweglichkeit der Wirbelsäule. Die Wirbelsäule besteht aus sieben Halswirbeln, zwölf Brustwirbeln, fünf Lendenwirbeln, fünf verwachsenen Wirbeln am Kreuzbein und vier bis fünf Wirbeln am Steißbein.
Der Aktive Bewegungsapparat: Die Kraft hinter der Bewegung
Der aktive Bewegungsapparat besteht aus Muskeln, Sehnen und Faszien, die zusammenarbeiten, um Bewegung zu ermöglichen.
Muskeln: Die Motoren des Körpers
Muskeln sind für Herzschlag, Atmung und Verdauung unerlässlich. Im menschlichen Körper gibt es in der Regel 656 Muskeln, die aus Muskelfaserbündeln bestehen und über Sehnen an den Gelenken befestigt sind. Muskeln machen je nach Trainingszustand zwischen 44 und 65 Prozent des gesamten Körpergewichts aus. Bei jeder Bewegung arbeitet mindestens einer der 655 anderen Muskeln mit.
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Sehnen: Die Verbindung zwischen Muskeln und Knochen
Sehnen sind bindegewebige Faserzüge, die Muskeln und Knochen verbinden und die Kraft eines Muskelzuges auf die Skelettteile übertragen. Es wird zwischen Zug- und Gleitsehnen unterschieden. Zugsehnen werden nur auf Zug belastet und verlaufen in der Wirkungsrichtung des Muskels. Bei Gleitsehnen decken sich die Wirkungsrichtung des Muskels und die Verlaufsrichtung der Sehnen nicht.
Faszien: Das Netzwerk des Bewegungsapparates
Faszien sind faserreiche Bindegewebsschichten, die Muskeln, Knochen, Nervenbahnen, Blutgefäße und Organe umhüllen und durchziehen. Sie haben einen großen Anteil an der Statik und Agilität des Körpers und geben dem Muskel Form und Festigkeit. Faszien trennen nahliegende Muskeln voneinander, sodass sie sich nicht gegenseitig bei der Kontraktion beeinflussen.
Das Nervensystem: Die Steuerzentrale der Bewegung
Das Nervensystem ist die zentrale Informations- und Kommunikationsplattform des Körpers. Es erfasst, leitet und verarbeitet Informationen, um Körperfunktionen zu koordinieren und uns die Wahrnehmung unserer Umwelt zu ermöglichen.
Aufbau und Funktion des Nervensystems
Das Nervensystem besteht aus Nervenzellen (Neuronen) und Gliazellen. Neuronen empfangen Signale über Dendriten und leiten elektrische Erregungen über das Axon weiter. An den Synapsen werden die Reize zur nächsten Zelle transportiert. Nerven bestehen aus gebündelten Nervenfasern (Axonen) und werden je nach Funktion als efferente (motorische), afferente (sensorische) oder gemischte Nerven bezeichnet.
Zentrale und Periphere Nervensystem
Das Nervensystem wird in das zentrale Nervensystem (ZNS) und das periphere Nervensystem (PNS) unterteilt. Das ZNS besteht aus Gehirn und Rückenmark und dient der Reizaufnahme, Reizverarbeitung und Reizweiterleitung. Das PNS umfasst alle Nerven außerhalb des ZNS und verbindet die Sinnesorgane mit dem Gehirn und der Muskulatur.
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Somatisches und Vegetatives Nervensystem
Funktionell wird zwischen dem somatischen (willkürlichen) und dem vegetativen (unwillkürlichen) Nervensystem unterschieden. Das somatische Nervensystem steuert die Motorik der Skelettmuskulatur und damit bewusste Körperreaktionen. Das vegetative Nervensystem innerviert Herz, Gefäße, Drüsen und die glatte Muskulatur der Eingeweide und steuert so Vitalfunktionen wie Atmung, Verdauung und Stoffwechsel.
Zusammenspiel von Sympathikus und Parasympathikus
Der Sympathikus wirkt erregend und leistungssteigernd, während der Parasympathikus für Ruhe und Regeneration zuständig ist. Beide Systeme arbeiten zusammen, um das innere Gleichgewicht des Körpers aufrechtzuerhalten.
Zusammenspiel von Gelenken, Muskeln und Nerven
Gelenke, Muskeln und Nerven arbeiten eng zusammen, um Bewegungen zu ermöglichen. Das Nervensystem sendet Signale an die Muskeln, die sich daraufhin zusammenziehen und die Knochen über die Gelenke bewegen. Die Gelenke ermöglichen die verschiedenen Bewegungsrichtungen, während die Bänder und Knorpel für Stabilität und Schutz sorgen.
Häufige Erkrankungen des Bewegungsapparates
Der Bewegungsapparat ist anfällig für verschiedene Erkrankungen, die Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Funktionseinbußen verursachen können.
Arthrose: Gelenkverschleiß
Arthrose ist ein häufig altersbedingter Verschleiß der Gelenke, der zu Steifigkeit und Schmerzen führt. Zu den wichtigsten Therapiemaßnahmen gehört gezielte Bewegung.
Rückenschmerzen: Ein Volksleiden
Fast jeder Mensch hat irgendwann mit Rückenschmerzen zu tun. Meist sind sie harmlos und werden durch Muskelverspannungen verursacht. Regelmäßige Bewegung ist die wirksamste Methode, um Rückenschmerzen vorzubeugen.
Schulterschmerzen: Vielfältige Ursachen
Schulterschmerzen zählen zu den häufigsten Gelenkbeschwerden, deren Ursache jedoch nicht immer leicht zu erkennen ist. Belastende Armbewegungen sollten vermieden werden.
Rheumatoide Arthritis: Entzündliche Gelenkerkrankung
Bei einer rheumatoiden Arthritis sind in der Regel mehrere Gelenke dauerhaft entzündet, was zu Verformungen und Steifheit führen kann.
Hüftgelenksnahe Fraktur: Knochenbruch im Alter
Bei älteren Menschen kommt es nach Stürzen häufig zu Knochenbrüchen nahe der Hüfte, die in der Regel operiert werden müssen.
Osteoporose: Knochenschwund
Bei Osteoporose nimmt die Knochendichte stärker ab als normal, was Knochenbrüche wahrscheinlicher macht. Mit Lebensstil-Maßnahmen und Medikamenten lässt sich Osteoporose behandeln.
Muskelzerrung und Muskelfaserriss: Sportverletzungen
Die Muskelzerrung ist eine der häufigsten Sportverletzungen, bei der der Muskel durch Überlastung überdehnt wird. Bei einem Muskelfaserriss reißen eine oder mehrere Fasern in einem Muskel.
Hallux Valgus: Fehlstellung des Fußes
Der Hallux valgus ist eine häufige Fehlstellung des Fußes, die nur bei Beschwerden behandelt werden muss.
Karpaltunnelsyndrom: Engpass im Handgelenk
Beim Karpaltunnelsyndrom schläft die Hand kurz ein, kribbelt und kann schmerzen. Einseitige Belastungen des Handgelenks können mitverantwortlich sein.
Spinalkanalstenose: Verengung des Wirbelkanals
Bei der Spinalkanalstenose ist der Wirbelkanal eingeengt, was zu Schmerzen, Gefühlsstörungen oder Lähmungen führen kann. Häufige Ursache ist ein Verschleiß an der Wirbelsäule.
Handgelenksverletzung: Vielfältige Formen
Es gibt verschiedene Arten von Verletzungen des Handgelenks, die sich in ihren Symptomen und ihrer Behandlung unterscheiden.
Schultersteife: Schmerzhafte Bewegungseinschränkung
Bei einer Schultersteife beginnt die Schulter allmählich ohne erkennbaren Grund zu schmerzen und steif zu werden. In der Regel heilt eine Schultersteife von allein wieder aus.
Chronische Schmerzen: Belastung für Körper und Seele
Chronische Schmerzen können sich auf Körper und Psyche auswirken und den Alltag belasten. Das Ziel der Therapie ist es, Schmerzen bestmöglich zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Skoliose im Jugendalter: Verkrümmung der Wirbelsäule
Bei einer Skoliose im Jugendalter verkrümmt sich die Wirbelsäule. Die Ursache dafür ist unklar. Bleibt die Krümmung bestehen, muss sie regelmäßig kontrolliert werden.
Vitamin-D-Mangel: Wichtig für gesunde Knochen
Vitamin D ist vor allem wichtig für gesunde Knochen. Mangelt es langfristig an Vitamin D, können die Knochen instabil werden. Regelmäßig Sonne zu „tanken“ hilft, einem Mangel vorzubeugen.
Bandscheibenvorfall: Schmerzen und Bewegungseinschränkungen
Ein Bandscheibenvorfall kann unbemerkt verlaufen, aber auch zu starken Beschwerden führen. Die Schmerzen lassen meistens innerhalb von sechs Wochen nach.
Nackenschmerzen: Häufig und meist harmlos
Akute Nackenschmerzen sind weit verbreitet und meistens harmlos. Grund sind oft Muskelverspannungen, die zum Beispiel durch lange Zeiten am Computer oder ungünstige Schlafpositionen entstehen.
Kreuzbandriss und Meniskusriss: Knieverletzungen im Sport
Zu Kreuzbandrissen kommt es meist beim Ballsport. Ob ein Riss operiert werden muss, hängt unter anderem von der Stabilität des Knies und vom Alter der verletzten Person ab. Meniskusrisse zählen zu den häufigsten Knieverletzungen im Sport, vor allem bei Ballsportarten wie Fußball. Sie treten auf, wenn das Knie unter starker Belastung verdreht wird.
Grünholzfraktur: Knochenbruch bei Kindern
Bei einer Grünholzfraktur sind die Knochenrinde und die dazugehörige Knochenhaut verletzt, während der Knochen selbst unverletzt bleibt. Solch ein Bruch kommt nur bei Kindern vor.
Bakerzyste: Ausstülpung in der Kniekehle
Eine Bakerzyste ist eine Ausstülpung in der Kniekehle, die sich mit Flüssigkeit füllt. Sie kann zu Schmerzen und Spannungsgefühlen führen, muss aber meist nicht behandelt werden.
Fersensporn: Schmerzen unter der Ferse
Fersensporn bezeichnet die Verknöcherung eines Sehnenansatzes unter der Ferse. Reizungen des Sehnenansatzes können zu Schmerzen beim Auftreten führen. Diese lassen sich verschieden behandeln.
Amyotrophe Lateralsklerose (ALS): Degenerative Nervenerkrankung
Bei der ALS sterben Nervenzellen ab, die die Muskeln steuern. Die Folge sind Muskelschwund, Muskelsteifigkeit und Lähmungen. Die Therapie zielt darauf, die Beschwerden bestmöglich zu lindern.
Sarkome: Seltene Tumoren
Sarkome sind seltene Tumoren, die vor allem im Weichgewebe, aber auch in den Knochen auftreten.
Fibromyalgie: Chronische Schmerzerkrankung
Fibromyalgie ist eine chronische Schmerzerkrankung, bei der die Schmerzverarbeitung im Gehirn gestört ist. Was Menschen mit Fibromyalgie hilft, ist sehr unterschiedlich.
Schleimbeutelentzündung: Schwellung und Schmerzen
Eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis) macht sich durch eine Schwellung und Schmerzen bemerkbar - zum Beispiel am Ellenbogen oder Knie.
Sehnenreizung und Sehnenscheidenentzündung: Überlastungsbeschwerden
Eine Sehnenreizung kann durch starke Beanspruchung und Überbelastung entstehen. Eine gereizte Sehne muss geschont werden. Eine Sehnenscheidenentzündung entsteht häufig durch Überbeanspruchung der Hände, Arme oder Füße. Schont man den betroffenen Bereich, verschwinden die Beschwerden meist von selbst.
Sprunggelenkbruch und Sprunggelenkverstauchung: Verletzungen des Sprunggelenks
Knickt der Fuß zum Beispiel beim Sport zu stark um, kann das obere Sprunggelenk brechen. Dies kann einen oder mehrere Knochen betreffen. In der Regel heilt ein Sprunggelenkbruch problemlos aus. Bei einer Sprunggelenkverstauchung werden die Bänder überdehnt. Dabei reißen auch kleine Blutgefäße und der Knöchel schwillt an.
Tennisarm: Schmerzen im Ellenbogen
Ein Tennisarm ist meist die Folge von einseitigen Belastungen - etwa beim Sport oder handwerklichen Tätigkeiten. Bestimmte Behandlungen können die Beschwerden lindern oder die Heilung beschleunigen.
Hüftarthrose (Coxarthrose) und Kniearthrose (Gonarthrose): Gelenkverschleiß in Hüfte und Knie
Hüftarthrose beginnt häufig schleichend. Schmerzen bei Bewegung gehören zu den ersten Anzeichen. Die wichtigsten Maßnahmen sind Bewegungstherapien und die Einnahme von NSAR-Schmerzmitteln. Kniearthrose beginnt typischerweise mit Knieschmerzen, die zuerst nur bei Belastung auftreten. Begünstigt wird sie beispielsweise durch Übergewicht oder starke Beanspruchung wie häufiges Knien.
Psoriasis-Arthritis: Gelenkentzündung bei Schuppenflechte
Bei einer Psoriasis-Arthritis handelt es sich um eine Gelenkentzündung infolge einer Schuppenflechte. Sie macht sich durch schmerzende und steife Gelenke bemerkbar.
Überfunktion der Nebenschilddrüsen: Auswirkungen auf die Knochen
Eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen kann zu Knochenabbau, Nierensteinen und psychischen Beeinträchtigungen führen. Mit einer Operation lässt sich die Hormonstörung häufig heilen.
Wirbelbruch: Oft Folge von Osteoporose
Die meisten Wirbelbrüche sind die Folge von Knochenschwund (Osteoporose). Verkehrs- oder Sportunfälle sind seltener die Ursache. Die Behandlung richtet sich nach der Schwere der Verletzung.
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