Peter Vajkoczy: Ein Genie am Gehirn an der Charité Berlin

Das menschliche Gehirn, ein Organ von faszinierender Komplexität und Ästhetik, steht im Mittelpunkt der Arbeit von Prof. Dr. Peter Vajkoczy, dem Direktor der Klinik für Neurochirurgie an der Berliner Charité. Vajkoczy, der schätzt, bereits über 15.000 Operationen durchgeführt zu haben, gilt als einer der renommiertesten Neurochirurgen weltweit. Seine Expertise erstreckt sich über ein breites Spektrum neurochirurgischer Eingriffe, insbesondere bei komplizierten Tumoren, Aneurysmen und der seltenen Moyamoya-Erkrankung.

Faszination und Respekt vor dem Gehirn

Vajkoczy beschreibt das Gehirn als ein "weiß-rosa-grau schimmerndes Organ" von höchster ästhetischer Qualität. Trotz seiner langen Erfahrung empfindet er immer wieder "tiefen Respekt vor diesem erhabensten Ergebnis der Schöpfung". Er betrachtet das Gehirn fast als ein eigenständiges Lebewesen mit eigener Emotionalität. Verletzungen des Gehirns äußern sich in Schwellungen und einer Reaktion der Blutgefäße. Ein entspanntes Gehirn ("slack brain") während Operationen ist entscheidend für den Erfolg.

Werdegang und Karriere

Peter Vajkoczy wurde 1968 geboren und wuchs in München auf. Ursprünglich strebte er eine Karriere als Tennisprofi an, entschied sich dann aber für ein Medizinstudium, beeinflusst durch seinen Vater, der Thoraxchirurg war. Nach seinem Studium absolvierte er sein Praktisches Jahr in den USA und spezialisierte sich anschließend in Mannheim auf Neurochirurgie. 2007 wurde er im Alter von 39 Jahren Direktor der Klinik für Neurochirurgie an der Charité und damit der jüngste Chefarzt des Krankenhauses.

Die Neurochirurgie an der Charité

Unter Vajkoczys Leitung hat sich die Neurochirurgie an der Charité zu einem der modernsten Zentren Europas entwickelt. Jährlich werden etwa 5000 Operationen durchgeführt, davon rund 800 von Vajkoczy selbst. Sein Team besteht aus 36 Ärzten, darunter elf Oberärzte, die an drei Standorten tätig sind.

Technologie und Innovation

Die Charité setzt auf modernste Technologien, um die Präzision und Sicherheit neurochirurgischer Eingriffe zu erhöhen. Dazu gehören mobil einsetzbare Geräte für die Bildgebung wie MRT und roboterbasierte Angiographie sowie ein ringförmiges CT-Gerät, das die Charité als erste Klinik in Europa einsetzte. Vajkoczy betont die Bedeutung der intraoperativen Bildgebung, um das Operationsergebnis noch während des Eingriffs überprüfen zu können.

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Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf digitalen Verfahren zur Kartierung der Gehirnfunktionen vor Operationen. Dies ermöglicht es, wichtige Nervenbahnen, Sprachareale und Blutgefäße zu schonen. Die Charité war eine der ersten Kliniken weltweit, die die transkranielle Magnetstimulation (TMS) zur präoperativen Funktionskartierung einsetzte. Auch bei "voll navigierten Operationen", bei denen der Chirurg durch 3D-Bilder in sein Ziel gelenkt wird, ist die Charité führend.

Teamarbeit und Training

Vajkoczy betont die Bedeutung von Teamarbeit und kontinuierlichem Training. Interdisziplinäre Ärzteteams bereiten Operationen sorgfältig vor, und im OP-Saal arbeitet ein hochspezialisiertes Team von bis zu 15 Personen zusammen. "Wir sind perfekt aufeinander eingestimmt, nur so können wir uns an einen solchen Eingriff wagen und das Risiko auf ein vernünftiges Maß reduzieren", sagt Vajkoczy.

Operationstechniken und Behandlungsspektrum

Vajkoczy ist spezialisiert auf komplexe neurochirurgische Eingriffe. Er führt Bypässe von weniger als einem Millimeter Durchmesser durch, verödet große Gefäßmissbildungen mit der "bipolaren Koagulationspinzette", zertrümmert Tumore mit dem "Ultraschallaspirator", ersetzt defekte Wirbelkörper und klemmt Aneurysmen mit winzigen Titanclips ab.

Das Behandlungsspektrum der Neurochirurgie an der Charité umfasst ein breites Spektrum von Erkrankungen des Gehirns und der Wirbelsäule. Etwa die Hälfte der Operationen betrifft das Gehirn, die andere Hälfte die Wirbelsäule. Zu den häufigsten Eingriffen gehören Bandscheibenvorfälle, Verengungen, Fehlbildungen und Tumore der Wirbelsäule sowie Tumore, Schlaganfälle, Aneurysmen und Gefäßmissbildungen des Gehirns. Auch seltenere Fälle wie Verletzungen, Blutungen nach Traumen und Epilepsie werden behandelt.

Spezialisierung auf die Moyamoya-Erkrankung

Ein besonderer Schwerpunkt von Vajkoczys Arbeit liegt auf der Behandlung der seltenen Moyamoya-Erkrankung, bei der sich Hirnarterien verengen und fragile Blutgefäße bilden. Vajkoczy ist einer der wenigen Chirurgen weltweit, die sich an die komplizierte Bypass-Operation bei dieser Erkrankung wagen. Bisher hat er etwa 400 Patienten aus vielen Ländern mit Moyamoya operiert, darunter auch sehr kleine Kinder.

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Forschung und wissenschaftliches Interesse

Neben seiner klinischen Tätigkeit ist Vajkoczy auch als forschender Chirurg ("Surgeon Scientist") aktiv. Er ist an einer Reihe von Forschungsprojekten beteiligt, die sich mit den molekularen Mechanismen der Gefäßbildung bei der Moyamoya-Erkrankung befassen. Ziel ist es, neue Therapieansätze für Patienten mit Arteriosklerose zu entwickeln. Vajkoczy sieht den OP-Saal als einen zentralen Ort neurowissenschaftlicher Forschung.

Menschlichkeit und Empathie

Trotz seiner Expertise und seines Erfolgs legt Vajkoczy großen Wert auf Menschlichkeit und Empathie im Umgang mit seinen Patienten. Er betont, dass "Empathie sich nicht durch Professionalität wegdrücken" lässt. Er nimmt sich Zeit für seine Patienten, hört ihnen zu und begegnet ihnen mit Respekt. Nach großen Operationen wartet er am Bett der Patienten auf "die Stunde der Wahrheit" beim Aufwachen und bietet ihnen in diesem Moment Unterstützung und Mitgefühl.

"Kopfarbeit": Einblicke in die Neurochirurgie

In seinem Buch "Kopfarbeit: Ein Gehirnchirurg über den schmalen Grat zwischen Leben und Tod" gibt Vajkoczy Einblicke in seine Arbeit und seine Faszination für das Gehirn. Er beschreibt Operationen detailliert und anschaulich und schildert die Herausforderungen und ethischen Dilemmata, mit denen Neurochirurgen konfrontiert sind. Das Buch ist kein Bericht über "Halbgötter in Weiß", sondern eine Darstellung der komplexen und anspruchsvollen Arbeit eines hochspezialisierten Teams.

Werte und Prinzipien

Vajkoczy betont die Bedeutung von Werten wie Demut, Verantwortungsbewusstsein, Verlässlichkeit, Durchhaltevermögen, Disziplin und Ehrlichkeit für den Erfolg in der Neurochirurgie. Diese Werte sind für ihn nicht nur theoretische Konzepte, sondern das Fundament für eine erfolgreiche und befriedigende Berufsausübung.

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