Nackenschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, von dem schätzungsweise jeder dritte Mensch in Deutschland mindestens einmal jährlich betroffen ist. Frauen leiden häufiger an Nackenschmerzen als Männer. Die Ursachen für Nackenschmerzen sind vielfältig und reichen von harmlosen Muskelverspannungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen der Halswirbelsäule. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Nackenschmerzen, um Betroffenen einen umfassenden Überblick zu bieten.
Symptome von Nackenschmerzen
Nackenschmerzen können sich auf unterschiedliche Weise äußern. Die Schmerzen können auf den Nacken beschränkt bleiben oder in Schultern, Arme und den Hinterkopf ausstrahlen. In einigen Fällen können auch Empfindungsstörungen wie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder eine eingeschränkte Muskelkraft in den Händen und Fingern auftreten. Bei manchen Menschen gehen die Nackenbeschwerden auch mit Ohrensausen (Tinnitus) einher. All diese Beschwerden, die ihren Ursprung in der Halswirbelsäule haben, werden unter dem Begriff HWS-Syndrom (Halswirbelsäulen-Syndrom) zusammengefasst.
Häufige Symptome von Nackenschmerzen:
- Eingeschränkte Beweglichkeit des Nackens (steifer Nacken, Nackensteifigkeit)
- Verspannungen, die zu einer eingeschränkten Beweglichkeit führen können
- Harte Muskulatur im Nackenbereich (Halsstrecker, Trapezmuskel, Obergrätenmuskel)
- Brennende Schmerzen in der Nackenmuskulatur (deuten meist auf eine Überlastung hin)
- Stechende Schmerzen am Hinterkopf (können auf Nervenreizung hindeuten)
- Kopfschmerzen, Nackenschmerzen und Schulterschmerzen (KoNaSchu)
- Spannungen im Kiefer
- Schmerzen beim Atmen (Verspannungen können jede Einatmung erschweren)
- Berührungsempfindlichkeit (kann bei Virusinfektionen auftreten)
- Ausstrahlende Schmerzen in die Schulter (können durch Bandscheibenprobleme verursacht werden)
- Ohrensausen (Tinnitus)
Ursachen von Nackenschmerzen
Die Ursachen für Nackenschmerzen sind vielfältig und stehen oft mit unserem modernen Lebensstil in Verbindung. Ein häufiger Faktor ist die Muskelverspannung, die zum Beispiel durch Überbeanspruchung entstehen kann. Ferner können abgenutzte Gelenke sowie die Bildung von Knochenspornen und Bandscheibenvorfälle begünstigen, was die Beweglichkeit beeinflussen und eine Nervenreizung verursachen könnte. Verletzungen wie etwa Schleudertraumata durch Autounfälle können Beschwerden im Nacken verursachen. Dabei wird der Kopf ruckartig bewegt, was die Weichteile im Nacken belastet und Schmerzen hervorrufen kann. Zudem können Krankheiten wie rheumatoide Arthritis ebenfalls Nackenschmerzen verursachen.
Häufige Ursachen von Nackenschmerzen:
- Muskelverspannungen: Überbeanspruchung, Fehlhaltungen, Stress
- Abgenutzte Gelenke: Verschleißerscheinungen der Halswirbelsäule (HWS)
- Knochensporne: Bildung von Knochenanbauten an den Wirbelkörpern
- Bandscheibenvorfälle: Vorwölbung oder Austritt von Bandscheibengewebe
- Verletzungen: Schleudertrauma, Zerrungen, Prellungen
- Krankheiten: Rheumatoide Arthritis, Meningitis
- Fehlhaltungen: Langes Sitzen am Computer, ungünstige Schlafposition
- Psychische Belastungen: Stress, Angst, Depressionen
- Mangelnde Bewegung: Führt zu muskulären Dysbalancen
- Ergonomische Mängel am Arbeitsplatz: Falsche Bildschirmhöhe, fehlende Pausen
- Smartphone-Nutzung: Kopfneigung belastet die Halswirbelsäule
- Blockade von Wirbelgelenken (z. B. Verletzung von Bändern, Muskeln und Gelenken durch Unfälle)
- Tumore
- Entzündungen bzw. Rheuma
- Morbus Bechterew
- Halswirbel- oder Bandscheibenverschleiß
- Osteoporose
Die Halswirbelsäule (HWS) als zentrales Gerüst des Nackens
Die Halswirbelsäule, kurz HWS, bildet das zentrale Gerüst des Nackens und besteht aus sieben Halswirbeln (C1-C7). Diese Wirbel sind kleiner und leichter gebaut als andere Wirbel der Wirbelsäule, da sie hauptsächlich das Gewicht des Kopfes tragen müssen, das etwa fünf Kilogramm beträgt. Zwischen den Wirbeln befinden sich elastische Bandscheiben, die als Stoßdämpfer fungieren und Flexibilität sowie Schutz für das Rückenmark bieten, das durch die HWS verläuft. Diese Struktur ist entscheidend für die Blutversorgung des Gehirns und ermöglicht eine Vielzahl von Bewegungen.
Das Kopfgelenk, bestehend aus den ersten beiden Halswirbeln, dem Atlas (C1) und Axis (C2), ist besonders bemerkenswert. Der Atlas trägt den Kopf und ermöglicht die Nickbewegung, während der Axis als Pivot für die Rotation des Kopfes dient. Diese beiden Wirbel ermöglichen es, den Kopf in verschiedene Richtungen zu neigen und zu drehen, was für die Ausrichtung der Sinnesorgane von großer Bedeutung ist.
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Die Halsmuskulatur spielt eine wesentliche Rolle in der Stabilität und Beweglichkeit des Nackens. Der Schulterblattheber (Levator scapulae) hebt das Schulterblatt an und unterstützt die Bewegung des Kopfes nach hinten und zur Seite.
Alarmschmerzen als Warnsignal des Körpers
Alarmschmerzen weisen oft darauf hin, dass nicht alle Schmerzen auf strukturelle Schäden im Körper zurückzuführen sind. In den Faszien, dem Bindegewebe, das Muskeln und Organe umhüllt, befinden sich sogenannte interstitielle Rezeptoren. Diese Rezeptoren sind in der Lage, Zug- und Druckkräfte im Gewebe zu erkennen. Das Gehirn interpretiert diese Signale als potenzielle Bedrohung für die Gelenke und Wirbel und projiziert daraufhin Schmerzen in den betroffenen Körperbereich. Diese Schmerzen dienen als Warnsignale. Sie sollen darauf aufmerksam machen, dass bestimmte Bewegungsmuster oder Haltungen vermieden werden sollten, um einer zukünftigen Schädigung vorzubeugen. Daher werden sie als Alarmschmerzen bezeichnet.
Ein wichtiges Merkmal von Alarmschmerzen ist, dass sie nicht immer auf eine tatsächliche Schädigung der Halswirbelsäule hinweisen. Manchmal sind sie lediglich Ausdruck einer drohenden Überlastung und können durch einfache Anpassungen im Alltag gemildert werden.
Langes Sitzen in einer ungünstigen Position, wie mit Rundrücken oder Hohlkreuz, kann die Nackenmuskulatur und den unteren Rücken belasten. Dies begünstigt häufig zu Verspannungen, insbesondere wenn der Kopf nach vorne geneigt ist. Auch die Position der Arme könnte dazu beitragen, Muskeln und Faszien im vorderen Körperbereich zu verkürzen und damit unter Umständen diese Fehlhaltung fördern. Bei den meisten sitzenden Tätigkeiten befinden sich die Arme vor dem Körper. Hinzu kommt das Problem des Hohlkreuzes oder der Hyperlordose. Durch langes Sitzen kann es dazu kommen, dass der untere Rücken überstreckt wird, was zu einer unnatürlichen Krümmung der Wirbelsäule führen könnte. Diese Haltung überlastet die Muskeln im unteren Rücken und kann zu Beschwerden führen. Eine bewusste Korrektur der Sitzhaltung und regelmäßige Bewegungsübungen könnten helfen, diese Probleme zu vermeiden und die Wirbelsäulengesundheit zu fördern.
Zusammenhang zwischen Nackenschmerzen und anderen Beschwerden
Nackenschmerzen können häufig mit anderen Beschwerden einhergehen oder diese verstärken. Dazu gehören:
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- Schulterschmerzen: Der Trapezmuskel, der sich über den Nacken bis zu den Schultern erstreckt, ist besonders anfällig für Überlastungen.
- Kopfschmerzen: Insbesondere Spannungskopfschmerzen können mit Muskelverspannungen im Halsbereich zusammenhängen.
- Kiefergelenksprobleme: Der Nacken ist über Faszien, Muskeln und Bänder eng mit dem Kiefer verbunden.
- Atembeschwerden: Verspannungen können die Atmung erschweren, insbesondere wenn Muskeln und Faszien ihre Elastizität verloren haben.
- Tinnitus: Verspannte und verhärtete Muskeln im Nacken können Nerven im Kopfbereich beeinträchtigen und auf Blutgefäße einwirken, die den Kopf versorgen, was zu Ohrgeräuschen führen kann.
- Schluckbeschwerden: In seltenen Fällen können Nackenschmerzen mit Schluckbeschwerden einhergehen, die durch Verspannungen der Nackenmuskulatur, Nervenreizungen oder Sehnenentzündungen verursacht werden können.
- Bluthochdruck: Eine Studie deutet darauf hin, dass ein verspannter Nacken Bluthochdruck bedingen kann, da ein Bereich im Gehirn, der lebenswichtige Funktionen steuert, mit der Nackenmuskulatur verbunden ist.
- Schilddrüsenunterfunktion: Nackenschmerzen können ein Zeichen für eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hashimoto-Thyreoiditis) sein, da ein Mangel an Schilddrüsenhormonen zu einem Abbau von Proteinen in der Muskulatur führen kann.
Diagnose von Nackenschmerzen
Die Diagnose von Nackenschmerzen umfasst in der Regel eine ausführliche Anamnese, eine körperliche Untersuchung und gegebenenfalls bildgebende Verfahren.
Anamnese:
Der Arzt befragt den Patienten nach seinen Beschwerden, deren Dauer und Intensität, der Lokalisation der Schmerzen und möglichen Auslösern. Auch die Krankengeschichte des Patienten, Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme undUnfälle werden erfragt.
Körperliche Untersuchung:
Der Arzt tastet den Nacken ab, um Verspannungen oder Verhärtungen festzustellen. Er überprüft die Beweglichkeit des Kopfes, die Reflexe und die Muskelkraft in Armen und Schultern.
Bildgebende Verfahren:
Röntgenaufnahmen, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) werden in der Regel nur bei Verdacht auf eine ernsthafte Erkrankung oder Verletzung durchgeführt. Sie können helfen, Bandscheibenvorfälle, Verengungen des Wirbelkanals oder andere strukturelle Veränderungen zu erkennen.
Behandlung von Nackenschmerzen
Die Behandlung von Nackenschmerzen richtet sich nach der Ursache und der Schwere der Beschwerden. In den meisten Fällen können Nackenschmerzen mit konservativen Maßnahmen gelindert werden.
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Konservative Behandlungsmöglichkeiten:
- Wärme- und Kältetherapie: Wärme kann verspannte Muskeln entspannen und die Durchblutung fördern, während Kälte Schwellungen und Entzündungen reduzieren kann.
- Schmerzmittel: Schmerzmittel wie Paracetamol, Ibuprofen oder Diclofenac können zur kurzfristigen Linderung von Schmerzen beitragen. Sie sollten jedoch nicht als langfristige Lösung betrachtet werden.
- Muskelrelaxantien: Muskelrelaxantien können helfen, Muskelverspannungen zu lösen. Sie sollten jedoch nur in Absprache mit einem Arzt eingenommen werden.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskulatur zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und Fehlhaltungen zu korrigieren.
- Manuelle Therapie: Manuelle Therapie kann helfen, Blockaden in der Halswirbelsäule zu lösen und die Beweglichkeit wiederherzustellen.
- Akupunktur: Akupunktur kann bei manchen Menschen Schmerzen lindern und Verspannungen lösen.
- Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung oder Meditation können helfen, Stress abzubauen und Muskelverspannungen zu reduzieren.
- Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung: Achten Sie darauf, dass Ihr Bildschirm auf Augenhöhe ist, um den Blick nach unten zu vermeiden.
- Dehn- und Kräftigungsübungen: Integrieren Sie gezielte Übungen in Ihren Alltag, um die Muskulatur im Nacken und oberen Rücken zu stärken und die Beweglichkeit zu fördern.
- Bewegung und Sport: Regelmäßige körperliche Aktivität kann dazu beitragen, die Muskulatur im Nacken- und oberen Rückenbereich zu stärken und die Flexibilität zu verbessern.
- Schlafposition optimieren: Verwenden Sie ein flaches Kissen in der Rückenlage oder ein Kissen, das die Lücke zwischen Kopf und Matratze füllt, wenn Sie auf der Seite schlafen.
- Stressmanagement: Atemübungen, Meditation und progressive Muskelentspannung können helfen, Stress abzubauen und Muskelverspannungen zu reduzieren.
Operative Behandlung:
Eine Operation ist nur in seltenen Fällen erforderlich, beispielsweise bei Bandscheibenvorfällen mit neurologischen Ausfällen oder bei schweren Verletzungen der Halswirbelsäule.