Gibt es ein Heilmittel gegen Parkinson? Aktuelle Forschung und Behandlungsansätze

Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die weltweit Millionen Menschen betrifft. Obwohl es derzeit keine Heilung gibt, haben jahrzehntelange Forschung und verbesserte Behandlungsmöglichkeiten dazu beigetragen, die Lebensqualität der Betroffenen erheblich zu verbessern und in vielen Fällen die Lebenserwartung nicht zu beeinträchtigen. Dieser Artikel beleuchtet die aktuellen therapeutischen Ansätze und vielversprechenden Forschungsarbeiten im Kampf gegen Parkinson.

Was ist Morbus Parkinson?

Morbus Parkinson ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung des Nervensystems. Allein in Deutschland sind etwa 500.000 Menschen betroffen. Typische Symptome sind steife Muskeln, unkontrolliertes Zittern und verlangsamte Bewegungen. Diese Symptome entstehen durch ein Ungleichgewicht der Botenstoffe Dopamin und Glutamat im Gehirn, was zu Störungen bei der Signalübertragung der Nervenreize führt.

Medikamentöse Therapien zur Linderung der Symptome

Da Parkinson nicht heilbar ist, konzentriert sich die medikamentöse Therapie auf die Reduzierung der Symptome und die Linderung der Beschwerden. Ziel ist es, das Gleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn so weit wie möglich wiederherzustellen. Hierfür stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, die unterschiedliche Funktionen erfüllen:

  • Levodopa (L-Dopa): Wird im Gehirn zu Dopamin umgewandelt und gleicht so den Dopaminmangel aus. Es verbessert die Signalübermittlung der Nervenbahnen und kann typische Symptome wie Tremor, Akinese oder Rigor mindern. Levodopa kann auch bedarfsweise inhaliert werden, um Wirkschwankungen zu überbrücken.
  • Dopamin-Agonisten: Regen die Dopamin-Rezeptoren an, um die Dopamin-Aufnahme zu steigern. Die Auswahl des geeigneten Medikaments wird vom Arzt entschieden, wobei Alter, Intensität der Symptome und mögliche Nebenwirkungen berücksichtigt werden.
  • Amantadinsulfat: Wirkt als Glutamat-Antagonist und reduziert die Wirkung des im Überschuss vorhandenen Glutamats im Gehirn. Die Dosierung wird vom Arzt stetig angepasst, um das optimale Ergebnis zu erzielen.
  • Enzym-Hemmer (MAO-B-Hemmer und COMT-Hemmer): Hemmen den Abbau von Dopamin im Gehirn, wodurch der Botenstoff länger zur Verfügung steht. Sie können zusätzlich zu anderen Parkinson-Medikamenten eingenommen werden.
  • Botulinumtoxin: Wird bei übermäßigem Speichelfluss (Sialorrhoe) direkt in die Speicheldrüsen injiziert, um den Speichelfluss zu vermindern. Die Injektion muss in regelmäßigen Abständen wiederholt werden.

Eine beständige und offene Kommunikation mit dem Arzt ist während der Behandlung wichtig, um die richtige Auswahl und Dosierung der Medikamente zu finden. Betroffene sollten den Arzt über Nebenwirkungen informieren, da auch moderne Medikamente unerwünschte Begleiterscheinungen haben können.

Es ist wichtig, die Medikamente dauerhaft und regelmäßig einzunehmen. Wenn die Wirkung nachlässt, sollte der Arzt informiert werden, anstatt die Dosierung eigenmächtig zu ändern.

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Hoffnungsträger für die Zukunft: Krankheitsmodifizierende Therapieansätze

Die Forschung sucht intensiv nach neuen krankheitsmodifizierenden Therapieansätzen, die das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit verlangsamen oder sogar aufhalten könnten. Im Fokus stehen dabei zwei Wirkstoff-Targets:

  • GLP-1-Rezeptor: Dessen Aktivierung neuroprotektive Effekte haben könnte.
  • Alpha-Synuclein: Dessen Aggregation mit der Pathogenese von Parkinson in Verbindung steht.

Professorin Kathrin Brockmann, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) e. V., betont, dass diese Ansätze Hoffnung wecken, dass es in naher Zukunft möglich sein wird, das Fortschreiten neurodegenerativer Prozesse zu verlangsamen.

Alpha-Synuclein-Antikörper Prasinezumab

Ein vielversprechender Ansatz ist der alpha-Synuclein-Antikörper Prasinezumab. Eine Subgruppen-Analyse der PASADENA-Studie deutete darauf hin, dass Prasinezumab für Betroffene mit schnellerem Krankheitsverlauf in der Frühphase der Erkrankung Vorteile bietet. Aktuelle Analysen aus der open-label Extensionsphase der PASADENA-Studie deuteten darauf hin, dass eine längere Gabe von Prasinezumab über vier Jahre hinweg das Fortschreiten der Erkrankung bei allen behandelten Patientinnen und Patienten verlangsamen könnte.

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse betonen die Forschenden die Hauptlimitation der aktuellen Analyse, nämlich das Fehlen einer echten Placebo-Kontrollgruppe. Die positiven Erkenntnisse gaben jedoch Anlass für die Initiierung der Phase-IIb-Studie PADOVA, die die Effekte von Prasinezumab als Zusatztherapie zur symptomatischen Standardtherapie bei Patientinnen und Patienten im frühen Stadium der Parkinson-Krankheit untersucht.

GLP-1-Rezeptoragonist Exenatid

Der GLP-1-Rezeptoragonist Exenatid hat in einer aktuellen Phase-III-Studie keine signifikanten Vorteile hinsichtlich einer Krankheitsmodifikation bei Morbus Parkinson gezeigt. Frühere vielversprechende Daten hatten die Hoffnungen geweckt, dass Exenatid den Krankheitsfortschritt verlangsamen könnte. Die Forschenden betonen jedoch, dass der GLP-1-Weg dennoch ein wichtiger Zielmechanismus bleibt und verweisen auf starke Labordaten zu neuroprotektiven Wirkungen der GLP-1-Rezeptoragonist-Klasse sowie epidemiologische Daten zum schützenden Effekt.

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Weitere Therapieansätze und unterstützende Maßnahmen

Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung gibt es weitere Therapieansätze und unterstützende Maßnahmen, die die Lebensqualität von Parkinson-Patienten verbessern können:

  • Tiefe Hirnstimulation (THS): Ein hirnchirurgischer Eingriff, bei dem Elektroden in die symptomverursachende, überaktive Hirnregion (Basalganglien) implantiert werden. Ein Impulsgeber sendet elektrische Impulse an das Gehirn und hemmt dadurch die Basalganglien gezielt.
  • Pallidotomie: Eine ablative Behandlung, bei der ein Pallidum entfernt wird.
  • Physiotherapie: Vermittelt Übungen für die Beweglichkeit, um der zunehmenden Bewegungsverarmung entgegenzuwirken.
  • Ergotherapie: Unterstützt Menschen mit Parkinson bei alltäglichen Tätigkeiten in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit.
  • Logopädie: Behandelt Sprach- und Schluckstörungen, die im Verlauf der Parkinson-Krankheit auftreten können.
  • Multimodale Komplexbehandlung: Kombiniert verschiedene Therapieelemente aus Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Neuropsychologie zu einer individuellen Therapie.
  • Künstlerische Therapien: Musik-, Tanz-, Theater- und Kunsttherapie können Körperfunktionen fördern und Begleitsymptome wie depressive Stimmungslage, Angst, Interessenverlust und kognitive Einschränkungen lindern.
  • Sport: Zahlreiche Studien belegen, dass Sport sehr wirkungsvoll gegen Parkinson ist. Sportarten mit fließenden Bewegungen wie Schwimmen, Radfahren und Joggen sind besonders geeignet.
  • Bewegungstherapie BIG: Stimuliert ungenutzte Bereiche des Gehirns durch große, fließende Bewegungen.

Leben mit Parkinson: Was Betroffene und Angehörige wissen sollten

Parkinson ist eine chronische Erkrankung, die eine dauerhafte Therapie erfordert. Der Verlauf und die Behandlung sind individuell verschieden und müssen laufend angepasst werden. Es ist wichtig, sich umfassend über die Erkrankung zu informieren und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.

Die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) und die Parkinson Stiftung bieten umfassende Informationen und Unterstützung für Betroffene und Angehörige.

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