Glioblastom: Ursachen, epileptische Anfälle und Behandlung

Ein Glioblastom ist ein aggressiver Hirntumor, der von den Gliazellen ausgeht, den Stützzellen im Gehirn. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, die Rolle epileptischer Anfälle und die aktuellen Behandlungsansätze für diese schwerwiegende Erkrankung.

Hirntumore: Eine Übersicht

Bei einem Hirntumor handelt es sich um eine Wucherung im Gehirn, die gutartig (benigne) oder bösartig (maligne) sein kann. Primäre Hirntumore entstehen im Gehirngewebe oder den Hirnhäuten, während sekundäre Hirntumore Metastasen von Krebs in anderen Körperregionen sind. Die meisten Hirntumore sind gutartig, aber auch gutartige Tumore können lebensbedrohlich sein, da sie Gehirnmasse verdrängen.

Symptome von Hirntumoren

Die Symptome von Hirntumoren hängen von der Größe, Art und Lage des Tumors ab. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Starke Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Erbrechen
  • Sprach-, Seh- und Bewegungsstörungen
  • Vergesslichkeit
  • Konzentrationsschwäche
  • Epileptische Anfälle

Glioblastom: Die schwerwiegendste Form

Das Glioblastom (Glioblastoma multiforme) ist ein sehr aggressiver Hirntumor, der schnell in das gesunde Gewebe hineinwuchert und es infiltriert. Eine vollständige Entfernung des Tumors ist daher in der Regel nicht möglich. Die Prognosen bei einem Glioblastom sind schlecht, und die Überlebenszeit nach der Diagnose beträgt meist nur wenige Monate. Weniger als drei Prozent der Patienten überleben die folgenden fünf Jahre.

Ursachen des Glioblastoms

Die genauen Ursachen für die Entstehung eines Glioblastoms sind oft unklar. Es wird angenommen, dass Fehler bei der Zellteilung und der DNA-Replikation eine Rolle spielen. Risikofaktoren sind:

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  • Alter: Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter. Bei Über-70-Jährigen ist das Risiko etwa zehnmal höher als bei Erwachsenen unter 30 Jahren.
  • Hohe Strahlendosen: Strahlentherapien des Gehirns können das Risiko erhöhen.
  • Erbkrankheiten: Seltene Erbkrankheiten wie das Li-Fraumeni-Syndrom und das Lynch-Syndrom können die Bildung von Krebs begünstigen.
  • Ionisierende Strahlen: Menschen, die ionisierender Strahlung ausgesetzt waren, haben ein erhöhtes Risiko für einen Hirntumor.
  • Genetische Veranlagung: In den meisten Fällen ist ein Glioblastom nicht erblich. Sehr selten tritt es im Zusammenhang mit bestimmten erblichen Syndromen auf, bei denen generell vermehrt Tumore entstehen.
  • Elektromagnetische Strahlung: Ein möglicher Zusammenhang zwischen starker elektromagnetischer Strahlung (Handy, Hochspannungsleitungen etc.) und Hirntumoren wurde lange diskutiert, ist aber bis heute nicht eindeutig belegt.

Symptome des Glioblastoms

Aufgrund des aggressiven Wachstums treten die ersten Symptome oft frühzeitig auf:

  • Heftige Kopfschmerzen
  • Epileptische Anfälle
  • Lähmungen
  • Sprach- und Sehstörungen
  • Hirnödeme
  • Koma (im späteren Verlauf)
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Gedächtnisstörungen
  • Gefühlsstörungen
  • Veränderungen der Persönlichkeit

Diagnose des Glioblastoms

Die Diagnose erfolgt in der Regel mit Hilfe bildgebender Verfahren:

  • Computertomografie (CT)
  • Magnetresonanztomografie (MRT)
  • Neurologische Untersuchung: Überprüfung von Sehvermögen, Gehör, Gleichgewicht, Koordination und Reflexen
  • Biopsie: Entnahme einer Gewebeprobe zur mikroskopischen und molekularpathologischen Untersuchung

Epileptische Anfälle bei Glioblastomen

Epileptische Anfälle sind bei Hirntumoren keine Seltenheit und können sogar das erste Symptom sein. Wiederholte Anfälle sind jedoch eher ungewöhnlich und weisen auf eine besondere Gruppe von Tumoren hin, die Langzeitepilepsie-assoziierten Tumoren (LEA-Tumoren).

Ursachen epileptischer Anfälle bei Hirntumoren

Epileptische Anfälle bei Hirntumorpatienten sind generell fokale Anfälle, die von einem umschriebenen Herd im Hirngewebe um den Tumor ausgehen.

Behandlung epileptischer Anfälle

Die Behandlung erfolgt in der Regel mit Antiepileptika, um das Wiederholungsrisiko zu verringern. Die Wahl des richtigen Medikaments und der optimalen Dosierung erfordert oft eine enge Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Neurologen oder Epileptologen.

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Behandlungsoptionen beim Glioblastom

Die Behandlung des Glioblastoms zielt darauf ab, die Tumormasse zu verringern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Zu denStandardbehandlungsoptionen gehören:

  • Operation: Der Neurochirurg verringert zunächst die Tumormasse, wobei das Ziel ist, das gesamte abgrenzbare Tumorgewebe zu entfernen, ohne das umgebende gesunde Hirngewebe zu schädigen. Da sich die Tumorzellen aber über diese Grenze hinaus entlang der Nervenfasern ausbreiten, ist eine komplette Entfernung des Tumors in der Regel nicht möglich.
  • Strahlentherapie: Sie wird normalerweise nach der Operation durchgeführt, um verbliebene Tumorzellen abzutöten. Die Strahlentherapie wird dabei mit einer Chemotherapie kombiniert. Bei Patient:innen, die nicht operiert werden können, kann eine Radio-Chemo-Therapie auch primär eingesetzt werden.
  • Chemotherapie: Temozolomid ist ein häufig verwendetes Chemotherapeutikum, das die Vermehrung der Tumorzellen hindert. Patient:innen erhalten während der Bestrahlung Temozolomid, gefolgt von sechs Erhaltungszyklen. Der molekulare MGMT-Status hilft bei der Beurteilung, ob Temozolomid besonders wirksam ist.
  • Tumortherapiefelder (TTFields): Diese Therapie verwendet elektrische Felder, um die Zellteilung der Tumorzellen zu stören. Über Klebepads auf der Kopfhaut wird ein elektrisches Feld erzeugt. TTF werden meist mit Chemotherapie kombiniert und können nach der Strahlentherapie angewendet werden.
  • Immuntherapien (Antikörper etc.): Diese Behandlungsformen können im Rahmen kontrollierter Studien in neuroonkologischen Zentren eingesetzt werden, mit dem Ziel, die Prognose und damit das Überleben zu verbessern. Diese Therapien können auch im Rezidiv, nach Ausschöpfung aller „Standardtherapien“, eine Rolle spielen.

Behandlungsoptionen im Glioblastom-Rezidiv

Bei einem erneuten Tumorwachstum (Rezidiv) gibt es kein komplett standardisiertes Vorgehen. Oft gibt es verschiedene zu diskutierende Optionen. Dies hängt von der Tumorlokalisation, Größe und Ausdehnung, dem Zustand der Patienten, der Verträglichkeit bisheriger Therapien und dem grundsätzlichen Patientenwunsch ab. Eine Rezidivbehandlung kann z. B. folgendermaßen aussehen:

  • Eine erneute Operation
  • Eine zweite Strahlentherapie
  • Eine (erneute) Chemotherapie mit Temozolomid
  • Eine Weiterführung der TTFields-Therapie
  • Eine Chemotherapie mit Lomustin (CCNU)
  • Eine medikamentöse Therapie mit Bevacizumab (in Deutschland nur bei Strahlennekrose zugelassen)
  • Eine experimentelle Therapie mit neueren verfügbaren Substanzen
  • Eine rein palliative Versorgung mit möglichst optimaler Versorgung der Symptome

Supportive Therapie

Zusätzlich zu denStandardbehandlungen sind unterstützende Maßnahmen wichtig, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern:

  • Kortison: zur Behandlung von Hirnschwellungen
  • Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV): für Patienten mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen und begrenzter Lebenserwartung
  • Psychoonkologische Betreuung: zur Unterstützung von Patienten und Angehörigen bei der Krankheitsbewältigung
  • Rehabilitation: zur Verbesserung von Symptomen und Funktionen wie muskuläre Beweglichkeit oder Sprache
  • Sporttherapie

Klinische Studien

In vielen neuroonkologischen Zentren werden klinische Studien angeboten. In Studien können Patienten unter jeweils bestimmten Voraussetzungen eingeschlossen werden und erhalten somit frühzeitig Zugang zu innovativen Behandlungsverfahren.

Leben mit dem Glioblastom

Die Diagnose eines Glioblastoms stellt Betroffene und Angehörige vor große Herausforderungen. Es ist wichtig, sich umfassend zu informieren, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Selbsthilfegruppen und spezialisierte Zentren können wertvolle Hilfe leisten.

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