Gudrun Schaade ist eine anerkannte Expertin auf dem Gebiet der Demenzforschung und der ergotherapeutischen Behandlungskonzepte für Menschen mit Demenz. Ihre Arbeit zeichnet sich durch einen fundierten, praxiserprobten Ansatz aus, der darauf abzielt, die Lebensqualität von Demenzerkrankten zu verbessern und ihre Teilhabe am täglichen Leben zu fördern. Dieser Artikel beleuchtet Schaades Hintergrund, ihre Motivation und Ziele in der Demenzforschung sowie die wesentlichen Aspekte ihrer Therapieansätze.
Gudrun Schaade: Eine Expertin im Bereich Demenz
Gudrun Schaade ist eine selbstständige Ergotherapeutin und Lehrdozentin aus Hamburg. Sie gibt Fortbildungen zum Themenfeld "Therapeutische Konzepte bei Demenzerkrankungen". Ihre Ausbildung zur staatlich anerkannten Beschäftigungstherapeutin schloss sie 1965 ab. Danach arbeitete sie als Beschäftigungstherapeutin in einem Krankenhaus mit dem Schwerpunkt "querschnittsgelähmte Menschen". Später arbeitete sie drei Jahre in Hamburg am berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus Boberg, ebenfalls mit querschnittgelähmten Patienten. Nach der Geburt ihrer vier Kinder war sie ab 1983 als Ergotherapeutin in der Geriatrie bei einer staatlichen Hamburger Einrichtung tätig, mit dem Schwerpunkt in der Betreuung einer geschlossenen Station für demenziell Erkrankte. Von 1999 bis 2002 begleitete sie Menschen mit meist schwerster demenzieller Erkrankung in der besonderen stationären Betreuung. Daneben unterrichtete Frau Schaade viele Jahre an Fachschulen für Ergotherapie und hält nach wie vor Vorträge und Seminare.
Grundlagen, Motivation und Ziele von Gudrun Schaades Arbeit
Schaades Arbeit basiert auf der Erkenntnis, dass Menschen mit Demenz trotz ihrer kognitiven Einschränkungen noch über Wahrnehmungs- und Kommunikationspotentiale verfügen, die erschlossen und gefördert werden können. Ihre Motivation ist es, diesen Menschen zu helfen, ihre Alltagsfertigkeiten so lange wie möglich zu erhalten oder wiederzuerlangen und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Die Ziele ihrer Arbeit lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Förderung der Alltagsfertigkeiten: ErgotherapeutInnen befassen sich in ihrer Arbeit damit, den Erhalt oder die Rückgewinnung möglichst vieler Alltagsfertigkeiten der PatientInnen zu fördern. Im frühen Stadium einer Demenzerkrankung ist dies oft noch möglich.
- Erschließung und Förderung von Wahrnehmungs- und Kommunikationspotentialen: Auch im fortgeschrittenen Stadium einer Demenzerkrankung ist es möglich, durch besondere Zugangswege die Betroffenen zu unterstützen.
- Verbesserung der Lebensqualität: Durch gezielte therapeutische Interventionen kann die Lebensqualität von Demenzerkrankten verbessert werden.
- Unterstützung von Angehörigen und Pflegekräften: Ein sehr bedeutsamer Teil der ergotherapeutischen Behandlung bei Demenzerkrankten ist die Beratung und Begleitung der Angehörigen bzw. der Pflegekräfte.
Therapieprogramm und Behandlungsansätze
Das von Gudrun Schaade entwickelte Therapieprogramm vermittelt ein fundiertes, praxiserprobtes Förderkonzept für die Arbeit mit an Demenz erkrankten Patienten. Es verbindet bekannte rehabilitative Behandlungsansätze mit anderen Methoden, die speziell auf die Möglichkeiten dieser Patienten abgestimmt sind. Dabei werden noch bruchstückhaft vorhandene Wahrnehmungs- und Kommunikationspotentiale erschlossen und intensiv gefördert.
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Konkrete Handlungsanleitungen und ein umfangreicher Fundus an Übungsvorschlägen helfen beim direkten Einstieg in die praktische Arbeit. Unter anderem finden sich hier eine Fülle von Anregungen für Einzel- und Gruppentherapien.
Wesentliche Elemente des Therapieprogramms sind:
- Einbindung der Therapie in den Stationsalltag: Die Therapie sollte nicht als isolierte Maßnahme betrachtet werden, sondern in den Stationsalltag integriert werden.
- Rhythmus und Bewegung: Rhythmus und Bewegung können helfen, die Körperwahrnehmung zu verbessern und die Kommunikation zu fördern.
- Wahrnehmungstraining: Durch gezieltes Wahrnehmungstraining können die Sinne der Patienten stimuliert und ihre Orientierung verbessert werden.
- Gedächtnistraining: Spielerischer Umgang mit dem Gedächtnis kann helfen, Erinnerungen wachzurufen und die kognitiven Fähigkeiten zu aktivieren.
Neue Erkenntnisse und Behandlungsansätze
Die vierte Auflage von Schaades Werk berücksichtigt neue praxisrelevante Forschungsergebnisse und erweitert die Behandlungsansätze um Aspekte wie die ärztliche Diagnose, ergotherapeutische Befunderhebung und die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF). Zudem werden weitere Behandlungsansätze vorgestellt, wie zum Beispiel der Einsatz von Tieren als Therapie-'Hilfen'.
Ergotherapeutische Befunderhebung
Ein wichtiger Bestandteil der ergotherapeutischen Arbeit mit Demenzerkrankten ist die Befunderhebung. Ziel ist es, die individuellen Fähigkeiten und Defizite des Patienten zu erfassen, um einen individuellen Therapieplan erstellen zu können.
Die ergotherapeutische Befunderhebung kann folgende Aspekte umfassen:
- ICF als Grundlage: Die ICF dient als Grundlage für die ergotherapeutische Befunderhebung.
- Erhebung der Alltagsfertigkeiten: Es wird erhoben, welche Alltagsfertigkeiten der Patient noch ausführen kann und wo er Unterstützung benötigt.
- Erhebung der kognitiven Fähigkeiten: Es werden die kognitiven Fähigkeiten des Patienten erfasst, wie z.B. Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Orientierung.
- Erhebung der emotionalen und sozialen Fähigkeiten: Es werden die emotionalen und sozialen Fähigkeiten des Patienten erfasst, wie z.B. seine Fähigkeit zur Kommunikation und Interaktion.
Die Weiterbildung zur Fachtherapeutin Demenz nach Gudrun Schaade
Die "Demergo GbR" (Demenz und Ergotherapie), gegründet von Gudrun Schaade und ihren Nachfolgerinnen Dorothee Danke und Ann-Kathrin Blank, bietet eine praxisorientierte Weiterbildung zur "FachergotherapeutIn Demenz nach Gudrun Schaade" an. Diese Weiterbildung richtet sich an staatlich anerkannte ErgotherapeutInnen mit erster praktischer Erfahrung in der Arbeit mit demenziell erkrankten Menschen.
Ziele der Weiterbildung sind:
- Vermittlung eines umfassenden Fachwissens zum Thema Demenz in den Bereichen Befunderhebung, Therapiemethoden und Besonderheiten in der Therapie.
- Verbesserung der therapeutischen Kompetenz für die Behandlung von Demenzerkrankten.
- Förderung eines einheitlichen Vorgehens in der ergotherapeutischen Arbeit mit Menschen mit Demenz.
- Vermittlung von Wissen zur Selbstfürsorge und zu rechtlich relevanten Vorschriften im Arbeitsbereich.
Die Weiterbildung umfasst insgesamt 250 Unterrichtseinheiten, davon 168 UE Präsenzunterricht und 82 UE selbständiges Arbeiten. Sie wird in Präsenzphasen an 9 Wochenenden durchgeführt. Während der Weiterbildung erarbeitet jede/r Teilnehmende selbstständig ein Fallbeispiel mit Video (über einen Menschen mit Demenz), präsentiert dieses dem Kurs und der Kursleitung und erhält dazu eine Rückmeldung. Die Abschlussprüfung umfasst eine Hausarbeit zu einem selbst gewählten ergotherapeutischen Thema sowie eine mündliche Prüfung in Kleingruppen.
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Herausforderungen und Perspektiven in der Demenzforschung
Die Demenzforschung steht vor großen Herausforderungen. Da die Zahl der betroffenen Menschen stetig zunimmt, besteht ein dringender Bedarf an wirksamen Präventions- und Therapiemaßnahmen.
Zu den wichtigsten Herausforderungen gehören:
- Früherkennung: Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.
- Entwicklung von Therapien: Es besteht ein dringender Bedarf an Therapien, die den Krankheitsverlauf verlangsamen oder sogar aufhalten können.
- Versorgung und Betreuung: Die Versorgung und Betreuung von Demenzerkrankten stellt eine große Herausforderung für die Gesellschaft dar.
Trotz dieser Herausforderungen gibt es auch vielversprechende Perspektiven in der Demenzforschung. Neue Erkenntnisse über die Ursachen und Mechanismen der Demenz eröffnen neue Möglichkeiten für die Entwicklung von Therapien. Auch die Entwicklung neuer Technologien, wie z.B. digitale Assistenzsysteme, kann dazu beitragen, die Lebensqualität von Demenzerkrankten zu verbessern.
Gudrun Schaades Beitrag zur Demenzforschung
Gudrun Schaade leistet mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Demenzforschung und zur Verbesserung der Versorgung von Demenzerkrankten. Ihre praxisorientierten Therapiekonzepte und ihre Weiterbildungsangebote tragen dazu bei, dass Ergotherapeuten und andere Fachkräfte in der Lage sind, Menschen mit Demenz bestmöglich zu unterstützen.
Weitere Aspekte der Demenzbehandlung und Forschung
Bedeutung der Person-Umwelt-Passung
In der Therapie von Demenzerkrankten spielt die Person-Umwelt-Passung eine zentrale Rolle. Das bedeutet, dass die Umwelt des Betroffenen so gestaltet werden sollte, dass sie seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten entspricht. Eine reizüberflutende oder unübersichtliche Umgebung kann zu Verwirrung und Angst führen, während eine strukturierte und vertraute Umgebung Sicherheit und Orientierung geben kann.
Komplementäre Therapieansätze
Neben den klassischen ergotherapeutischen Behandlungen können auch komplementäre Therapieansätze, wie z.B. Musiktherapie, Kunsttherapie oder Aromatherapie, eingesetzt werden, um das Wohlbefinden der Patienten zu verbessern.
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Bedeutung der Angehörigenarbeit
Die Angehörigenarbeit ist ein wichtiger Bestandteil der Demenzbehandlung. Angehörige sind oft stark belastet und benötigen Unterstützung und Beratung im Umgang mit dem Erkrankten. Durch gezielte Schulungen und Gesprächsgruppen können Angehörige lernen, besser mit den Herausforderungen der Demenzerkrankung umzugehen und ihre eigenen Ressourcen zu schonen.
Demenz im Akutkrankenhaus
Die besondere Problematik Demenzkranker im Akutkrankenhaus sollte nicht außer Acht gelassen werden. Demenzkranke bringen das Krankenhauspersonal nicht selten an seine Grenzen. Es wird im Buch sehr intensiv auf die Risiken und Belastungen der stationären Krankenhausbehandlung von Demenzkranken hingewiesen. Es wird auf spezielle Stationen für Demenzkranke eingegangen und auf das Entlassmanagement, das spezielle Bedürfnisse der demenzkranken Menschen berücksichtigen muss. Dieses Thema wird im Bereich der Demenzarbeit sonst wenig beachtet.