Gürtelrose: Ursachen, Symptome, Behandlung und Auswirkungen auf das Gehirn

Die Gürtelrose, auch Herpes Zoster genannt, ist eine Viruserkrankung, die durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) verursacht wird. Dieses Virus ist auch für Windpocken verantwortlich. Nach einer Windpocken-Erkrankung verbleibt das Virus lebenslang in den Nervenzellen des Körpers und kann sich später, insbesondere bei geschwächtem Immunsystem, als Gürtelrose reaktivieren. Charakteristisch für die Gürtelrose ist ein einseitiger, schmerzhafter Hautausschlag mit Rötungen und Bläschen, der gürtelförmig entlang der betroffenen Nerven verläuft.

Was ist Gürtelrose?

Gürtelrose (Herpes Zoster) ist eine der häufigsten, akut auftretenden Hauterkrankungen. Sie wird durch die Reaktivierung von Varizella-Zoster-Viren ausgelöst, die nach einer Windpocken-Erkrankung im Körper verbleiben. Das Varizella-Zoster-Virus kommt weltweit vor, und der Mensch ist der einzige bekannte Wirt für dieses Virus.

Man kann davon ausgehen, dass jeder Zweite, der das 85. Lebensjahr erreicht, einmal im Leben an einem Herpes zoster erkrankt. In Deutschland erkranken jährlich mehr als 300.000 Menschen an Gürtelrose.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Gürtelrose entsteht durch die Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus, das nach einer durchgemachten Windpocken-Erkrankung in den Nervenzellen des Körpers schlummert. Bei einer Schwächung des Immunsystems kann das Virus wieder aktiv werden und sich entlang der Nervenbahnen zur Haut ausbreiten. Zu den Risikofaktoren für eine Gürtelrose gehören:

  • Alter: Das Risiko einer Gürtelrose steigt mit zunehmendem Alter, insbesondere ab dem 50. Lebensjahr.
  • Geschwächtes Immunsystem: Erkrankungen wie HIV/AIDS, rheumatoide Arthritis, systemischer Lupus erythematodes, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, chronische Lungen- oder Nierenerkrankungen sowie Diabetes mellitus können das Immunsystem schwächen und das Risiko einer Gürtelrose erhöhen. Auch immunsuppressive Medikamente können die Immunabwehr beeinträchtigen.
  • Stress: Physischer oder psychischer Stress kann das Immunsystem schwächen und eine Reaktivierung des Virus begünstigen.
  • UV-Licht: Zu viel UV-Licht kann ebenfalls die Widerstandskraft des Körpers verringern.
  • Tumore und Chemotherapie: Diese Faktoren können ebenfalls das Immunsystem schwächen.

Symptome

Die ersten Anzeichen einer Gürtelrose können unspezifisch sein und den Symptomen anderer Krankheiten ähneln. Betroffene fühlen sich möglicherweise abgeschlagen und haben leichtes Fieber. Typische Symptome sind:

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  • Schmerzen: Einseitige, oft brennende Schmerzen in einem bestimmten Körperbereich sind ein häufiges Frühsymptom.
  • Hautausschlag: Nach einigen Tagen entwickelt sich eine Rötung, auf der sich kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen bilden. Diese Bläschen gruppieren sich typischerweise gürtelförmig, meist nur auf einer Körperseite. Der Ausschlag tritt häufig am Rumpf oder Brustkorb auf, kann aber auch andere Körperbereiche betreffen, wie Gesicht, Hals, Arme oder Beine.
  • Juckreiz: Der Hautausschlag kann stark jucken.
  • Sensibilitätsstörungen: Kribbeln, Taubheit oder eine erhöhte Berührungsempfindlichkeit in dem betroffenen Bereich sind möglich.
  • Allgemeines Krankheitsgefühl: Abgeschlagenheit und Fieber können begleitend auftreten.

In einigen Fällen tritt die Gürtelrose ohne den typischen Hautausschlag auf (Zoster sine herpete). Dies erschwert die Diagnose, da die Symptome eher an andere Erkrankungen wie Herzinfarkt, Magengeschwür oder Bandscheibenvorfall denken lassen.

Gürtelrose im Gesicht, an Augen und Ohren

Wenn der Nervus trigeminus betroffen ist, kann die Gürtelrose die Augenregion, Nase, Stirn sowie die Kopfhaut einer Gesichtshälfte betreffen. Dies kann zu Binde- oder Hornhautentzündungen führen. Bei einer Gürtelrose am Ohr sind in der Regel Gehörgang und Ohrmuschel betroffen, manchmal auch die Halsregion. Mögliche Anzeichen sind Gesichtslähmung, Schwindel und Hörprobleme. In diesen Fällen ist eine umgehende ärztliche Abklärung erforderlich, um Komplikationen wie bleibende Schäden an Augen oder Ohren zu verhindern.

Komplikationen

Eine Gürtelrose kann schwerwiegende Komplikationen verursachen, insbesondere wenn Nerven im Gesicht betroffen sind.

  • Zoster ophthalmicus: Betrifft das Auge und kann zu bleibenden Schäden wie Erblindung führen.
  • Zoster oticus: Betrifft das Ohr und kann zu Hörminderungen führen.
  • Postzosterische Neuralgie: Anhaltende Nervenschmerzen, die auch nach Abheilen des Hautausschlags über Monate oder Jahre bestehen bleiben können. Das Risiko dafür steigt mit dem Alter.
  • Entzündungen des Gehirns und der Hirnhäute (Zoster-Meningitis und Zoster-Enzephalitis): In seltenen Fällen kann sich das Virus auf das zentrale Nervensystem ausbreiten und zu Entzündungen führen.
  • Bakterielle Superinfektion: Durch Aufkratzen der Bläschen können Bakterien in die Haut eindringen und zu einer zusätzlichen Infektion führen.
  • Narbenbildung und Pigmentstörungen: Bei ausgedehnten Befunden können Narben und Pigmentstörungen zurückbleiben.
  • Gesichtslähmung (Fazialisparese): Eine Lähmung des Gesichtsnervs ist möglich, insbesondere bei Beteiligung des Ohrs (Ramsay-Hunt-Syndrom).
  • Erhöhtes Schlaganfallrisiko: Bei Beteiligung der Gefäße kann das Schlaganfallrisiko steigen.
  • Befall innerer Organe: Bei Menschen mit schwerer Immunschwäche kann das Virus auch innere Organe befallen.

Diagnose

Die Diagnose der Gürtelrose erfolgt in der Regel durch eine sorgfältige ärztliche Untersuchung der Symptome. Der charakteristische Hautausschlag und die begleitenden Schmerzen sind meist eindeutig. Bei atypischen Verläufen oder Unsicherheiten kann eine Laboruntersuchung zum Nachweis des Virus durchgeführt werden, beispielsweise durch Entnahme von Flüssigkeit aus den Bläschen oder einer Blutprobe.

Behandlung

Eine frühzeitige Behandlung der Gürtelrose ist wichtig, um Komplikationen zu vermeiden und die Heilung zu beschleunigen. Die Behandlung umfasst in der Regel:

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  • Virostatika: Virenhemmende Medikamente wie Aciclovir, Valaciclovir, Famciclovir oder Brivudin werden eingesetzt, um die Virusvermehrung zu hemmen und die Krankheitsdauer zu verkürzen. Die Therapie sollte möglichst innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome begonnen werden.
  • Schmerzmittel: Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen können zur Linderung der Schmerzen eingesetzt werden. In einigen Fällen können auch stärkere Schmerzmittel wie Opioide oder spezielle Medikamente gegen Nervenschmerzen (Antineuralgika) erforderlich sein.
  • Juckreizstillende Mittel: Lotionen oder Puder mit juckreizstillendenInhaltsstoffen können den Juckreiz lindern.
  • Hautpflege: Die betroffenen Hautstellen sollten sorgfältig gepflegt werden, um die Heilung zu fördern und bakterielle Infektionen zu vermeiden. Kühlende Umschläge oder desinfizierende Lösungen können ebenfalls hilfreich sein.
  • Verhaltensregeln: Körperliche Anstrengung und Sonneneinstrahlung sollten vermieden werden. Die Bläschen sollten abgedeckt werden, um eine Ansteckung anderer zu verhindern. Kontakt zu Schwangeren und immungeschwächten Personen sollte vermieden werden, bis die Gürtelrose vollständig abgeheilt ist.

Impfung

Es gibt eine Impfung gegen Gürtelrose, die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Personen ab 60 Jahren und für Risikogruppen ab 50 Jahren empfohlen wird. Die Impfung verringert das Risiko einer Erkrankung und kann schwere Verläufe und Komplikationen verhindern. Auch wer als Kind gegen Windpocken geimpft wurde, kann an Gürtelrose erkranken, da auch das Impfvirus im Körper verbleiben und sich später reaktivieren kann. Die Wahrscheinlichkeit ist allerdings geringer als beim Wildvirus, und die Erkrankung verläuft meist leichter.

Gürtelrose und das Gehirn

In seltenen Fällen kann die Gürtelrose auch das Gehirn betreffen und zu einer Zoster-Meningitis oder Zoster-Enzephalitis führen. Dies ist eine schwerwiegende Komplikation, die mit neurologischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Fieber, Verwirrtheit, Krampfanfällen und Lähmungen einhergehen kann. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung mit antiviralen Medikamenten ist entscheidend, um bleibende Schäden zu verhindern.

Ansteckung

Die Gürtelrose selbst ist nicht so leicht übertragbar wie Windpocken. Nur die Flüssigkeit in den Hautbläschen ist ansteckend, weil sie die Viren enthält. Menschen, die noch keine Windpocken hatten und auch nicht dagegen geimpft sind, können sich anstecken, wenn sie mit den Bläschen in Kontakt kommen. Diese Menschen erkranken dann nicht an Gürtelrose, sondern an den Windpocken. Patient:innen mit Gürtelrose haben sich also nicht bei jemandem akut angesteckt, sondern die ursprüngliche Ansteckung war die mit Windpocken im Kindesalter.

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