Wo sich das Brechzentrum im Gehirn befindet: Eine detaillierte anatomische Untersuchung

Das Brechzentrum, ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Gehirns, spielt eine entscheidende Rolle bei der Steuerung des Erbrechens. Dieser Artikel befasst sich mit der genauen anatomischen Lage dieses Zentrums, seinen Verbindungen zu anderen Hirnregionen und seiner Funktion im komplexen Zusammenspiel des Körpers.

Einführung in die Formatio reticularis

Tief im Gehirn, gut geschützt, liegt eine Struktur, die als vegetative Kommandozentrale bezeichnet werden kann: die Formatio reticularis. Ihr Name leitet sich vom lateinischen Wort "reticulum" (Netz) ab, was die netzartige Struktur dieses Bereichs widerspiegelt. Hier sind unzählige Nervenzellkerne miteinander verbunden, um grundlegende Lebensfunktionen wie Atmung, Blutdruck und Speichelsekretion zu gewährleisten.

Die Formatio reticularis ist ein diffus verteiltes Netzwerk aus grauer Substanz im Hirnstamm, das sich bis zum Rückenmark erstreckt. Sie macht den größten Teil der Mittelhirnhaube (Tegmentum) aus und wird in verschiedene Zonen unterteilt:

  • Längszone: Raphekerne (mediane Gruppe)
  • Mediale Gruppe: Magnozelluläre Neurone
  • Laterale Gruppe: Parvozelluläre Neurone, Locus coeruleus

Einige scharf abgegrenzte Kerngebiete, die sich ebenfalls im Hirnstamm befinden, gehören nicht zur Formatio reticularis. Wichtig sind auch die zu- und abführenden Bahnen.

Das Brechzentrum: Koordinator des Erbrechens

Das Brechzentrum im Gehirnstamm koordiniert den Regelkreis des Erbrechens. Wenn dieses Zentrum das Signal zur Übergabe gibt, löst das vegetative Nervensystem Symptome wie Schwindel, Schweißausbrüche, Blässe und verstärkten Speichelfluss aus. Es reguliert das Zusammenspiel der Muskeln von Darm, Magen, Zwerchfell und Speiseröhre, die den Mageninhalt mit starkem Druck nach außen befördern. Um die Aspiration von Erbrochenem zu verhindern, wird die Atmung kurz angehalten und die Luftröhre sowie der Nasenrachenraum verschließen sich.

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Ursachen für Erbrechen

Erbrechen kann durch verschiedene physische oder psychische Ursachen ausgelöst werden, darunter:

  • Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts: Schmerzen, Infektionen, Passage-Störungen, entzündliche Erkrankungen
  • Erkrankungen außerhalb des Magen-Darm-Trakts: Herzinfarkt, Nierenkolik, stielgedrehte Ovarialzyste, Hodentorsion, Glaukomanfall, Migräne
  • Erkrankungen des zentralen Nervensystems: erhöhter Hirndruck, Hirnhautentzündung, Gehirnentzündung
  • Stoffwechselerkrankungen: Diabetes, Urämie
  • Bestimmte Situationen oder Umstände: Reiseübelkeit, Vergiftungen, Medikamente (z.B. Chemotherapie), Schwangerschaft, hohes Fieber und schwere Schmerzen generell, Strahlentherapie, psychische Erkrankungen (Bulimie, Anorexie) und Zustände
  • Azetonämisches Erbrechen: eine verstärkte Stoffwechselreaktion auf Infekte und Erbrechen, besonders häufig bei Kindern

Die Rolle der Medulla oblongata

Die Medulla oblongata, auch Myelencephalon, Nachhirn oder verlängertes Rückenmark genannt, ist die Fortsetzung des Rückenmarks in den Gehirnbereich. Sie ist ein lebenswichtiges Regulations- und Reflexzentrum und bildet zusammen mit der Brücke (Pons) und dem Kleinhirn (Cerebellum) das Rautenhirn (Rhombencephalon).

In der Medulla oblongata liegen wichtige Regulationszentren für die Atmung und den Blutkreislauf sowie Reflexzentren für den Schluck- und Saugreflex, den Husten-, Nies- und Würgereflex sowie das Brechzentrum.

Anatomische Details der Medulla oblongata

Die Medulla oblongata geht vom Abgang des ersten Spinalnerven ohne scharfen Übergang aus dem Rückenmark hervor und reicht bis zur Brücke im Hinterhirn. Sie enthält Hirnnervenkerne und ist damit der Ursprung der Hirnnerven VII bis XII.

An der Vorderseite der Medulla oblongata liegt die Pyramide, die sich nach unten hin verjüngt und zum Teil in den Seitenstrang des Rückenmarks zieht, zum Teil über die Mittellinie kreuzt und zu einem weiteren Teil in den Vorderstrang des Rückenmarks zieht. Neben der Pyramide gibt es an der Vorderseite der Medulla oblongata noch die Olive, die in ihrem Inneren den Olivenkern enthält.

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An der hinteren Seite des Myelencephalons setzt sich der Hinterstrang fort, der sich im Halsmark zweigeteilt hat. Beide Stränge werden zunehmend breiter und bilden in der Medulla oblongata zwei Verdickungen, in denen die Hinterstrangkerne liegen.

Funktionen der Medulla oblongata

  • Atmung: Atembewegungen werden von Neuronengruppen in der Medulla oblongata gesteuert.
  • Sympathikus und Parasympathikus: Der Sympathikus und Parasympathikus werden über Nervenkerne des Myelencephalons gesteuert.
  • Kreislauf: Die Kreislaufregulation bei körperlicher Arbeit erfolgt durch Zentren in der Medulla oblongata.
  • Kauen und Schlucken: In der Medulla oblongata liegen die Zentren, die das Kauen und Schlucken steuern.
  • Säure-Basen-Haushalt: In der Medulla oblongata befinden sich chemosensible Rezeptoren, die den Säure-Basen-Haushalt des Körpers regulieren.
  • Sonstiges: Absteigende Bahnen, die das Großhirn mit dem Rückenmark verbinden, laufen durch das Myelencephalon und aufsteigende Bahnen werden hier umgeschaltet.

Die Verbindungen des Brechzentrums

Das Brechzentrum ist mit verschiedenen Hirnregionen verbunden, darunter:

  • Großhirnrinde: zuständig für Geruch und Gefühl
  • Kleinhirn
  • Gleichgewichtsorgan
  • Magen-Darm-Trakt: Übermittlung von Informationen über den Nervus vagus
  • Area postrema: ein zirkumventrikuläres Organ, das in direktem Kontakt mit dem Blut steht und Giftstoffe erkennen kann

Übelkeit und Erbrechen: Ein Schutzmechanismus

Übelkeit und Erbrechen sind keine Erkrankungen, sondern Symptome und Teil eines Warn- und Schutzsystems des Körpers. Erbrechen ist ein natürlicher Schutzmechanismus, um schädliche Stoffe aus dem Körper zu entfernen.

Was man gegen Übelkeit und Erbrechen tun kann

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Übelkeit und Erbrechen zu behandeln:

  • Nahrungsaufnahme stoppen: Zunächst sollte eine Pause bei der Nahrungsaufnahme eingelegt werden.
  • Schonkost: Achten Sie auf eine fettarme Schonkost und nehmen Sie kleine Mahlzeiten ein. Kalte Speisen riechen deutlich schwächer als heiße Gerichte und reizen das Brechzentrum im Gehirn weniger stark.
  • Geeignete Getränke: Trinken Sie stilles Wasser, Tee mit Traubenzucker und Salz, verdünnte Fruchtsaftschorlen, Ginger Ale, Ingwertee oder Pfefferminztee.
  • Medikamente: Bei Erbrechen können Medikamente wie Dimenhydrinat, Metoclopramid oder Domperidon eingesetzt werden. In der Schwangerschaft können spezielle Präparate wie Nausema helfen.
  • Homöopathische Mittel und Hausmittel: Homöopathische Mittel wie Nux vomica und Ipecacuanha sowie Hausmittel wie ein Heublumenkissen oder ein Kamille-Leibwickel können Linderung verschaffen.

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