Nervenschmerzen nach Gürtelrose-Behandlung: Ursachen, Symptome und Therapie

Die Gürtelrose (Herpes Zoster) ist eine Viruserkrankung, die durch die Reaktivierung von Varizella-Zoster-Viren (VZV) verursacht wird, den gleichen Viren, die auch Windpocken auslösen. Nach einer durchgemachten Windpockenerkrankung verbleiben die Viren inaktiv in den Nervenzellen des Körpers. Bei einer Schwächung des Immunsystems können sie reaktiviert werden und eine Gürtelrose verursachen. Charakteristisch für die Gürtelrose ist ein schmerzhafter Hautausschlag, der sich meist in einem gürtelförmigen Muster auf einer Körperseite ausbreitet.

Gürtelrose: Symptome und Verlauf

Typischerweise beginnt eine Gürtelrose mit Hautrötungen, die oft am Bauch wie ein Gürtel um den Körper verteilt sind, aber auch an Armen und Beinen auftreten können. Zu den Hautrötungen kommen juckende und schmerzende Knötchen hinzu, die sich zu flüssigkeitsgefüllten Bläschen entwickeln. Diese Bläschen verkrusten und heilen dann ab. In einigen Fällen tritt eine Gürtelrose ohne Ausschlag und Bläschen auf (Zoster sine herpete).

In schweren Fällen kann die Erkrankung zur Erblindung oder zu einer Lähmung des Gesichtsnervs (Facialisparese) auf der betroffenen Seite führen. Eine Sonderform ist das Ramsay-Hunt-Syndrom. Bei Beteiligung des Kopfes kann die Erkrankung in seltenen Fällen auch das Nervensystem einbeziehen. Eine Gefäßbeteiligung kann das Schlaganfallrisiko erhöhen. Bei schwerer Einschränkung des Immunsystems kann es in seltenen Fällen zu einer Beteiligung des gesamten Körpers kommen (Zoster disseminatus), wobei Organe befallen und beschädigt werden können.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Gürtelrose wird durch die Reaktivierung von Varizella-Zoster-Viren verursacht. Voraussetzung für die Erkrankung ist eine frühere Infektion mit Windpocken. Nach der Infektion verbleiben die Windpockenviren lebenslang im Körper und schlummern in bestimmten Nervenzellen, während das Immunsystem eine erneute Erkrankung verhindert.

Ein erhöhtes Risiko für eine Gürtelrose besteht bei:

Lesen Sie auch: Hüft-TEP und Nervenschmerzen

  • Älteren Menschen
  • Menschen mit chronischen Erkrankungen, die das Immunsystem beeinträchtigen können
  • Menschen mit geschwächtem Immunsystem

Post-Zoster-Neuralgie: Anhaltende Nervenschmerzen nach Gürtelrose

Bei manchen Menschen bleiben die Schmerzen auch nach dem Abheilen des Hautausschlags bestehen. Dauern die Schmerzen länger als drei Monate an, spricht man von einer Post-Zoster-Neuralgie (PZN), auch bekannt als Postherpetische Neuralgie. Die Post-Zoster-Neuralgie ist die häufigste Komplikation einer Gürtelrose.

Symptome der Post-Zoster-Neuralgie

Die Symptome einer Post-Zoster-Neuralgie können vielfältig sein und variieren je nach betroffener Nervenregion:

  • Anhaltende brennende oder bohrende Schmerzen
  • Plötzlich einschießende Schmerzen
  • Heftige Schmerzen bei Berührung
  • Missempfindungen wie Juckreiz oder Taubheitsgefühle

Die Schmerzen und Missempfindungen treten im Bereich der vorangegangenen Gürtelrose auf, meist am Rumpf, aber auch an einem Arm oder im Gesicht. Der Schmerz kann intensiver werden und sich über die Stellen des ursprünglichen Ausschlags ausbreiten. Die Haut ist an diesen Stellen oft überempfindlich, sodass jede Berührung schmerzhaft sein kann. Dies kann dazu führen, dass Betroffene Schwierigkeiten haben, sich zu waschen, sich im Bett zu drehen oder sich umarmen zu lassen.

Risikofaktoren für die Entwicklung einer Post-Zoster-Neuralgie

Das Risiko, an einer Post-Zoster-Neuralgie zu erkranken, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Alter: Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter. Während bei den 55- bis 59-Jährigen etwa 30 Prozent der Gürtelrose-Fälle betroffen sind, leiden bei den über 60-Jährigen etwa 50 Prozent und bei den über 70-Jährigen sogar etwa zwei Drittel unter länger anhaltenden Schmerzen.
  • Geschlecht: Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
  • Betroffene Körperstelle: Das Risiko ist erhöht, wenn die Gürtelrose im Gesicht, an den Augen oder am Steißbein auftritt.
  • Schmerzintensität: Starke Schmerzen bereits zu Beginn der Gürtelrose, teilweise noch vor dem Ausschlag, erhöhen das Risiko.
  • Immunschwäche: Ein geschwächtes Immunsystem erhöht ebenfalls das Risiko.
  • Vorerkrankungen: Eine bereits vorbestehende Polyneuropathie, etwa durch eine diabetische Grunderkrankung, kann das Risiko erhöhen.

Diagnose der Post-Zoster-Neuralgie

Die Diagnose einer Post-Zoster-Neuralgie basiert in der Regel auf der Krankengeschichte und einer körperlichen Untersuchung. Wichtig ist, wie lange die Schmerzen bereits andauern und ob in der Vergangenheit ein schmerzhafter Hautausschlag (Gürtelrose) an der entsprechenden Stelle aufgetreten ist. Auch der Impfstatus und die Intensität der Schmerzen werden erfasst.

Lesen Sie auch: Nervenschaden nach Zahnbehandlung: Symptome und Therapie

Mithilfe eines standardisierten Fragebogens kann der Patient die Schmerzen auf einer Skala einschätzen. Bei der körperlichen Untersuchung wird das betroffene Hautareal auf Rötungen, Pusteln oder Narben untersucht und die Berührungsempfindlichkeit der Haut geprüft. In unklaren Fällen können eine Blutuntersuchung zur Bestimmung der Entzündungswerte und spezieller Antikörper gegen das Varicella-Zoster-Virus sowie eine Überweisung an einen Neurologen erforderlich sein, um andere Ursachen für die Nervenschmerzen auszuschließen.

Behandlung von Nervenschmerzen nach Gürtelrose

Ziel der Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie ist es, die Schmerzen zu lindern, Missempfindungen zu unterdrücken und die Lebensqualität zu verbessern. Da die Symptome mit der Zeit schwächer werden können, kann es ratsam sein, verschiedene Wirkstoffe und Dosierungen auszuprobieren, um die passende Therapie zu finden.

Medikamentöse Behandlung

Zur Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung:

  • Schmerzpflaster: Diese wirken gezielt an den betroffenen Stellen. Häufig werden Pflaster mit Lokalanästhetika wie Lidocain oder mit dem Nervenreizstoff Capsaicin eingesetzt. Capsaicin-Pflaster können die Nervenschmerzen verringern.
  • Antikonvulsiva: Medikamente gegen Krampfanfälle, wie Pregabalin oder Gabapentin, machen die Nervenzellen weniger erregbar und haben sich in der Schmerztherapie bewährt.
  • Antidepressiva: Diese verhindern unter anderem, dass Schmerzsignale im Rückenmark weitergeleitet werden. Antidepressiva können auch bei psychischen Veränderungen wie Depressionen sinnvoll sein, die aufgrund der chronischen Schmerzen auftreten können.
  • Schmerzmittel: Nicht-opioide Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure oder Paracetamol können bei leichten bis mäßigen Beschwerden eingesetzt werden. Bei stärkeren Schmerzen können Opioide erforderlich sein.
  • Nervenblockaden: Bei schwer zu behandelnden Schmerzen können Nervenblockaden mit lokal angewendeten Betäubungsmitteln oder Steroiden durchgeführt werden, um bestimmte Nerven "abzuschalten". Diese Therapie wird ausschließlich von spezialisierten Schmerzärzten durchgeführt.

Weitere Behandlungsmethoden

Neben der medikamentösen Behandlung können auch andere Verfahren zur Linderung der Schmerzen beitragen:

  • Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS): Hierbei werden die Nerven mithilfe von Elektroden auf der Haut mit Stromimpulsen angesprochen. Die wissenschaftliche Evidenz für die Wirksamkeit dieses Verfahrens ist jedoch noch begrenzt.
  • Psychotherapie: Da chronische Schmerzen auch die Psyche belasten können, kann eine Psychotherapie begleitend zur Schmerzbehandlung sinnvoll sein.
  • Komplementärmedizinische Behandlungen: Einige Betroffene profitieren von Akupunktur oder anderen komplementärmedizinischen Behandlungen.

Wichtige Hinweise zur Behandlung

  • Herkömmliche Schmerzmittel bringen in der Regel keine Linderung bei Post-Zoster-Neuralgie.
  • Es ist wichtig, die Art und Intensität der Schmerzen dem Arzt genau zu beschreiben, um den Therapieerfolg zu messen und die Behandlung gegebenenfalls anzupassen.
  • Welcher Wirkstoff und welche Kombination geeignet ist, hängt von der Stärke der Schmerzen ab und davon, wie man die Medikamente verträgt. Es ist daher wichtig, der Ärztin oder dem Arzt möglichst genau zu beschreiben, wie stark die Schmerzen sind, wie die Mittel wirken und ob es Nebenwirkungen gibt.
  • Betroffene sollten sich bei entsprechenden Beschwerden an einen Neurologen oder Nervenarzt wenden.

Vorbeugung von Nervenschmerzen nach Gürtelrose

Obwohl eine schnell eingeleitete antivirale Therapie die Gürtelrose verkürzen und die Schwere der Symptome reduzieren kann, kann sie das Auftreten von Nervenschmerzen nach einer Gürtelrose oft nicht verhindern.

Lesen Sie auch: Medikamentenfreie Schmerzlinderung bei Nervenschmerzen

Impfung gegen Gürtelrose

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Impfung gegen Gürtelrose für alle Menschen über 60 Jahren sowie für Menschen ab 50 Jahren mit einem erhöhten Risiko für eine Gürtelrose. Für einen vollständigen Impfschutz sind zwei Impfungen im Abstand von 2 bis 6 Monaten notwendig. Der empfohlene Impfstoff ist ein Totimpfstoff, der sicher ist und nur bei wenigen Geimpften zu Impfreaktionen wie lokalen Schmerzen an der Injektionsstelle, Fieber, Müdigkeit, Muskel- und Kopfschmerzen führt.

Auch wer schon einmal an Windpocken erkrankt war, kann sich später gegen Gürtelrose impfen lassen, um sein Risiko zu reduzieren.

Weitere Maßnahmen zur Vorbeugung

Eine frühzeitige Schmerztherapie wird empfohlen, um chronischen Schmerzen vorzubeugen. Es gibt Hinweise darauf, dass eine frühzeitige Behandlung mit antiviralen Medikamenten das Risiko einer Post-Zoster-Neuralgie verringern kann.

tags: #nervenschmerzen #nach #gürtelrose #behandlung