Zecken sind kleine, aber potenziell gefährliche Parasiten, die Krankheiten übertragen können. Es ist wichtig zu wissen, wie man sich vor ihnen schützt und was zu tun ist, wenn man gebissen wurde. Dieser Artikel beleuchtet das Nervensystem von Zecken und gibt einen umfassenden Überblick über Zecken, die von ihnen ausgehenden Gefahren und wie man sich am besten schützen kann.
Was sind Zecken?
Zecken gehören zu den Spinnentieren und nicht zu den Insekten. In Europa ist vor allem die Familie der Schildzecken verbreitet, insbesondere der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Zecken durchlaufen drei Entwicklungsstadien: Larve, Nymphe und adulte Zecke. Sie verbringen die meiste Zeit freilebend am Boden, im Unterholz, an Sträuchern oder Gräsern.
Haben Zecken ein Gehirn und Nervensystem?
Zecken haben ein einfaches Nervensystem, das aus einem Gehirn (Ganglion) und einem ventralen Nervenstrang besteht. Dieses Nervensystem steuert ihre Bewegungen, die Wahrnehmung von Reizen und die Koordination ihrer komplexen Verhaltensweisen, wie die Suche nach einem Wirt. Durch ein besonderes Sinnesorgan in den Vorderbeinen können sie die Anwesenheit eines Wirts riechen.
Welche Krankheiten können Zecken übertragen?
Zecken können verschiedene Krankheitserreger auf den Menschen übertragen, darunter Bakterien und Viren. Die beiden wichtigsten von Zecken übertragenen Krankheiten in Deutschland sind:
Borreliose (Lyme-Borreliose, Lyme-Krankheit): Eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch Zeckenstiche übertragen wird. Sie kann zu einer ringförmigen Rötung an der Einstichstelle (Erythem) und grippeähnlichen Beschwerden führen. Unbehandelt kann sie das Gehirn, das Nervensystem, die Gelenke und selten auch das Herz schädigen. Die Borreliose wird durch das Bakterium Borrelia burgdorferi ausgelöst, das meist über Zeckenstiche übertragen wird. Da nicht alle Zecken Träger von Borrelien sind, führt nicht jeder Zeckenstich automatisch zu einer Infektion. Das Risiko steigt jedoch mit jedem Zeckenstich und abhängig vom Alter der Tiere. Ausgewachsene Zecken sind häufiger als junge Tiere Überträger der Borreliose.
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- Symptome der Borreliose: Die Symptome der Borreliose können je nach Erkrankungsstadium sowie individuell unterschiedlich ausfallen. Typisch, jedoch nicht immer vorhanden, ist eine Hautrötung um die Einstichstelle, die sich von innen her verblassend ringförmig ausbreitet (Wanderröte). Weitere Symptome sind grippeähnliche Beschwerden, Muskel- und Gelenkschmerzen, Fieber oder Müdigkeit. In seltenen Fällen können sich chronische Hautentzündungen entwickeln. Ist das Nervensystem betroffen, sind insbesondere nächtliche Schmerzen bis hin zu Störungen oder Lähmungen, beispielsweise des Gesichtsnervs, möglich. Kinder entwickeln häufiger als Erwachsene eine nichteitrige Hirnhautentzündung mit starken Kopfschmerzen und hohem Fieber.
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME): Eine virale Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS). Die FSME-Viren werden durch den Stich einer infizierten Zecke übertragen. Die Viren gelangen in die Blutbahn und verursachen grippeähnliche Symptome. Bei einigen Patienten greift die Krankheit das zentrale Nervensystem an. Es kann zu hohem Fieber, starken Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, Lähmungen oder Sprachstörungen kommen. Das Risiko einen schwereren Verlauf mit einer Entzündung von Hirnhaut, Rückenmarkt oder Gehirn zu erleiden steigt mit zunehmendem Lebensalter.
Wie kann man sich vor Zecken schützen?
Es gibt verschiedene Maßnahmen, um sich vor Zeckenstichen und den damit verbundenen Krankheiten zu schützen:
- Vermeidung von Zeckenbissen:
- Bei Spaziergängen auf festen Wegen bleiben und Unterholz sowie hohes Gras meiden.
- Feste Schuhe und helle Kleidung tragen, auf der man Zecken leichter sehen kann.
- Nach dem Aufenthalt im Freien den Körper nach Zecken absuchen, insbesondere Kopf und Hals, Achseln und Kniekehlen.
- Socken über die Hosenbeine ziehen.
- Insektenabweisende Mittel für Haut und Kleidung verwenden.
- Zecken richtig entfernen:
- Zecken mit einer feinen Pinzette oder Zeckenzange möglichst nah der Haut im Kopfbereich fassen und langsam herausziehen.
- Die Zecke nicht quetschen, um die Übertragung von Krankheitserregern zu vermeiden.
- Die Stichstelle nach Entfernung der Zecke desinfizieren.
- Impfung gegen FSME:
- Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die FSME-Impfung für Bewohner und Besucher von Risikogebieten sowie für beruflich gefährdete Personen.
- Für den vollen Impfschutz sind drei Impfungen in bestimmten Abständen nötig.
- Eine Auffrischimpfung wird alle fünf Jahre empfohlen.
Was tun nach einem Zeckenstich?
- Beobachtung der Einstichstelle: Die Einstichstelle einige Tage beobachten. Bei Entzündungen, Rötungen oder Juckreiz einen Arzt aufsuchen.
- Ärztliche Hilfe bei Symptomen: Bei Fieber, Benommenheit, allgemeinem Unwohlsein, Übelkeit, Erbrechen oder Lähmungserscheinungen umgehend einen Arzt aufsuchen.
- Bei Verdacht auf Borreliose: Bei einer ringförmigen Hautrötung (Wanderröte) oder grippeähnlichen Symptomen nach einem Zeckenstich einen Arzt aufsuchen.
Irrtümer über Zecken
Es gibt einige weit verbreitete Irrtümer über Zecken, die es aufzuklären gilt:
- "Zecken fallen von den Bäumen." Zecken lassen sich nicht von Bäumen fallen, sondern warten im Gras, im Unterholz und in Büschen bis 1,5 m Höhe auf Warmblüter.
- "Vor allem Jäger und Forstarbeiter sind gefährdet." 90 Prozent der FSME-Infektionen geschehen bei Freizeit-Aktivitäten.
- "Die Krankheit kommt nur im Frühsommer vor." FSME kann auch im Frühjahr und Herbst auftreten.
- "Bei uns besteht kein Risiko durch Zeckenstich." In der ganzen Schweiz können Zecken die Lyme-Borreliose übertragen.
- "Mit der richtigen Kleidung kann ich mich schützen." Kleidung allein kann keinen sicheren Schutz gewähren.
- "Rechtzeitiges Entfernen der Zecke reicht aus." FSME-Viren und Borreliose-Erreger können schon unmittelbar nach dem Stich übertragen werden.
Zecken und Klimawandel
Der Klimawandel beeinflusst auch die Verbreitung von Zecken und die von ihnen übertragenen Krankheiten. Durch die milden Winter sind in Deutschland immer mehr Zecken ganzjährig anzutreffen. Das Robert Koch-Institut (RKI) geht davon aus, dass das Risiko für Chikungunya-Virus-Infektionen und Dengue-Virus-Infektionen auch in Deutschland zunehmen wird.
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