Ein Schlaganfall kann schwerwiegende Folgen haben, darunter auch halbseitige Lähmungen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Therapiemöglichkeiten der Hemiparese nach einem Schlaganfall, um Betroffenen und ihren Angehörigen ein umfassendes Verständnis der Erkrankung zu ermöglichen.
Was ist eine Halbseitenlähmung (Hemiparese)?
Die Halbseitenlähmung, auch Hemiparese genannt, ist die Lähmung einer Körperhälfte. Sie kann vollständig (Hemiplegie) oder unvollständig (Hemiparese) ausgeprägt sein. Die Hemiparese ist nicht die Krankheit selbst, sondern das Symptom einer Grunderkrankung, meist einer Schädigung des Gehirns.
Ursachen einer Halbseitenlähmung
Es gibt verschiedene Ursachen, die zu einer Hemiparese führen können. Die häufigste Ursache ist ein Schlaganfall, der durch eine Durchblutungsstörung oder eine Blutung im Gehirn verursacht wird. Weitere Ursachen sind:
- Schlaganfall: In etwa 80 Prozent der Fälle wird ein Schlaganfall durch ein Blutgerinnsel verursacht, das ein Gefäß im Gehirn verstopft (Mangeldurchblutung). In etwa 20 Prozent der Fälle ist eine Hirnblutung die Ursache.
- Schädel-Hirn-Verletzungen: Unfälle oder Gewalteinwirkungen können zu Schädigungen des Gehirns führen, die eine Hemiparese verursachen.
- Entzündungen des Gehirns: Hirnhautentzündungen (Meningitis) oder Gehirnentzündungen (Enzephalitis) können ebenfalls zu einer Hemiparese führen.
- Tumore: Tumore im Gehirn können Druck auf bestimmte Hirnbereiche ausüben und so eine Hemiparese verursachen.
- Angeborene Fehlbildungen: In seltenen Fällen kann eine Hemiparese auf eine angeborene Fehlbildung einer Gehirnhälfte zurückzuführen sein.
- Sauerstoffmangel bei der Geburt: Bei Neugeborenen, die während der Geburt nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wurden, kann eine Hemiparese entstehen.
Risikofaktoren für einen Schlaganfall
Im Alltag kann jeder Mensch die Gefahr, einen Hirnschlag zu erleiden, selbst senken. So steigern etwa Rauchen, übermäßiger Alkoholgenuss oder mangelnde Bewegung das Schlaganfallrisiko. Wer gesund lebt, kann sein persönliches Risiko für einen Schlaganfall senken. Auf andere Faktoren kann man hingegen keinen Einfluss nehmen:
- Fortgeschrittenes Lebensalter: Das Schlaganfallrisiko verdoppelt sich alle zehn Jahre nach dem 55. Lebensjahr.
- Geschlecht: Bei Männern ist das Risiko um 24 bis 30 Prozent höher als bei Frauen.
- Genetische Vorbelastung: Hatten schon Mutter oder Vater einen Schlaganfall, liegt das Risiko höher.
- Bluthochdruck
- Vorhofflimmern
- Diabetes
- Fettstoffwechselstörung
Symptome einer Halbseitenlähmung
Die Symptome einer Hemiparese können je nach Ausmaß und Lokalisation der Hirnschädigung variieren. Typische Symptome sind:
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- Einseitige Lähmung: Die Betroffenen können eine Körperhälfte nicht mehr richtig spüren und/oder kontrollieren. Dies kann den Arm, das Bein oder beide betreffen.
- Bewegungsstörungen: Die Bewegungen sind verlangsamt, ungeschickt oder gar nicht mehr möglich.
- Koordinationsstörungen: Das Zusammenspiel der Muskeln ist gestört, was zu Unsicherheit beim Gehen oder Greifen führen kann.
- Muskelverkrampfungen (Spastik): Die Muskeln sind dauerhaft angespannt und verhärtet, was die Beweglichkeit einschränkt.
- Sensibilitätsstörungen: Die Wahrnehmung von Berührungen, Temperatur oder Schmerz ist gestört.
- Sprachstörungen (Aphasie): Die Fähigkeit, sich sprachlich auszudrücken oder Sprache zu verstehen, ist beeinträchtigt.
- Gesichtslähmung (Fazialisparese): Ein Mundwinkel hängt herab, und die Mimik ist eingeschränkt.
- Schluckstörungen (Dysphagie): Das Schlucken von Nahrung oder Flüssigkeit ist erschwert.
- Sehstörungen: Das Gesichtsfeld ist eingeschränkt oder es treten Doppelbilder auf.
- Kognitive Beeinträchtigungen: Gedächtnis, Aufmerksamkeit oder Konzentration sind gestört.
- Psychische Veränderungen: Angst, Depressionen oder emotionale Instabilität können auftreten.
Woran erkenne ich eine Halbseitenlähmung?
Schlaganfall-Betroffene können oft unmittelbar nach dem Ereignis eine Körperhälfte nicht mehr richtig spüren und/oder kontrollieren. Im Gesicht funktioniert das Lächeln nicht mehr, weil ein Mundwinkel unten bleibt (Fazialisparese). Ein Arm kann nicht gehoben werden und das Bein bietet keinen stabilen Halt mehr. Viele Betroffene berichten auch von einem Kribbeln oder einem „pelzigen Gefühl“ in den Körperteilen.
Diagnose einer Halbseitenlähmung
Ob eine Armlähmung nach einem Schlaganfall vorliegt, stellt der behandelnde Arzt in der klinisch-neurologischen Untersuchung fest. Liegt eine Lähmung vor, prüft er, wie stark sie ausgeprägt ist. Anschließend geht es darum, Therapieziele gemeinsam festzulegen, geeignete therapeutische Vorgehensweisen auszusuchen und im Verlauf die Therapieerfolge möglichst objektiv festzuhalten. Dabei können standardisierte klinische Beurteilungsmethoden nützlich sein. Diese Tests werden als „Beurteilungsskalen“ oder auch als „Assessment“-Verfahren bezeichnet. Sie basieren darauf, dass bestimmte Aspekte der Armmotorik bzw.
Die Diagnose einer Hemiparese umfasst in der Regel folgende Schritte:
- Anamnese: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte des Patienten und erfasst die aktuellen Beschwerden.
- Neurologische Untersuchung: Der Arzt untersucht die मोटरischen Fähigkeiten, die Sensibilität, die Reflexe und die Koordination des Patienten.
- Bildgebende Verfahren: Mithilfe von Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) kann die Ursache der Hemiparese festgestellt und das Ausmaß der Hirnschädigung beurteilt werden.
- Weitere Untersuchungen: Je nach Bedarf können weitere Untersuchungen durchgeführt werden, z. B. eine Elektroenzephalografie (EEG) zur Messung der Hirnaktivität oder eine Lumbalpunktion zur Untersuchung des Nervenwassers.
Behandlung einer Halbseitenlähmung
Die Behandlung einer Hemiparese zielt darauf ab, die Grunderkrankung zu behandeln, die Lähmung zu lindern und die Selbstständigkeit des Patienten im Alltag wiederherzustellen. Die Behandlung erfolgt in der Regel in mehreren Phasen:
1. Akutbehandlung
Bei einem akuten Schlaganfall ist eine schnelle Behandlung entscheidend, um das Ausmaß der Hirnschädigung zu begrenzen. Die Akutbehandlung kann folgende Maßnahmen umfassen:
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- Thrombolyse: Bei einem ischämischen Schlaganfall (Mangeldurchblutung) kann versucht werden, das Blutgerinnsel mit Medikamenten aufzulösen.
- Thrombektomie: In manchen Fällen kann das Blutgerinnsel механиisch mit einem Katheter entfernt werden.
- Operation: Bei einer Hirnblutung kann eine Operation erforderlich sein, um das Blut zu entfernen und den Druck auf das Gehirn zu verringern.
2. Rehabilitation
Nach der Akutbehandlung beginnt die Rehabilitation, um die verlorengegangenen Fähigkeiten wiederzuerlangen und компенсаторische Strategien zu entwickeln. Die Rehabilitation umfasst in der Regel folgende Therapiebereiche:
- Physiotherapie: Durch gezielte Übungen werden die Beweglichkeit, die Kraft und die Koordination verbessert.
- Ergotherapie: Die Ergotherapie hilft den Patienten, alltägliche Aktivitäten wie Essen, Anziehen oder Waschen wieder selbstständig auszuführen. In der Arm-Rehabilitation können sehr unterschiedliche therapeutische Ansätze gewählt werden. Einerseits gibt es verschiedene Therapieformen ohne technische Geräte, um in der Ergo- oder Physiotherapie den betroffenen Arm aktiv zu trainieren.
- Sprachtherapie (Logopädie): Bei Sprachstörungen werden die sprachlichen Fähigkeiten trainiert und alternative Kommunikationsformen erlernt. Sollte das Sprachzentrum ebenfalls beeinträchtigt sein, zum Beispiel nach einem Schlaganfall sollte ein Logopäde besucht werden.
- Neuropsychologie: Die Neuropsychologie behandelt kognitive Beeinträchtigungen wie Gedächtnis-, Aufmerksamkeits- oder Konzentrationsstörungen.
- Psychotherapie: Eine psychotherapeutische Begleitung kann helfen, Ängste, Depressionen oder andere psychische Probleme zu bewältigen.
Spezielle Therapieansätze in der Rehabilitation
- Bobath-Konzept: Ein physiotherapeutisches Konzept zur Behandlung von Patienten mit zentralen Lähmungen.
- Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation (PNF): Eine spezielle Therapie zur Anregung von Wahrnehmungs- und Bewegungsfunktionen.
- Spiegeltherapie: Der Patient betrachtet im Spiegel die Bewegung seiner nicht gelähmten Hand. Durch den Blick in den Spiegel sieht diese Bewegung so aus als würde sich seine gelähmte Hand ganz normal bewegen.
- Bewegungsinduktionstherapie (Constraint Induced Movement Therapy, CIMT): Eine spezielle Therapie für Schlaganfall-Betroffene mit einem „erlernten Nicht-Gebrauch“.
- Arm-Basis-Training: Man übt jeden Tag die Bewegungsfähigkeit wiederholt und einzeln in den verschiedenen Abschnitten von Arm, Hand und Fingern. Sie sollte bei Patienten früh nach dem Schlaganfall durchgeführt werden.
- Arm-Fähigkeits-Training: Trainiert täglich Präzision und Geschwindigkeit („Geschicklichkeit“) bei verschiedenen Armfunktions-Anforderungen an der individuellen Leistungsgrenze.
- Neuromuskuläre Elektrostimulation: Nerven und Muskel am Arm werden elektrisch stimuliert. So erzeugt man technisch eine Bewegung, die eine betroffene Person mit schwerer Armlähmung nach Hirnschädigung noch nicht selbst ausführen könnte.
- Robot-Therapie: Arm-Therapie-Roboter können je nach Bauart Schulter- und Ellenbogen-Bewegungen, Unterarm- und Handgelenksbewegungen oder Fingerbewegungen mechanisch unterstützen.
Dauer und Intensität der Therapie
Hinsichtlich der Dauer und Intensität der Therapie sollte die Rehabilitation der Armmotorik früh nach einem Schlaganfall beginnen. Insbesondere in der frühen Phase nach dem Schlaganfall wird empfohlen, dass eine zusätzliche spezifische Armrehabilitation für mindestens 30 Minuten jeden Werktag erfolgt. In der späten Krankheitsphase (zum Beispiel ein Jahr und später nach einem Schlaganfall) können spezifische Maßnahmen der Armrehabilitation empfehlenswert sein, wie zum Beispiel 90-270 Minuten pro Woche ein strukturiertes, sich wiederholendes Training.
3. Hilfsmittel
Verschiedene Hilfsmittel können den Alltag von Menschen mit Hemiparese erleichtern:
- Rollstuhl oder Elektroscooter: Bei eingeschränkter Gehfähigkeit können Rollstühle oder Elektroscooter die Mobilität erhöhen.
- Treppenlift oder Treppensteiger: Diese Hilfsmittel ermöglichen es, Treppen trotz Gehbehinderung zu überwinden.
- Orthesen: Orthesen können die Stabilität des Fußes oder des Beines verbessern und so das Gehen erleichtern.
- Schienen: Schienen können die Hand oder den Arm in einer bestimmten Position halten und so Verkrampfungen entgegenwirken.
- Anpassungen im Wohnbereich: Haltegriffe im Bad, eine erhöhte Toilette oder eine behindertengerechte Küche können den Alltag erleichtern.
4. Medikamentöse Behandlung
- Spastik: Muskelrelaxantien wie Baclofen oder Tizanidin können helfen, die Muskelspannung zu reduzieren. In manchen Fällen kann auch eine Botulinumtoxin-Injektionstherapie sinnvoll sein, um die Muskulatur zu entspannen.
- Schmerzen: Schmerzmittel können helfen, Schmerzen zu lindern.
- Depressionen: Antidepressiva können bei Depressionen helfen.
Leben mit Hemiparese
Eine Hemiparese kann das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen erheblich beeinträchtigen. Es ist wichtig, sich реаistische Ziele zu setzen und die Therapie konsequent fortzusetzen. Folgende Tipps können helfen, den Alltag mit Hemiparese zu meistern:
- Unterstützung suchen: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, Therapeuten oder Selbsthilfegruppen über Ihre Probleme und Ängste.
- Netzwerk aufbauen: Knüpfen Sie Kontakte zu anderen Betroffenen und tauschen Sie Erfahrungen aus.
- Hilfe annehmen: Scheuen Sie sich nicht, Hilfe von Familie, Freunden oder professionellen Pflegekräften anzunehmen.
- Aktiv bleiben: Versuchen Sie, trotz der Einschränkungen aktiv zu bleiben und Ihren Hobbys nachzugehen.
- Sich selbst Gutes tun: Achten Sie auf Ihre körperliche und seelische Gesundheit und gönnen Sie sich regelmäßig Entspannung.
- Wichtiger Hinweis: Ein Hauptproblem von Hemiplegie-Patienten besteht darin, dass ihr Körpergefühl für die geschädigte Seite mehr oder weniger stark beeinträchtigt ist. Dadurch besteht die Neigung, alle Gegenstände, Personen oder Ereignisse, die auf dieser Seite stattfinden, zu ignorieren. Dies ist bereits bei der Raumaufteilung und Anordnung der Einrichtungsgegenstände zu beachten. Das Bett ist so zu stellen, dass alle Aktivitäten bzw. die für den Kranken wichtigen Gegenstände (z.B. Nachttischkästchen, Fernseher usw.) auf der Seite der geschädigten Körperseite stehen und sich die Personen von dieser Seite nähern. Um mit den Dingen oder Personen in Blickkontakt treten zu können, muss der Kranke seinen Kopf zur geschädigten Seite drehen. Dadurch lernt er, seinen Kopf wieder frei zu bewegen und auszubalancieren, was eine wichtige Voraussetzung für die späteren Gehübungen ist.
Die Rolle der Angehörigen
Auch für die Angehörigen ist die Situation oft belastend. Es ist wichtig, sich über die Erkrankung zu informieren und die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen. Folgende Tipps können helfen:
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- Geduld haben: Die Rehabilitation dauert oft lange und erfordert viel Geduld.
- Ermutigen: Ermutigen Sie die Betroffenen, ihre Ziele zu verfolgen und ihre Selbstständigkeit zu erhalten.
- Zuhören: Hören Sie den Betroffenen zu und nehmen Sie ihre Ängste und Sorgen ernst.
- Entlastung suchen: Suchen Sie sich selbst Entlastung, um Ihre eigene Gesundheit nicht zu gefährden.
- Gemeinsame Aktivitäten: Unternehmen Sie gemeinsame Aktivitäten, die beiden Spaß machen.
Frühzeitige Kombinations-Therapie
Ein frühzeitiger Einsatz einer speziellen Kombinationstherapie aus Gehirnsignalerkennung und elektrischer Muskelstimulation kann die Erholung der Armbeweglichkeit nach einem Schlaganfall deutlich verbessern. Zu diesem Ergebnis kommt das Forschungsteam unter der Leitung von Catherine Sweeney-Reed, Leiterin der Arbeitsgruppe Neurokybernetik und Rehabilitation an der Universitätsklinik für Neurologie der Universität Magdeburg. Viele Menschen können nach einem Schlaganfall ihre Arme nur noch schwer bewegen. Mehr als 75 Prozent der Schlaganfallpatientinnen und -patienten erleben erhebliche Einschränkungen der Armbeweglichkeit.
Vorbeugung eines Schlaganfalls
Die beste Vorbeugung gegen eine Hemiparese ist die Vorbeugung eines Schlaganfalls. Folgende Maßnahmen können das Schlaganfallrisiko senken:
- Gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten.
- Regelmäßige Bewegung: Treiben Sie regelmäßig Sport oder bewegen Sie sich ausreichend im Alltag.
- Nicht rauchen: Verzichten Sie auf das Rauchen.
- Mäßiger Alkoholkonsum: Trinken Sie Alkohol nur in Maßen.
- Blutdruck kontrollieren: Lassen Sie Ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren und behandeln Sie ihn gegebenenfalls.
- Diabetes behandeln: Lassen Sie Diabetes behandeln.
- Fettstoffwechselstörungen behandeln: Lassen Sie Fettstoffwechselstörungen behandeln.
- Stress reduzieren: Versuchen Sie, Stress abzubauen.
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