Eine Halsnervenentzündung, auch bekannt als zervikale Radikulopathie, ist eine Reizung oder Schädigung einer Nervenwurzel im Bereich der Halswirbelsäule. Diese Nervenwurzeln treten aus dem Rückenmarkskanal aus und versorgen bestimmte Körperbereiche mit sensorischen und motorischen Impulsen. Die Entzündung kann zu erheblichen körperlichen Einschränkungen führen und sich durch Schmerzen, Missempfindungen und Muskelschwächen äußern.
Ursachen einer Halsnervenentzündung
Verschiedene Faktoren können eine Halsnervenentzündung auslösen:
- Bandscheibenvorfall: Dies ist eine der häufigsten Ursachen. Der Gallertkern der Bandscheibe drückt auf die Nervenwurzel und reizt sie.
- Degenerative Veränderungen der Wirbelsäule: Verschleißerscheinungen wie Spondylarthrose oder Spondylose können zu Verengungen führen, die die Nervenwurzeln bedrängen.
- Mechanischer Druck: Mechanischer Druck auf den Nerv, wie er beispielsweise beim Karpaltunnelsyndrom auftritt, kann ebenfalls eine Entzündung verursachen.
- Tumore: In seltenen Fällen können Tumore im Wirbelkanal auf die Nervenwurzeln drücken.
- Hämatome: Blutergüsse im Wirbelkanal können ebenfalls Druck auf die Nervenwurzeln ausüben.
- Infektionen: Bestimmte Infektionskrankheiten wie Borreliose können die Nervenwurzeln direkt angreifen und entzünden.
- Verletzungen: Verletzungen durch Unfälle können ebenfalls Nervenentzündungen verursachen.
- Alkohol und Medikamente: Alkohol und bestimmte Medikamente können Nervenentzündungen hervorrufen.
- Mechanische Kompression: Mechanische Kompression, wie sie beispielsweise beim Karpaltunnelsyndrom auftritt, kann ebenfalls eine Nervenentzündung verursachen.
Symptome einer Halsnervenentzündung
Die Symptome einer Halsnervenentzündung können vielfältig sein und hängen davon ab, welche Nervenwurzel betroffen ist. Typische Symptome sind:
- Schmerzen: Nackenschmerzen, die in die Schulter und den Arm ausstrahlen können. Die Schmerzen können elektrisierend, brennend oder scharf sein und sich bei Bewegung und Belastung verstärken.
- Missempfindungen: Taubheitsgefühle, Kribbeln oder andere Missempfindungen in Arm und Hand.
- Muskelschwäche: Muskelschwäche oder Lähmungserscheinungen in Arm und Hand.
- Einschränkungen in der Feinmotorik: Schwierigkeiten beim Zugreifen oder anderen feinen Bewegungen.
- Reflexveränderungen: Verminderte oder fehlende Reflexe in Arm und Hand.
- Gefühlsstörungen: Empfindungsstörungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle.
Je nachdem, welche Nervenwurzel betroffen ist, können die Symptome in unterschiedlichen Bereichen des Arms und der Hand auftreten.
Diagnose einer Halsnervenentzündung
Die Diagnose einer Halsnervenentzündung umfasst in der Regel folgende Schritte:
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- Anamnese: Der Arzt befragt den Patienten ausführlich nach seinen Beschwerden, Vorerkrankungen und Lebensumständen.
- Neurologische Untersuchung: Der Arzt untersucht die Funktion der Nerven, Muskeln und Reflexe, um die betroffene Nervenwurzel zu lokalisieren.
- Bildgebende Verfahren: Eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) kann durchgeführt werden, um die Ursache der Nervenreizung darzustellen.
- Elektrophysiologische Untersuchungen: Eine Elektroneurographie (ENG) und Elektromyographie (EMG) können durchgeführt werden, um die Funktion der Nerven und Muskeln zu überprüfen.
- Blutuntersuchungen: Blutuntersuchungen können durchgeführt werden, um Entzündungen oder andere Erkrankungen auszuschließen.
- Liquorpunktion: In seltenen Fällen kann eine Liquorpunktion durchgeführt werden, um die Hirnflüssigkeit zu untersuchen.
Behandlung einer Halsnervenentzündung
Die Behandlung einer Halsnervenentzündung richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Erkrankung. In den meisten Fällen wird zunächst eine konservative Therapie versucht:
- Schmerzmittel: Schmerz- und entzündungshemmende Medikamente wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) oder Opioide können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskulatur zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und die Schmerzen zu lindern.
- Wärme- oder Kälteanwendungen: Wärme- oder Kälteanwendungen können ebenfalls zur Schmerzlinderung beitragen.
- Entlastung: Eine Halskrause kann vorübergehend zur Entlastung der Halswirbelsäule verordnet werden.
- Injektionen: In manchen Fällen kann eine Injektion von Kortison und einem Betäubungsmittel in die Nähe der gereizten Nervenwurzel erfolgen, um die Entzündung zu reduzieren und die Schmerzen zu lindern.
- Alternative Heilmethoden: Ergänzend zur schulmedizinischen Behandlung können auch alternative Heilmethoden wie Homöopathie angewendet werden.
Wenn die konservative Therapie nicht ausreichend hilft oder die Ursache der Nervenreizung operativ behandelt werden muss, kann eine Operation erforderlich sein. Ziel der Operation ist es, die Nervenwurzel zu dekomprimieren, also den Druck von der Nervenwurzel zu nehmen.
Vorbeugung einer Nervenentzündung
Auch wenn sich eine Nervenentzündung nicht immer verhindern lässt, gibt es einige Maßnahmen, die das Risiko einer Erkrankung reduzieren können:
- Gesunde Lebensweise: Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, ausreichend Bewegung und wenig Stress kann dazu beitragen, die Nerven gesund zu halten.
- Alkoholkonsum einschränken: Ein übermäßiger Alkoholkonsum kann die Nerven schädigen und sollte vermieden werden.
- Stress vermeiden: Stress kann sich negativ auf die Nerven auswirken und sollte reduziert werden. Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, autogenes Training oder Yoga können helfen, Stress abzubauen.
- Ergonomie am Arbeitsplatz: Eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes kann dazu beitragen, Fehlbelastungen der Wirbelsäule zu vermeiden.
MR-Neurographie des Arm-Nervengeflechts
Die MR-Neurographie ist eine spezielle Form der Magnetresonanztomographie (MRT), die zur Darstellung des Arm-Nervengeflechts (Plexus brachialis) eingesetzt wird. Sie bietet gegenüber anderen diagnostischen Verfahren einige Vorteile:
- Selektive und gleichzeitige Darstellung: Alle Durchflechtungsstufen des Plexus brachialis können in einer Untersuchungssitzung selektiv und gleichzeitig dargestellt werden.
- Nachweis von Teilläsionen: Auch Teilläsionen eines Nervenstranges können nachgewiesen werden.
- Ausschluss oder Bestätigung einer Schädigung: Die MR-Neurographie kann zum Ausschluss oder zur Bestätigung einer vermuteten Schädigung des Arm-Nervengeflechts bei entzündlichen Erkrankungen eingesetzt werden.
- Schonendes Verfahren: Es kommt zu keiner Strahlenbelastung, meist ist kein Kontrastmittel notwendig und es handelt sich um ein nicht-invasives Verfahren.
Bei der MR-Neurographie werden die Helligkeit des Signals der einzelnen Nervenfaserbündel und deren Durchmesser beurteilt. Bei leichten/beginnenden Nervenschädigungen steigen zunächst die „Helligkeit“ und später auch der Durchmesser der Nervenfaserbündel an. Bei schweren Schädigungen kann es darüber hinaus auch zu einer veränderten Durchblutung in der Muskulatur kommen, welche von einem geschädigten Nerv versorgt wird.
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