Halswirbelsäule, Nerven und Handsymptome: Ursachen, Diagnose und Behandlungsansätze

Missempfindungen, Kraftlosigkeit, Kribbeln oder Schmerzen in Arm und Hand können wichtige Warnzeichen für Probleme mit der Halswirbelsäule (HWS) sein, wie beispielsweise einem Bandscheibenvorfall. Es ist entscheidend, diese Symptome ernst zu nehmen und rechtzeitig behandeln zu lassen, um Dauerschäden vorzubeugen. Die Ursachen sind oft harmlos, wie verspannte Muskeln, aber anhaltende oder sich verschlimmernde Beschwerden erfordern eine ärztliche Abklärung.

Ursachen und Symptome von HWS-Problemen

Harmloser Ursprung vs. Ernsthafte Erkrankungen

Meistens sind die Ursachen für Nacken- und Armbeschwerden harmlos und auf verspannte oder verkrampfte Muskeln zurückzuführen. In solchen Fällen verschwinden die Schmerzen oft nach einigen Tagen von selbst. Wenn die Beschwerden jedoch nicht besser werden, sich sogar verschlimmern und bis in den Arm und die Finger ausstrahlen, eventuell verbunden mit Schmerzen im Hinterkopf, ist Vorsicht geboten. Treten zusätzlich Gefühlstörungen und ausstrahlende Schmerzen im Arm auf, die bis in die Finger reichen, ist eine ärztliche Abklärung unerlässlich.

Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule

Ein Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule (zervikaler Bandscheibenvorfall) entsteht, wenn der weiche Kern einer Bandscheibe durch Risse im äußeren Faserring austritt. Dieser Vorfall kann Druck auf die umliegenden Nervenwurzeln oder das Rückenmark ausüben, was zu verschiedenen Symptomen führt:

  • Nackenschmerzen, die sich bei Kopfbewegungen verstärken
  • Ausstrahlende Schmerzen in Arme und Schultern
  • Taubheitsgefühle
  • Kribbeln
  • Muskelschwäche

Die Schmerzen können spezifisch im Versorgungsgebiet des betroffenen Nervs auftreten. Beispielsweise kann bei einer Beeinträchtigung der sechsten Nervenwurzel der Schmerz bis in Daumen, Zeigefinger und Ringfinger ausstrahlen, während bei einer Schädigung der siebten Nervenwurzel der Mittelfinger betroffen ist. Lähmungserscheinungen, wie Schwäche beim Heben des Arms, können ebenfalls auf die betroffene Nervenwurzel hinweisen.

HWS-Syndrom (Zervikalsyndrom)

Das Halswirbelsäulensyndrom (HWS-Syndrom) ist ein Sammelbegriff für Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule. Diese können durch Verspannungen entstehen und bis in Schultern, Arme und Kopf ausstrahlen. Betroffene berichten oft von Nackenschmerzen, einer verspannten Muskulatur und eingeschränkter Beweglichkeit. Begleitend können Schwindel, Kopfschmerzen oder Kribbeln in den Armen auftreten.

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Die Halswirbelsäule ist der beweglichste Teil der Wirbelsäule und ermöglicht das Drehen und Neigen des Kopfes. Gleichzeitig muss sie den Kopf tragen und stabilisieren. Die sieben Halswirbel sind kleiner und leichter als die übrigen Wirbel. Zwischen den Wirbelkörpern befinden sich Bandscheiben, die als Stoßdämpfer dienen. Ein komplexes System aus Muskeln, Sehnen und Bändern sorgt für Stabilität und kontrollierte Bewegungen. Die Nervenwurzeln entlang der Halswirbelsäule sind besonders wichtig, da hier die Spinalnerven den Wirbelkanal verlassen und die Schulter-Nacken-Partie versorgen. Probleme in diesem Bereich können bis in den Arm oder die Finger reichen.

Funktionelle Abschnitte der Halswirbelsäule und ihre Beschwerden:

  • Obere Halswirbelsäule (Atlas und Axis): Beschwerden können mit Kopfschmerzen einhergehen, die vom Nackenbereich bis zur Stirn ausstrahlen. Viele Betroffene berichten von Schwindelgefühlen, da die hier austretenden Nerven eng mit dem Gleichgewichtssystem verbunden sind.
  • Mittlerer Abschnitt (C3-C5): Betroffene spüren oft Verspannungen in diesem Bereich, da hier die Muskulatur von Nacken sowie Schultern zusammenläuft, sodass Schmerzen zwischen den Schulterblättern entstehen könnten.
  • Unterer Bereich (C6-C7): Hier verlaufen die Nerven, die die Arme und Hände versorgen. Schmerzen können bis in die Fingerspitzen ausstrahlen und Gefühlsstörungen wie Kribbeln, Taubheitsgefühle sowie Muskelschwäche in den Händen oder Armen fördern.

Alltägliche Gewohnheiten wie langes Arbeiten am Bildschirm mit vorgebeugtem Kopf oder die Nutzung von Smartphones können die Halswirbel stark belasten und in Kombination mit Bewegungsmangel die natürliche Biomechanik der Wirbelsäule beeinträchtigen. Dies kann zu verspannten Nackenmuskeln und langfristig zu Veränderungen an Bandscheiben, Wirbelgelenken und dem umliegenden Gewebe führen. In manchen Fällen kann sich daraus ein Bandscheibenvorfall entwickeln.

Psychische Belastung und Stress können ebenfalls eine Rolle spielen, da sie die Muskelspannung im Nacken- und Schulterbereich erhöhen und Verhärtungen begünstigen, die wiederum die Reizung der Schmerzrezeptoren fördern.

Karpaltunnelsyndrom und HWS-Probleme

Das Karpaltunnelsyndrom und Probleme in der Halswirbelsäule (HWS) sind zwei häufige Erkrankungen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. In der Physiotherapie und Medizin wird jedoch zunehmend die Verbindung zwischen diesen beiden Zuständen erkannt. Beim Karpaltunnelsyndrom wird der mittlere Handnerv (Nervus medianus) im Handgelenk eingeklemmt. Probleme in der Halswirbelsäule können durch verschiedene Faktoren wie schlechte Haltung, Muskelverspannungen, Verletzungen oder degenerative Veränderungen verursacht werden. Da die Halswirbelsäule und das Handgelenk durch Nervenbahnen verbunden sind, können HWS-Probleme Auswirkungen auf das Handgelenk und den mittleren Handnerv haben.

Weitere mögliche Ursachen

Neben den genannten Ursachen können auch andere Faktoren für HWS-Beschwerden verantwortlich sein:

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  • Fehlstellungen der Halswirbelsäule
  • Angeborene Entwicklungsstörungen
  • Stoffwechselerkrankungen
  • Tumore (selten)

Oft spielen mehrere Faktoren zusammen, die zu einer Reizung der Nerven und/oder zu Verschleißerscheinungen in der Halswirbelsäule führen.

Diagnose von HWS-Problemen

Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um weitere Schäden zu vermeiden. Bei anhaltenden oder starken Schmerzen, insbesondere in Kombination mit neurologischen Symptomen, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Anamnese und körperliche Untersuchung

Die Diagnose beginnt mit einem ausführlichen Gespräch zwischen Arzt und Patient, in dem die Krankengeschichte (Anamnese) erhoben wird. Der Arzt erkundigt sich nach Art, Dauer und Lokalisation der Schmerzen sowie nach möglichen Auslösern und Begleitsymptomen. Auch Vorerkrankungen,Unfälle und die berufliche Situation werden berücksichtigt.

Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt die Beweglichkeit der Halswirbelsäule prüft, die Muskulatur abtastet und auf Verspannungen oder Verhärtungen achtet. Zudem werden neurologische Tests durchgeführt, um die Funktion der Nerven zu überprüfen. Dabei werden Reflexe,Sensibilität und Muskelkraft in Armen und Händen getestet.

Bildgebende Verfahren

Zur weiteren Abklärung können bildgebende Verfahren eingesetzt werden:

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  • Röntgenaufnahmen: Sie zeigen den Zustand der Halswirbelsäule und eventuelle Verschleißerscheinungen.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Sie stellt Weichteile wie Bandscheiben, Nerven und Rückenmark detailliert dar und kann einen Bandscheibenvorfall,Entzündungen oder andere Veränderungen sichtbar machen.
  • Computertomographie (CT): Sie eignet sich besonders zur Beurteilung knöcherner Strukturen und kann bei der Diagnose von Frakturen oder knöchernen Einengungen des Spinalkanals hilfreich sein.
  • Elektromyografie (EMG): Sie misst die elektrische Aktivität der Muskeln und kann Nervenschäden oder -einklemmungen nachweisen.

Differenzialdiagnose

Es ist wichtig, andere mögliche Ursachen für die Beschwerden auszuschließen. Dazu gehören beispielsweise:

  • Karpaltunnelsyndrom
  • Thoracic-outlet-Syndrom (Engpass-Syndrom im Bereich der Schulter)
  • Erkrankungen der Schulter oder des Ellenbogens
  • Neurologische Erkrankungen

Behandlung von HWS-Problemen

Die Behandlung von HWS-Problemen richtet sich nach der Ursache und Schwere der Beschwerden. In den meisten Fällen kommen zunächst konservative Maßnahmen zum Einsatz.

Konservative Behandlung

  • Schmerzmittel: Sie können zur kurzfristigen Linderung von Schmerzen eingesetzt werden.
  • Muskelrelaxantien: Sie helfen, Muskelverspannungen zu lösen.
  • Physiotherapie: Sie umfasst verschiedene Techniken zur Schmerzlinderung, Verbesserung der Beweglichkeit und Kräftigung der Muskulatur. Dazu gehören beispielsweise manuelle Therapie,Massagen,Dehnübungen und Übungen zur Haltungsschulung.
  • Wärme- oder Kälteanwendungen: Sie können je nach Bedarf zur Schmerzlinderung und Muskelentspannung eingesetzt werden.
  • Akupunktur: Sie kann bei manchen Patienten zur Schmerzlinderung beitragen.
  • Entspannungstechniken: Sie helfen, Stress abzubauen und Muskelverspannungen zu reduzieren.
  • Ergonomische Anpassung des Arbeitsplatzes: Eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes kann Fehlhaltungen vermeiden und die Belastung der Halswirbelsäule reduzieren.

Minimal-invasive Therapien

Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichend helfen, können minimal-invasive Therapien in Betracht gezogen werden:

  • Injektionstherapie: Dabei werden Schmerzmittel oder entzündungshemmende Medikamente in die Nähe der betroffenen Nervenwurzel oder der Wirbelgelenke gespritzt.
  • Radiofrequenztherapie: Dabei werden die schmerzleitenden Nervenfasern durch Hitze verödet.
  • Mikrolasertherapie: Dabei wird Laserenergie in das Bandscheibengewebe eingebracht, um es zu schrumpfen und Schmerzfasern zu unterbrechen.

Operative Behandlung

Eine Operation ist nur in seltenen Fällen erforderlich, beispielsweise bei einem schweren Bandscheibenvorfall mit deutlichen neurologischen Ausfällen oder bei einer Einengung des Rückenmarks.

  • Bandscheibenoperation: Dabei wird die beschädigte Bandscheibe entfernt und durch einen Platzhalter (Cage) oder eine Bandscheibenprothese ersetzt.
  • Dekompression des Rückenmarks: Dabei wird der Spinalkanal erweitert, um das Rückenmark zu entlasten.

Physiotherapie und Rehabilitation nach der Operation

Nach einer Operation ist eine intensive physiotherapeutische Behandlung wichtig, um die Beweglichkeit wiederherzustellen, die Muskulatur zu kräftigen und die Haltung zu verbessern.

Selbsthilfe und Vorbeugung

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die man selbst ergreifen kann, um HWS-Problemen vorzubeugen oder die Beschwerden zu lindern:

  • Regelmäßige Bewegung: Bewegung hilft, die Muskulatur zu stärken und die Beweglichkeit der Halswirbelsäule zu erhalten. Geeignet sind beispielsweise Spazierengehen, Schwimmen oder Radfahren.
  • Ergonomischer Arbeitsplatz: Achten Sie auf eine ergonomische Gestaltung Ihres Arbeitsplatzes mit einem höhenverstellbaren Schreibtisch, einem ergonomischen Stuhl und einem Monitor in Augenhöhe.
  • Pausen: Vermeiden Sie es, lange Zeit in derselben Position zu verharren. Stehen Sie regelmäßig auf, bewegen Sie sich und dehnen Sie Ihre Nackenmuskulatur.
  • Stressmanagement: Lernen Sie Entspannungstechniken, um Stress abzubauen und Muskelverspannungen zu reduzieren.
  • Wärme: Bei Verspannungen können Wärmeumschläge oder warme Bäder helfen.
  • Dehnübungen: Führen Sie regelmäßig Dehnübungen für die Nackenmuskulatur durch.

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