Das Halswirbelsäulensyndrom (HWS-Syndrom oder Zervikalsyndrom) ist ein Sammelbegriff für Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule, die bis in Schultern, Arme und Kopf ausstrahlen können. Viele Betroffene berichten von Nackenschmerzen, einer verspannten Muskulatur und eingeschränkter Beweglichkeit. Begleitend können auch Schwindel, Kopfschmerzen oder Kribbeln in den Armen auftreten. Ein eingeklemmter Nerv im Nacken, auch als Nervenkompression oder Nervenreizung bezeichnet, tritt auf, wenn ein Nerv im Nackenbereich durch umliegende Gewebe komprimiert wird.
Ursachen und Symptome eines eingeklemmten Nervs im Nacken
Ein eingeklemmter Nerv im Nacken- oder Halswirbelsäulenbereich (HWS) ist häufig die Folge einer mechanischen Kompression, Reizung oder Schädigung der Nervenwurzeln, die aus der Halswirbelsäule austreten. Diese Einklemmungen können zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und neurologischen Symptomen führen. Die Ursachen sind vielfältig und können sowohl degenerative als auch funktionelle Gründe haben. Im Bereich der Halswirbelsäule gibt es nur einen sehr begrenzten Platz, in dem Wirbelkörper, Bandscheiben, Muskeln, Bänder und Nerven beherbergt werden. Im Normalfall sind alle Strukturen zwar dicht nebeneinander, jedoch gibt es keine gegenseitige Behinderung bei alltäglichen Bewegungen.
Symptome
Das Leitsymptom eines eingeklemmten Nerven im Nacken ist der lokaler Schmerz in dem Bereich, wo es zu einer Einklemmung gekommen ist. Der Schmerz ist einschießend und lässt den Betroffenen in der Regel sofort die gerade durchgeführte Bewegung stoppen. Sehr typisch für den eingeklemmten Nerven ist, dass man den Kopf nicht mehr drehen kann und führt zu einem steifen Nacken. Meistens strahlen die Schmerzen dann auch in angrenzende Bereiche wie die Schulter ein. Manchmal können die Schmerzen auch so stark sein, dass sie bis in die Arme ausstrahlen. Je nachdem, welcher Nerv von der Einklemmung betroffen ist, kann es an unterschiedlichen Stellen zu einem Kribbeln oder zu einem Taubheitsgefühl kommen. Schmerzbedingt, aber auch durch die gereizten Nerven, verspüren die Patienten mitunter auch eine Bewegungsbeeinträchtigung. So können die gewohnten, herkömmlichen Bewegungen manchmal nur noch eingeschränkt durchgeführt werden. Hier sind vor allem Bewegungen der oberen Extremität von betroffen. Das Heben der Arme könnte genauso beeinträchtigt sein wie das Greifen.
Die Schmerzen, die durch einen eingeklemmten Nerv ausgelöst werden, fühlen sich brennend, beißend und ziehend an. Sie starten zunächst direkt nach der Einklemmung lokal im Bereich des Nackens und sind vor allem zunächst bei Bewegung auszulösen. Die Schonhaltung wiederum führt zu einer weiteren Verhärtung der Muskeln und dieses wiederum zu einer weiteren Nervenreizung. Bei starken Einklemmungen des Nerven kann es auch zu einem Ruheschmerz kommen. Der Schmerz strahlt über den seitlichen Hals oftmals auch in umliegende Bereiche, meistes der Arme oder der Schultern ein. Ein typisches Symptom für einen eingeklemmten der Nerv der HWS ist, dass der Betroffenen den Kopf nicht mehr drehen kann. Ursächlich hierfür ist die verspannte Muskulatur im Nacken.
Häufige Ursachen
Muskelverhärtungen: Muskelverhärtungen sind wohl eine der häufigsten Ursachen, weshalb es zu einem eingeklemmten Nerv kommt. Alle Ursachen, die die Muskeln verhärten lassen, können auch dazu beitragen, dass solch ein verhärteter Muskel dann auf einen benachbarten Nerv drückt. Die Kompression des Nerven führt dann in der Regel zu Schmerzen aber auch zu neurologischen Auffälligkeiten.
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- oberer Trapezmuskel (M.
- mittlerer Trapezmuskel (M.
- unterer Trapezmuskel (M.
- Untergrätenmuskel (M.
- Deltamuskel (m.
- Trizeps-Muskel (M.
- breiter Rückenmuskel (M.
Fehlbelastungen: Wer immer wieder, zunächst unbemerkt, falsch belastet sorgt dafür, dass die Muskeln einseitig stärker ausgeprägt werden als auf der anderen Seite. Sie leiden wiederholt unter eingeklemmten Nerven? uva.
Bandscheibenvorfälle: Bei chronischen Fehlbelastungen kann es im Bereich der HWS zu einem Verrutschen von einer oder mehrere Bandscheiben kommen, was dann dazu führt, dass sich die Wirbelkörper annähern. Die sich herausdrückende Bandscheibe kann aber auch auf einen Nerv, der auf dieser Höhe die Wirbelsäule verlässt, drücken, was dann zu Schmerzen und auch unter Umständen zu neurologischen Ausfällen führen kann. Bandscheibenvorfälle können an der gesamten Wirbelsäule auftreten.
Kälte und Zugluft: Setzt man den Körper Kälte oder auch einem länger anhaltenden Windzug aus, z.B. beim Autofahren, kann es vorkommen, dass sich Muskelpartien im Bereich der HWS verhärten. Das kann zur Folge haben, dass diese verhärteten Muskeln dann auf Nerven oder sogar Nervenstränge drücken, die in dieser Höhe die Wirbelsäule verlassen.
Haltungsprobleme und Fehlbelastungen: Eine schlechte Haltung, wie z. B. ein Rundrücken oder das Vorstrecken des Kopfes (z. B. Die Überlastung ist die häufigste Ursache, weshalb sich ein Nerv im Nacken verklemmt. Vor allem das zu schnelle oder ruckartige Drehen des Kopfes und das schnelle Wegducken kann zu sich schnell verhärtenden Muskeln führen, die dann auf einen Nerven im Bereich des Nackens drücken und diesen komprimieren. Sie leiden wiederholt unter eingeklemmten Nerven? uva. Wer immer wieder eine falsche Belastung durchführt hat auch ein erhöhtes Risiko, früher oder später an einem eingeklemmten Nerv zu erkranken. Fehlhaltungen, wie z.B. eine Kyphose (Buckelbildung = Rundrücken), stellt immer auch ein Risikofaktor dar, dass Muskeln ungleichmäßig belastet werden und sich dann stark verhärten können. Im Bereich des Nackens gibt es für Muskeln und Nerven nur sehr wenig Platz, was dafür sorgt, dass schon kleine verdrängende Prozesse, wie Verhärtungen von Muskeln, sogenannte Myogelosen, zu einer Kompression der Nackennerven mit daraus resultierenden Schmerzen führen.
Unfälle und Traumata: Auch Unfälle und Traumata können dazu führen, dass sich Nackenmuskeln so stark verspannen, dass sie auf einen sensiblen Nerv drücken. Bei der durch Auffahrunfälle erzeugte Verletzung kommt es zu einem heftigen und ruckartigen nach vorne und hinten Reißen des Kopfes und der Halswirbelsäule.
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Degenerative Veränderungen: Die Ursache für eine Blockade in der Halswirbelsäule kann eine degenerative Veränderung der Gelenkflächen der Halswirbelsäule durch Überbelastung oder Fehlhaltung sein.
Diagnostik
Um die Diagnose eines eingeklemmten Nerven der Halswirbelsäule zu stellen, wird zunächst einmal eine Krankenbefragung durchgeführt. Danach wird die Halswirbelsäule untersucht. Die Muskeln der Halswirbelsäule werden betastet und die Schmerzhaftigkeit in Ruhe und bei Bewegung untersucht. Der Patient wird sodann gebeten, den Kopf ganz nach links zu drehen, dann nach rechts, den Kopf auf die Brust zu legen und dann in den Nacken zu legen. Gibt der Patient auch zusätzlich neurologische Auffälligkeiten, wie z.B. Kribbeln in den Händen an, wird der Untersucher auch einige neurologische Tests mit einem Reflexhammer oder einer Stimmgabel im Bereich der angegebenen neurologischen Beschwerden durchführen.
- Ultraschall: Im Ultraschall können Strukturen wie Muskeln, Sehnen, aber auch Organe gesehen werden. Bei der Diagnostik eines eingeklemmten Nerven im Bereich der Halswirbelsäule kann ein Ultraschall helfen, Muskelverdickungen im Bereich der Halswirbelsäule zu sehen. Auch Flüssigkeitsansammlungen, die oftmals entzündlich bedingt sind und auf einen Nerven drücken, können mithilfe eines Ultraschalls meistens gesehen werden.
- Röntgen: Ein Röntgenbild ist der Goldstandard in der Knochenuntersuchung, wenn man sehen will, ob Knochen verletzt oder gebrochen sind. Eine zentrale Rolle in der Diagnostik hat ein Röntgenbild der Halswirbelsäule nach einem Unfall. Vor allem nach Auffahrunfällen geben die Patienten Nackenschmerzen, oftmals über mehrere Wochen, an. Nach einer gewissen Zeit sollte aus diesem Grund auch ein Röntgenbild der Halswirbelsäule zur Anwendung kommen, um eine entsprechende Verletzung der Knochen in diesem Bereich auszuschließen. Das Röntgenbild der Halswirbelsäule wird aus zwei Perspektiven aufgenommen. Im Röntgenbild sieht man vor allem Knochen und verkalkte Sehnen. Das Röntgenbild kann Frakturen ausschließen und auch einen indirekten Bandscheibenvorfall-Nachweis erbringen. Des weiteren eignet sich ein Röntgenbild der HWS vor allen Dingen dann, wenn ein Unfall vorausgegangen ist und man schauen will, ob Knochen verletzt oder gebrochen ist.
- MRT: Eine MRT Untersuchung kommt immer dann zum Einsatz, wenn man sich nicht genau sicher ist, was die Schmerzen der Halswirbelsäule auslöst oder wenn die Beschwerden auch nach einer längeren Zeit und einer entsprechenden Behandlung nicht abklingen. Im MRT kann man Nerven, Muskeln, Knochen, Bandscheiben und Blutgefäße sehen. Das MRT eignet sich am besten um Bandscheibenvorfälle und Kompression von Nerven, die daraus entstehen, zu diagnostizieren. Die MRT Untersuchung der Halswirbelsäule gibt somit einen sehr guten Einblick und stellt die beste Diagnostik dar. Ein MRT wird dann benötigt, wenn starke neurologische Ausfälle vorhanden sind und man einen Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule ganz sicher ausschließen muss.
Weitere diagnostische Verfahren:
- Kraftmessungen der Halswirbelsäule eignen sich hervorragend, um Fehlbelastungen der Muskeln im Bereich der HWS ausfindig zu machen. Hierfür wird der Patient in ein Gerät gesetzt und gebeten, bestimmte Bewegungen in der Halswirbelsäule durchzuführen.
- Der Muskuläre Dysbalance Check ist eine diagnostische Maßnahme, bei der geschaut werden soll, ob eine chronische Fehlbelastung vorhanden ist. Der Behandler untersucht jeweils seitengleich sich gegenüberstehende Muskeln bei Belastung und in Ruhe und beurteilt die Ausprägung, Beweglichkeit und Schmerzhaftigkeit. Bei deutlichen Differenzen zwischen rechter und linker Seite ist eine chronische Fehlbelastung als Ursache wahrscheinlich.
- Die Elektromyografie ist eine neurologische Untersuchung, bei der die elektrische Aktivität von ruhenden und sich bewegenden Muskeln untersucht wird. Kommt es zu einem auffälligen Spannungsunterschied ist von einer Fehlbelastung als Ursache auszugehen.
- Die Vermessung der Wirbelsäule ist eine alte Untersuchungsmethode, um Fehlhaltungen und Fehlbelastungen herauszufinden. Heute gibt es eine strahlungsfreie Methode.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung eines eingeklemmten Nerv richtet sich ganz nach der auslösenden Ursache. Überlastungen und Sport sollten so lange ausgesetzt werden, bis die Beschwerden deutlich besser geworden sind. Die Therapie eines Halswirbelsäulensyndroms sollte multimodal ausgerichtet sein, d.h. es sollen verschiedene Behandlungen miteinander kombiniert werden, um die Ursachen anzugehen.
Konservative Behandlung
Physiotherapie: Diese Behandlungen sollten unbedingt mit Krankengymnastik im Sinne von manueller Therapie und Wärmeanwendungen begleitet werden. Die Fortsetzung der Krankengymnastik, über die akute Schmerzphase hinaus, ist sehr wichtig. Die konsequente und regelmäßige Anwendung kann auch nachweislich vorbeugend wirken. Eine Physiotherapie (Krankengymnastik) zielt beim HWS-Syndrom darauf ab, Schmerzen nachhaltig zu lindern und Ihren Körper wieder beweglicher zu machen. Sie umfasst unter anderem Übungen, um Ihre Muskulatur zu stärken, Massagen und physikalische Maßnahmen (z.B. Anwendungen mit Wärme, Kälte, Licht oder elektrischen Reizen). Dabei massiert der Therapeut zum Beispiel die betroffenen Muskeln, bestrahlt sie mit Rotlicht oder legt Wärmepackungen auf. Auf diese Weise lösen sich Verspannungen und Wirbelblockaden, sodass die Wirbelgelenke nicht mehr in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind. Der Physiotherapeut wählt zudem gezielt krankengymnastische Übungen aus, die auf Ihre individuellen Bedürfnisse und Ihren Gesundheitszustand abgestimmt sind. Er leitet Sie genau an, wie Sie diese Übungen durchführen, und korrigiert gegebenenfalls Bewegungsabläufe, die Sie falsch ausführen. Vor allem bei der Behandlung akuter Nackenschmerzen ist es wichtig, dass Sie sich möglichst früh wieder normal bewegen. Schonhaltungen führen häufig zu zusätzlichen Verspannungen! Hier geht es vor allem darum, dass Sie Techniken erlernen, mit denen Sie Ihre Muskeln selbst entspannen und die Beweglichkeit Ihres Kopfes sowie Nackens verbessern. Die Übungen helfen Ihnen außerdem dabei, die Durchblutung im Körper zu fördern, Verspannungen zu lösen und Ihre Muskulatur zu kräftigen. Ziel dabei ist es, dass Ihre Muskeln für die Anforderungen des täglichen Lebens gewappnet sind und Sie langfristig bewegungsfähig bleiben. Ihr Therapeut zeigt Ihnen meistens auch Physio-Übungen, die Sie zu Hause selbstständig durchführen. Damit die Therapie den gewünschten Erfolg bringt, ist es wichtig, dass Sie Ihre Übungen zu Hause regelmäßig durchführen.
Folgende Übungen helfen Ihnen dabei, Ihren Nacken zu dehnen und Symptome bei einem HWS-Syndrom zu lindern:
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- Drehen Sie Ihren Kopf nach rechts, und nicken Sie langsam mehrmals. Dann drehen Sie Ihren Kopf nach links und nicken wieder mehrmals. Halten Sie Ihren Rücken dabei möglichst gerade.
- Bringen Sie Ihr Kinn in Richtung Brust, und drehen Sie den Kopf in dieser Haltung in einem Halbkreis langsam zur rechten und dann zur linken Schulter.
- Schieben Sie Ihren Kopf so weit nach vorne, wie es geht (langer Nacken), und dann wieder zurück, bis ein Doppelkinn entsteht.
- Verschränken Sie Ihre Finger auf dem Hinterkopf. Drücken Sie 10 Sekunden mit dem Kopf dagegen. Lassen Sie danach wieder locker. Achten Sie darauf, dass Ihr Körper aufrecht und Ihr Nacken gestreckt ist.
- Bilden Sie mit den Händen eine Faust, und drücken Sie zehn Sekunden gegen das Kinn. Achten Sie dabei darauf, dass Ihre Körperhaltung aufrecht ist.
- Neigen Sie Ihren Kopf nach rechts, und greifen Sie dabei mit der rechten Hand über den Kopf bis zur linken Schläfe. Neigen Sie nun den Kopf weiter nach rechts, und strecken Sie gleichzeitig Ihren linken Arm Richtung Boden aus, bis Sie eine Dehnung in der linken Nackenmuskulatur spüren. Halten Sie jede Seite für dreimal 30 Sekunden. Verschlimmern sich die Schmerzen durch die Übungen, fragen Sie bitte Ihren Arzt oder Physiotherapeuten um Rat.
Medikamente: Bei starken Schmerzen kann die Einnahme eines entzündungshemmende Medikamentes notwendig werden. Treten Beschwerden akut auf oder helfen die Übungen nicht ausreichend, behandelt der Arzt das HWS-Syndrom auch mit Medikamenten.
- Schmerzmittel: Bei Bedarf behandelt der Arzt ein HWS-Syndrom mit Schmerzmedikamenten. Dazu verschreibt er beispielsweise entzündungshemmende Substanzen wie Diclofenac oder Ibuprofen. Diese schalten den Schmerz für eine Weile aus und ermöglichen den Betroffenen, Kopf und Nacken besser zu bewegen.
- Medikamente zur Muskelentspannung: Bei akuten und/oder besonders schmerzhaften Beschwerden verordnet der Arzt auch kurzfristig Medikamente, die die Muskeln entspannen (sogenannte Muskelrelaxantien). Schmerzlindernde und muskelentspannende Medikamente sind nicht frei von Nebenwirkungen. Nehmen Sie diese daher nur für kurze Zeit und nach Rücksprache mit Ihrem Arzt ein!
- Salben und Pflaster: Auch Salben oder Pflaster aus der Apotheke, die wärmend und schmerzstillend wirken (z.B. Wärmepflaster, Gels und Salben mit schmerzstillenden Wirkstoffen), lindern die Beschwerden bei einem Zervikalsyndrom.
Minimal-invasive Injektionstherapie (MIT): In bestimmten Fällen (z.B. bei einem Bandscheibenvorfall) wendet der Arzt eine sogenannte minimal-invasive Injektionstherapie an. Diese Methode (multimodale Schmerztherapie) kommt zum Einsatz, wenn Nerven eingeklemmt sind und dadurch starke Schmerzen auftreten. Dazu spritzt der Arzt ein örtlich wirkendes Betäubungsmittel mit einer Nadel direkt in den betroffenen Teil der Wirbelsäule (Infiltration). Dadurch beruhigen sich die gereizten Nerven wieder, der Schmerz lässt nach, und die Muskeln entspannen sich. Je nachdem, wie stark die Beschwerden sind, führt der Arzt die Behandlung zwischen ein bis zehn Mal durch, bei Bedarf auch öfter.
Selbsthilfe: Sie haben die Möglichkeit, selbst Ihre Beschwerden zu linden und Verspannungen im Nacken vorzubeugen. Dazu kommen folgende Maßnahmen infrage:
- Bewegung und Sport: Bewegen Sie sich regelmäßig. Ausdauersport (vor allem Schwimmen) und gezieltes Krafttraining verbessern in vielen Fällen die Beschwerden, die bei einem HWS-Syndrom auftreten. Wichtig dabei ist, dass Sie die Übungen richtig ausführen. Fragen Sie auch Ihren Arzt oder Physiotherapeuten um Rat. Besonders dann, wenn Ihren Beschwerden ein Bandscheibenvorfall oder eine degenerative Wirbelsäulen-Erkrankung zugrunde liegt, ist ein gezieltes Bewegungsprogramm sinnvoll. Achten Sie darauf, stets mit kontrollierten, langsamen Bewegungen zu trainieren und abrupte Drehungen des Kopfes zu vermeiden. Geeignete Übungen sind hier z. B. isometrische und kräftigende Übungen für den Nackenbereich, bei der die Halswirbelsäule sanft gedehnt, gekräftigt und mobilisiert wird oder Halteübungen wie der Unterarmstütz. Spazierengehen, Rückenschwimmen und Rudern am Kabelzug tragen ebenfalls dazu bei, die Nackenmuskulatur zu trainieren und zu lockern.Weniger geeignet sind sportliche Aktivitäten, die die Halswirbelsäule belasten, wie Crunches, Sit-ups, Klimmzüge oder Brustschwimmen sowie ein Training, bei dem der Nackenbereich plötzlich bewegt oder erschüttert wird, wie z. B.
- Wärme: Wärme hilft, Verspannungen bei einem HWS-Syndrom zu lösen und Beschwerden zu lindern. Wickeln Sie dazu eine Wärmflasche in ein Tuch ein, und legen Sie diese für zehn bis 20 Minuten auf Ihren Nacken. Auch eine Rotlichtlampe für zu Hause wirkt sich wohltuend auf Ihre Verspannungen aus. Bestrahlen Sie dazu die betroffene Stelle maximal 15 Minuten bis zu dreimal täglich. Um Verbrennungen zu vermeiden, beachten Sie bitte die Gebrauchsanweisung des Geräteherstellers! Ein warmes Bad (ca. 38 Grad Celsius) hilft ebenso, die verspannten Muskeln zu lockern.
- Stress vermeiden: Stress und psychische Belastung begünstigen unter Umständen ein HWS-Syndrom oder verstärken die Beschwerden. Achten Sie daher darauf, stressreiche Situationen zu meiden. Autogenes Training hilft beispielsweise, in Stresssituationen die innere Anspannung zu bewältigen und wieder zur Ruhe zu kommen. Yoga fördert ebenfalls die innere Ruhe und stärkt gleichzeitig Rücken und Nacken. Auch mit der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobson bauen Sie Verspannungen im Nackenbereich ab, die durch zu starke Anspannung entstanden sind.
Alternative Behandlungen: Zahlreiche Studien belegen, dass Akupunktur bei Bewegungsschmerzen an der Halswirbelsäule zur Schmerzreduktion beitragen könnten. In einigen Fällen können Betroffene versuchen, mit ätherischen Öle aus Eukalyptusblättern, Fichten- oder Kiefernadeln, die Durchblutung zu fördern und die Muskulatur zu entspannen. Im Rahmen der physikalischen Therapie könntest du beispielsweise Schulter-Arm-Wickel, heiße Bäder und Saunagänge setzen. Elektrotherapeutisch vertrauen einige Patienten auf Rotlicht, Ultraschall, NSM (Neurostimulation = die Stimulation von Nerven mittels Stromimpulsen) oder Iontophorese (die Aufnahme von Arzneimitteln durch die Haut unter Anwendung eines schwachen elektronischen Gleichstroms). In der klinischen Praxis ist die Quaddeltherapie bei der Behandlung eines hartnäckigen HWS-Syndroms besonders beliebt. Bei dieser Maßnahme spritzt der Arzt geringe Mengen eines Betäubungsmittels unter die Haut einer schmerzhaft überspannten Stelle.
Dehnübungen: Alle genannten Übungen darf man nur exemplarisch verstehen, da alle Übungen individuell auf die zu Grunde liegend Ursachen angepasst werden muss. Dehnende Übungen helfen in jedem Fall die meistens stark verspannte Muskeln im Bereich der Halswirbelsäule zu lockern. Anschließend soll der Kopf ganz nach links gebeugt und dann ganz nach rechts gebeugt sowie in den Nacken gelegt werden. Die Übungen sollten mehrere Male hintereinander wiederholt und anschließend dann der Kopf und der Hals gelockert werden. Bei einem akut eingeklemmten Nerv sollte man die Übungen ein- bis dreimal am Tag durchführen. Eine wichtige Übung wäre somit den Hinterkopf mit beiden Händen zu umgreifen und vorsichtig federnd nach vorne zu ziehen. Am Schluss sollte der Kopf so weit es geht nach links und rechts gedreht und in dieser Position einige Sekunden gehalten werden. Die Übung sollte mehrmals am Tag für ca. eine Woche durchgeführt werden.
Faszienrolle: Faszien sind bindegewebige Strukturen, die die Muskeln umgeben und die verkleben können. Bei einer Muskelverhärtung im Bereich der HWS kann es ebenfalls zu einer Verklebung dieser Faszien kommen. Mithilfe einer Faszienrolle kann man fest über diesen verklebten Bereich hinüber rollen, um diesen zu lösen.
Kinesiotapes: Kinesiotapes sind selbstklebende Bänder verschiedener Größe, die man auf verschiedene Areale des Körpers kleben kann. Durch den erzeugten Zug werden die darunterliegenden Muskeln entspannt. Im Falle einer Nerveneinklemmung des Nackens kann man ein oder mehrere Kinesiotapes auf den Nacken kleben. Die Bänder sollen Tag und Nacht für einige Tage dort belassen und ein entsprechender Behandlungserfolg abgewartet werden. In den meisten Fällen kommt es bereits nach wenigen Tagen zu einer deutlichen Besserung.
Ärztliche Osteopathie: Die ärztliche Osteopathie hat in den letzten Jahren in vielen Bereichen der Schmerzbehandlung aber auch in weiteren medizinischen Abteilungen große Erfolge erzielt. Bei einem eingeklemmten Nerven im Nackenbereich kann mit Hilfe der ärztlichen Osteopathie eine entlastende Behandlung durchgeführt werden. Viele Patienten beschreiben ein Nachlasssen der Schmerzen bereits nach der ersten Behandlung.
Operative Behandlung
Wenn eine konservative Behandlung beim HWS-Syndrom keinen Erfolg erzielt, zieht der Arzt eine Operation in Erwägung. Dies ist beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall der Fall, wenn der Betroffene unter sehr starken Schmerzen leidet, Lähmungserscheinungen oder Inkontinenz auftreten. Die Operation erfolgt heutzutage meist mikrochirurgisch, das heißt über einen kleinen Schnitt am Rücken. Dabei entfernt der Arzt (z.B. mit einer Fräse oder einem Laser) das Bandscheibengewebe, das auf die Nerven drückt und die Beschwerden hervorruft. Der Eingriff ist meist kurz (ca. 30 bis 60 Minuten). In der Regel ist der Betroffene während der Operation unter Vollnarkose und bleibt etwa drei Tage zur Beobachtung im Krankenhaus.
- Minimal-invasive Maßnahmen: Die Anwendung von minimal-invasiven Maßnahmen wie der Endoskopie und des Operationsmikroskops sind heute Standard. Erste Wahl nach der Entfernung des Vorfalles oder Erweiterung des Spinalkanals ist die Verwendung eines zervikalen Cages, da Komplikationen bei der Entnahme körpereigenen Knochenmaterials (z.B. Beckenkammspan) entstehen können. Der Einsatz einer zervikalen Bandscheibenprothese ist - bei korrekter Indikation und unter Berücksichtigung bestimmten Voraussetzungen - sehr ratsam. Die Erwartung, durch den Erhalt der Mobilität eine Anschlussdegeneration zu reduzieren, ist sehr realistisch.
Wahl der besten Behandlungsmethode
Welche Behandlungsmethode in Ihrem Fall die Beste ist, muss individuell auf der Basis einer umfassenden Anamnese, einer fundierten Untersuchung und dem Studium aller relevanten Aufnahmen eruiert werden. Grundsätzlich behandelt man ein HWS-Syndrom je nach Ursache: Lösen verspannte Muskeln oder eine falsche Körperhaltung die Beschwerden aus, hilft meist eine konservative Behandlung. Dazu zählen Übungen, um die Muskulatur im Nackenbereich zu kräftigen, Physiotherapie sowie Medikamente. Mitunter ist eine Operation notwendig, etwa bei einem Bandscheibenvorfall oder einer Verletzung der Halswirbelsäule.
Dauer der Erkrankung und Krankschreibung
Die Dauer eines eingeklemmten Nervs im Nacken kann stark variieren und hängt von der Ursache, der Schwere der Nervenkompression, dem individuellen Heilungsverlauf und den durchgeführten Behandlungsmaßnahmen ab. Im Allgemeinen kann ein eingeklemmter Nerv im Nacken von wenigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen dauern.
Faktoren, die die Dauer beeinflussen:
- Schwere der Nervenkompression: Leichte Einklemmungen, z. B. durch Muskelverspannungen oder kurzfristige Fehlbelastungen, können sich innerhalb weniger Tage bis einer Woche bessern, besonders wenn schnell Maßnahmen wie Entlastung, Wärme und Trainingstherapie ergriffen werden. Bei stärkeren Kompressionen, z. B.
- Behandlungsmaßnahmen: Eine rechtzeitige und gezielte Behandlung, einschließlich Trainingstherapie, manueller Therapie, Schmerzmedikation und ergonomischer Anpassungen, kann die Genesungszeit verkürzen.
- Vorerkrankungen: Vorerkrankungen (z. B. Osteoporose, Arthrose) können den Heilungsverlauf beeinflussen.
- Chronische oder wiederkehrende Probleme: Bei wiederkehrenden Einklemmungen oder chronischen Beschwerden, z. B.
- Komplikationen oder verzögerte Heilung: In einigen Fällen, z. B.
Ungefähre Zeiträume:
- Leichte Fälle (z. B. Muskelverspannungen): Einige Tage bis 1 Woche
- Moderate Fälle (z. B. Bandscheibenvorwölbung): 2-6 Wochen
- Schwere Fälle (z. B. Bandscheibenvorfall mit deutlicher Nervenkompression): Mehrere Wochen bis Monate, möglicherweise Operation erforderlich
Je nachdem, welche berufliche Tätigkeit ausgeübt wird, variiert auch die Länge der Krankschreibung.
Vorbeugung
Um einer Nerveneinklemmung vorzubeugen, sollte man zunächst überprüfen lassen, ob eine Fehlbelastung des Körpers vorliegt. Es ist individuell sehr verschieden, wie schnell sich diese Blockierung durch die Übungen löst. Wenn die Blockade aber beseitigt ist, werden deine Beschwerden sehr schnell besser. Dazu empfehlen wir dir, die Übungen drei Mal täglich durchzuführen. Wir empfehlen dir, deine Schmerzen selbst durch konsequentes Durchführen der passenden Übungen in den Griff zu bekommen. So bleibst du unabhängig und löst deine Blockaden auf sanfte und nachhaltige Weise. Überprüfe zunächst dein Alltagsverhalten. Ist dies geprägt durch häufiges Sitzen, lange Autofahrten, Extremsport oder Stress?
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