In Deutschland erleiden jährlich rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Diese Erkrankung ist eine der Hauptursachen für Tod und bleibende Behinderungen. Ein hämorrhagischer Schlaganfall, auch bekannt als Hirnblutung, ist eine Form des Schlaganfalls, die durch eine Blutung im Gehirn verursacht wird.
Was ist ein hämorrhagischer Schlaganfall?
Ein hämorrhagischer Schlaganfall, auch Hirnblutung genannt, entsteht durch das Platzen eines Blutgefäßes im Gehirn. Dies führt dazu, dass Blut in das umliegende Hirngewebe austritt. Im Gegensatz dazu steht der ischämische Schlaganfall, bei dem ein Blutgefäß durch ein Blutgerinnsel verstopft wird. Sowohl beim Hirninfarkt als auch bei der Hirnblutung kommt es zu einer Minderdurchblutung der dahinterliegenden Hirnareale und somit zu einer Minderversorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen. Bei der Hirnblutung schädigt der Druck des austretenden Blutes das umliegende Gewebe zusätzlich.
Ursachen eines hämorrhagischen Schlaganfalls
Ein hämorrhagischer Schlaganfall kann verschiedene Ursachen haben. Die beiden Haupttypen sind die intrazerebrale Blutung und die Subarachnoidalblutung.
Intrazerebrale Blutung
Bei einer intrazerebralen Blutung reißt ein Blutgefäß im Gehirn, und Blut gelangt in das umliegende Gewebe. Dies wird oft durch einen langjährigen, unbehandelten Bluthochdruck verursacht, der die Gefäßwände schwächt. Die Folgen einer intrazerebralen Blutung hängen von der Größe und Lage der Blutung ab. Wenn Blut in wichtige Gehirnregionen gelangt, kann dies zu neurologischen Symptomen wie Lähmungen, Sprachproblemen und Bewusstseinsverlust führen.
Subarachnoidalblutung
Eine Subarachnoidalblutung tritt auf, wenn Blut in den Raum zwischen den Hirnhäuten gelangt. Eine häufige Ursache hierfür ist das Platzen eines Aneurysmas, einer Ausbuchtung an der Wand eines Blutgefäßes im Gehirn. Das ausgetretene Blut kann den normalen Fluss der Hirnflüssigkeit beeinträchtigen und den Druck im Gehirn erhöhen.
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Weitere Ursachen
- Gefäßfehlbildungen: Angeborene oder erworbene Gefäßfehlbildungen wie Angiome oder Fisteln können ebenfalls zu Hirnblutungen führen.
- Blutgerinnungsstörungen: Erkrankungen, die die Blutgerinnung beeinflussen, können das Risiko für Hirnblutungen erhöhen.
- Arteriosklerose: Gefäßverkalkungen können die Gefäßwände schwächen und das Risiko für Blutungen erhöhen.
- Drogenkonsum: Der Konsum bestimmter Drogen, insbesondere Kokain, kann das Risiko für einen hämorrhagischen Schlaganfall erhöhen.
- Dissektion: Ein Riss der Wand von Halsgefäßen (Dissektion) kann ebenfalls einen Schlaganfall auslösen.
Risikofaktoren für einen hämorrhagischen Schlaganfall
Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit eines hämorrhagischen Schlaganfalls erhöhen können:
- Bluthochdruck: Der wichtigste Risikofaktor ist ein langjährig bestehender, unbehandelter Bluthochdruck.
- Alter: Das Schlaganfallrisiko steigt mit zunehmendem Alter.
- Geschlecht: Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
- Rauchen: Rauchen schädigt die Blutgefäße und erhöht das Risiko für Bluthochdruck und Arteriosklerose.
- Alkohol: Übermäßiger Alkoholkonsum kann den Blutdruck erhöhen und das Schlaganfallrisiko steigern.
- Diabetes mellitus: Diabetes schädigt die Gefäßwände und erhöht das Risiko für Arteriosklerose.
- Fettstoffwechselstörungen: Erhöhte Cholesterinwerte können zur Entstehung von Arteriosklerose beitragen.
- Übergewicht und Bewegungsmangel: Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität erhöhen das Risiko für Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen.
- Herzrhythmusstörungen: Vorhofflimmern kann zur Bildung von Blutgerinnseln führen, die einen Schlaganfall auslösen können.
- Hormonelle Faktoren: Bei Frauen können hormonelle Faktoren wie Schwangerschaft oder die Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln das Schlaganfallrisiko beeinflussen.
- Erbliche Faktoren: Wenn in der Familie bereits Schlaganfälle aufgetreten sind, kann das Risiko erhöht sein.
Symptome eines hämorrhagischen Schlaganfalls
Die Symptome eines hämorrhagischen Schlaganfalls treten plötzlich auf und können je nach Ort und Ausmaß der Blutung variieren. Typische Symptome sind:
- Plötzlicher, heftiger Kopfschmerz: Oft als "Vernichtungskopfschmerz" beschrieben.
- Übelkeit und Erbrechen: Begleitet von Nackensteifigkeit.
- Bewusstseinsstörungen: Verwirrtheit, Benommenheit, Bewusstlosigkeit bis hin zum Koma.
- Neurologische Ausfälle:
- Lähmungen oder Schwäche einer Körperhälfte (Arm, Bein, Gesicht).
- Sprachstörungen (Aphasie, Dysarthrie).
- Sehstörungen (Doppeltsehen, Gesichtsfeldausfälle).
- Gefühlsstörungen (Taubheit, Kribbeln).
- Koordinationsstörungen (Schwindel, Gangunsicherheit).
- Schluckstörungen.
Der FAST-Test
Der FAST-Test kann helfen, einen Schlaganfall schnell zu erkennen:
- Face (Gesicht): Ist das Gesicht verzogen, hängt ein Mundwinkel herunter? Bitten Sie die Person zu lächeln.
- Arms (Arme): Kann die Person beide Arme gleichzeitig heben und waagerecht halten? Drehen Sie die Handflächen dabei nach oben.
- Speech (Sprache): Ist die Sprache verwaschen oder undeutlich? Kann die Person einen einfachen Satz nachsprechen?
- Time (Zeit): Wenn eines dieser Symptome auftritt, wählen Sie sofort den Notruf 112!
Diagnose eines hämorrhagischen Schlaganfalls
Bei Verdacht auf einen Schlaganfall ist eine schnelle Diagnose entscheidend. Im Krankenhaus werden folgende Untersuchungen durchgeführt:
- Neurologische Untersuchung: Der Arzt untersucht die neurologischen Funktionen, um das Ausmaß der Schädigung festzustellen.
- Bildgebung:
- Computertomographie (CT): Eine CT-Aufnahme des Gehirns kann eine Blutung schnell und zuverlässig darstellen.
- Magnetresonanztomographie (MRT): Eine MRT-Aufnahme kann feinere Details zeigen und hilft, die Ursache der Blutung zu identifizieren.
- CT- oder MR-Angiographie: Diese Untersuchungen stellen die Blutgefäße dar und können Aneurysmen oder andere Gefäßanomalien aufdecken.
- Laboruntersuchungen: Eine Blutuntersuchung dient dazu, Blutgerinnungsstörungen oder andere Erkrankungen festzustellen.
- Elektrokardiogramm (EKG): Ein EKG kann Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern erkennen.
Therapie eines hämorrhagischen Schlaganfalls
Die Behandlung eines hämorrhagischen Schlaganfalls zielt darauf ab, die Blutung zu stoppen, den Druck im Gehirn zu senken und Komplikationen zu vermeiden. Die Therapie erfolgt in der Regel auf einer Stroke Unit oder Intensivstation.
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Akuttherapie
- Blutdruckkontrolle: Der Blutdruck wird gesenkt, um eine weitere Blutung zu verhindern.
- Gerinnungsmanagement: Bei Blutgerinnungsstörungen werden entsprechende Medikamente eingesetzt.
- Hirndrucksenkung: Medikamente wie Mannitol können den Hirndruck senken.
- Chirurgische Eingriffe:
- Entfernung des Blutgerinnsels: Bei großen Blutungen kann eine Operation erforderlich sein, um das Blutgerinnsel zu entfernen und den Druck auf das Gehirn zu reduzieren.
- Aneurysma-Behandlung: Bei einer Subarachnoidalblutung aufgrund eines Aneurysmas muss dieses verschlossen werden, entweder durch einen Kathetereingriff (Coiling) oder eine Operation (Clipping).
- Trepanation: In manchen Fällen kann eine operative Eröffnung des Schädelknochens (Trepanation) erforderlich sein, um den Hirndruck zu entlasten.
- Überwachung: Der Patient wird engmaschig überwacht, um Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Rehabilitation
Nach der Akutbehandlung beginnt die Rehabilitation, um die beeinträchtigten Funktionen wiederherzustellen. Die Rehabilitation umfasst:
- Physiotherapie: Zur Verbesserung der Muskelkraft, Koordination und Beweglichkeit.
- Ergotherapie: Zum Training der Alltagsfähigkeiten und der Feinmotorik.
- Logopädie: Zur Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen.
- Neuropsychologie: Zur Behandlung von kognitiven Störungen und Depressionen.
- Psychosoziale Betreuung: Beratung und Unterstützung für den Patienten und seine Angehörigen.
Medikamentöse Behandlung und Rehabilitation
Die medikamentöse Behandlung und die Rehabilitation spielen eine entscheidende Rolle bei der Genesung von hämorrhagischen Schlaganfallpatienten. In der akuten Phase werden Medikamente eingesetzt, um den Blutdruck zu kontrollieren und den Hirndruck zu reduzieren. Die Kontrolle des Blutdrucks ist besonders wichtig, da hoher Blutdruck zu einer Verschlechterung (Zunahme) der Blutung führen kann. Um den Druck im Gehirn zu verringern, können abschwellende Medikamente verwendet werden.
Nach der akuten Phase beginnt die Rehabilitation. Dies kann physiotherapeutische, physikalische, sprachtherapeutische und neuropsychologische Maßnahmen umfassen. Diese Therapieansätze zielen darauf ab, die verlorenen Funktionen wiederherzustellen oder zu verbessern, die durch den Schlaganfall beeinträchtigt wurden. Die Physiotherapie hilft bei der Wiedererlangung von Muskelkraft und Mobilität, während die Sprachtherapie die Kommunikationsfähigkeiten wiederherstellt. Die Ergotherapie konzentriert sich darauf, die Alltagsfähigkeiten und die Unabhängigkeit der Schlaganfallpatienten zu fördern.
Die Kombination von medikamentöser Behandlung und der Rehabilitation spielt eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung der Lebensqualität nach einem hämorrhagischen Schlaganfall bzw. Hirnblutung. Es ist wichtig, dass diese Maßnahmen unter ärztlicher Aufsicht und Anleitung erfolgen, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
Nachsorge
Nach einem Schlaganfall ist eine langfristige Nachsorge wichtig, um das Risiko eines erneuten Schlaganfalls zu minimieren und die Lebensqualität zu verbessern. Dazu gehören:
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- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen: Beim Arzt, um Risikofaktoren zu überwachen und zu behandeln.
- Medikamentöse Therapie: Zur Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und anderen Risikofaktoren.
- Lebensstiländerungen: Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, Verzicht auf Rauchen und maßvoller Alkoholkonsum sind wichtig.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann helfen, mit den Folgen des Schlaganfalls umzugehen.
Prävention eines hämorrhagischen Schlaganfalls
Es gibt verschiedene Maßnahmen, um das Risiko eines hämorrhagischen Schlaganfalls zu senken:
- Blutdruckkontrolle: Regelmäßige Messung und Behandlung von Bluthochdruck.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und wenig gesättigten Fetten.
- Regelmäßige Bewegung: Mindestens 150 Minuten moderate körperliche Aktivität pro Woche.
- Verzicht auf Rauchen: Rauchen schädigt die Blutgefäße und erhöht das Schlaganfallrisiko.
- Maßvoller Alkoholkonsum: Übermäßiger Alkoholkonsum kann den Blutdruck erhöhen und das Schlaganfallrisiko steigern.
- Kontrolle von Diabetes und Fettstoffwechselstörungen: Regelmäßige Überprüfung und Behandlung dieser Erkrankungen.
- Stressmanagement: Vermeidung von chronischem Stress.
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