Mikrovaskuläre Dysfunktion des Gehirns: Ursachen und Zusammenhänge

Die mikrovaskuläre Dysfunktion des Gehirns ist eine altersabhängige Erkrankung der kleinen Hirngefäße, die durch das Vorliegen vaskulärer Risikofaktoren beschleunigt wird. Pathologische Veränderungen der kleinen Blutgefäße im Herzmuskel bei Personen mit KHK gehen einer Studie zufolge mit äquivalenten Prozessen im Gehirn einher. Die Gesundheit von Herz und Hirn ist eng miteinander verbunden und die beiden Organe arbeiten in der Regel gut zusammen; die Wissenschaft spricht von der Herz-Hirn-Achse. Wie Erkrankungen dieser Organe vermieden werden können, darüber informieren Experten in einer gemeinsamen Veranstaltung der Deutschen Hirnstiftung und der Deutschen Herzstiftung am 22. (9. Mai 2025).

Einführung

Die Bedeutung der Wechselbeziehung von Herz und Hirn für Gesundheit und Krankheit kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Ursachen und Risikofaktoren

Erkrankungen von Herz und Hirn haben gemeinsame Risikofaktoren wie beispielsweise Bluthochdruck, Diabetes, oder erhöhte Blutfettwerte. Ein Bluthochdruck führt langfristig zu Gefäßverengungen sowie zu strukturellen Veränderungen am Herzen, z. B. zu einer Herzwandverdickung, was wiederum das Risiko für Vorhofflimmern erhöht.Die Beziehung zwischen Schlaganfall und Herz-Kreislaufkrankheiten ist wechselseitig. Patientinnen und Patienten erleiden nach einem Schlaganfall häufiger einen Herzinfarkt und umgekehrt. „Das liegt unter anderem daran, dass durch einen Schlaganfall die Regulation des Herzens „unter Stress“ gesetzt werden kann, was durch eine Unterversorgung mit Sauerstoff und einem Anheizen eines Entzündungsgeschehens das Herz schädigt. Umgekehrt schädigt ein Herzinfarkt häufig die Pumpfunktion des Herzens und führt zu einer Beeinträchtigung der Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff sowie über Rhythmusstörungen zu mehr Gerinnselbildung“, erklärt Prof. Dr. Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung. Auch bei Depressionen besteht ein wechselseitiger Zusammenhang zwischen Herz und Gehirn: einerseits begünstigen Herzerkrankungen das Auftreten von Depressionen, andererseits führen Depressionen zu einem erhöhten Risiko für Herzerkrankungen. Darüber hinaus sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch mit einem erhöhten Risiko für kognitive Einschränkungen verbunden, entsprechend wurde ein erhöhtes Demenzrisiko bei Personen nach Koronarereignissen wie einem Herzinfarkt oder einer koronaren Herzkrankheit beobachtet. [3, 4]. Auch eine Herzinsuffizienz scheint das Demenzrisiko zu erhöhen [5]. Doch wieso ist das so? „Bekannt ist, dass eine Herzinsuffizienz mit systemischen Entzündungsreaktionen einhergeht, die sich auch im Hirn niederschlagen - und wir wissen, dass diese Inflammation auch ein bedeutsamer Faktor bei der Demenzentwicklung ist. Auch kann eine verringerte Durchblutung des Gehirns durch Herzerkrankungen diese Entzündungsprozesse noch verstärken und so zum kognitiven Abbau beitragen“, erläutert Prof.

Zerebrale Mikroangiopathie

Die Gefäßveränderungen entwickeln sich bereits in der mittleren Lebensphase - über Dekaden - und zeigen einen stadienhaften Verlauf.

Auswirkungen von Diabetes

Mehr und mehr verdichten sich die Hinweise, dass eine Funktionsstörung der kleinsten Gefäße des Gehirns das Risiko von Typ-2-Diabetikern für psychische und Gedächtnisprobleme steigert.Vermutlich stören mehr oder weniger klassische Diabetesfaktoren wie Hyperglykämie und Hypertonie, Insulinresistenz und ein hohes Körpergewicht die Abläufe der kleinen Blutgefäße des Gehirns.

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Koronare mikrovaskuläre Dysfunktion (CMD)

Bei vielen dieser Patienten ist eine Funktionsstörung der kleinsten Blutgefäße und Kapillaren die Ursache ihrer Beschwerden, was als eine koronare mikrovaskuläre Dysfunktion oder CMD bezeichnet wird.

Diagnostik der mikrovaskulären Dysfunktion

Die Diagnostik der mikrovaskulären Dysfunktion ist komplex und erfordert spezialisierte Methoden.

Druckdrahtbasierte Messung

In den Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie wird die druckmessdrahtbasierte Ermittlung der CFR und die Messung des mikrovaskulären Widerstandes nun zur Soll-Empfehlung.

Bildgebende Verfahren

Die Herzgefäße können auch nur durch indirekte Verfahren, ohne dass ein Draht/Katheter in die Gefäße geschoben wird, bildlich dargestellt und der Blutdurchfluss gemessen werden.

Symptome

Klinisch kann die Mikroangiopathie asymptomatisch verlaufen oder sich in einem sehr heterogenen Spektrum aus v.a. kognitiven Defiziten, Schlaganfallsymptomen oder epileptischen und nicht-epileptischen Anfällen präsentieren.

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Therapieansätze

Die Therapie der CMD sollte im Einzelnen auf verschiedenen Ebenen erfolgen und damit auch patientenorientiert ausgerichtet sein. Bisher gibt es noch keine klare evidenzbasierte Therapie, sodass der aktuelle Therapieansatz unter anderem auf die Veränderungen des Lebensstils aufbaut. Hier stehen vor allem Ernährung, Bewegung, Gewichtsreduktion, Nikotinkonsum und Stressbewältigung im Vordergrund. Die zweite Stufe ist die positive Beeinflussung der Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Dyslipidämie und Diabetes mellitus.

Lebensstiländerungen

Ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung und gesunder Ernährung, der auf die Vermeidung von Übergewicht und Erkrankungen wie Bluthochdruck, Hypercholesterinämie und Diabetes abzielt.

Medikamentöse Behandlung

Bei der antianginösen medikamentösen Therapie stehen bei der CMD dann Betablocker und Kalzium-Kanal-Blocker im Vordergrund.

Interventionelle Ansätze

Ein weiterer interventioneller Ansatz ist die Implantation eines Koronarsinusreduzierers, der bei mikrovaskulärer Widerstandserhöhung den Fluss im mikrovaskulären Stromgebiet reduziert und zu einer klinischen Verbesserung führen kann.

Geschlechtsspezifische Unterschiede

Herzen von Frauen haben eigene anatomische Merkmale und erkranken anders als Männerherzen. Frauenherzen sind im Schnitt kleiner und sie schlagen schneller, aber auch etwas schwächer, als das Herz eines Mannes. Solche anatomischen Unterschiede wirken sich auch auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen aus: Beispielsweise unterscheiden sich die Symptome für einen Herzinfarkt bei der Frau zum Teil extrem von Symptomen des Herzinfarktes beim Mann - oft kommt deshalb Hilfe für Frauen zu spät.

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Auswirkungen auf die Kognition

Darüber hinaus sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch mit einem erhöhten Risiko für kognitive Einschränkungen verbunden, entsprechend wurde ein erhöhtes Demenzrisiko bei Personen nach Koronarereignissen wie einem Herzinfarkt oder einer koronaren Herzkrankheit beobachtet.

Vaskuläre Demenz

Vaskuläre Demenz entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn. Ursachen hierfür können Ablagerungen in Blutgefäßen, Blutgerinnsel oder Hirnblutungen auch in kleinerem Umfang sein.

Aktuelle Forschung

In dem sich sehr rasch und dynamisch entwickelnden Feld der zerebralen Mikroangiopathie zielt unsere translationale und klinische Forschung auf die Etablierung von neuen Bildgebungs- und anderen Biomarkern, z.B. in Blut und Liquor, ab, die bereits die frühen Krankheitsstadien erfassen können.

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