Hämorrhagischer Schlaganfall: Prognose, Behandlung und Prävention

Jährlich erleiden in Deutschland mehr als 50.000 Menschen eine spontane Blutung im Gehirn, einen sogenannten hämorrhagischen Schlaganfall. Dieser ist akut lebensgefährlich und führt oft zu weitreichenden Schäden im Gehirn, insbesondere bei tief liegenden Blutungen. Bisher gab es keine wirksame Therapie, doch neue Forschungsergebnisse deuten auf vielversprechende neurochirurgische Ansätze hin.

Neue Hoffnung durch die SWITCH-Studie

Ein internationales Forschungsteam der Universitätskliniken Freiburg und Bern hat Hinweise darauf gefunden, dass eine Druckentlastung im Gehirn durch Öffnen der Schädeldecke zu weniger schweren Verläufen führen kann. Die sogenannte SWITCH-Studie, veröffentlicht im Fachmagazin The Lancet, liefert erstmals starke Hinweise für einen wirksamen Therapieansatz beim tiefen hämorrhagischen Schlaganfall. Die Studie untersuchte die Wirkung einer Kraniektomie zur Druckentlastung bei schwer betroffenen Patienten, bei der ein Teil der Schädeldecke entfernt und nach Rückgang der Schwellung wieder implantiert wurde.

Studienergebnisse

  • In die SWITCH-Studie wurden über 9,5 Jahre hinweg 197 Teilnehmer mit schwerem, tiefliegendem hämorrhagischem Schlaganfall aufgenommen.
  • Ein halbes Jahr nach dem Eingriff wurden 44 Prozent der Patienten nach Kombinationstherapie den schlechtesten Stufen 5-6 der modifizierten Rankin-Skala zugeordnet, während es ohne neurochirurgischen Eingriff 58 Prozent waren.
  • Obwohl die statistische Signifikanz knapp verfehlt wurde (p=0,057), sehen die Autoren einen schwachen Beweis, dass die Intervention der bisherigen Therapie überlegen sein könnte.

Trotz dieser hoffnungsvollen Ergebnisse betonen die Forscher, dass weitere Forschung notwendig ist, um die Ergebnisse individuell auf die einzelnen Patienten anzuwenden.

Risikofaktoren und Symptome

Typische Risikofaktoren für einen hämorrhagischen Schlaganfall sind:

  • Hoher Blutdruck
  • Einnahme blutverdünnender Medikamente
  • Alkoholkonsum
  • Rauchen

Die Anzeichen eines hämorrhagischen Schlaganfalls hängen von der betroffenen Region im Gehirn ab. Typische Beschwerden sind:

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  • Plötzliche, einseitige Muskelschwäche in Arm, Bein und Gesicht
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Verwaschene Sprache
  • Übelkeit, Erbrechen, Schläfrigkeit und Bewusstseinsverlust

Bei Verdacht auf einen Schlaganfall muss sofort der Rettungsdienst unter 112 alarmiert werden.

Statintherapie und Prognose

Eine weitere Studie deutet darauf hin, dass Patienten nach einem hämorrhagischen Schlaganfall bessere Überlebens- und Entlassungsraten haben, wenn sie im Krankenhaus weiterhin Statine erhalten. Statine beeinflussen verschiedene Stoffwechselwege, die beim Schlaganfall eine Rolle spielen können, wie die Hemmung inflammatorischer Prozesse oder die Verbesserung der zerebralen Durchblutung.

Studienergebnisse

  • Patienten, die zuvor kein Statin bekamen, zeigten schlechtere klinische Ergebnisse als solche, die die Medikation während des Klinikaufenthalts fortsetzten.
  • Die 30-Tage-Überlebenswahrscheinlichkeit war in der Statingruppe höher als in der Vergleichsgruppe.
  • Auch bei den Entlassungszahlen (nach Hause oder in eine Rehabilitationseinrichtung) lag der Vorteil in der Statingruppe.
  • Patienten, deren Statingabe nach Krankenhausaufnahme abgesetzt wurde, hatten eine höhere 30-Tage-Mortalitätsrate.

Obwohl diese Ergebnisse vielversprechend sind, sind weitere Studien erforderlich, um die Kontroverse zur Statingabe bei hämorrhagischen Schlaganfällen zu lösen.

Lebenserwartung nach Schlaganfall

Die Lebenserwartung nach einem Schlaganfall hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter:

  • Wie schnell der Schlaganfall behandelt wurde
  • Wie schwerwiegend der Schlaganfall war
  • Welche Folgen der Schlaganfall hatte
  • Was die Ursache war
  • Gab es weitere Schlaganfälle (Rezidive)?
  • Wie alt war der Betroffene?
  • Wie war der gesundheitliche Zustand vor dem Schlaganfall?
  • Wie sieht das soziale Umfeld aus?
  • Gibt es Folge- und Begleiterkrankungen?
  • Wie erfolgreich ist die Rehabilitation?
  • Gibt es Spätfolgen?
  • Wie ist die Teilhabe-Situation?
  • Werden die Therapievorgaben und Medikamenteneinnahme dauerhaft eingehalten?
  • Wie ist die Motivation des Betroffenen?

Gute Chancen für eine hohe Lebenserwartung bestehen, wenn der Betroffene eine gute körperliche Konstitution hatte und hat, gesund lebt und die Therapie einhält.

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Juveniler Schlaganfall

Auch jüngere Menschen können einen Schlaganfall erleiden, der in der Medizin als juveniler Schlaganfall bezeichnet wird. Bei jungen Menschen ist die Chance, den Schlaganfall zu überleben und ohne Folgen und Beeinträchtigungen weiterzuleben, deutlich höher, da ein junges Gehirn Ausfälle besser ausgleichen kann.

Ursachen und Pathogenese

Ein hämorrhagischer Schlaganfall tritt auf, wenn ein Gefäß im Gehirn platzt und es zu einer Einblutung ins Gehirn kommt. Sowohl beim Hirninfarkt als auch bei der Hirnblutung kommt es zu einer Minderdurchblutung der dahinterliegenden Hirnareale und somit zu einer Minderversorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen. Bei der Hirnblutung schädigt der Druck des austretenden Blutes das umliegende Gewebe zusätzlich.

Ischämische Ursachen

Der ischämische Hirninfarkt wird umgangssprachlich als „weißer Schlaganfall“ bezeichnet. Die plötzliche Minderdurchblutung resultiert in der Regel aus Stenosen oder Verschlüssen hirnversorgender Arterien.

Hämorrhagische Ursachen

Der hämorrhagische Schlaganfall wird umgangssprachlich als „roter Infarkt“ bezeichnet. Bei dieser Form geht Hirngewebe infolge einer Einblutung - meist aufgrund eines intrazerebralen Hämatoms - zugrunde. Ursache ist in der Regel ein rupturiertes Blutgefäß.

Symptome

Die Symptome eines Schlaganfalls können je nach betroffener Hirnregion variieren. Typische Symptome sind:

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  • Plötzlich einsetzende Hemiparesen (Mundwinkel, Gesicht oder eine Körperhälfte)
  • Artikulationsstörungen (oft mit verwaschener Sprache)
  • Dysphagie
  • Aphasie
  • Apraxie
  • Ataxie
  • Sehbeeinträchtigungen
  • Bewusstseinseinschränkungen

Besonderheiten beim Hirnstamminfarkt

Beim Hirnstamminfarkt kommt es zu Schädigungen im Bereich des Hirnstamms, die sich durch eine Vielzahl von Leitsymptomen äußern, darunter Schwindel, Dysarthrie, Dysphagie, Ataxie, Blickparese, Hemi- und Tetraparesen sowie Singultus.

Diagnostik und Therapie

Die Diagnostik eines Schlaganfalls durch Hirnblutung beginnt mit einer neurologischen Untersuchung. Mittels Computertomographie (CT) des Kopfes lässt sich eine Hirnblutung unmittelbar nach ihrem Auftreten erkennen. Eine Alternative zur CT ist die Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT).

Oberstes Ziel bei einem blutigen Schlaganfall ist es, die Blutung im Hirn zu stoppen, sodass ein steigender Hirndruck vermieden wird. Abhilfe schafft eine Operation, bei der eventuell die Schädeldecke geöffnet werden muss. Bei diesem Eingriff entfernen wir den Bluterguss, der sich im Gehirn gebildet hat.

Chirurgische Eingriffe

Chirurgische Eingriffe spielen oft eine entscheidende Rolle in der Behandlung hämorrhagischer Schlaganfälle, insbesondere wenn die Blutung auf ein rupturiertes Aneurysma zurückzuführen ist. Diese Operationen haben das Ziel, die Hirnblutungen zu stoppen und eine zweite, oft noch schwerere Blutung zu verhindern.

Medikamentöse Behandlung und Rehabilitation

Die medikamentöse Behandlung und die Rehabilitation spielen eine entscheidende Rolle bei der Genesung von hämorrhagischen Schlaganfallpatienten. In der akuten Phase werden Medikamente eingesetzt, um den Blutdruck zu kontrollieren und den Hirndruck zu reduzieren. Nach der akuten Phase beginnt die Rehabilitation, die physiotherapeutische, sprachtherapeutische und neuropsychologische Maßnahmen umfassen kann.

Prävention

Es gibt verschiedene Schritte, die Sie unternehmen können, um das Risiko eines hämorrhagischen Schlaganfalls zu reduzieren:

  • Bluthochdruckkontrolle
  • Gesunde Ernährung
  • Verzicht auf Rauchen und Alkohol
  • Regelmäßige Bewegung

Schlaganfall im Alter

Ein Schlaganfall tritt häufiger im fortgeschrittenen Alter auf. Über 50 Prozent der Fälle betreffen über 65-Jährige, während rund 15 Prozent Personen unter 40/45 Jahren betreffen. Das Risiko für einen Schlaganfall steigt mit dem Alter an.

Prävention im Alter

Die besten Tipps zur Prävention eines Schlaganfalls sind die Vermeidung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel und Diabetes. Dazu gehört eine vernünftige Ernährung, ausreichend Bewegung und die Behandlung von Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck.

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