Die Leber: Nervenversorgung, Funktion, Erkrankungen und Symptome

Die Leber ist ein lebenswichtiges Organ mit vielfältigen Aufgaben. Sie ist an Stoffwechselprozessen beteiligt, dient der Entgiftung des Körpers und spielt eine wichtige Rolle bei der Verdauung. Erkrankungen der Leber können daher schwerwiegende Folgen haben. In diesem Artikel werden die Nervenversorgung der Leber, ihre Funktionen, häufige Erkrankungen und deren Symptome erläutert.

Anatomie und Lage der Leber

Die Leber ist das größte innere Organ des menschlichen Körpers und wiegt bei einem Erwachsenen etwa 1,4 bis 1,8 Kilogramm. Sie liegt im rechten Oberbauch, direkt unterhalb des Zwerchfells und oberhalb des Darms. Nach vorne hin wird sie teilweise von den rechten Rippen geschützt, sodass man sie von außen meist nicht ertasten kann. Durch ihre geschmeidige, rötlich-braune Beschaffenheit und die unverwechselbare Lappenform - sie besteht aus einem größeren rechten und einem kleineren linken Lappen - fügt sie sich perfekt in den Bauchraum ein.

Die Leber ist von einer Bindegewebskapsel umgeben, der sogenannten Glisson-Kapsel. Durch diese Kapsel ziehen feine Nervenfasern. Im Inneren der Leber selbst befinden sich jedoch keine Nerven.

Nervenversorgung der Leber

Die Leber erhält ihre Nervenversorgung über den Plexus hepaticus, der sowohl sympathische als auch parasympathische Fasern enthält. Die sympathischen Fasern stammen aus dem Plexus coeliacus, während die parasympathischen Fasern vom Nervus vagus stammen. Die Nervenfasern innervieren die Glisson-Kapsel und die Blutgefäße der Leber.

Die Nervenversorgung der Leber spielt eine Rolle bei der Regulation der Durchblutung und der Gallenproduktion. Außerdem können Schmerzen, die von der Leber ausgehen, über die Nervenfasern der Glisson-Kapsel wahrgenommen werden. Da die Leber selbst keine Schmerznerven besitzt, werden Schmerzen oft als Druckgefühl im rechten Oberbauch wahrgenommen.

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Funktionen der Leber

Die Leber spielt eine essenzielle Rolle im Stoffwechsel des menschlichen Körpers. Ohne sie ist ein Leben nicht möglich. Das sind die Aufgaben der Leber:

  • Entgiftung des Körpers: Sie dient der Entgiftung, indem sie schädliche Substanzen, die im Stoffwechsel entstehen oder von außen zugeführt werden, unschädlich macht. Zum Beispiel wandelt sie giftiges Ammoniak in harmlosen Harnstoff um. Auch Medikamente und Alkohol werden in der Leber abgebaut. Substanzen wie Hormone, defekte Zellen oder Bakterien werden herausgefiltert und über das Blut oder die Galle verteilt.

  • Bildung von Stoffen: Sie bildet Eiweiße, die bei Bedarf einen Heilungsprozess im Körper unterstützen können. Auch Gerinnungsfaktoren werden in der Leber gebildet, die dazu beitragen, dass Blut bei Verletzungen gerinnt. Zusätzlich stellt sie einen Großteil des körpereigenen Cholesterins her, da nur ein geringer Teil über die Nahrung aufgenommen wird. Auch in einer Schwangerschaft übernimmt die Leber wichtige Funktionen: So ist sie in den ersten sieben Monaten für die Blutbildung des Fötus zuständig.

  • Gallenproduktion: Die Leber nutzt das von ihr gebildete Cholesterin unter anderem zur Produktion von Gallenflüssigkeit, die bei der Verdauung eine wichtige Rolle spielt. Bis zu einem Liter Galle produziert sie täglich. Dazu filtert die Leber etwa 1,5 Liter Blut pro Minute, das sind etwa 2.000 Liter pro Tag.

  • Speichern von Nährstoffen: Die Leber kann Nährstoffe auch einlagern, wenn der Körper sie nicht unmittelbar benötigt. So speichert sie beispielsweise Zucker in Form von Glykogen. Sinkt der Blutzuckerspiegel - zum Beispiel, wenn eine Person viel Sport getrieben hat - baut die Leber das Glykogen zu Traubenzucker (Glukose) um und gibt diesen ins Blut ab. Auch Vitamine und Fette kann die Leber speichern und bei Bedarf an den Körper abgeben.

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Häufige Lebererkrankungen

In Deutschland sind etwa fünf Millionen Menschen von akuten oder chronischen Lebererkrankungen und deren Folgeerscheinungen betroffen. Zu den häufigsten Erkrankungen zählen:

  • Fettleber (Steatosis hepatis): Eine Fettleber entsteht, wenn sich zu viel Fett in der Leber ansammelt. Das kann durch übermäßigen Alkoholkonsum, aber auch durch eine ungesunde Ernährung, Übergewicht oder bestimmte Stoffwechselerkrankungen verursacht werden. Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung ist in westlichen Ländern weit verbreitet.

  • Hepatitis (Leberentzündung): Hepatitis kann durch Viren (A, B, C, D, E), übermäßigen Alkoholkonsum, bestimmte Medikamente oder Autoimmunerkrankungen ausgelöst werden. Eine entzündete Leber schwillt an und kann Schmerzen im rechten Oberbauch verursachen.

  • Leberzirrhose: Bei einer Zirrhose ist das Lebergewebe durch Vernarbungen und Umbauprozesse so stark geschädigt, dass die Leber ihre Funktionen nur noch eingeschränkt ausüben kann. Die Leber kann sich im Frühstadium vergrößern und später schrumpfen.

  • Gallensteine und Gallenblasenentzündung: Obwohl Gallensteine in der Regel in der Gallenblase entstehen, können sie zu Schmerzen im rechten Oberbauch führen, die leicht mit Leberschmerzen verwechselt werden. Wird ein Gallenstein im Gallengang eingeklemmt, kann dies kolikartige Schmerzen auslösen, die bis in den rechten Schulterbereich ziehen.

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  • Lebertumore: Gutartige oder bösartige Tumore in der Leber können dazu führen, dass sich das Organ vergrößert und Druck auf die Kapsel ausgeübt wird. Dies kann zu Schmerzen und einem allgemeinen Unwohlsein führen. Oft bleiben Lebertumore jedoch lange symptomlos und werden zufällig bei Untersuchungen entdeckt.

Symptome von Lebererkrankungen

Je nach Art und Stadium der Lebererkrankung können unterschiedliche Symptome auftreten. Einige der häufigsten Symptome sind:

  • Gelbsucht (Ikterus): Das bekannteste und auch für den Laien augenfälligste Merkmal einer Lebererkrankung ist die Gelbsucht. Die typische Gelbfärbung der Haut, der Schleimhäute und vor allem der Augen entstehen durch eine Ansammlung des gelben Gallenstoffes (Bilirubin) im Blut und im Gewebe.

  • Müdigkeit: Am häufigsten klagen leberkranke Menschen über allgemeine Müdigkeit, Mattigkeit, Antriebsschwäche, Schwächegefühl und Lustlosigkeit. Die ursächlichen Zusammenhänge sind allerdings bislang nur teilweise bekannt.

  • Appetitverlust und Gewichtsveränderung: Ein auffallendes Krankheitszeichen bei fast allen akuten und fortgeschrittenen Leberkrankheiten ist der mangelnde Appetit. Die Patienten nehmen ausgesprochen wenig Nahrung zu sich und verlieren stark an Gewicht, wenn nicht durch eine Wasseransammlung im Bauch oder in den Beinen (Ödem) ein höheres Körpergewicht vorgetäuscht wird.

  • Blähbauch: Auch ein „geblähter Bauch“, also eine Luft- bzw. Gasansammlung im Darm, die mehr oder weniger unangenehme Beschwerden verursacht, kann ein Symptom für eine Lebererkrankung sein.

  • Bauchwassersucht (Aszites): Vor allem bei einer Leberzirrhose kann sich Flüssigkeit in der Bauchhöhle ansammeln; der Leib wölbt sich dabei nach außen. Die sogenannte Bauchwassersucht oder auch Aszites ist eine Komplikation der Leberzirrhose und tritt meist erst in späteren Stadien der Lebererkrankung auf.

  • Druckgefühl im rechten Oberbauch: Manche Patienten leiden unter einem Druck- oder dumpfen Schmerzgefühl auf der rechten Oberbauchseite in der Gegend über der Leber. Meist sind diese Schmerzen von starken Blähungen begleitet. Diese Schmerzempfindungen gehen zum Teil von der Leberkapsel aus, da die Leber selbst keine Schmerznerven besitzt.

  • Juckreiz am ganzen Körper: Hat sich eine Rückstauung der Gallenflüssigkeit in die Leber und schließlich auch ins Blut entwickelt, so kann ein quälender Juckreiz entstehen. Er wird durch Gallensäuren und andere, zum Teil noch unbekannte Gallen-Bestandteile, verursacht, die sich infolge der Stauung im Blut anhäufen und daraufhin in der Haut ablagern.

  • Blutungen aus Umgehungsgefäßen: Als Folge des bei der Leberzirrhose erhöhten Blutdrucks in der Pfortader kann es zur Ausbildung von Krampfadern an der unteren Speiseröhre und im Magen sowie zu Hämorrhoiden kommen. Diese stark erweiterten Venen haben die Aufgabe, Blut von der jetzt unter höherem Druck stehenden Pfortader in den Körperkreislauf umzuleiten und dadurch den erhöhten Druck in der Pfortader zu senken. Sie dienen sozusagen als Umgehungsstraßen. Bei Verletzung solcher Gefäße, vor allem der Krampfadern an der Speiseröhre, können schwere lebensgefährliche Blutungen auftreten.

  • Hormonelle Veränderungen: Chronische Lebererkrankungen können bei Frauen dazu führen, dass die Monatsblutungen unregelmäßig werden oder auch für längere Zeit ganz ausbleiben. Wenn sich die Leberfunktion durch eine entsprechende Behandlung bessert, normalisiert sich meist auch der Monatszyklus wieder. Bei Männern werden Potenzstörungen und eine Schwellung der Brustdrüse (Gynäkomastie) beobachtet.

Diagnose von Lebererkrankungen

Bei Verdacht auf eine Lebererkrankung wird zunächst ein ausführliches Gespräch (Anamnese) über Lebensgewohnheiten, Ernährungsgewohnheiten, Alkoholkonsum und mögliche Vorerkrankungen geführt. Es folgt eine körperliche Untersuchung, wo unter anderem der Bauch abtastet und auf Druckschmerzen geachtet wird.

Anschließend stehen verschiedene Diagnosemöglichkeiten zur Verfügung:

  • Blutuntersuchungen: Bestimmte Leberenzyme (z. B. GOT, GPT, Gamma-GT) sowie Bilirubin- und Eiweißwerte geben Aufschluss über den Zustand der Leber.

  • Bildgebende Verfahren: Ultraschall (Sonografie) ist oft die erste Wahl, um die Leber auf Strukturveränderungen, Vergrößerungen oder Tumore zu prüfen. Bei Bedarf können Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) genauere Einblicke liefern.

  • Leberbiopsie: In seltenen Fällen kann eine Gewebeprobe aus der Leber entnommen werden, um genauere Informationen über Entzündungen, Vernarbungen oder Tumore zu erhalten.

Behandlung von Lebererkrankungen

Die Therapie richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Bei einer alkoholbedingten Leberentzündung ist ein dauerhafter Verzicht auf Alkohol unabdingbar, um weitere Schäden zu verhindern. Bei Leberzirrhose können Komplikationen (wie Krampfadern in der Speiseröhre oder Bauchwassersucht) behandelt und gelindert werden. In seltenen, schweren Fällen kann eine Lebertransplantation notwendig werden.

Gallensteine können je nach Lage und Größe durch Medikamente aufgelöst oder im Rahmen eines minimalinvasiven Eingriffs entfernt werden. Auch bei Tumoren kommen je nach Art und Ausbreitung unterschiedliche Verfahren in Frage: Operationen, Chemotherapie, gezielte medikamentöse Therapien oder Strahlentherapien.

Vorbeugung von Lebererkrankungen

Die Leber ist ein echtes Multitalent, doch selbst das widerstandsfähigste Organ braucht ein gewisses Maß an Pflege. Indem Sie auf einen gesunden Lebensstil achten und Risikofaktoren reduzieren, können Sie dazu beitragen, Leberschäden langfristig vorzubeugen. Die folgenden Tipps bieten nicht nur praktische Anregungen, sondern auch Erläuterungen, warum sie so wichtig sind:

  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene, nährstoffreiche Kost ist für die Leber essenziell, um reibungslos arbeiten zu können. Setzen Sie dafür vor allem auf frisches Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, mageres Eiweiß (etwa aus Hülsenfrüchten, Geflügel oder Fisch) sowie gesunde Fette aus pflanzlichen Quellen wie Avocados, Nüssen und Olivenöl. Der Grund: Ballaststoffe fördern eine gesunde Verdauung, Antioxidantien aus Obst und Gemüse unterstützen die Entgiftungsvorgänge, und hochwertige Eiweiße liefern Bausteine zur Zellregeneration.

  • Vermeidung von übermäßigem Alkoholkonsum: Alkohol ist einer der Hauptgründe für Lebererkrankungen. Frauen sollten daher täglich maximal einen Viertelliter Bier beziehungsweise einen Achtelliter Wein trinken, Männer einen halber Liter Bier oder einen Viertelliter Wein. Noch besser ist es, komplett auf Alkohol zu verzichten.

  • Regelmäßige Bewegung: Ausreichend Bewegung beugt Adipositas und damit dann einem Diabetes mellitus Typ 2 vor. Gleichzeitig werden Lebererkrankungen durch eine ausgewogene Kost positiv beeinflusst, zum Beispiel die Fettleber.

  • Impfungen: Weitere Vorsorgemaßnahmen sind Impfungen gegen Hepatitis-A- und Hepatitis-B-Viren. Einen Impfstoff gegen Hepatitis-C-Viren gibt es nicht.

Schulterschmerzen als Symptom von Lebererkrankungen

In einigen Fällen können Schulterschmerzen auch ein Anzeichen für Leberprobleme sein. Dies liegt daran, dass die Leber Nervenverbindungen mit der Gallenblase und dem Zwerchfell teilt, die sich bis in die Schulterregion erstrecken. Wenn die Leber entzündet oder vergrößert ist, kann sich der Schmerz in die Schulterregion ausbreiten, was zu sogenannten "übertragenen Schmerzen" führt.

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