Richard Rogler, eine prägende Figur der deutschen Kabarettszene, ist im Alter von 74 Jahren verstorben. Seine Familie teilte in Köln mit, dass er bereits am Sonntag verstarb. Rogler war nicht nur der erste Moderator der bekannten WDR-Reihe "Mitternachtsspitzen", sondern auch ein Urgestein der politischen Bühnenkunst.
Anfänge und Karriere
Der Grimme-Preisträger Rogler, der aus Oberfranken stammte, begann seine Karriere 1974 mit dem Kindertheater. Danach trat er mit Heinrich Pachl als Duo "Der wahre Anton" auf. Seit 1986 stand er mit Solo-Programmen auf der Bühne.
Wirkungsstätten und Sendungen
Rogler war Mitglied des Ensembles der Kabarettsendung "Scheibenwischer" im Ersten. Zudem moderierte er im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Sendungen wie "Gesellschaftsabend", "Roglers rasendes Kabarett" und "Roglers Freiheit".
Würdigung durch Kollegen
Sein Kabarett-Kollege Wilfried Schmickler würdigte ihn als "Riesen-Vorbild". Schmickler sagte der Nachrichtenagentur dpa, dass es für ihn "gewissermaßen ein Erweckungserlebnis" war, als er Rogler zum ersten Mal auf der Bühne sah. Er war fasziniert von Roglers "schnoddrigem Humor und seiner großen Kraft, Dinge vorzutragen". Auch der 69-Jährige Schmickler, der regelmäßig bei "Mitternachtsspitzen" auftrat, schätzte Roglers Art.
Politisches Kabarett alter Schule
Rogler stammte aus Selb, Landkreis Wunsiedel, und wurde als politischer Kabarettist alter Schule von Größen wie Dieter Hildebrandt geprägt. Er wuchs in einer Arbeiterfamilie auf und entwickelte früh ein Interesse für das Theater.
Lesen Sie auch: Das politische Erbe von Rita Süssmuth
Künstlerische Betätigung und Engagements
Nach dem Abitur und dem Wehrdienst begann er, sich künstlerisch zu betätigen. Seine Karriere begann in den 1970er Jahren als Mitglied der Kinder- und Jugendtheatergruppe "Ömmes & Oimel". Später trat er im Kabarett-Duo "Der wahre Anton" mit Heinrich Pachl auf.
Krankheit und Genesung
Seine Karriere schien 1982 jäh beendet, als er an einer Hirnhautentzündung erkrankte und monatelang stationär behandelt werden musste. Von 1982 bis 1986 war Rogler als Ensemble-Mitglied am Schauspielhaus Köln engagiert. Seit 1986 war er als Solokünstler aktiv.
Bekanntheit durch ARD-Format
Überregional bekannt wurde er durch das ARD-Format "Scheibenwischer" und als Moderator der "Mitternachtsspitzen" im WDR.
Auszeichnungen und Ehrungen
Rogler hat mehrere Auszeichnungen erhalten, darunter den Deutschen Kleinkunstpreis und den Adolf-Grimme-Preis. 2014 wurde er mit dem Bayerischen Kabarettpreis geehrt. Zudem war er Honorarprofessor für Kabarett an der Universität der Künste in Berlin, der erste seines Faches.
Lebensende und Nachruf
Richard Rogler lebte zuletzt in Köln. 2018 verabschiedete er sich vom Tourbetrieb. Rogler habe es wie kein Zweiter verstanden, "mit unbändiger Energie, Schauspielkunst, heiligem Zorn und tiefer Liebe zu seinen Figuren Schauspiel und Kabarett, großes Welttheater und Kleinkunst, politische Aktualität und menschliche Abgründe zu einer völlig neuen Form zu verweben", heißt es in einem Nachruf seiner Familie. Seiner Heimatstadt Selb blieb er bis zuletzt verbunden. Schließlich war es ja die kalte Heimat, so Rogler, die ihn überhaupt erst zum Kabarett brachte.
Lesen Sie auch: Einblick in Christian Neureuthers Karriere
Roglers Blick auf das Kabarett
Rogler äußerte sich kritisch über den Zustand des Kabaretts im Fernsehen. Er bemängelte die große Konkurrenz und die Tatsache, dass viele Sendungen ohne Publikum aufgezeichnet werden. Zudem betonte er, dass Kabarett eine Kunstform sei und keine Plattform für Namedropping oder moralische Appelle. Er forderte gutes Gesellschaftskabarett mit einer sehr guten Sprache, ohne doofe Witze oder Alltagsgeschichten der Comedians und möglichst ohne zu viel doofe Verkleidung.
Lesen Sie auch: Gaby Köster: Schicksal und Comeback