Die Ergotherapie spielt eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung von Menschen mit Demenz, indem sie darauf abzielt, ihre Lebensqualität zu verbessern und ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten. Sie ist ein unverzichtbarer Bestandteil einer ganzheitlichen Pflege und Betreuung älterer Menschen. Durch wirkungsvolle Übungen für den Alltag und individuelle Therapieansätze kann sie maßgeblich zur Erhaltung der Selbstständigkeit, zur Verbesserung der Lebensqualität und zur Förderung des Wohlbefindens beitragen.
Definition und Ziele der Ergotherapie in der Geriatrie
Ergotherapie in der Geriatrie konzentriert sich auf die Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung von Alltagskompetenzen. Ergotherapeutische Übungen sind darauf ausgerichtet, alltägliche Fähigkeiten zu erhalten und zu verbessern. Die Ergotherapie für Senioren ist ein ganzheitlicher Ansatz, der darauf abzielt, die Lebensqualität und Selbstständigkeit älterer Menschen zu verbessern.
Ein entscheidender Vorteil der Ergotherapie bei Demenz liegt im Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Therapeut und Patient. Vertrauen ist die Grundlage jeder therapeutischen Intervention, besonders bei Demenz, wo Verwirrung und Angst oft vorherrschen. Ergotherapeuten arbeiten daran, eine sichere und unterstützende Umgebung zu schaffen, in der sich die Patienten wohlfühlen und offen ausdrücken können.
Ergotherapeutische Übungen und Aktivitäten
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Ergotherapie ist die Abwechslung in den Aktivitäten, die den Patienten angeboten werden. Menschen mit Demenz neigen dazu, sich in sich selbst zurückzuziehen und soziale Kontakte zu vermeiden. Ergotherapeuten bieten eine Vielzahl von Aktivitäten an, die kognitive, motorische und soziale Fähigkeiten stimulieren. Diese Abwechslung hilft, das Gehirn zu aktivieren und zu fordern, was den Fortschritt der Demenz verlangsamen kann.
Übungen zur Förderung der Feinmotorik
Aktivitäten wie Perlen auffädeln, Knöpfe schließen oder Puzzles legen fördern die Feinmotorik. Diese Übungen helfen, die Geschicklichkeit der Hände zu erhalten, was für viele Alltagsaktivitäten entscheidend ist.
Lesen Sie auch: Demenz: Pflege im Heim
Aktivitäten zur Verbesserung der Grobmotorik
Ballspiele, leichte Gymnastik oder Gartenarbeit können die Grobmotorik und Koordination verbessern. Diese Übungen tragen zur Erhaltung der Mobilität und Selbstständigkeit bei. Bewegung regt den Kreislauf an, fördert Sinneserfahrungen und bringt Freude. Deshalb sind Spaziergänge und Ausflüge immer eine sinnvolle Beschäftigung. Chaotische, laute Umgebungen sind ungeeignet, weil sie zu Verwirrung und Stress führen. Ideal sind hingegen Orte, die dem Demenzerkrankten immer schon gefallen haben oder einen biografischen Bezug bieten.
Wenn wir Finger und Hände durch Gymnastik bewegen, wirkt sich das positiv auf unsere kognitiven Leistungen aus. Händegymnastik erfordert die sogenannte Auge-Hand-Koordination, die sich mit etwas Übung verbessern lässt. Mit der rechten Hand werden nacheinander alle Finger der linken Hand einzeln von unten nach oben ausgestrichen und an der jeweiligen Fingerkuppe sanft nach oben gezogen. Begonnen wird am Daumen. Die Finger beider Hände spielen auf dem Tisch auf einem imaginären Klavier. Variation: Die Hände werden vom Tisch gehoben und die Finger spielen in der Luft Klavier.
Kognitive Übungen für geistige Fitness
Gedächtnisspiele, Kreuzworträtsel oder einfache Rechenaufgaben stimulieren die kognitiven Fähigkeiten. Regelmäßige geistige Aktivität kann das Risiko kognitiver Einschränkungen reduzieren. Gedächtnisübungen können zum Beispiel bei einer leichten Demenz noch sinnvoll sein und Spaß bereiten.
Alltagsaktivitäten als therapeutische Maßnahmen
Tägliche Routinen wie Kochen, Wäsche falten oder Tisch decken können als therapeutische Übungen genutzt werden. Alltagsaktivitäten wie Geschirr abtrocknen, Wäsche falten oder leichte Gartenarbeit können als Übungen dienen. Menschen, die an Demenz erkrankt sind, haben Probleme, ihre alltäglichen Aufgaben zu meistern. Sie machen „Fehler“, weil sie Dinge nicht mehr genau wissen oder Handlungen nicht mehr ausführen können.
Sensorische Stimulation
Neben der Erinnerung ist die Berührung an sich ein unverzichtbarer Bestandteil des menschlichen Lebens. Menschen mit Demenz, die Sie über Worte und Gesten nur noch schwer erreichen können, lassen sich manchmal leichter durch Berührung aktivieren. Sehr bekannt ist auch das „Snoezelen“. Dabei werden gezielt unterschiedliche Sinne aktiviert und stimuliert. Oft haben Demenzerkrankte unruhige Hände, die ständig nach etwas zum Befühlen suchen.
Lesen Sie auch: Multiple Sklerose: Pflege zu Hause
Ergotherapeutische Techniken in der Altenpflege
Bestimmte ergotherapeutische Techniken sind besonders effektiv in der Altenpflege.
Das Bobath-Konzept
Das Bobath-Konzept fördert natürliche Bewegungsmuster und kann bei neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall hilfreich sein. Es zielt darauf ab, gesunde Bewegungsabläufe zu reaktivieren und zu festigen.
Sensorische Integrationstherapie
Die sensorische Integrationstherapie hilft älteren Menschen, Sinneseindrücke besser zu verarbeiten und einzuordnen. Aktuelle Forschungen legen nahe, dass sensorische Stimulation (wie Berührung, Musik und visuelle Reize) positive Effekte auf das emotionale Wohlbefinden und die Verhaltenssymptome von Menschen mit Demenz haben kann. Ergotherapeuten verwenden dabei spezifische sensorische Integrationstechniken, um die Reizverarbeitung zu unterstützen und Unruhe oder Angst zu reduzieren.
Ergotherapeutische Ansätze bei spezifischen Erkrankungen
Die Ergotherapie spielt eine wichtige Rolle bei der Bewältigung altersbedingter Erkrankungen.
Übungen für Demenzpatienten
Für Demenzpatienten sind strukturierte Routinen und sensorische Stimulation besonders wichtig. Einfache Sortieraufgaben oder das Betrachten von Fotoalben können kognitive Fähigkeiten fördern und Erinnerungen wachrufen.
Lesen Sie auch: Aktiver Alltag trotz MS durch Ergotherapie
Ergotherapeutische Ansätze bei Parkinson
Bei Parkinson konzentriert sich die Ergotherapie auf die Verbesserung der Feinmotorik und die Bewältigung von Alltagsaktivitäten. Übungen zur Verbesserung der Handschrift oder der Verwendung von Besteck können sehr hilfreich sein.
Therapie nach Schlaganfall im Alter
Nach einem Schlaganfall zielt die Ergotherapie darauf ab, verlorene Fähigkeiten wiederzuerlangen oder zu kompensieren.
Förderung der Selbstständigkeit im Alltag
Die Förderung der Selbstständigkeit ist ein Kernziel der Ergotherapie in der Altenpflege.
Übungen zur Verbesserung der Alltagskompetenzen
Praktische Übungen wie das An- und Ausziehen oder die Zubereitung einfacher Mahlzeiten fördern die Unabhängigkeit im Alltag.
Strategien zur Erhaltung der Autonomie
Ergotherapeuten entwickeln individuelle Strategien, um Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten.
Validationstherapie
Ein weiteres bedeutendes Konzept in der Ergotherapie bei Demenz ist die Validation. Die Validationstherapie wurde von Naomi Feil entwickelt und zielt darauf ab, die emotionale und kognitive Welt der Demenzkranken zu verstehen und anzuerkennen. Statt die oft fehlerhaften oder verwirrenden Aussagen der Patienten zu korrigieren, akzeptiert der Therapeut diese und versucht, die zugrunde liegenden Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen. Dieses Konzept der Anerkennung und Bestätigung kann das Selbstwertgefühl der Patienten stärken und ihnen helfen, sich verstanden und respektiert zu fühlen.
Neue Erkenntnisse und Methoden in der Ergotherapie bei Demenz
Demenz ist eine fortschreitende Erkrankung, die das Gedächtnis, das Denken und das Verhalten beeinträchtigt. Während es derzeit keine Heilung für Demenz gibt, konzentriert sich die Forschung zunehmend auf die symptomatische Behandlung und die Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen. Ergotherapie spielt hierbei eine zentrale Rolle.
Kognitive Stimulationstherapie (CST)
Bewährte Methode, die speziell für Menschen mit leichter bis mittelschwerer Demenz entwickelt wurde. Dieser Ansatz umfasst Aktivitäten und Übungen, die das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit und die Problemlösungsfähigkeiten anregen. Studien zeigen, dass CST nicht nur die kognitive Funktion verbessern kann, sondern auch positive Auswirkungen auf die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Patienten hat.
Alltagskompetenztraining
Neue Erkenntnisse betonen die Bedeutung des Trainings alltäglicher Fertigkeiten, um die Selbstständigkeit der Patienten so lange wie möglich zu erhalten. Ergotherapeuten nutzen spezifische Übungen und Aufgaben, die auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Patienten zugeschnitten sind. Dabei wird auf praktische Tätigkeiten wie Kochen, Anziehen und Haushaltsführung fokussiert.
Umweltanpassungen
Der Lebensraum der Patienten kann signifikant zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Ergotherapeuten unterstützen dabei, das häusliche Umfeld sicherer und zugänglicher zu gestalten. Neue Ansätze beinhalten technologische Hilfsmittel, wie z.B. intelligente Haussysteme, die Sicherheit und Orientierung verbessern können. Die Anpassung der Wohnumgebung kann eine tiefere Planung erfordern, z. B. das Anbringen von Griffen im Bad, Kennzeichnung von Räumen mit Fotos oder Symbolen und die Schaffung von klaren und einfachen Wegen im Haus.
Soziales Engagement
Soziale Isolation kann die Symptome von Demenz verschlimmern. Ergotherapeuten fördern daher Aktivitäten, die soziale Interaktion und Teilnahme an Gruppenveranstaltungen beinhalten. Neue Programme und Technologien (wie Online-Interaktionsplattformen) bieten zusätzliche Möglichkeiten für ältere Erwachsene, sozial aktiv zu bleiben.
Erinnerungstherapie (Reminiscence Therapy)
Diese Therapieform nutzt das Langzeitgedächtnis, um positive Erinnerungen zu aktivieren und die Stimmung der Patienten zu verbessern. Ergotherapeuten setzen beispielsweise Fotoalben, Musik und persönliche Gegenstände ein, um Gespräche über die Vergangenheit zu initiieren und kognitive Fähigkeiten zu erhalten. Der Umgang mit Kunst und auch der Umgang mit Kunst schafft Raum für Kommunikation. Wenn ich beispielsweise gemeinsam in ein Museum gehe und Werke betrachte, können diese Anlass für einen Austausch sein. Bei der Wahrnehmung von ästhetischen Dingen gibt es kein Richtig und kein Falsch und so ist man befreit von der Angst, etwas Falsches zu sagen. Letztendlich können Menschen mit einer Demenz so die Erfahrung machen, dass sie Kompetenzen haben und ihr Selbstbewusstsein kann gestärkt werden.
Personenzentrierte Ansätze
Ein sehr wichtiger neuer Ansatz in der Ergotherapie ist die personenzentrierte Pflege. Diese Methode stellt sicher, dass die Therapie an den individuellen Bedürfnissen, Vorlieben und der Lebensgeschichte des Patienten ausgerichtet ist.
Praktische Tipps für die häusliche Ergotherapie
Alltagsaktivitäten integrieren
Alltagsaktivitäten wie Geschirr abtrocknen, Wäsche falten oder leichte Gartenarbeit können als Übungen dienen. Kleinere Arbeiten in Haus oder Garten sind leicht umsetzbar und naheliegend, wenn Ihr Angehöriger sich schon früher gerne mit solchen Aufgaben beschäftigt hat. Achten Sie allerdings darauf, keine zu komplizierten oder gefährlichen Aufgaben zu wählen. Nehmen Sie sich einfach Zeit, akzeptieren Sie die nachlassenden Fähigkeiten des Demenzerkrankten und setzen Sie sich keine großen Arbeitsziele.
Kreative Tätigkeiten fördern
Kreative Tätigkeiten sind zugleich eine aktive Betätigung und eine sinnliche Erfahrung. Der Umgang mit unterschiedlichen Materialien aus der Natur oder dem Bastelladen kann Demenzerkrankten viel Freude bereiten. Sie müssen sich dafür nicht unbedingt spannende Bastelideen ausdenken, sondern können auch einfach so etwas Raum für die kreative Betätigung schaffen. Ambitionierte Ziele sind oft sogar kontraproduktiv. Nehmen Sie den Wechsel der Jahreszeiten als Anlass, um passende Dekoration zu basteln. Bringen Sie dafür ein paar Dinge aus der Natur mit (Tannenzapfen, Blumen, Kastanien, usw.). So stellen Sie beim Basteln einen Bezug zur Außenwelt her und fördern gleichzeitig die biografische Erinnerung.
Musik und Erinnerungen nutzen
Musikhören ist für viele Menschen mit Demenz ideal, denn bekannte Schlager aus der Jugendzeit stimulieren fröhliche Erinnerungen und können die Stimmung aufhellen. Bekannte Lieder zu singen, dazu zu musizieren oder den Takt zu schlagen funktioniert selbst dann, wenn der Betroffene nicht mehr sprechen kann. Außerdem stellt sich beim Tanzen und gemeinsamen Singen schnell ein Gemeinschaftsgefühl ein. Der Isolation und dem Rückzug wird so Einhalt geboten. Wenn sich Menschen mit Demenz an Beziehungen mit lieben Menschen oder lebensgeschichtliche Ereignisse erinnern, trägt dies zu ihrem Wohlbefinden bei und sie fühlen sich wieder stärker in ihrer Identität. Besonders gut funktioniert das Wecken von Erinnerungen mit Erinnerungsalben. Darin sammeln Sie Fotos und andere Erinnerungsstücke aus dem Leben der demenzerkrankten Person. Stellen Sie als Pflegender oder Angehöriger konkrete Fragen zur Kindheit oder Jugend des Demenzerkrankten. Zum Beispiel zu wichtigen historischen Ereignissen aus dieser Zeit. Gerade bei fortschreitender Demenz fällt es vielen Betroffenen schwer, noch selbst zu lesen.
Vorlesen und Zuhören
Zuhören fördert die Durchblutung im GehirnWenn wir zuhören, erhöht sich die Durchblutung unseres Gehirns. Das haben Studien erwiesen. Vorlesen kann für Menschen mit Demenz genauso aktivierend sein wie Kopfrechnen für einen gesunden Menschen.
Spiele und Aktivierungen
Es gibt Spiele, die speziell für Demenzerkrankte entwickelt wurden. Sie sollen gezielt motorische Fähigkeiten trainieren oder den Spaß am Raten und am Gedächtnistraining bei Demenz wecken. Daneben können Sie Ihren demenzerkrankten Angehörigen aber auch mit herkömmlichen Spielen herausfordern und beschäftigen. Am besten eignen sich dazu Spiele, die von Kindheit an vertraut sind, wie Würfelspiele oder Mensch ärgere Dich nicht. Achten Sie darauf, dass das Spielen nicht zu Leistungsdruck führt. Variieren Sie die Spielregeln lieber, als zu konsequent auf deren Einhaltung zu achten und Ihren demenzerkrankten Spielpartner damit zu verunsichern. Lassen Sie sich inspirieren, welche Spiele für die Beschäftigung von Demenzerkrankten besonders geeignet sind. Neben Lego- und Duplo-Steinen, die Kreativität und Konzentrationsfähigkeit fördern, gibt es eine Vielzahl weiterer Spiele und Spielzeuge, die speziell für Demenzerkrankte geeignet sind. Dazu zählen beispielsweise einfache Puzzles mit großen Teilen, die das visuelle Erkennen unterstützen, sowie Gedächtnisspiele, die auf Bilder statt Text setzen, um die Erinnerungsfähigkeit anzusprechen. Ein Memory-Spiel mit großen Karten und leicht erkennbaren Motiven - so gelingt das Anfassen und Aufdecken leicht. Auf den Karten finden sich bekannte Gegenstände, die - wie bei jedem Memory - paarweise auftreten. Doch das Sammeln ist nur ein Ziel. Genauso wichtig ist, dass die Karten Erinnerungen wecken und so zum Erzählen anregen. Der Preis für das Memory „Erinnere Dich“ liegt bei ca. Einfache Puzzles mit nur vier Teilen je Motiv machen das Zusammenfügen leicht. Die Motorik wird geübt, ein hübsches Bild entsteht und ganz nebenbei entspannt sich ein Gespräch über damals und heute, über heitere Erinnerungen aus der Familiengeschichte. 168 Spielkarten und schon können Sie mit Ihrem demenzerkrankten Angehörigen loslegen: Zu Themen wie „Natur“, „Damals“, „Zu Hause“, „Bewegung“ oder „Rätseln“ werden Fragen gestellt, Lieder gesungen oder Gymnastikübungen gemacht. Das Kartenspiel „Bunte Mischung“ kostet ca. Am Tisch sitzen und Geschichten erzählen - das ist die Grundidee dieses Spiels. Spielplan und die entsprechenden Karten liefern Impulse für das Gespräch. Es geht um Rätselraten, Wortsammlungen und Redensarten.
Digitale Angebote
Es geht auch digital: Immer mehr Anbieter entwickeln spezielle Demenz-Tablets, die auf die Beschäftigung und Aktivierung von Demenzerkrankten ausgerichtet sind.
Selbstgemachte Spiele
Für viele Angehörige ist es schwierig, ein passendes Geschenk für Ihren Angehörigen mit Demenz zu finden. Viele Spiele für Demenzerkrankte erscheinen in kleiner Auflage und sind dann oft teuer. Doch Sie müssen nicht viel Geld ausgeben, denn Sie können auch selbst Spiele für Demenzerkrankte basteln. Lassen Sie sich dabei am besten von dem Inspirieren, was der Demenzerkrankte gerne macht. Die Person fühlt gerne an Dingen? Die Person löst gerne Puzzle? Dann nehmen Sie Motive mit einem starken biografischen Bezug und machen Sie daraus einfache Puzzle. Die Person singt gern? Dann basteln Sie doch ein persönliches Singbuch mit den Lieblingsliedern der Person. Im Prinzip sind alle Spiele sinnvoll, die Sinneseindrücke fördern, Freude bereiten und dabei keinen Leistungsdruck erzeugen. Dinge zu entdecken, sich zu erinnern und kleine Herausforderungen zu meistern ist wichtiger als der Wettbewerb um den Sieg.
Gedächtnistraining bei Demenz: Aktivierung und Übungen
Ob mit oder ohne Demenz - für uns als Menschen ist wichtig, dass unser Kopf täglich gefordert wird. Mit regelmäßigem Gedächtnistraining bei Demenz lässt sich der Abbau der kognitiven Leistung hinauszögern und vorhandene Kompetenzen stärken. Gedächtnistraining für Demenzerkrankte sind kleine Übungen, mit denen die kognitive Leistung erhalten werden soll. Sie fordern die Gehirnleistung und aktivieren das Gehirn aus dem Ruhemodus. Gedächtnistraining bei Demenz hat zum Ziel, die Konzentrationsfähigkeit zu steigern und den Gedächtnisverlust, der mit der Erkrankung einhergeht, zu verlangsamen. Das Gedächtnistraining bei Menschen mit Demenz sollte ganzheitlich erfolgen. Dabei geht es nicht darum, eine einzelne Fähigkeit abzurufen. Vielmehr sollen die Sinne, der Geist und der Körper angesprochen werden. Das gelingt, indem die Sinneswahrnehmungen gestärkt, das Langzeitgedächtnis aktiviert und Bewegung gefordert wird. Die folgenden Gedächtnisübungen bei Demenz sind als Aktivierung von Demenzerkrankten gedacht. Sie interessieren sich für Gedächtnistraining im Alter unabhängig von Demenz?
Tipps für ein erfolgreiches Gedächtnistraining
- Erfolg & Selbstwert: Passen Sie die Schwierigkeit der Übungen an die geistigen Fähigkeiten der demenzerkrankten Person an.
- Spaß: Finden Sie heraus, welche Übungen und Rätsel der demenzerkrankten Person Spaß machen.
- Langzeitgedächtnis: Aktivieren Sie das Wissen, das im Langzeitgedächtnis abgelegt ist. Vermeiden Sie aktuelle Bezüge zu Politik und Tagesgeschehen. Aufgrund der Demenzerkrankung kann sich die betroffene Person diese Informationen nicht merken.
- Kurze Einheiten: Auch wenn Sie die Konzentrationsfähigkeit trainieren, können sich demenzerkrankte Menschen meist nur für kurze Zeit konzentrieren. Schieben Sie, wenn möglich, lieber mehrere kleine Einheiten am Tag ein.
- Vorhandenes stärken: Wenn Sie die Defizite durch Übungen aufholen möchten, werden Sie schnell auf Frust und Überforderung stoßen.
- Kommunizieren Sie klar und deutlich: Seien Sie empathisch. Beobachten Sie die Reaktionen und Gefühle Ihres Gegenübers genau.
- Es braucht nicht nur Beschäftigung bei Demenz: Demenzerkrankte Menschen können durchaus kleine Herausforderungen bestehen.
Beispiele für Gedächtnisübungen
- Sinne schärfen:
- Sehen: Schärfen Sie gemeinsam das Sehen im Alltag, indem Sie die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Farbe oder ein Muster lenken. Dafür eignen sich beispielsweise bunte Farben sowie einfache Muster wie Linien, Kreise oder Dreiecke.
- Hören: „Geräusche erkennen“ können Sie schnell und einfach mit Alltagsgegenständen umsetzen. Ihr Spielpartner soll dabei erraten, welches Geräusch Sie machen. Das kann zum Beispiel das Rascheln von Laub, das Klingen von Glas, das Kratzen eines Kugelschreibers auf Papier oder das Zischen einer Wasserflasche sein.
- Fühlen: Den Tastsinn können Sie spielerisch leicht mit der Übung „Gegenstände erfühlen“ aktivieren. Wenn er mag, schließt Ihr Spielpartner die Augen. Sie können beispielsweise Erinnerungen zur Natur wachrütteln, indem Sie Fundstücke aus dem Wald mitbringen, etwa Kiefernzapfen, Blätter, Steine, Holz und Moos. Oder aber Sie lassen zum Beispiel Steine und Holzstücke vergleichen. Was ist härter, was weicher?
- Riechen: Geben Sie Ihrem Angehörigen zum Beispiel ein wohlduftendes Stück Seife oder ein frisches Lavendelkissen.
- Wortfindung trainieren: Menschen mit Demenz sind oftmals auf der Suche nach bestimmten Wörtern.
- Erinnerungen wachrufen: Auch vertraute Bilder von früher oder Gegenstände des Alltags können Assoziationen wecken. Oder Sie spielen „Lieder erraten“. Für diese Übungsidee braucht es einen Bezug aus der Vergangenheit, auf die Ihr Gegenüber zurückgreifen kann. Spielen Sie ein bekanntes Lied von früher ab und lassen Sie den Interpreten und/oder den Liedtitel erraten.
- Konzentration fördern: Puzzles oder Memory-Spiele, beides im größeren Format, fordern und fördern die Konzentrationsleistung.
Realitätsorientierungstraining (ROT)
Mit einem Realitätsorientierungstraining (ROT) können Sie helfen, dass sich Pflegebedürftige im Alltag besser orientieren können. Realitätsorientierungstraining ist in vielen stationären und teilstationären Pflegeeinrichtungen ein Baustein im therapeutischen Konzept. Damit soll die Lebensqualität von Demenzerkranken verbessert werden. Auch in der ambulanten Pflege wird es angewendet. Der Therapeut vermittelt dabei verwirrten Menschen mit Demenz wieder Informationen zu Zeit, Person und Raum. Für die Rehabilitation werden verschiedene Hilfsmittel wie Listen, Uhren, Kalender und Schilder genutzt.
Kritik und Anwendungshinweise
Obwohl ROT als Therapiekonzept anerkannt ist, gibt es auch Kritik. Vielfach heißt es, dass den Erkrankten durch ROT zum Beispiel deren gesundheitliche Zustand kontinuierlich vor Augen geführt werde und dadurch Ängste und Depression entstehen könnten. Das Therapieprogramm basiert auf lerntheoretischen Grundlagen, mit denen erkrankten Personen geholfen werden soll. Das Ziel: Selbstbestimmter und aktiver leben zu können.
Wenn Sie ROT anwenden, ist vorher ein gewissenhaftes Personaltraining erforderlich. Und zwar deshalb, weil das Konzept die Mitarbeit alle Fachkräfte einschließt. Ihre Mitarbeiter müssen die Grundlagen der Therapie kontinuierlich an die Bewohner oder die Pflegekunden vorgeben. Das Realitätsorientierungskonzept ist vor allem für Menschen mit leichten oder mittelschweren Demenzformen gedacht.
Maßnahmen im Rahmen des ROT
- 24-Stunden-Programm: Das 24-Stunden-Programm ist das Kernelement des Realitätsorientierungstrainings. Als entsprechende Maßnahmen sind zum Beispiel Orientierungshilfen geeignet (Symbole, die eine Funktion erklären wie ein Kochtopf auf einem Herd). Hilfreich sind auch Abbildungen von Alltagsgegenständen oder Bilder von Tieren und Pflanzen. Die Pflegebedürftigen sollten regelmäßig auf diese Bilder aufmerksam gemacht werden: „Sehen Sie diese Blume? Das ist eine Rose.
- Verbale Orientierung: Die Dementen sollten regelmäßig über Ort, Zeit und Person informiert werden („Guten Tag, Herr Müller, heute ist Dienstag, der 8. November. Draußen regnet es…„). Genauso wichtig ist eine klare Struktur des Tages. Deshalb sollten Sie den zeitlichen Ablauf grundsätzlich einhalten.
- Klare Kommunikation: „Guten Tag, Herr Freitag. Mein Name ist Claudia Bern. Ich bin Ihre Pflegekraft. Ich bringe Sie jetzt ins Badezimmer. „Guten Morgen, Frau Schulze. Heute Nachmittag um 16 Uhr findet im Gruppenraum die Bastelstunde statt. „Frau Rose, Sie wohnen jetzt im Pflegeheim Lerchenhof in Hamburg.
- Gruppensitzungen: Sie können sogenannte Gruppensitzungen anbieten - auch als Ergänzung zum 24-Stunden-Programm. Dazu versammeln Sie vier bis acht Bewohner für täglich etwa 30 bis 60 Minuten. Mit einer Realitätsorientierungstafel als Hilfsmittel üben Sie mit den Teilnehmern zeitliche, räumliche und situative Orientierung. Dabei sollten Sie nicht nur Fragen stellen und diese beantworten lassen: Wichtig ist hier Abwechslung, die auch gern spielerisch umgesetzt werden kann. Sie können auch gemeinsam singen und basteln.
Wichtige Hinweise zur Anwendung
Wenn Sie das Realitätsorientierungstraining in Ihrer Einrichtung anwenden, ist es sinnvoll, eine tagesbegleitende Therapie einzuführen. Während des Tages können Sie und das Pflegepersonal in Gesprächen mit den Bewohnern zum Beispiel immer wieder auf Dinge wie Tageszeit, Datum und Jahreszeit zu sprechen kommen. Dabei gilt: Fördern, nicht überfordern. Stellen Sie sicher, dass Ihre Kunden keinesfalls überfordert werden oder sich bevormundet fühlen. Entwickeln Sie auch ein Gespür für die Fragen Ihrer Bewohner. Eine ständige Realitätskorrektur kann sich hier negativ auf das Selbstbewusstsein und Wohlbefinden auswirken.
HED-I: Häusliche Ergotherapie bei Demenz
Möchten Sie ein ergotherapeutisches Angebot für Menschen mit leichter bis mittlerer Demenz und ihre pflegenden Angehörigen im Hausbesuch anbieten? Dann ist HED-I Häusliche Ergotherapie bei Demenz das richtige Interventionsprogramm für Sie. Der Alltag der Klienten wird durch die Demenz eines Partners zunehmend belastet. Gemeinsam werden sinnstiftende Betätigungen analysiert und angepasst, sodass sowohl der Demenzkranke als auch seine Angehörigen ihren Alltag wie gewünscht leben können. HED-I ist eine betätigungsorientierte Kurzzeitintervention mit 20 Therapieeinheiten.
Finanzierung der Ergotherapie
Die Krankenkasse übernimmt in der Regel die Kosten für Ergotherapie bei Demenz, sofern eine ärztliche Verordnung vorliegt. Es können Zuzahlungen anfallen, abhängig vom Versicherungsstatus und spezieller Tarife. Die Häufigkeit hängt von individuellen Bedürfnissen ab, typischerweise 1-3 Mal pro Woche.
tags: #häusliche #ergotherapie #bei #demenz #übungen