Ein Schlaganfall kann das Leben der Betroffenen grundlegend verändern. Viele PatientInnen leiden nach einem Schlaganfall unter neurologischen Ausfallerscheinungen, Gefühlsstörungen, Lähmungen und Sprachstörungen, die ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können. Neben der schulmedizinischen Akutversorgung und Rehabilitation gibt es verschiedene komplementäre Therapieansätze, die von Heilpraktikern angeboten werden und darauf abzielen, die Genesung zu unterstützen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) bei Schlaganfallfolgen
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird ein Schlaganfall als "Windschlag" bezeichnet. Dieser Begriff beschreibt ein plötzliches und heftiges Krankheitsereignis. Dr. Martina Bögel-Witt, 1. Vorsitzende des Fachverbandes für Chinesische Medizin (AGTCM), betont, dass die Akutbehandlung so schnell wie möglich in einer spezialisierten Stroke Unit erfolgen muss. Ergänzend dazu bietet die TCM verschiedene Therapieansätze zur Behandlung von Schlaganfallfolgen.
Akupunktur
Bei Lähmungserscheinungen und Gefühlsstörungen wird vorzugsweise die Akupunktur eingesetzt. Dabei kommen verschiedene Formen der Akupunktur zur Anwendung, wie klassische Akupunktur, Elektroakupunktur oder Laserakupunktur. Durch gezielte Reize an spezifischen Körperstellen soll ein Heilungsprozess in Gang gesetzt werden. Eine randomisierte klinische Studie aus China untersuchte die Wirkung von manueller Akupunktur (MA) im Vergleich zu Scheinakupunktur (SA) bei Patienten mit motorischer Aphasie nach Schlaganfall. Die Studie ergab, dass die MA-Gruppe eine signifikante Verbesserung des Aphasie-Quotienten (AQ) zeigte, was auf eine positive Wirkung der Akupunktur auf die Sprachfunktion hindeutet.
Chinesische Pharmakologie
Auch die Chinesische Pharmakologie kann bei der Behandlung von Schlaganfallfolgen sehr nützlich sein. Hier werden individuell abgestimmte Kräuter, die meist als Tee eingenommen werden, speziell nach den jeweiligen Symptomen ausgewählt und zusammengestellt.
Bewegungsprogramme
Bewegungsprogramme wie Qigong oder Tai Chi können SchlaganfallpatientInnen ebenfalls nützen, da sie dazu beitragen, Sensorik, Motorik und Lebensqualität zu verbessern. Durch die fließenden, komplexen Bewegungen wird das Gehirn optimal trainiert und bildet schneller neue neuronale Netze aus, als das bei Ausdauersportarten und Gymnastik der Fall ist.
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Dr. Bögel-Witt erklärt, dass der zusätzliche Einsatz von TCM die schulmedizinischen Maßnahmen bei der Behandlung der Schlaganfall-Folgen ergänzt und in ihrer Wirkung verstärkt.
Osteopathie als ergänzende Behandlung
Die Osteopathie ist ein weiteres Behandlungsfeld, das bei Schlaganfallpatienten eingesetzt werden kann. Ralf Hüttmann, Heilpraktiker und Osteopath, erklärt, dass Osteopathen das Gewebe ertasten, Spannungsmuster aufspüren und so in den Körper hineinhören. Er betont, dass im Körper vieles zusammenhängt, was nicht auf den ersten Blick erkennbar ist.
Anwendungsbereiche der Osteopathie
Die Osteopathie umfasst vier große Behandlungsfelder:
- Parietale Osteopathie: Behandlung des Bewegungsapparates, also vor allem Knochen, Gelenke, Bänder und Muskeln.
- Viszerale Osteopathie: Konzentration auf Funktionsstörungen der inneren Organe.
- Cranio-sakrale Osteopathie: Bei Schlaganfall-Betroffenen setzt Ralf Hüttmann gerne die cranio-sakrale Osteopathie ein. Durch sanften, gezielten Händedruck auf die Schädeldecke kann der Fluss von Blut und Gehirnflüssigkeit im Gehirn verbessert werden.
- Psychische Auswirkungen: Viele Patienten geben die Rückmeldung, dass sie klarer und konzentrierter werden.
Die Osteopathie ist kein Ersatz für Physio- oder Ergotherapie, kann aber eine sinnvolle Ergänzung sein. Die Therapeuten arbeiten gerne in enger Absprache mit anderem therapeutischem Fachpersonal zusammen. Je nach Symptomatik werden osteopathische Therapien in Abständen von 4-6 Wochen empfohlen.
Hypnotherapie in der Neuro-Rehabilitation
Astrid Dümler, Diplom-Sprachheilpädagogin und Heilpraktikerin für Psychotherapie, setzt Hypnotherapie in der Neuro-Rehabilitation ein. Sie hat langjährige Erfahrung mit der Therapie von Patientinnen und Patienten mit erworbener Hirnschädigung wie dem Schlaganfall.
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Der Grundgedanke der Hypnotherapie
Der Grundgedanke der Hypnotherapie in der Neuro-Reha ist, dass auch nach einer Hirnschädigung wie dem Schlaganfall das Unterbewusste unbeschädigt ist. Mit Hilfe der hypnotherapeutischen Trance können die Betroffenen selbst bei fehlendem Sprachverständnis in die Lage versetzt werden, imaginativ Körpererinnerungen abzurufen und dadurch real zu aktivieren.
Anwendungsbereiche der Hypnotherapie
Die Krankheitsverarbeitung nach Hirnschädigungen nimmt Astrid Dümler seitdem noch stärker in den Fokus. Außerdem arbeitet sie daran, die Hypnotherapie auch in der NeuroReha als Therapie-Option bekannt zu machen. Dazu hält sie Vorträge, gibt Workshops und Seminare und setzt sich dafür ein, dass die Hypnotherapie auch Eingang in die medizinischen Leitlinien der Neurologie findet.
Naturheilkundliche Konzepte im Naturheilzentrum Bottrop
Im Naturheilzentrum Bottrop werden traditionelles Wissen und Pionierarbeit zur Naturheilkunde der Zukunft vereint. Farid Zitoun und Christian Rüger haben mit einem Team interdisziplinärer Spezialisten ein Refugium für Schlaganfall-Patienten geschaffen.
Maßgeschneiderte Therapieansätze
Maßgeschneiderte Therapieansätze und Behandlungen stellen die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt. Beginnend mit einer detaillierten ganzheitlichen Diagnostik und einer gewissenhaften Ursachenforschung erstellt der jeweilige Experte im Team bei jedem Patienten ein profundes und individuelles Behandlungsarrangement.
Individuelles Konzept nabomade®
Mit dem nabomed® Concept haben Farid Zitoun und Christian Rüger eine eigene, ganzheitliche Methode entwickelt. Sie basiert auf der klassischen Akupunktur aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), unterscheidet sich aber deutlich in der Indikation und Anwendung. Nadelstiche sollen über die bekannten lokalen Heilungsimpulse hinaus an genau definierten und spezifischen Stellen für die Ausschüttung von Hormonen und Transmittern sorgen. Diese sind für Zellregeneration, Durchblutungsregulierung oder Schmerzenslinderung verantwortlich.
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Das Naturheilzentrum Bottrop möchte mit seinem Team durch die Stimulation der Nervenbahnen die Neuausbildung und das Wachstum der Nervenzellen sowie ihrer Ausläufer anregen. Gezielte Reize bilden als Heilungsimpulse eine vielversprechende Basis, die das zielgerichtete Ausschöpfen der vorhandenen körpereigenen Ressourcen möglich macht.
Ergotherapie und Robotertherapie
Im Rahmen einer umfassenden Apoplex Therapie ist Ergotherapie ein fester Bestandteil. Schlaganfälle haben langfristige, neurologische Rehabilitationsmaßnahmen zur Folge. Im Zentrum der Therapie steht die Rückkehr in einen normalen Alltag und die Förderung der Eigenaktivität des Patienten.
Ergotherapie gegen motorische Störungen
Im Rahmen einer ganzheitlichen Apoplex Therapie wird Ergotherapie zur Behandlung motorischer Störungen eingesetzt. Ziel des Ergotherapeuten ist es, dem Patienten zu ermöglichen, den Alltag mit so wenig Unterstützung Dritter wie möglich zu bewältigen. Abhängig von der Art des Schlaganfalls erholen sich verletzte Gehirnzellen bzw. übernehmen andere Gehirnbereiche die Funktionen des geschädigten Bereichs. Diese Kompensation wird in der Fachsprache als Plastizität bezeichnet.
Therapie mit Roboter nach Apoplex
Im Rahmen der Apoplex Therapie und Ergotherapie ist die Robotertherapie eine innovative Methode, um verloren gegangene Armfunktionen wiederherzustellen. Durch die Gewichtsentlastung erhöht sich der 3D-Arbeitsbereich des Armes. Die Armeo-Therapie wird unter Aufsicht eines Ergotherapeuten als Einzel- und Gruppentherapie angeboten. Regelmäßige Wiederholungen und eine hohe Trainingsintensität schaffen beste Voraussetzungen für sichtbare Fortschritte. Von großem Nutzen ist das kontinuierliche Feedback am Monitor.
Desmoteplase: Ein neuer Therapieansatz?
Das Aachener Biotech-Unternehmen Paion forscht an Desmoteplase, einem Medikament, das Blutgerinnsel auflösen soll. Desmoteplase wird aus dem Speichel der Vampirfledermaus gewonnen. Die Vampirfledermaus ist das einzige Säugetier, das sich ausschließlich von Blut ernährt. Ein Inhaltsstoff im Speichel der Fledermaus hält das austretende Blut flüssig.
Bisher konnte beim ischämischen Schlaganfall und seinen schweren Folgeschäden keine zufriedenstellende Therapie erzielt werden. Das liegt vor allem daran, dass die Gehirndurchblutung, die durch ein Blutgerinnsel entsteht, schnellstmöglich wiederhergestellt werden muss. Das Medikament rt-PA, das in der Lage ist, das Blutgerinnsel medikamentös aufzulösen, muss innerhalb von drei Stunden nach dem Schlaganfall verabreicht werden. Allerdings gelangen nur wenige Patienten in diesem Zeitraum ins Krankenhaus.
Paion will deshalb in Zukunft den Einsatz von Desmoteplase über die Frist von neun Stunden noch weiter ausdehnen. Offensichtlich zeichnen sich hier neue Chancen für Schlaganfallpatienten ab.
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