Die vaskuläre Demenz ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste Form der Demenz. Schätzungsweise 0,3 Prozent der Bevölkerung sind von dieser Erkrankung betroffen. Sie entsteht durch eine Schädigung der Blutgefäße im Gehirn, wodurch die Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff eingeschränkt wird. Dies führt zu einer Beeinträchtigung wichtiger kognitiver Funktionen.
Ursachen der vaskulären Demenz
Die vaskuläre Demenz wird durch eine Schädigung der Blutgefäße im Gehirn verursacht. Die Gefäße können das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen, wodurch wichtige kognitive Funktionen eingeschränkt werden. Ursachen hierfür können Ablagerungen in Blutgefäßen, Blutgerinnsel oder Hirnblutungen auch in kleinerem Umfang sein. Diese können dazu führen, dass Bereiche des Gehirns mit zu wenig Sauerstoff versorgt werden. Hierdurch können Hirnzellen in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns geschädigt werden oder absterben. Das Risiko für eine vaskuläre Demenz kann steigen, wenn das Herz-Kreislaufsystem beeinträchtigt ist.
Zu den typischen Ursachen gehören:
- Schlaganfälle: Sie können eine Hirnarterie verschließen und eine vaskuläre Demenz verursachen.
- Stille Schlaganfälle: Diese verlaufen ohne spürbare Symptome, erhöhen aber dennoch das Demenzrisiko.
- Arteriosklerose und Bluthochdruck: Diese führen meist zu einer schleichenden Entstehung der Beschwerden.
Symptome der vaskulären Demenz
Bei der vaskulären Demenz ist es sehr unterschiedlich, welche Symptome im Vordergrund stehen oder auftreten. Dies hängt von der Art der Schädigung im Gehirn ab und davon, wo sie entstanden ist. Die Symptome können plötzlich, schleichend oder schrittweise auftreten, je nach Ursache. Auch im weiteren Verlauf können sich die Symptome entweder schleichend oder plötzlich verschlechtern. Dazwischen kann es auch längere stabile Phasen geben.
Bei vaskulärer Demenz können zu Beginn vor allem Probleme mit Aufmerksamkeit, verlangsamtem Denken sowie Persönlichkeitsveränderungen auftreten. Dazu können Gangstörungen oder Kontrollverluste der Blase sowie Probleme mit der Sprache kommen. Auch Gedächtnisstörungen können auftreten, stehen aber zu Beginn nicht immer im Vordergrund.
Lesen Sie auch: Wissenschaftliche Studien zur Herz-Gehirn-Verbindung
- Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörung
- Verlangsamung, zum Beispiel von Denkprozessen
- Vergesslichkeit
- erschwerte Umsetzung von Alltagsaufgaben
- Antriebsstörung bis hin zu Teilnahmslosigkeit (Apathie)
- rasche geistige und körperliche Erschöpfung
- Gangstörungen
- Verlust der Kontrolle über die Blase, zum Beispiel verstärkter Harndrang oder Inkontinenz
- Probleme beim Schlucken und Sprechen
- grundloses Lachen und Weinen
- Schwindelgefühl
Diagnose der vaskulären Demenz
Eine Demenzerkrankung kann nur durch eine Ärztin oder einen Arzt diagnostiziert werden. Für eine Diagnose werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt. Um festzustellen, ob überhaupt eine Demenz vorliegt, werden zunächst die Symptome und deren Verlauf erfasst. Dies gibt möglicherweise schon Hinweise, ob es sich um eine vaskuläre Demenz handelt. Um diese festzustellen werden zunächst das Herz-Kreislauf-System sowie neurologische Funktionen, zum Beispiel der Gleichgewichtssinn, untersucht. Blutuntersuchungen können Hinweise auf Risikofaktoren für Durchblutungsstörungen geben.
Am Anfang der Diagnostik steht das ärztliche Gespräch über die persönliche Krankengeschichte. Besonders wichtig sind dabei frühere oder aktuelle Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen der Hirngefäße, Bluthochdruck und Diabetes. Die Ärztin oder der Arzt erkundigt sich nach Beschwerden und Problemen im Alltag, nach Stimmungsschwankungen sowie nach den Lebensumständen. Nach dem Gespräch folgt eine körperliche Untersuchung, um festzustellen, ob Durchblutungsstörungen vorliegen.
Mit bildgebenden Verfahren wie CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie) können Veränderungen im Gehirn festgestellt werden. Bei einem Verdacht auf eine vaskuläre Demenz wird vor allem das Herz-Kreislauf-System untersucht, also Blutdruck, Herzgeräusche und Herzgröße. Ebenso wichtig ist der neurologische Status, der die Koordination, Motorik, den Tastsinn und den Gleichgewichtssinn umfasst. Medizinische Demenztests dienen der Beurteilung der geistigen Leistungsfähigkeit. Dabei werden bestimmte geistige Leistungsbereiche, wie Gedächtnis und die Konzentrationsfähigkeit getestet.
Gedächtnisambulanzen oder Gedächtnissprechstunden sind Abteilungen in Krankenhäusern, die auf kognitive Störungen spezialisiert sind. Dort klären ärztliche Teams die Ursache für Gedächtnis- oder Sprachprobleme ab.
Behandlung der vaskulären Demenz
Eine vaskuläre Demenz ist nicht heilbar. Die im Gehirn entstandenen Schäden können nicht rückgängig gemacht werden. Ziel der Therapie ist es, weiteren Schäden vorzubeugen und eine Verschlimmerung der Beschwerden aufzuhalten, beziehungsweise zu verlangsamen. Die Lebenserwartung bei einer vaskulären Demenz variiert stark und hängt davon ab, wie schwer die Erkrankung ist und ob weitere Erkrankungen vorliegen.
Lesen Sie auch: Gehirn und Herz-Lungen-Unterstützung
Durchblutungsstörungen im Gehirn können mit Medikamenten behandelt werden, ebenso einige Risikofaktoren, wie zum Beispiel Bluthochdruck. Bei der vaskulären Demenz werden Durchblutungsstörungen im Gehirn mit blutverdünnenden Medikamenten behandelt. So kann weiteren Schlaganfällen vorgebeugt werden. Bluthochdruck, erhöhter Cholesterinspiegel und erhöhter Blutzucker können ebenfalls medikamentös behandelt werden.
Da die Symptome einer vaskulären Demenz sehr unterschiedlich sein können, ist die Behandlung sehr individuell. Behandlungsmöglichkeiten wie Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie können helfen, die kognitiven Fähigkeiten und somit die Lebensqualität der Patientin oder des Patienten zu verbessern. Auch Musiktherapie, Erinnerungsarbeit und Krankengymnastik können Betroffenen helfen.
Vaskuläre Demenz kann mit Gesprächen (kognitive Stimulation) oder Erinnerungsarbeit (autobiographische Arbeit) behandelt werden. Körperliche Betätigung oder Kunsttherapie können geeignete Behandlungsmethoden darstellen.
Vorbeugung der vaskulären Demenz
Einer vaskulären Demenz beugt man vor, indem man einem Schlaganfall vorbeugt. Wer sich regelmäßig bewegt, kann (weiteren) Schlaganfällen vorbeugen.
Wissenschaftler sind sich einig: Ein normaler Blutdruck schützt definitiv das Gehirn vor einem Schlaganfall. Dementsprechend wird versucht, erhöhte Werte konsequent unter 140/90 mmHg - am besten auf 120/70 mmHg - zu senken. Kontrovers wird hingegen diskutiert, ob eine Bluthochdruck-Therapie auch das Risiko senkt, eine Demenz zu entwickeln. Eine häufig geäußerte Sorge in diesem Zusammenhang ist, dass niedrige Blutdruckwerte möglicherweise die Blutzufuhr und damit die Sauerstoffversorgung des Gehirns beeinträchtigen, was sich dann wiederum negativ auf die geistige Leistungsfähigkeit auswirken kann. Beständig hoher Blutdruck belastet nicht nur die Gefäße des Herz-Kreislauf-Systems. Es kommt vermutlich auch zu strukturellen Veränderungen und zu einer Volumenreduktion im Gehirn. Die betroffenen Regionen sind mitverantwortlich für die kognitive Leistung, wie nachgewiesen werden konnte. So haben australische Forscher in einer Auswertung von fünf Studien (1) mit insgesamt über 28.000 Patienten diese Fragestellung systematisch untersucht. Die Wissenschaftler ermittelten aus den Daten von Patienten mit und ohne Demenz, dass bereits das medikamentöse Absenken des Blutdrucks um 10 mmHg systolisch und 4 mmHg diastolisch das Demenz-Risiko um über zehn Prozent verringern kann. Und: Je ausgeprägter die Blutdrucksenkung war, desto mehr wurde das Risiko einer Demenz vermindert. Dieser lineare günstige Effekt war bis zu einem Blutdruck von 100/70 mmHg nachweisbar. Im „China Rural Hypertension Control Project“ (2) wurde zudem der positive Effekt einer guten Blutdruck-Kontrolle auf kognitive Fähigkeiten bestätigt. Dabei waren rund 34.000 Chinesen aus über 300 Dörfern in China beobachtet worden. Die Hälfte von ihnen nahm an einem überwachten Blutdruck-Behandlungsprogramm teil. In welchem Alter aber profitieren Patienten am meisten von einer guten Blutdruck-Einstellung? Wann zeigt sich, ob das tatsächlich einer Demenz vorbeugt, die sich ja meist schleichend entwickelt und dann erst im höheren Alter deutlich zeigt. Auch zu dieser Fragestellung gibt es interessante Daten. So haben bereits Menschen mittleren Alters mit Bluthochdruck ein erhöhtes Demenz-Risiko. Dazu wurden etwa im Rahmen der Herz-Hirn-Studie (3) die Daten von über 1200 Argentiniern mit Bluthochdruck (Alter zwischen 21 und 95 Jahren) ausgewertet ihr künftiges Demenz-Risiko berechnet. Bemerkenswert: Insgesamt 40 Prozent der Probanden hatten ein erhöhtes Risiko. Doch 28 Prozent - also mehr als die Hälfte - entfielen dabei allein auf die Altersgruppe 47 bis 53 Jahre. Das heißt allerdings nicht, dass im Alter eine Bluthochdruck-Therapie weniger wichtig ist. Denn auch dann kann sie sich noch positiv auf das Demenzrisiko auswirken. Italienischer Forscher haben zum Beispiel bei rund 215.000 Personen ab 65 Jahren, die erstmals eine Bluthochdruck-Therapie bekamen, das neue Auftreten einer Demenz bzw. von Morbus Alzheimer in den Folgejahren erfasst (4). Zu einem ähnlichen Fazit, dass eine Hypertonie-Behandlung auch in höherem Alter zu weniger Demenz führt, waren zuvor bereits australische Wissenschaftler gekommen (5). Sie ermittelten für Patienten ab 60 Jahren mit einer unbehandelten Hypertonie ein um 42 Prozent erhöhtes Risiko für eine Demenz im Vergleich zu Gesunden. Eine gute Blutdruck-Einstellung nutzt übrigens auch indirekt durch einen Schutz der Gefäße. So erleidet bei einem Schlaganfall nicht nur das Gehirn stets mehr oder minder stark einen Schaden, der dann oft auch das Gedächtnis beeinträchtigt. Auch ein Herzinfarkt beschleunigt den kognitiven Abbau. In der akuten Herzinfarktsituation zeigte sich zwar meist noch kein Effekt auf die geistige Leistungsfähigkeit. Die Behandlung erhöhter Blutdruckwerte nutzt in jedem Alter und schützt dabei nicht nur vor einem akuten Schlaganfall oder anderen Herz-Kreislauf-Ereignissen. Auch längerfristig zahlt es sich aus, da es seltener zu einer Demenz kommt. Laut Gesundheitsatlas (AOK) hatten im Jahr 2022 rund 30 Prozent der erwachsenen Deutschen (ab 20 Jahren) eine Bluthochdruck-Diagnose. Frauen und Männer sind insgesamt ähnlich häufig betroffen (30,82 % versus 29,14 %). Allerdings sind Männer bis zum Alter von 74 Jahren häufiger erkrankt. In dieser Altersgruppe sind es bereits 65,55 Prozent der Männer und 63,22 Prozent der Frauen. Danach ist der Anteil weiblicher Bluthochdruck-Patienten größer.
Lesen Sie auch: Herz und Gehirn Tattoo: Was es wirklich bedeutet
Demenz im Allgemeinen
Demenzen gehören zu den häufigsten und folgenreichsten neuropsychiatrischen Erkrankungen im höheren Alter. In Deutschland leiden derzeit etwa 1,6 Millionen Menschen an diesem Verfall ihrer geistigen Leistungsfähigkeit, bis 2050 ist mit einem Anstieg auf knapp 3 Millionen Betroffene zu rechnen. Nach und nach werden Orientierung, Urteilsfähigkeit, aber auch Sprach- und Rechenfähigkeit sowie Teile der Persönlichkeit zerstört.
Es gibt verschiedene Formen von Demenz:
- Alzheimer-Demenz (ca. Charakteristisch ist der fortschreitende Untergang von Nervenzellen, der im Schläfen- und Scheitellappen des Gehirns am stärksten ausgeprägt ist.
- Vaskuläre Demenz (ca. Hier sind die das Gehirn versorgenden Blutgefäße erkrankt, zum Beispiel durch Arteriosklerose. Bei Verstopfung größerer Blutgefäße sind größere Infarkte (Schlaganfälle) die Folge, aber auch die Mangeldurchblutung von kleinsten Blutgefäßen kann zu einem schleichenden Nervenzelluntergang führen (Mikroangiopathie). Je nach Ort der Schädigungen im Gehirn ist die Symptomatik unterschiedlich.
- Frontotemporale Demenz (ca. Gruppe von Erkrankungen mit Verlust an Nervenzellen im Stirnlappen oder vorderen Scheitellappen des Gehirns. Es werden drei Unterformen unterschieden, die oft schon ab ca. Schwierigkeiten, Worte richtig auszusprechen
- Lewy-Körperchen-Demenz (ca. Charakteristisch sind Bewegungsstörungen im Sinne von Parkinson-Symptomen, eine deutlich schwankende geistige Leistungsfähigkeit sowie das frühe Auftreten visueller Halluzinationen. Hinzu kommt eine ausgeprägte Überempfindlichkeit gegenüber Medikamenten, die gegen die Halluzinationen eingesetzt werden. Häufig treten Stürze, kurzzeitige Bewusstlosigkeit und Störungen der vegetativen Funktionen mit niedrigem Blutdruck und Inkontinenz auf.
- Gemischte Demenz (ca. Mischform zwischen Alzheimer-Demenz und vaskulärer Demenz.
Bei den Demenzen kommt es zur sogenannten Neurodegeneration, also dem schrittweisen Absterben von Gehirnzellen. Ursächlich ist oft eine Anhäufung von krankhaften Eiweißstoffen im Gehirn. Abhängig vom Ort dieses Prozesses treten dann zu verschiedenen Zeitpunkten der Erkrankung unterschiedliche Symptome auf. Eine Vergesslichkeit allein bedeutet noch keine Demenz. Im Anfangsstadium der Demenz erleben Betroffene die beginnende Vergesslichkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Fehlbeurteilungen von Situationen meist noch sehr bewusst. Sie versuchen, ihre Defizite vor ihrer Umgebung zu verbergen, und entwickeln Kompensationsmechanismen. Im mittleren Stadium der Demenz nehmen die Patienten ihre Störungen immer weniger wahr oder leugnen sie. Häufig können sie die Schwere der Beeinträchtigung und ihre Auswirkungen auf den Alltag nicht mehr adäquat beurteilen. Im letzten Krankheitsstadium nimmt vor allem die verbale Kommunikationsfähigkeit stark ab und Verhaltensauffälligkeiten erschweren die Unterstützung und Pflege der Betroffenen.
Ob tatsächlich eine Demenz vorliegt und was deren Ursache ist, klären wir in den Schön Kliniken genau ab. Dazu stellt unser neurologisches Personal zunächst die Ausfallserscheinungen fest, indem mit einer körperlichen Untersuchung Reflexe, Koordination, Gedächtnisleistung, Sprache und Orientierung überprüft werden. Die ausführliche kognitive Testung erfolgt mit standardisierten Fragebögen durch unser neuropsychologisches Personal. Für eine exakte Diagnose kommen bildgebende Verfahren hinzu, wie die Kernspin- oder die Computertomografie, sowie auch eine Nervenwasserentnahme. CT und MRT des Kopfes liefern Schichtaufnahmen des Gehirns, der Knochen sowie der Blutgefäße. Bei der PET werden mittels radioaktiv markierter Substanzen bestimmte Funktionsprozesse des Gehirns dargestellt, wie der Stoffwechsel von Sauerstoff und Zucker. Mit Ultraschalluntersuchungen der Blutgefäße am Hals und Kopf stellen wir fest, ob die Gefäße verschlossen sind oder ob der Blutfluss zum Gehirn beeinträchtigt ist. Mittels einer dünnen Nadel entnehmen wir zwischen den Wirbelkörpern im Lendenwirbelbereich eine Probe des Nervenwassers. Im Anschluss untersuchen wir, ob in der Probe Entzündungszellen oder demenztypische Eiweiße vorhanden sind.
tags: #herz #demenz #definition