Hilfsmittel nach Schlaganfall: Eine umfassende Liste zur Unterstützung im Alltag

Ein Schlaganfall kann das Leben von Betroffenen und ihren Angehörigen von einem Moment auf den anderen verändern. Die weitreichenden Folgen, wie Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen, Koordinationsprobleme und Orientierungsstörungen, können einen erheblichen Pflegebedarf auslösen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Hilfsmittel, die nach einem Schlaganfall die Selbstständigkeit fördern, die Hygiene unterstützen und den Pflegealltag erleichtern können.

Schlaganfall: Was kommt danach?

Viele Betroffene und Angehörige stellen sich die Frage: "Schlaganfall - was kommt danach?". Laut Statistiken leben etwa 85 % der Patienten mit den Folgen eines Schlaganfalls. Diese Folgen können vielfältig sein und je nach Ausprägung und betroffener Hirnregion zu Lähmungserscheinungen (halbseitig), Sprachstörungen, Schwindel, Koordinationsstörungen, Orientierungsstörungen, Sehstörungen oder Persönlichkeitsveränderungen führen.

Pflege nach Schlaganfall: Individuelle Bedürfnisse im Fokus

Die Pflege nach einem Schlaganfall sollte immer individuell auf die betreffende Person angepasst werden. Viele Menschen sind nach einem Schlaganfall vorübergehend oder dauerhaft auf Unterstützung aus ihrem Umfeld angewiesen. Angehörige können dabei eine wichtige Rolle spielen, indem sie herausfinden, welche Einschränkungen im Alltag Probleme bereiten und in enger Absprache mit dem behandelnden Arzt oder Pflegekräften den Pflegebedarf ermitteln.

Typische Pflegetätigkeiten in der häuslichen Schlaganfall-Pflege sind:

  • Hilfe beim Ankleiden und bei der Mobilisation
  • Körperpflege-Maßnahmen wie Zähneputzen, Unterstützung beim Duschen oder Baden
  • Nahrungszubereitung und Hilfe bei der Nahrungsaufnahme
  • Begleitung zu Arztterminen und Mitgestaltung der Freizeit

Prophylaxe: Erneuten Schlaganfällen vorbeugen

Bei der Pflege von Patienten mit Schlaganfall ist es besonders wichtig, erneuten Schlaganfällen vorzubeugen. Vor allem dann, wenn Grunderkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck bestehen. Glücklicherweise können Angehörige bei der Pflege bei Menschen mit Schlaganfall unmittelbar Rücksicht auf die klassischen Risikofaktoren nehmen.

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Vorbeugende (prophylaktische) Maßnahmen auf einen Blick:

  • Bluthochdruck vermeiden: Regelmäßige Kontrolle der Blutdruckwerte (optimal: maximal 135/85 mmHg), kochsalzarme Ernährung und Gewichtsverlust können helfen.
  • Rauchstopp: Tabakkonsum erhöht das Schlaganfall-Risiko.
  • Zuckerkrankheit überwachen: Diabetiker haben ein zwei- bis dreifach erhöhtes Schlaganfall-Risiko, daher regelmäßige Kontrolle und ggf. Insulinverabreichung.
  • Übergewicht reduzieren: Nährstoffreiche, fleischarme und betont pflanzliche Ernährung kann helfen, überflüssiges Gewicht zu verlieren und erhöhte Blutfette zu senken.

Pflegestufe und Grad der Behinderung

Es gibt keine allgemeingültige Pflegestufe (neu Pflegegrad) für Schlaganfallpatienten. Welchen Pflegegrad die Pflegekasse erteilt, hängt maßgeblich davon ab, inwieweit die Selbstständigkeit des Betroffenen eingeschränkt ist. Die Pflegekasse kann einen Pflegegrad zwischen 1 und 5 vergeben, wobei ein höherer Pflegegrad bedeutet, dass der Patient häufiger auf pflegerische Unterstützung im Alltag angewiesen ist.

Nach einem Schlaganfall kann ein Grad der Behinderung festgestellt werden, der zum Erhalt eines Schwerbehindertenausweises berechtigt. Bei der Beurteilung werden die bestehenden Hirnschäden in den Mittelpunkt gerückt.

Therapie nach Schlaganfall

Je nach Ausprägung des Schlaganfalls wartet auf Patienten ein teils langwieriger Therapieprozess. Im akuten Zustand müssen zunächst die Vitalfunktionen stabilisiert, die Gefäßverschlüsse beseitigt und die Gehirnblutung gestoppt werden. Danach ist es wichtig, einen erneuten Schlaganfall zu vermeiden, zum Beispiel mittels blutverdünnender Medikamente. Um Bewegungs- und Sprachstörungen zu lindern, können verschiedene Therapiemaßnahmen ergriffen werden, wie beispielsweise Ergotherapie oder Logopädie.

Häusliche Pflege: Möglichkeiten und Anpassungen

Menschen, die einen Schlaganfall durchlebt haben, können grundsätzlich zu Hause oder in einer stationären Einrichtung gepflegt werden. Viele Angehörige möchten ihr Familienmitglied zu Hause versorgen. Dazu ist es womöglich nötig, die Wohnumgebung an die Patientenbedürfnisse anzupassen. Treppen, hohe Türschwellen oder beengte Räumlichkeiten können Pflegebedürftige vor große Herausforderungen stellen, insbesondere bei Gangunsicherheit oder Halbseitenlähmung.

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Die Pflegekasse kann bis zu 4.180 Euro (Stand 2025) für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen übernehmen. Es ist ratsam, sich direkt bei der Pflegekasse nach den Voraussetzungen zu erkundigen. Wenn die häusliche Pflege nicht allein durch Angehörige geleistet werden kann, gibt es Alternativen wie die Tagesbetreuung oder eine Wohngemeinschaft. Vor allem, wenn der Pflegebedarf groß ist, kann eine Unterbringung in einem Pflegeheim sinnvoll sein, wo eine umfassende Versorgung und geeignete Therapieangebote gewährleistet sind.

Hilfsmittelkatalog: Unterstützung für den Alltag

Der Pflegebedarf im Anschluss an einen Schlaganfall kann groß sein. Hilfsmittel für Schlaganfallpatienten sind besonders clever, denn sie können die Selbstständigkeit des Betroffenen erhöhen, die Hygiene unterstützen und Angehörige im Pflege-Alltag entlasten.

Technische Hilfsmittel

  • Rollator: Für mehr Stabilität und Sicherheit beim Gehen.
  • Rollstuhl: Zurückgewinnung der Mobilität, wenn das Gehen eingeschränkt ist.
  • Pflegebett: Erleichtert die Pflege und sorgt für Komfort.
  • Badewannenlift: Ermöglicht das sichere Ein- und Aussteigen in die Badewanne.
  • Hausnotruf: Sorgt für schnelle Hilfe im Notfall.

Die Kosten für diese Hilfsmittel werden in der Regel von der Kranken- bzw. Pflegekasse übernommen, wenn eine medizinische Notwendigkeit vorliegt und eine ärztliche Verordnung vorliegt.

Elektronische Hilfsmittel und Alltagshilfen

  • Sprechende Zeigetafeln: Erleichtern die Kommunikation bei Sprachstörungen.
  • Kombinationsgeräte mit Touchscreen und Sprachausgabe: Unterstützen die Interaktion und Kommunikation.
  • Besonderes Besteck, Dosenöffner, Teleskopschuhanzieher oder Greifzangen: Erleichtern alltägliche Aufgaben bei Bewegungseinschränkungen.

Pflegehilfsmittel zum Verbrauch

  • Bettschutzeinlagen und Schutzkittel: Zur Inkontinenz-Pflege.

Hilfsmittel für spezielle Bedürfnisse

Je nach Art des Handicaps gibt es eine Vielzahl weiterer Hilfsmittel:

  • Orthesen: Unterstützen die Funktionen von Armen und Beinen bei Halbseitenlähmung.
  • Einhandbretter: Erleichtern das Schmieren von Brötchen mit einer Hand.
  • Sensomotorische Einlagen: Korrigieren Fehlstellungen und erleichtern das Gehen.
  • Funktionelle Elektrostimulation (FES): Hilft bei Fußheberschwäche, indem sie den Muskel elektrisch stimuliert, um die Fußspitze im Gehen zu heben.

Hilfsmittelverzeichnis und Kostenübernahme

Im Hilfsmittelverzeichnis sind alle wichtigen Produkte aufgeführt, für die die GKV die Kosten (anteilig) übernimmt. Auch nicht gelistete Hilfsmittel sind grundsätzlich erstattungsfähig, wenn eine ärztliche Verordnung vorliegt und die Krankenkasse im Einzelfall entscheidet. Privatversicherte haben je nach Tarif Zugriff auf einen offenen oder geschlossenen Hilfsmittelkatalog.

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Schlaganfall-Hilfsmittelkatalog: Unterteilung nach Alltagsaktivitäten

Um die Übersicht zu behalten, ist es hilfreich, die Hilfsmittel nach Bereichen des Alltags zu gliedern:

Duschen und Baden

  • Rutschfeste Umgebung: Antirutschmatten und Haltegriffe (rostfrei und geriffelt) sorgen für Sicherheit.
  • Begehbare Dusche: Ideal mit Anti-Rutschmatte, Haltegriff und Duschstuhl.
  • Duschstühle und Duschhocker: Mit oder ohne Armlehne, stabil und rostfrei.
  • Badewanneneinstiegshilfen: Badewannenstufen oder Haltegriffe erleichtern den Einstieg.
  • Sitzbrett für Badewanne: Ermöglicht das Duschen im Sitzen.
  • Transferstuhl: Erspart den Einstieg in die Badewanne.
  • Elektrische Badewannenausstieghilfe: Ermöglicht selbstständiges Baden.

Toilettengang

  • Toilettensitzerhöhung: Erleichtert das Hinsetzen und Aufstehen.
  • Haltegriff an der Wand: Gibt Sicherheit beim Aufstehen.

Körperpflege und Hygiene

  • Haarkamm mit Verlängerung: Für Menschen mit eingeschränkter Armbeweglichkeit.
  • Rückenbürste: Hilft beim Waschen schwer erreichbarer Körperstellen.
  • Einmalwaschlappen mit integrierter Seife: Für einfaches Waschen ohne Hantieren mit Seife oder Duschgel.
  • Klostuhl: Für kurze Klogänge in der Nacht, um die Sturzgefahr zu reduzieren.
  • Inkontinenzprodukte: Große Auswahl an Einlagen, Urinalkondomen und Kathetersäcken.

Essen und Trinken

  • Rutschfeste Teller mit integrierter Schiebekante: Ermöglichen selbstständiges, einhändiges Essen.
  • Bestecke mit verdicktem Griff: Lassen sich bei Feinmotorikstörungen einfacher greifen.
  • Wiegemesser mit rutschfesten Schneidebrettern: Zum Aufschneiden von Lebensmitteln.
  • Schneidebretter mit integriertem Messer: Für Menschen, die nur eine Hand einsetzen können.
  • Teller mit Zylinder oder erhöhtem Rand: Verhindern das Verrutschen der Lebensmittel.
  • Suppenteller mit Neigung im Boden: Erleichtern das Löffeln von flüssigen Speisen.
  • Griffverdickungen für Besteck: Ermöglichen die Weiterverwendung des alten Bestecks.
  • Lerntrinkbecher oder Schnabelbecher: Erleichtern das Trinken.
  • Metall Strohalme: Wiederverwendbar und leicht zu reinigen.
  • Verdickungsmittel für Flüssigkeiten: Für Menschen mit Schluckstörungen (Dysphagie).

Anziehen

  • Gleitschienen mit Zugband: Erleichtern das Anziehen von Socken oder Hosen.
  • Schnellverschluss Schnallen für Gürtel: Für einhändiges Öffnen und Schließen.
  • Kleidung mit Reißverschlüssen und Reißverschlussverlängerungen: Erleichtern das Anziehen.

Gehen und Fortbewegung

  • Gehstöcke (Einpunkt-, Vierpunkt- oder Walkingstöcke): Geben Stabilität und Sicherheit beim Gehen.
  • Rollatoren: Entlasten die Beine und geben Halt.
  • Rollstühle: Bringen Schlaganfallpatienten ihre Mobilität zurück, ohne dass sie gehen müssen.
  • Fußheberorthese: Verbessert das Gangbild und die Sicherheit bei Vorfußheberschwäche.

Schlafen

  • Langes Rückenkeilkissen: Ermöglicht das Schlafen in aufrechter Position.
  • Ergonomische Beinkissen: Lassen die Beine hochlagern.
  • Knie- und Kopfkissen für Seitenschläfer: Für eine gute Lagerung im Schlaf.

Anmerkungen zur Essensituation

Nach einem Schlaganfall ist es besonders wichtig, die Sensibilisierung des Mundraums zu stärken. Hierzu eignen sich beim Trinken Porzellanbecher, die dabei helfen, die Temperatur des Getränks zu erspüren. Da Schlaganfallpatienten häufig kognitiv nicht eingeschränkt sind, ist eine Stigmatisierung durch unästhetische Hilfsmittel zu vermeiden.

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