Nervenschmerzen durch Metformin: Ursachen, Behandlung und was Sie wissen sollten

Metformin ist ein weit verbreitetes Medikament zur Behandlung von Typ-2-Diabetes. Es hilft, den Blutzuckerspiegel zu senken und wird oft als Erstlinientherapie eingesetzt. Obwohl Metformin im Allgemeinen gut verträglich ist, können bei einigen Patienten Nebenwirkungen auftreten. Eine mögliche Nebenwirkung, die in letzter Zeit verstärkt diskutiert wird, sind Nervenschmerzen, auch bekannt als Neuropathie.

Was ist Neuropathie?

Neuropathie ist ein allgemeiner Begriff, der Schäden an den peripheren Nerven beschreibt. Diese Nerven verbinden das Rückenmark und das Gehirn mit dem Rest des Körpers. Eine Schädigung dieser Nerven kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, darunter Schmerzen, Taubheit, Kribbeln und Schwäche in den betroffenen Bereichen.

Diabetische Neuropathie

Eine häufige Ursache für Neuropathie ist Diabetes. Dauerhaft zu hohe Blutzuckerwerte können die Nerven schädigen und zu einer diabetischen Neuropathie führen. Etwa 30 bis 40 Prozent aller Diabetiker entwickeln im Laufe ihrer Erkrankung eine Polyneuropathie, wobei etwa 30 Prozent aller bekannten Diabetiker bereits davon betroffen sind. Das Risiko einer peripheren Polyneuropathie (Schädigung der Nerven in Beinen und Armen) steigt mit dem HbA1c-Wert. Neben hohen Blutzuckerwerten können auch andere Faktoren wie Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen und Entzündungen bei Menschen mit Typ-2-Diabetes ursächlich für Nervenschäden sein. Schon häufig erhöhte Blutzuckerwerte, auch ohne Vorliegen von Diabetes, können das Risiko für eine Polyneuropathie erhöhen.

Symptome der diabetischen Neuropathie

Die Symptome einer diabetischen Neuropathie können vielfältig sein und hängen davon ab, welche Nerven betroffen sind. Häufige Symptome sind:

  • Schmerzen in den Füßen und Beinen, oft brennend, stechend oder bohrend
  • Taubheit oder Kribbeln in den Füßen und Händen
  • Schwäche in den Muskeln
  • Verlust des Gleichgewichts
  • Verdauungsprobleme
  • Probleme mit der Blasen- oder Darmfunktion
  • Sexuelle Funktionsstörungen

Metformin und Neuropathie: Gibt es einen Zusammenhang?

In Internetforen gibt es Berichte über das Auftreten von Polyneuropathien unter Metformin-Therapie. Allerdings gibt es hierzu keine validen Studien, und die Fachinformationen machen hierzu keine Angaben. Es ist wichtig zu beachten, dass die beobachteten Polyneuropathien oft ein Resultat der Grunderkrankung Diabetes mellitus sind. Allerdings kann Metformin indirekt zu Nervenschäden beitragen.

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Vitamin-B12-Mangel

Metformin kann die Aufnahme von Vitamin B12 im Darm beeinträchtigen und somit zu einem Vitamin-B12-Mangel führen. Vitamin B12 ist jedoch für die Funktion der Nerven unerlässlich. Ein Mangel kann daher zu neurologischen Problemen wie Neuropathie führen. Studien haben gezeigt, dass bei etwa jedem dritten Langzeitanwender von Metformin der B12-Spiegel sinkt.

Symptome eines Vitamin-B12-Mangels

Ein Vitamin-B12-Mangel entsteht meist langsam und bleibt lange unbemerkt. Mögliche Symptome sind:

  • Müdigkeit
  • Konzentrationsschwäche
  • Blasse Haut
  • Kribbeln oder Taubheitsgefühle in Händen und Füßen
  • Gangunsicherheiten
  • Stimmungsschwankungen
  • Blutarmut

Weitere mögliche Ursachen für Neuropathie bei Diabetikern

Es ist wichtig zu betonen, dass Neuropathie bei Diabetikern viele Ursachen haben kann. Neben hohen Blutzuckerwerten und einem möglichen Vitamin-B12-Mangel können auch andere Faktoren eine Rolle spielen:

  • Übergewicht (insbesondere Adipositas)
  • Fettstoffwechselstörungen
  • Entzündungen
  • Rauchen (wie im Fall von Xaver M.)
  • Durchblutungsstörungen

Diagnose von Neuropathie

Um eine Polyneuropathie (Schädigung der Nerven) zu erfassen, sind oft nur wenige Tests erforderlich. Dazu gehören:

  • Prüfen des Vibrationsempfindens mit der Stimmgabel
  • Überprüfen des Achillessehnenreflexes mit dem Reflexhammer
  • Untersuchung des Schmerzempfindens mit einer Nadel
  • Quantitative sensorische Testung (QST)

Behandlung von Nervenschmerzen

Die Behandlung von Nervenschmerzen zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Es gibt verschiedene Therapieansätze:

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Konservative Maßnahmen

  • Blutzuckerkontrolle: Eine gute Blutzuckereinstellung ist entscheidend, um Nervenschäden zu verhindern oder zu verlangsamen.
  • Gewichtsreduktion: Übergewicht kann Nervenschäden verstärken.
  • Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann die Durchblutung verbessern und Nervenschmerzen lindern.
  • Ernährungsumstellung: Eine ausgewogene Ernährung kann helfen, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren und Entzündungen zu reduzieren.
  • Nahrungsergänzung: Gezielte Nahrungsergänzung für Diabetiker kann helfen, Mängel auszugleichen und die Nervenfunktion zu unterstützen. Insbesondere die Überwachung und gegebenenfalls die Supplementierung von Vitamin B12 sind wichtig.

Medikamentöse Therapie

  • Antidepressiva: Bestimmte Antidepressiva (z. B. Duloxetin) können bei Nervenschmerzen helfen.
  • Antiepileptika: Antiepileptika (z. B. Pregabalin, Gabapentin) werden häufig zur Behandlung von Nervenschmerzen eingesetzt.
  • Opioide: Bei stärkeren Beschwerden und insbesondere bei Menschen mit drohendem Nierenversagen können Opioide eine deutliche Schmerzreduktion bewirken.
  • Andere Schmerzmittel: Anti-Rheuma-Mittel (z. B. Diclofenac, Ibuprofen oder Paracetamol und auch Metamizol) helfen in der Regel bei Nervenschmerzen nicht oder nur sehr wenig.

Weitere Therapien

  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskeln zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern.
  • Ergotherapie: Ergotherapie kann helfen, den Alltag trotz Nervenschmerzen besser zu bewältigen.
  • Psychotherapie: Psychotherapie kann helfen, mit den Schmerzen umzugehen und die Lebensqualität zu verbessern.

Was können Sie tun?

  • Sprechen Sie mit Ihrem Arzt: Wenn Sie Diabetes haben und Nervenschmerzen entwickeln, sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Er kann die Ursache Ihrer Schmerzen feststellen und eine geeignete Behandlung empfehlen.
  • Überprüfen Sie Ihren Vitamin-B12-Spiegel: Wenn Sie Metformin einnehmen, lassen Sie regelmäßig Ihren Vitamin-B12-Spiegel überprüfen. Bei einem Mangel kann eine Supplementierung sinnvoll sein.
  • Achten Sie auf eine gute Blutzuckereinstellung: Eine gute Blutzuckereinstellung ist entscheidend, um Nervenschäden zu verhindern oder zu verlangsamen.
  • Leben Sie gesund: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf. Vermeiden Sie Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum.

Fibromyalgie und Metformin: Ein möglicher neuer Ansatz?

Eine aktuelle Studie deutet darauf hin, dass Metformin ein spannender neuer Ansatz bei Fibromyalgie sein könnte. Fibromyalgie ist eine generalisierte Schmerzstörung, von der Frauen dreimal häufiger betroffen sind als Männer. Die Ursachen sind nicht vollständig verstanden, aber es gibt Hypothesen, dass Veränderungen der Mikrozirkulation im Gehirn eine Rolle spielen könnten. Forscher haben untersucht, ob eine Insulinresistenz ursächlich an der Entstehung eines Fibromyalgiesyndroms beteiligt sein könnte.

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