Magnesium bei Polyneuropathie: Ein umfassender Überblick

Polyneuropathie ist eine Erkrankung, die das periphere Nervensystem betrifft und zu einer Vielzahl von Symptomen führen kann. Die Behandlung zielt in erster Linie auf die Ursachenbekämpfung und die Linderung der Symptome ab. Magnesium spielt eine wichtige Rolle bei der Nervenfunktion und kann daher bei der Behandlung von Polyneuropathie von Bedeutung sein. Dieser Artikel beleuchtet die Rolle von Magnesium bei Polyneuropathie, wobei die verfügbaren Informationen maximal genutzt werden.

Was ist Polyneuropathie?

Polyneuropathie (PNP) ist eine systemische Erkrankung, bei der mehrere Nerven im peripheren Nervensystem geschädigt sind. Dies führt zu einer Störung der Nervenfunktion. Die Prävalenz in Deutschland liegt bei etwa 2-3 % der Gesamtbevölkerung, wobei sie bei über 55-Jährigen auf bis zu 8 % ansteigt. Betroffene leiden oft unter Beschwerden, die beidseitig und symmetrisch in den Unterschenkeln/Füßen bzw. Unterarmen/Händen auftreten, was zu einer strumpf- bzw. handschuhartigen Verteilung führt. In der Regel sind die Beine stärker betroffen als die Arme.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen von Polyneuropathie sind vielfältig. Dazu gehören:

  • Diabetes mellitus: Eine der häufigsten Ursachen, bei der es zu einer diabetischen Polyneuropathie kommt.
  • Alkoholmissbrauch: Alkohol kann Nervenschäden verursachen.
  • Nierenschwäche: Eine eingeschränkte Nierenfunktion kann zu Stoffwechselstörungen führen, die die Nerven schädigen.
  • Lebererkrankungen: Ähnlich wie bei Nierenerkrankungen können auch Lebererkrankungen die Nervenfunktion beeinträchtigen.
  • Schilddrüsenunterfunktion: Eine Hypothyreose kann neurologische Symptome verursachen.
  • Medikamente: Einige Medikamente, insbesondere Chemotherapeutika, Antibiotika und HIV-Medikamente, können Polyneuropathie auslösen. Auch Cholesterinsenker (Statine) können in seltenen Fällen Nervenschäden fördern.
  • Mangelernährung: Ein Mangel an wichtigen Nährstoffen wie Vitamin B12 und Folsäure kann zu Nervenschäden führen.
  • Erregertoxikosen: Infektionen wie Borreliose und HIV können ebenfalls Polyneuropathie verursachen.
  • Autoimmunerkrankungen: Erkrankungen wie das Guillain-Barré-Syndrom können zu Nervenschäden führen.
  • Vergiftungen: Chemikalien wie Pflanzenschutzmittel, Quecksilber und andere Schwermetalle können Nervenschäden verursachen.
  • Drogen: Drogenkonsum kann ebenfalls Polyneuropathie auslösen.

In vielen Fällen bleibt die Ursache unklar, was als idiopathische Polyneuropathie bezeichnet wird.

Symptome der Polyneuropathie

Die Symptome der Polyneuropathie sind vielfältig und hängen davon ab, welche Nerven betroffen sind. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

Lesen Sie auch: Effektive Behandlungsmethoden

  • Sensibilitätsstörungen: Kribbeln, Brennen, Taubheitsgefühle, Schmerzen in den Füßen und Händen.
  • Muskelschwäche: Schlaffe Lähmungen, Abschwächung des Muskeltonus.
  • Autonome Störungen: Kreislaufprobleme, Verdauungsbeschwerden, Blasen- und Darmfunktionsstörungen, Erektionsstörungen.

Magnesium: Ein essenzieller Mineralstoff für die Nervenfunktion

Magnesium ist ein essenzieller Mineralstoff, der für zahlreiche Körperfunktionen unerlässlich ist. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Nervenfunktion, Muskelkontraktion, Energieproduktion und Blutzuckerkontrolle. Etwa 50-60 % des Magnesiums befinden sich in den Knochen, der Rest in Muskeln, Weichgeweben und Körperflüssigkeiten.

Die Bedeutung von Magnesium bei Polyneuropathie

  1. Schutz der Nervenisolierung: Magnesium hilft, die Schutzisolierung der Nerven, ähnlich der Gummiummantelung eines Stromkabels, intakt zu halten. Es wirkt als natürlicher Kalziumblocker und verhindert, dass zu viel Kalzium in die Nervenzellen einströmt. Ein Kalziumüberschuss kann das Nervensystem überempfindlich machen und zu Zittern, Krämpfen und Nervosität führen.

  2. Muskelentspannung: Magnesium ist ein Gegenspieler von Kalzium bei der Muskelkontraktion. Es sorgt dafür, dass sich die Muskeln nach der Anspannung wieder entspannen können, indem es Kalzium aus dem Muskelgewebe entfernt. Dies ist besonders wichtig beim Restless-Legs-Syndrom, bei dem Magnesium Krämpfen und Zuckungen vorbeugen kann.

  3. Energieproduktion: Magnesium aktiviert Enzyme, die für die Produktion von Adenosintriphosphat (ATP) notwendig sind, dem Hauptenergiespeicher in den Zellen. Eine ausreichende Magnesiumversorgung optimiert die Energieproduktion und beugt Müdigkeit und Schwäche vor.

  4. Blutzuckerkontrolle: Magnesium verbessert die Insulinsensitivität und hilft, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten. Es unterstützt die Funktion der Bauchspeicheldrüse und erhöht die Empfindlichkeit der Körperzellen für Insulin.

    Lesen Sie auch: Wie Osteopathie bei eingeklemmten Nerven hilft

  5. Stressabbau: Magnesium reduziert die Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol und fördert Entspannungszustände. Stress kann den Magnesiumspiegel im Körper senken, was zu einem Teufelskreis aus Stress und Magnesiummangel führen kann.

Magnesiummangel und Polyneuropathie

Ein Magnesiummangel kann die Symptome der Polyneuropathie verschlimmern. Studien haben gezeigt, dass ein Magnesiummangel mit einem erhöhten Stresshormonspiegel und einer reduzierten Serotoninproduktion verbunden sein kann. Dies kann zu Stimmungsschwankungen, Angst und Depressionen führen.

Magnesiumquellen und Supplementierung

Magnesium kann über die Nahrung aufgenommen werden. Gute Magnesiumquellen sind:

  • Nüsse und Samen: Kürbiskerne, Hanfsamen, Mandeln, Cashewnüsse
  • Hülsenfrüchte: Bohnen, Linsen
  • Vollkornprodukte: Haferflocken, Quinoa
  • Grünes Blattgemüse: Spinat, Grünkohl
  • Dunkle Schokolade

In einigen Fällen kann eine Magnesiumsupplementierung sinnvoll sein, insbesondere bei einem nachgewiesenen Magnesiummangel oder bei Vorliegen von Risikofaktoren. Es ist jedoch wichtig, hochwertige Magnesiumpräparate zu wählen und die Dosierung mit einem Arzt oder Apotheker abzusprechen.

Vorsicht bei Magnesiumpräparaten

Viele im Handel erhältliche Magnesiumpräparate enthalten Magnesiumoxid, das vom Körper schlecht aufgenommen wird. Besser geeignet sind organische Magnesiumverbindungen wie Magnesiumcitrat oder Magnesiumbisglycinat. Hohe Dosen von Magnesiumoxid können abführend wirken.

Lesen Sie auch: Linderung von Polyneuropathie-Symptomen

Weitere wichtige Nährstoffe bei Polyneuropathie

Neben Magnesium spielen auch andere Nährstoffe eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Polyneuropathie:

  • Alpha-Liponsäure: Ein starkes Antioxidans, das bevorzugt zur Behandlung der diabetischen Polyneuropathie eingesetzt wird.
  • B-Vitamine: Insbesondere Vitamin B1, B6 und B12 sind wichtig für die Nervenfunktion und können bei einem Mangel neuropathische Symptome verbessern.
  • Folsäure: Spielt eine wichtige Rolle im Homocysteinmetabolismus und ist eng mit dem B12-Stoffwechsel verbunden.
  • Uridinmonophosphat (UMP): Ein wichtiger Baustein für Nervenzellen, der die Regeneration geschädigter Nerven unterstützen kann.
  • Vitamin D: Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D kann neuropathische Symptome lindern.

Naturheilkundliche Therapieansätze

Neben derSupplementierung mit einzelnen Nährstoffen gibt es auch verschiedene naturheilkundliche Therapieansätze, die bei Polyneuropathie eingesetzt werden können:

  • Entgiftungs- und Ausleitungstherapien: Zur Unterstützung der Entgiftungsorgane und Ausleitung von Schadstoffen.
  • Säure-Basen-Haushalt: Ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt kann Entzündungen reduzieren und die Nervenfunktion verbessern.
  • Pflanzliche Mittel: Heilpflanzen wie Kalmus, Estragon, Salbei, Kurkuma, Capsaicin und Helmkraut können bei Polyneuropathie hilfreich sein.
  • Rotlicht-Therapie: Kann bei vielen Beschwerden hilfreich sein und die Durchblutung fördern.
  • Physikalische Therapien: Physiotherapie, Wechselbäder, Elektrobehandlung gelähmter Muskeln sowie warme und kalte Wickel können die Durchblutung steigern und geschwächte Muskeln stärken.

Schulmedizinische Behandlung

Die schulmedizinische Behandlung der Polyneuropathie zielt in erster Linie auf die Behandlung der Grunderkrankung ab, z. B. die Einstellung des Blutzuckers bei Diabetes oder den Verzicht auf Alkohol bei alkoholbedingter Polyneuropathie. Zur Linderung der Symptome werden häufig Schmerzmittel, Antidepressiva und Antikonvulsiva eingesetzt.

Fallbeispiel: Restless-Legs-Syndrom und Magnesium

Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) ist eine neurologische Erkrankung, die durch einen unkontrollierbaren Bewegungsdrang der Beine gekennzeichnet ist, oft begleitet von Missempfindungen. Magnesium spielt eine wichtige Rolle bei der Muskelentspannung und Nervenfunktion und kann daher bei der Behandlung von RLS hilfreich sein.

Ein persönlicher Erfahrungsbericht zeigt, dass Magnesium bei RLS-Symptomen helfen kann:

"Seit meinem 25ten Lebensjahr leide ich am Restless Legs Syndrom, welchem ich schon viele schlaflose Nächte verdankte. Ganz besonders unruhig waren meine Beine jedoch immer in warmen Nächten und nach ausgiebigen Sauna-Abenden, was bei mir so einmal im Monat vorkommt. Als ich dann (endlich) auf die Idee kam, dass es weniger mit der Wärme an sich als mit dem Ausschwitzen zu tun haben könnte, fing ich an zu recherchieren."

tags: #Magnesium #bei #Polyneuropathie