Demenz ist eine Herausforderung, die viele Familien im Bergischen Land betrifft. Angebote rund um das Thema Demenz sind heutzutage wichtiger denn je. Laut dem Demenz-Servicezentrum im Bergischen Land sind rund 20.000 Menschen in der Region an Demenz erkrankt, allein in Remscheid sind es 2.000. Um diesen Menschen und ihren Angehörigen bestmöglich zu helfen, gibt es eine Vielzahl von Initiativen und Angeboten.
Die Bedeutung der Unterstützung im häuslichen Umfeld
„Ein Großteil der Betroffenen lebt weiterhin im häuslichen Umfeld. Unterstützt und gepflegt werden sie in den meisten Fällen von Angehörigen, Freunden oder Nachbarn“, weiß Monika Wilhelmi, Psychologische Psychotherapeutin und Leiterin des Demenz-Servicezentrums Bergisches Land in Trägerschaft der Evangelischen Stiftung Tannenhof. Dies zeigt deutlich, wie viele Menschen in der Region tagtäglich mit dem Thema Demenz konfrontiert sind. Dennoch fühlen sich insbesondere Angehörige oftmals allein gelassen.
Das Alzheimer-Café: Ein Ort des Austauschs und der Beratung
Genau hier bietet das „Alzheimer-Café“ Unterstützung. Sei es beim Austausch mit anderen Betroffenen oder aber bei konkreten Fragestellungen an die Experten, welche die Treffen im Wechsel moderieren. Das Angebot ist kostenfrei - eine Anmeldung ist nicht erforderlich. „Die Treffen finden zentral in Remscheid statt; im Haus für Seelische Gesundheit, 2. Obergeschoss, Konrad-Adenauer-Straße 6“, ergänzt Wilhelmi. (Eingang über den Parkplatz im Innenhof - nicht Haupteingang!)
Was ist Demenz? Ein Überblick über das Krankheitsbild
Der Verlust des Gedächtnisses ist der auffälligste, aber nicht der einzige Ausdruck einer schweren Hirnleistungsstörung, die man als Demenz bezeichnet. Häufigste Ursache ist die Alzheimer Erkrankung, eine hirnorganische Krankheit. Zum Krankheitsbild gehören Gedächtnis- und Orientierungsstörungen, Sprachstörungen, Störungen des Denk- und Urteilsvermögens sowie Veränderungen der Persönlichkeit. „Den Betroffenen geht zunehmend die Fähigkeit verloren, ihren Alltag zu bewältigen. Pflegende sind daher oft psychisch und physisch stark belastet“, erläutert Wilhelmi. Die Angehörigengruppe hilft, den Umgang mit Betroffenen zu erleichtern. Man spricht über aktuelle Probleme, die im Alltag auftreten, und informiert sich über spezielle Themen.
Die Landesinitiative Demenz-Service NRW: Unterstützung vor Ort
Um Menschen mit Demenz und Ihren Angehörigen möglichst in ihrer vertrauten Umgebung gut zu unterstützen, entstand die Landesinitiative Demenz-Service in Nordrhein-Westfalen (NRW). Das Demenz-Servicezentrum Bergisches Land ist eines von insgesamt 13 Demenz-Servicezentren (DSZ) in NRW. Das DSZ Bergisches Land ist zuständig für die Region Wuppertal, Remscheid, Solingen, den Oberbergischen Kreis sowie den Rheinisch-Bergischen Kreis. Der Träger des DSZ Bergisches Land ist die Evangelische Stiftung Tannenhof.
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„Demenz bewegt“: Aktionsläufe zur Sensibilisierung
Unter dem Motto „Demenz bewegt“ veranstaltete das Demenz-Servicezentrum Bergisches Land vom 19. bis 21. September Aktionsläufe von verschiedenen Ausgangspunkten im Bergischen Land. Ziel war es, auf die Serviceangebote zur Betreuung Dementer in der Region hinzuweisen. In Radevormwald startete der Lauf am 19.09.12 um 09.30 Uhr auf dem Gelände des Sana Krankenhaus Radevormwald und führte bis nach Gummersbach. Auch ein Teil der Mitarbeiter des Krankenhauses beteiligte sich an der ersten Etappe. Der Event begann um 08.00 Uhr mit einem Läuferfrühstück auf dem Parkplatz. Interessierte Bürger waren auch bei nicht sportlicher Beteiligung herzlich eingeladen.
Das Sana Krankenhaus Radevormwald: Engagement für Menschen mit Demenz
Als Krankenhaus der Grundversorgung mit einer rasch wachsenden Abteilung für Altersmedizin engagiert sich das Sana Krankenhaus Radevormwald auf vielen Ebenen für die Versorgung von geistig eingeschränkten und betagten behinderten Bürgern in allen Krankheitsphasen. Neben der Versorgung von neurologischen, internistischen und chirurgischen Erkrankungen auf hohem Niveau bietet das Krankenhaus besondere Konzepte der individuellen pflegerischen Versorgung, einschließlich der Mitunterbringung von Angehörigen, der alltagsbezogenen kognitiven Aktivierung in Einzel- und Gruppentherapie bis hin zur Musiktherapie und der Einbindung eines Therapiehundes. „Durch eine optimale Hilfsmittelversorgung und eine Wohnraumberatung in Zusammenarbeit mit den regionalen sozialen Netzwerken gelingt es uns in der Regel, die betroffenen Patienten gut versorgt wieder in die gewohnte Umgebung zu entlassen. Selbstverständlich bieten wir auch Beratung und Betreuung von oft sehr belasteten Angehörigen an“, so Dr. Eine weitere Serviceleistung der Akutgeriatrie und Frührehabilitation ist das Angebot für Bürger, unentgeltlich in der ergotherapeutischen Sprechstunde ihre Hirnleistungen testen zu lassen.
Das geriatrische Forum: Informationsveranstaltungen zu altersmedizinischen Themen
Seit zwei Jahren bietet die Akutgeriatrie und Frührehabilitation regelmäßig gut besuchte Informationsveranstaltungen zu altersmedizinischen Themen als „geriatrisches Forum“. Hierzu werden neben den Patienten und Angehörigen alle relevanten Institutionen und Altenhilfeeinrichtungen eingeladen, um gemeinsam im Dialog die Situation von betagten behinderten Bürgern in der Region zu verbessern. Aktuell wird ein Forum zu dem Thema „Mangelernährung im Alter“ für den 14.11.12 im Bürgerhaus vorbereitet. Auf dem Seniorentag am 28.10.12 präsentiert die Akutgeriatrie und Frührehabilitation eine Selbsterfahrung auf einem kleinen Parcours im Alterssimulationsanzug. Zudem findet im Zuge der Veranstaltung eine Vortragsreihe zum Thema „10 Goldene Regeln für ein gesundes Altern“ statt.
Genaue Diagnostik und interdisziplinäre Zusammenarbeit
Gerade weil eine Demenz so viele verschiedene Ursachen haben kann, ist uns eine genaue Diagnostik wichtig, um dann die Demenz möglichst gezielt behandeln zu können. Dafür arbeiten die Spezialisten unserer Fachabteilungen übergreifend zusammen. Unsere Fachärzte stehen im stetigen Austausch miteinander und bieten Ihnen eine detailgenaue Diagnostik. Das ist wichtig, um Demenzen mit gut behandelbaren Ursachen wie Schilddrüsen-Erkrankungen, Vitamin-Mangel, Aufstau von Nervenwasser (Normaldruck-Hydrozephalus), gutartigen Hirn-Tumoren oder eventuell Entzündungen des Gehirns frühzeitig zu erkennen. Dafür werden Blut- und Nervenwasser-Untersuchungen sowie die Bildgebung des Gehirns durchgeführt. Mit testpsychologischen Untersuchungen ("Demenz-Test") kann das Ausmaß, aber nicht die Ursache der geistigen Beeinträchtigung gemessen werden. Eine wichtige Komponente unserer fachlichen Diagnose ist die Abgrenzung gegenüber einer Depression, da eine schwere Depression immer auch Beeinträchtigungen der Konzentration und der Merkfähigkeit mit sich bringt.
Vielfältige Behandlungsmöglichkeiten zur Verbesserung der Lebensqualität
Sobald wir aufgrund unserer modernen Diagnostik die demenzielle Symptomatik einer bestimmten Demenz-Erkrankung / -Ursache zuordnen können, kann die gezielte Behandlung beginnen. Selbst für Erkrankungen, die man noch nicht heilen kann, wie die Alzheimer-Demenz oder die Lewy-Körperchen-Demenz, gibt es mittlerweile Behandlungsmöglichkeiten, mit denen wir für Sie wertvolle Zeit gewinnen. Unsere interdisziplinären Teams aus Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften betreuen jeden Patienten individuell, um die Beschwerden optimal zu behandeln. Durch Antidementiva kann man bei diesen Erkrankungen den Krankheitsverlauf verlangsamen und die Pflegebedürftigkeit hinauszögern. Bei depressiven Symptomen kann man die Lebensqualität und auch die geistigen Fähigkeiten durch eine antidepressive Therapie verbessern. Das gleiche gilt auch für Betroffene mit ausgeprägten Ängsten, auffälligem Verhalten oder psychotischen Symptomen, die auch durch Medikamente gemildert werden können.
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Aktive Therapieformen und Millieutherapie
Die medikamentöse Basistherapie ergänzen wir durch aktive Therapieformen, die verbliebene Fähigkeiten der Patienten trainieren, sowie die Lebensqualität verbessern. Dazu gehören die Ergotherapie, Physiotherapie, Musiktherapie, bis hin zu Sinnes- und Wahrnehmungsübungen, die sich positiv auf die Krankheitsbewältigung auswirken. Da die Patienten immer weniger in der Lage sind, sich der Umwelt anzupassen, passen wir in der Millieutherapie die Umwelt den Beeinträchtigungen an. Dazu kommen sozialmedizinische Maßnahmen wie die ambulante Pflege und Tagespflege. Diese wertvollen Maßnahmen tragen dazu bei, dass demenziell erkrankte Menschen länger zu Hause leben können und die betreuende Familie entlastet wird.
Frühe Diagnose für ein selbstbestimmtes Leben
Je früher eine Demenz erkannt wird, desto eher können wir auf mittlerweile vielfältige Weise behandeln, damit das Leben für den Betroffenen und seinen Angehörigen möglichst lange möglichst selbstbestimmt weitergehen kann. In unseren Zentren, Fachabteilungen und Einrichtungen sind wir spezialisiert darauf, möglichst frühzeitig zu helfen.
Fortbildungsveranstaltungen zum Thema Demenz
Das Seniorenbüro der Stadt Bergisch Gladbach bietet in Zusammenarbeit mit dem Demenz-Servicezentrum Nordrhein-Westfalen eine Fortbildung in Sachen „Demenz“ an. Angesprochen sind in erster Linie Leiterinnen und Leiter von Altenclubs; gern können auch interessierte Bürgerinnen und Bürger teilnehmen. Der Vortrag richtet sich insgesamt an Personen, die Anteil haben an der Versorgung Demenzerkrankter, an Interessierte, Angehörige und ehrenamtliche Helfer. Die Veranstaltung findet statt am 15. Juni 2010 um 15.00 Uhr in der Begegnungsstätte „Mittendrin", Laurentiusstr.4-12, 51465 Bergisch Gladbach. Die Anmeldung ist erforderlich beim städtischen Seniorenbüro.
Wissen vermitteln und Verständnis fördern
Immer gehen Fähigkeiten, die wir im Laufe unseres Lebens erworben haben, verloren: Störungen des Gedächtnisses, des Denkens und des Handelns. Handlungsschritte, die für den Alltag wichtig sind, können nicht mehr selbständig ausgeführt werden, die Erkrankten fühlen sich hilflos, traurig und schämen sich. Viele meiden als Folge den Kontakt zu Familie und Freunden; häufig entwickelt sich eine Depression. Das Fortschreiten der Erkrankung macht mehr und mehr die Hilfe von anderen Menschen notwendig. Die Auffälligkeiten im Verhalten und die Veränderungen der Persönlichkeit sind für betroffene Angehörige und ehrenamtliche Helfer oft schwer zu verstehen und kaum zu begreifen. Ein wichtiger, erster Schritt ist deshalb, zunächst Wissen über die Erkrankung zu vermitteln.
Die Aufgaben des Demenz-Zentrums
Das Demenz-Servicezentrum Bergisches Land ist eines von insgesamt 13 Demenz-Servicezentren in NRW, die zur Landesinitiative Demenzservice gehören. Alle Demenz-Servicezentren werden vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW und vom Landesverband der Pflegekassen gefördert sowie vom Kuratorium Deutsche Altershilfe koordiniert. Das Demenz-Zentrum erfasst, strukturiert und vernetzt die Angebote in der gesamten Region und initiiert neue Versorgungsstrukturen, um Informationen individuell an Ratsuchende weitergeben zu können.
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Wohnortnahe Angebote und ambulant betreute Wohngemeinschaften
Die Landesinitiative Demenzservice will aber nicht nur informieren, sondern bietet auch konkrete Hilfe an, um von der Früherkennung bis zum fortgeschrittenen Stadium der Demenz wohnortnahe Angebote zu finden. Menschen mit Demenz brauchen einen Platz, an dem sie in ihren "eigenen Welten" leben dürfen. Der ASB hat auf diese Anforderung reagiert und in Bergisch Gladbach-Bensberg zwei ambulant betreute Wohngemeinschaften gegründet. Dort können sieben bzw. acht Menschen mit Demenzerkrankung so selbstständig wie möglich leben. Die Mitarbeiter*innen des Arbeiter-Samariter-Bundes begleiten sie rund um die Uhr in ihrem Alltag und geben ihnen alle Unterstützung, die sie benötigen. Das Besondere der Konzeption ist, dass im Vordergrund nicht die Pflege steht, sondern der Erhalt und Ausbau der eigenen Fertigkeiten und Fähigkeiten durch Anregung.
Normalität im Alltag und Mitbestimmung der Bewohner
Zwar stehen für die nötige pflegerische Versorgung Fachkräfte zur Verfügung, den Tag aber strukturieren Alltagsbegleiterinnen: Ein Team, das speziell auf seine Aufgabe vorbereitet ist. Sie managen den Alltag so weit wie möglich mit den Bewohnerinnen gemeinsam. So viel Normalität wie möglich soll in den Alltag einfließen. Die Bewohner können die Alltagsgestaltung weitgehend mitbestimmen und entsprechend ihrer Fähigkeiten und Interessen bei allen Aktivitäten mitmachen. Kochen, backen, bügeln, Blumenpflege, aber auch basteln, spielen, malen und spazieren gehen.
Das Leichlinger Netzwerk Depressionen: Sensibilisierung und Aufklärung
Das Leichlinger Netzwerk Depressionen, das sich Ende 2017 gegründet hat, möchte mit anschaulichen und allgemein verständlichen Informationen zur Sensibilisierung und Aufklärung über das Thema „Depressionen“ beitragen. Depressionen gehören zu den häufigsten und - hinsichtlich ihrer Schwere - zu den am meisten unterschätzten Erkrankungen. Insgesamt erkranken in Deutschland ca. 5,3 Mio. Menschen im Laufe eines Jahres an einer behandlungsbedürftigen Depression. Doch was ist eigentlich eine Depression? Jeder Mensch kennt Phasen im Leben, in denen alles grau in grau erscheint, die Stimmung einen Tiefpunkt erreicht hat, man traurig und niedergeschlagen ist. Aus medizinisch-therapeutischer Sicht ist eine Depression weitaus mehr: Eine ernste Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen beeinflusst, mit Störungen von Körperfunktionen einhergeht und erhebliches Leiden verursacht. Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, können sich selten allein von ihrer gedrückten Stimmung, Antriebslosigkeit und ihren negativen Gedanken befreien. Leider wissen heute immer noch viel zu wenig Menschen etwas über Depressionen.
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