Die Diagnose von Infektionskrankheiten bei Kaninchen kann eine Herausforderung darstellen. Kaninchen zeigen oft erst spät klinische Symptome und werden dem Tierarzt oft erst mit Verzögerung vorgestellt. Die Aufarbeitung von Infektionskrankheiten mit unspezifischen Krankheitssymptomen stellt den Praktiker vor eine Herausforderung.
Diagnose von Infektionskrankheiten
Der erste Schritt ist eine ausführliche Anamnese, bei der Haltung (Einzel- oder Gruppenhaltung), Alter, Impfstatus und besondere Ereignisse erfragt werden sollten. Eine umfassende klinische Untersuchung und eine allgemeine Blutuntersuchung sind genauso essentiell wie die labordiagnostische Abklärung der Infektion selbst.
Infektionskrankheiten mit unspezifischen Symptomen
Bei Patienten mit unspezifischen Symptomen wie Apathie, Lethargie und Anorexie oder bei plötzlichen Todesfällen ist es oft schwierig, diese direkt mit einem spezifischen Infektionserreger in Verbindung zu bringen. Im Folgenden werden einige ausgewählte Infektionskrankheiten mit unspezifischen, respiratorischen und/oder vorwiegend gastrointestinalen Symptomen näher beleuchtet.
Tularämie (Hasenpest)
Die Tularämie, auch „Hasenpest“ genannt, ist eine meldepflichtige bakterielle Zoonose (Erreger Francisella tularensis). Reservoir in Deutschland sind vor allem Feldhasen. Trotz der niedrigen Inzidenz bei Menschen (17 - 72 Fälle pro Jahr in Deutschland) ist die Tularämie auch beim Menschen meldepflichtig und gilt als Berufskrankheit von Jägern und Personen, die mit Hasen handeln oder diese zu Lebensmitteln verarbeiten. Wegen der geringen infektiösen Dosis von 10 - 50 Erregern, des teilweise schweren Verlaufs und der guten Heilungschancen bei frühzeitigem Therapiebeginn beim Menschen sollte bei Verdacht zeitnah ein Nachweis durchgeführt werden.
Die Infektion des Menschen erfolgt oronasal, konjunktival oder über Haut- oder Schleimhautverletzungen. Quellen sind das Ausnehmen des Schlachtkörpers, kontaminierte, unzureichend erhitzte Lebensmittel, kontaminiertes Wasser, Aerosole sowie Stiche/Bisse von Arthropoden (Zecken, Mücken, Bremsen). Zu den typischen klinischen Symptomen beim Menschen gehören unspezifische, grippeartige Symptome, Hautulzerationen, Lymphknotenschwellung und -vereiterung, Fieber, Bindehautentzündung und Lungenentzündung. Eine Therapie mit Aminoglykosiden, Fluorchinolonen, Tetracyclinen, Chloramphenicol oder Rifampicin wird empfohlen.
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Francisella tularensis, Fam. Wirtsspektrum: v.a. Zoonose!
Kaninchenschnupfen
Respiratorische Symptome, wie Niesen, Husten, Nasen- und Augenausfluss und v.a. Dyspnoe, entstehen bei Störungen im oberen und/oder unteren Respirationstrakt und entzündlichen Veränderungen im nicht-respiratorischen Bereich, die den Gasaustausch stören. Die Ursachen sind vielfältig. Schnupfen bei Kaninchen zählt zu den häufigsten Vorstellungsgründen in der Praxis. Unter „Kaninchenschnupfen“ versteht man eine weltweit verbreitete, altersunabhängige, vorwiegend bakterielle Mischinfektion in den oberen und teilweise unteren Atemwegen. Viele Kaninchen sind asymptomatische Träger. In Phasen von Immunsuppression, ausgelöst durch Stress oder andere Grundkrankheiten, kann es zur klinischen Manifestation kommen. Pasteurella (P.) multocida und Bordetella (B.) bronchiseptica zum Beispiel gelten als Miterreger des Kaninchenschnupfens, sind aber ebenso wie Mykoplasmen v.a. auch im oberen Respirationstrakt von gesunden Kaninchen zu finden. Infektionen mit P. multocida führen klassischerweise zu Rhinitis mit mukopurulentem Nasenausfluss, können sich aber auch in Otitis, Konjunktivitis, Pneumonie, Abszessen, Genitalinfektionen und Septikämien äußern.
Aufgrund des weiten Wirtsspektrums wird sowohl P. multocida als auch B. Hein et al. 2021: 32 % Pasteurellaceae, 28 % Enterobacteriaceae, 13 % Pseudomonaceae, 12 % Staphylococcaceae. Villa et al. Rougier et al. 2006: 55 % Pasteurella multocida, 52 % Bordetella bronchiseptica, 28 % Pseudomonas spp., 17 % Staphylococcus spp. Abflussstörungen und aufsteigende Infektionen → Konjunktivitis, Otitis media/interna z.T.
Durchfall
Durchfall stellt beim Kaninchen ein häufiges Problem dar. Oftmals handelt es sich neben diätischen Ursachen um Infektionen mit Endoparasiten. Die Kokzidiose ist eine durch Protozoen bedingte Infektion, die v.a. bei Jungtieren zum Teil mit hohen Mortalitätsraten einhergeht (s. Tab. Darmkokzidiose: über 25 verschiedene Eimeria-Arten, v.a. E. intestinalis, E. magna, E. media, E. Darmkokzidiose: v.a. seuchenhaft, hohe Mortalität (v.a. Wurmbefall kommt beim Kaninchen mitunter vor. Von Relevanz für Kaninchen sind vor allem Nematoden (Rund-/Fadenwürmer). Selten bei Wildkaninchen und noch viel seltener bei Hauskaninchen sind Zestoden. häufig, parasitieren v.a. Symptome erst bei hgr. selten, v.a. Symptome Jungtiere: katarrhalische Enteritis mit Diarrhöe, Kachexie, Entwicklungsstörungen, Obstipation bei hgr.
Infektionskrankheiten beim Kaninchen spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle.
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Enzephalitozoonose (E. cuniculi)
Die Enzephalitozoonose ist die häufigste Ursache für neurologische Ausfallerscheinungen bei Kaninchen. Zeigen Kaninchen neurologische Symptome, ist in 85% der Fälle E.c. beteiligt. Der Erreger ist Encephalitozoon cuniculi (kurz: E.c.). Er gehört zur Klasse der Microspora. Dies sind kleine, einzellige Parasiten, welche sehr eng mit den Pilzen verwandt sind. Sie dringen in verschiedene Körperzellen des Wirts (Tier, welches von Erreger befallen wurde) ein, wobei E.c. in erster Linie Kaninchen bevorzugt. E.c. ist die einzige bekannte Microspora-Art bei Kaninchen, aber dafür besonders häufig: Etwa die Hälfte aller Hauskaninchen trägt den Erreger in sich, Ausbrüche sind nicht immer sichtbar, da die Kaninchen auch innerliche Infektionen haben können. Die Ursache für den Krankheitsausbruch ist nicht eindeutig geklärt. Der Erreger hat eine hohe Affinität zu ZNS- & Nierengewebe. Das heißt, er befällt in erster Linie Gehirn, Rückenmark, Auge und Niere, aber auch andere Organe, indem er sie über das Blut erreicht. Dies bedeutet, dass der Erreger sich im Gehirn ansetzen und die typischen Symptome verursachen kann, muss aber nicht! Es können auch andere, weniger typische Verlaufsformen (z.B. extreme Krankheitsanfälligkeit) auftreten, für die E.c. Kaninchen infizieren sich mit E.c. in erster Linie durch perorale Aufnahme (also z.B. fressen sie kontaminiertes Futter) der Sporen. Diese werden vor allem mit dem Harn der Kaninchen ausgeschieden und so in der Umgebung verbreitet. Weniger häufig ist eine sogenannte intrauterine Infektion, d.h. das bereits erkrankte Muttertier gibt die Erreger über die Placenta an die Nachkommen weiter und diese kommen quasi schon mit E.c. Eine Infektion mit E.c. kann jahrelang, oft auch lebenslang unentdeckt bleiben und beeinträchtigt das Kaninchen in diesem Falle nicht. Symptome treten altersunabhängig, oft scheinbar plötzlich auf, können aber durch Stress begünstigt sein. Viele von ihnen werden dadurch verursacht, dass der Parasit befallene Organe (z.B.
Besonders charakteristisch für E.c. sind die Schiefhaltung des Kopfes (Torticollis, Ophistotonus), unkoordinierte Bewegungen, Überempfindlichkeit der Nerven und die Lähmung der Hinterhand, woraufhin sich dort schnell die Muskulatur zurückbildet, da sie nicht mehr genutzt wird. Seltener ist auch eine Uveitis (= Entzündung der mittleren Augenhaut, Uvea), Linsentrübung oder der Ausfall der Kopfnerven zu beobachten. Letzterer äußert sich dann meist in einer Fazialislähmung. Auch kommen anfallsartige Krankheitsformen vor, bei welchen die Kaninchen zucken, als hätten sie epileptische Anfälle. Oft wechseln die Kaninchen auch zwischen einer Phase, wo sie überhaupt nicht ansprechbar sind und Phasen, wo sie vollkommen unreflektiert z.B. Trotz massiver neurologischer Ausfallerscheinungen haben die Kaninchen i.d.R.
Es wird vermutet, dass zuerst nur oberflächliche Zellen (z.B. auf der Darmoberfläche) befallen werden, bevor der Erreger über den Blutkreislauf in diverse Organe streut. 3-4 Monate nach der Infektion sind schließlich meist das zentrale Nervensystem, die Nieren und gelegentlich das Herz befallen. In allen betroffenen Organen verursachen die Parasiten schnell Entzündungen, da das Immunsystem so versucht, den Störfaktor abzustoßen. Außerdem wird aktuell diskutiert, ob E.c. auch ein Verursacher für Blasengrieß sein könnte, da der Erreger eben u.a. die Niere angreift. Bei Kaninchen mit intaktem Immunsystem entwickelt sich eine chronische Infektion mit E.
Bei Verdacht auf E.c. wird das Blutserum des Kaninchens auf E.c.-Antikörper untersucht, es wird also der Antikörpertiter (= Konzentration der Antikörper gegen E.c. im Blut) bestimmt. Ein hoher Antikörpertiter heißt nicht zwangsläufig, dass das Kaninchen nun die klinische Erkrankung hat, sondern erst einmal nur, dass das Tier schon einmal Kontakt zu dem Erreger hatte und das Immunsystem darauf reagiert hat. Jedoch liegt der Verdacht auf E.c. nun natürlich besonders nahe. Während eines akuten Schubs wird E.c. wegen seiner Nierengängigkeit mit dem Urin der Tiere ausgeschieden. Es sollte also eine Urinprobe auf E.c. untersucht werden. Hier kann der Erreger direkt nachgewiesen werden, d.h., wenn der Urintest positiv ist, werden die Symptome des Tiers sicher durch E.c. Allerdings ist zu beachten, dass der Antikörpertiter erst 2-3 Wochen nach der Infektion ansteigt. Ist der Antikörpertiter also niedrig, ist es gut möglich, dass die E.c.-Infektion zum Zeitpunkt der Blutuntersuchung noch zu neu war. Da E.c. auch eine chronische Niereninsuffizienz verursachen kann, sollten auch die Nierenwerte kontrolliert werden, um diese auszuschließen. Da der Erreger E.c. nie direkt nachgewiesen werden kann, ist E.c. stets nur eine Verdachtsdiagnose aufgrund der Symptome und den gemessenen Werten! Um diese Verdachtsdiagnose sicher stellen zu können, müssen alle anderen Erkrankungen, die die Symptome des Kaninchens verursachen könnten (Innenohr-/Mittelohrentzündung, Schlaganfall/Aneurysma, Trauma (z.B.
Behandlung von E. cuniculi
Mit folgenden Medikamenten wird E.c. behandelt:
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- Panacur
- Vitamin B
- Antibiotikum
- Infusionen
- In Extremfällen Cortison/Dexamethason
Bei allen genannten Medikamenten handelt es sich lediglich um eine symptomatische Behandlung, welche die Symptome, aber nicht die Ursache (den Erreger selbst) bekämpft. Das heißt, ein Kaninchen ist nach dieser Behandlung nicht geheilt, sondern lediglich seine Beschwerden sind abgeklungen und können zu einem späteren Zeitpunkt theoretisch wieder auftreten.
Panacur (Wirkstoff Fenbendazol) ist eigentlich ein Wurmmittel, tötet aber auch Protozoen, sprich u.a. E.c. ab und wird über 4 Wochen oral verabreicht. Zwar wirkt es direkt gegen die Parasiten, aber nur für den Zeitraum der Verabreichung und auch nur dort, wo der Wirkstoff direkt hinkommt, also im Darm. Es bewirkt also nur, dass der Erregernachschub, welcher sich (noch) im Darm befindet, nicht in die Blutbahn gelangen kann und sich die Menge der Erreger in den anderen Organen nicht mehr erhöht. Die Erreger im Gehirn werden nicht angegriffen, da das Medikament die Blut-Hirn-Schranke (= Barriere zwischen Blut und Gehirn, die unter gesunden Bedingungen unkontrollierten Übertritt und damit neurologische Schäden verhindert) nicht passieren kann, sofern sie noch intakt ist. Panacur ist also (leider) kein Wundermittel, welches die Parasiten in allen Organen direkt abtötet.
Vitamin B wird verabreicht, um den Wiederaufbau der durch E.c. geschädigten Nerven zu fördern. Normalerweise führen sich Kaninchen Vitamin B über den Blinddarmkot selbst zu. Zu diesem Zweck wird auch das Antibiotikum (z.B. Das Kaninchen bekommt Infusionen mit einer Vollelektrolytlösungunter die Haut (subcutan), um die Durchflussrate der Niere zu steigern. So wird verhindert, dass die Erreger sich übermäßig in der Niere ansiedeln, da sie größtenteils ausgespültwerden. Aus diesem Grund sollte auch vermehrt wasserhaltiges (oder sogar zusätzlich in Wasser getränktes) Frischfutter verfüttert werden.
In Extremfällen muss der Tierarzt dem Kaninchen Cortison spritzen. Dies wird nur bei extrem schweren Symptomen, sozusagen als letzter Ausweg, getan, da Kaninchen Cortison schlecht vertragen. Dennoch ist es unter Umständen erforderlich, wenn das Gehirn durch die Entzündung bereits zu stark angeschwollen ist. Problematisch ist hierbei, dass Cortison das Immunsystem herabsetzt, welches normalerweise Bakterien bekämpfen soll. Zu diesem Zweck muss nun vermehrt Antibiotikum verabreicht werden, damit das Kaninchen sich keine weiteren Infektionen zuzieht. Außerdem sollte das Immunsystem des Kaninchens dann mit Paramunitätsinducern (z.B. Frisst das Kaninchen schlecht, muss es zwangsernährt werden. Oft gelangt es aber aufgrund seiner Bewegungsstörungen einfach nicht ans Futter und kann deshalb nicht fressen, obwohl es eigentlich möchte. Das Futter sollte also möglichst so angerichtet werden, dass das Kaninchen eine Chance hat, selbst zu fressen (z.B.
Auch liegen betroffene Kaninchen oft vermehrt auf der Seite, also auch auf dem Auge. Ist dies der Fall, sollten Auge und Umgebung regelmäßig mit Bepanthen oder Posiformin-Augensalbe eingerieben werden. Dies sind Wund- und Heilsalben, die verhindern, dass dieser empfindliche Bereich austrocknet. Die Anogenitalregion des Kaninchens muss täglich auf Nässe durch Urin oder gar Kot untersucht werden. Der Erfolg der Behandlung ist, wie oben erwähnt, stark von der Art der neurologischen Ausfallerscheinungen abhängig. Zentrale Blind- und Taubheit sind durch die medikamentöse Behandlung i.d.R. schnell in den Griff zu kriegen. Bei unkoordinierten Bewegungen und Kopfschiefhaltung gilt: Je schneller medikamentös eingegriffen wird, umso größer ist auch der Behandlungserfolg. Bei manchen Kaninchen dauert es nach Abschluss der Behandlung Monate, bis die Schiefhaltung des Kopfes verschwindet. Einige behalten sogar ihr Leben lang einen schiefen Kopf, dies beeinträchtigt sie jedoch kaum. Bei gelähmten Hintergliedmaßen sieht die Prognose deutlich schlechter aus, vor allem, wenn sich die Muskeln bereits erkennbar zurückgebildet haben. Obwohl die Symptome furchtbar schmerzhaft aussehen, sind sie nicht schmerzhaft und außerdem erholen sich die Kaninchen bei Behandlung (s.o.) i.d.R. nach einiger Zeit und sind meist auch während des Krankheitsverlaufes außerhalb der Ausfallerscheinungen äußerst vital und zeigen einen deutlichen Lebenswillen. Es ist normal, dass es den Kaninchen zu Behandlungsbeginn oft zunächst schlechter geht, aber spätestens nach 2 Wochen ist eine Besserung der Symptome zu erwarten. Ist ein E.c.-Schub erst einmal überstanden, haben viele Kaninchen ihr Leben lang keine Rückfälle. Sollte es doch einmal dazu kommen, ist dies kein Grund um aufzugeben! Eine Euthanasie ist bei E.c. nur in sehr seltenen Fällen notwendig. Wenn ein Kaninchen schon einmal an E.c.
Der Erreger E.c. kann bei normalen Temperaturen über 2 Jahre überleben und damit noch nicht infizierte Tiere kein E.c. bekommen, sollte der Erreger in Gehege und Umgebung mit wirksamem Desinfektionsmittel (2% Lyol und 10% Formalin oder 70% Alkohol, 10 Minuten einwirken lassen) abgetötet werden. Ist ein Kaninchen in der Gruppe an E.c. erkrankt, haben sich die Partnertiere in den meisten Fällen allerdings längst angesteckt, da die Tiere den Erreger in akuten Phasen ständig mit dem Urin ausscheiden. Dies sollte bei der Desinfektion berücksichtigt werden. Auch sind die Inhaltsstoffe des Desinfektionsmittels natürlich giftig, wenn sie von den Kaninchen aufgenommen werden, also sollte das Desinfektionsmittel später mit Wasser abgewaschen werden. Aus Angst vor einer Ansteckung sollte das erkrankte Kaninchen niemals von seinen Artgenossen separiert werden. Wie bereits am Anfang erwähnt, ist ein Großteil der Kaninchen mit einer gewissen Menge E.c. befallen, ohne dass es jemals zu Symptomen kommt. Risikobereiche zur Ansteckung sind allgemein Orte, wo Kaninchen aus verschiedener Herkunft auf engem Raum gehalten werden, also z.B. Ausstellungen oder Gruppenhaltung in Zoogeschäften. Abschließend soll noch erwähnt werden, dass es sich bei E.c. um eine Zoonose handelt, d.h., der Parasit ist prinzipiell auf andere Haustiere und auch den Menschen übertragbar. Jedoch ist eine Übertragung nur bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem (in erster Linie HIV-Patienten) nachgewiesen. Sicherheitshalber sollten aber auch Babys und Kleinkinder keinen Kontakt zu infizierten Tieren haben, da ihr Immunsystem noch nicht richtig ausgebildet ist. Allerdings wird hierbei oft vergessen, dass Kaninchen, die an E.c. erkranken, den Erreger meist schon lange vorher in sich trugen und „nur“ weil sie klinische Symptome haben, scheiden sie nicht mehr Erreger aus als vorher.
Kopfschiefhaltung (Torticollis)
Kopfschiefhalten beim Kaninchen erfordert eine tierärztliche Behandlung. Wenn das Kaninchen den Kopf schief hält, ist dies meist das Symptom einer Krankheit. Tierärztinnen und Tierärzte bezeichnen dieses Kopfschiefhalten auch als Torticollis. Das Kaninchen hält seinen Kopf schief, wirkt desorientiert und liegt meist auf der Seite. Eine häufige Ursache von Kopfschiefhalten sind Infektionen mit Parasiten oder Bakterien. Oftmals bewirkt eine sogenannte Enzephalito-Zoonose, dass das Kaninchen seinen Kopf schief hält. Dabei handelt es sich um eine Ansteckung mit bestimmten Parasiten, die unter anderem das Gehirn besiedeln. Häufige Ursache eines Schiefhalses sind Parasiten, entweder Toxoplasmen oder der Erreger Enzephalitozoon cuniculi. Sie befallen verschiedene Organe des Kaninchens, unter anderem das Gehirn. Ohrprobleme, Mittelohr-Entzündung und Innenohr-Entzündung (z.B. Nervenschäden durch Vergiftungen bei Kaninchen (z.B.
Genau genommen handelt es sich bei einem Schiefhals selbst um das Symptom einer zugrunde liegenden Krankheit. Das Kaninchen hält den Kopf schief und hat Schwierigkeiten, sich gezielt zu bewegen (Ataxie). Suchen Sie umgehend eine Tierärztin oder einen Tierarzt auf, wenn Ihr Kaninchen den Kopf schief hält und weitere Symptome zeigt. Um die richtige Diagnose zu finden, berichten Sie zunächst, welche Auffälligkeiten Sie beim Kaninchen bemerkt haben und seit wann diese bestehen. Es folgt eine gründliche körperliche Untersuchung des Kaninchens und seiner Ohren. Zur Ohrenuntersuchung setzt die Tierärztin oder der Tierarzt ein Otoskop ein, um in den Gehörgang blicken zu können. Eine neurologische Untersuchung, mit der sich Gehirn- und Nervenschäden feststellen lassen, ist ebenfalls sinnvoll. Kopfschiefhalten beim Kaninchen deutet auf eine Krankheit hin, die eine rasche tierärztliche Behandlung erfordert. Welche Therapie geeignet ist, richtet sich nach der jeweiligen Ursache. Neben Infusionen als allgemeine Maßnahme, verabreichen Tierärztinnen und Tierärzte häufig Vitamin B. Bei einer Ohrräude werden Anti-Milben-Mittel eingesetzt. Wurde das Kopfschiefhalten durch den Parasit Enzephalitozoon cuniculi (Enzephalito-Zoonose) hervorgerufen, ist neben der Behandlung des Kaninchens eine besonders strenge Hygiene wichtig.
Welche Prognose ein Schiefhals hat, richtet sich vor allem danach, wodurch das Symptom ausgelöst wurde und ob das Kaninchen eine Behandlung erhält. Geht das Kopfschiefhalten auf eine Ohrentzündung durch einen Milbenbefall (Ohrräude beim Kaninchen) zurück, ist die Prognose meist sehr gut. Anti-Milben-Mittel töten die Ohrmilben gewöhnlich wirksam ab - und die Beschwerden gehen in der Regel zurück. Liegt dem Kopfschiefhalten jedoch eine schwerere Erkrankung wie Gehirnentzündung zugrunde, ist die Prognose schlechter. Die Behandlung erfolgt oftmals über mehrere Wochen und ist nicht immer erfolgreich. Nicht alle Kaninchen überleben die Entzündung des Gehirns. Manchmal bleiben auch Folgeschäden und ein Schiefhals zurück. Einem Schiefhals lässt sich nicht sicher vorbeugen, zumal die Ursachen vielfältig sind. Achten Sie auf die Gesundheit Ihres Kaninchens. Hält das Kaninchen den Kopf schief, ist immer ein Besuch bei einer Tierärztin oder Tierarzt notwendig. In den meisten Fällen verbessert eine rechtzeitige Behandlung die Chancen, dass das Kaninchen geheilt wird. Das gilt insbesondere für Infektionen, die mit Antibiotika oder anderen Medikamenten behandelt werden. Andernfalls schreitet die Erkrankung (z.B.
Meningitis (Hirnhautentzündung)
Allgemein bezeichnet man als Meningitis eine Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute (auch Meningoenzephalitis, wenn das Gehirn in die Entzündung einbezogen ist). Eine Entzündung ist allgemein zunächst einmal nichts weiter als eine Schutzreaktion des Körpers, die klassischerweise in Form von Röte, Schwellung, Schmerz, Wärme und eingeschränkter Funktion im Gewebe erkennbar ist. Hierbei weiten sich die Blutgefäße im betroffenen Gewebe durch Signale von Botenstoffen, sodass das Gewebe leichter mit Immunzellen besetzt werden kann, welche eingedrungene Krankheitserreger dann eliminieren. Eine Entzündung ist also nicht direkt als schlecht zu bewerten, sondern als natürliche Reaktion des Immunsystems, Krankheitserreger gleich zu Beginn zu erkennen und effizient auszuschleusen. Nur entsteht eine Entzündung eben immer aus einem bestimmten Grund, welcher zusammen mit eventuellen Komplikationen problematisch ist. Eine Meningitis kann allgemein durch Viren, Bakterien oder andere Mikroorganismen verursacht werden.
Ursachen
Bei Kaninchen wird eine Meningitis i.d.R. entweder durch Bakterien als Komplikation bei Kaninchenschnupfen oder aber deutlich häufiger im Rahmen von E.c. verursacht.
Symptome
Betroffene Tiere sind nicht bei vollem Bewusstsein und befinden sich oft in Seitenlage. Zudem zeigen sie neurologische Symptome wie Muskelzittern, Ruderbewegungen und chronische Krämpfe.
Verlauf
Die Bakterien können hämatogen (über die Blutbahn) zu den Hirnhäuten gelangen oder auch über die Nasenschleimhaut dort einwandern. Hierfür müssen die Schleimhäute jedoch bereits durch eine stattfindende Infektion geschädigt sein, da die Barrierefunktion aufgehoben sein muss. In Bereichen, wo die Blut-Hirn-Schranke wenig ausgeprägt ist, können die Erreger diese nun durchdringen und unter die Hirnhaut gelangen. Als Folge entsteht eine Entzündung, die sich nicht auf den Ort des Eindringens beschränkt, sondern sehr schnell generalisiert. Das Ausmaß wird hierbei nicht durch die Bakterien an sich verursacht, sondern durch die extreme Immunantwort des Gewebes. Dabei produzieren bestimmte Nervenzellen massiv Stoffe, die die kompensatorische Zellteilung fördern. Es kommt zu einer Funktionsstörung der Blut-Hirn-Schranke, wodurch vermehrt Flüssigkeit aus Gefäßen ins Gewebe gelassen wird und Gehirn und Rückenmark rasch anschwellen. Mit der Flüssigkeit dringen auch spezielle Immunzellen, die Leukozyten, ins Gewebe ein, die die Entzündung maßgeblich verstärken, da sie die Abbauprodukte abgetöteter Bakterien wieder freisetzen. Zudem kommt es zu einer Entzündung der Blutgefäßwände, wodurch das Gehirn zu wenig durchblutet wird und die Nervenzellen allmählich absterben. In der Humanmedizin kennt man das Phänomen, dass sich die Symptome der Patienten bei Gabe von Antibiotika rapide verschlechtern, da so Abbauprodukte von Bakterien vermehrt in den Liquorraum freigesetzt werden.
Behandlung
Bei Kaninchen wird meist nur eine Verdachtsdiagnose aufgrund einer Blutuntersuchung gestellt. Diese zeigt einen überhöhten Anteil weißer Blutzellen (v. a. Leukozyten und Lymphozyten). Zur Sicherung der Diagnose kann dem Kaninchen der sogenannte Liquor cerebrospinalis, also die Flüssigkeit, die Gehirn und Rückenmark umgibt, schützt und ernährt, aus dem Lendenwirbelbereich entnommen werden. Da Kaninchen jedoch meist erst im weit fortgeschritten Stadium ausreichend eindeutige Symptome zeigen, nimmt ein Tierarzt meist keine Lumbalpunktion mehr vor, da die Prognose ohnehin sehr schlecht ist und man dem Tier somit unnötige Schmerzen erspart. Bei viraler Meningitis gibt es selten eine spontane Heilung. Durch die Minderdurchblutung (s.o.) kommt es zunehmend zum programmierten Zelltod und oft zu irreparablen Schäden in ganzen Hirnarealen. Durch andere Komplikationen wie etwa eine Otitis kann das Tier zusätzlich sein Gehör verlieren. Sofern die Infektion noch nicht zu weit fortgeschritten und der Allgemeinzustand des Tieres ansonsten gut ist, kann eine Therapie mit geeignetem Antibiotikum wie z.B. Marbocyl und Flüssigkeits- und Zuckerzufuhr unter Umgehung des Verdauungssystems als Energiequelle versucht werden.
Schutz
In der Humanmedizin gibt es Impfungen gegen einige maßgeblich beteilige Erreger. Da die Meningitis bei Kaninchen jedoch fast ausschließlich als Komplikation bei E.c. oder Kaninchenschnupfen auftritt, ist eine Impfung in dieser Form leider nicht möglich. Es existiert zwar eine Impfung gegen Kaninchenschnupfen, jedoch deckt diese nur eine Erregerart ab und das Risiko, den Ausbruch von Kaninchenschnupfen durch die Impfung erst zu provozieren, ist hoch. Eine Impfung gegen E.c. existiert nicht. Die meisten Kaninchen tragen den Erreger ohnehin längst in sich. Lediglich Stress ist konsequent zu vermeiden um E.c. nach Möglichkeit gar nicht erst ausbrechen zu lassen. Allgemein lässt sich jedoch sagen, dass eine Meningitis bei Kaninchen eine äußerst seltene Komplikation im Rahmen dieser beiden Erkrankungen ist und gegen beide Krankheiten inzwischen gute Behandlungsmethoden existieren, die bei frühzeitigem Behandlungsbeginn oft erfolgversprechend sind. Im Falle von E.c. oder Kaninchenschnupfen muss also nicht gleich panisch an eine Meningitis gedacht werden. Jedoch sollte das Kaninchen stets genau beobachtet werden, um eine etwaige Meningitis frühzeitig zu erkennen.
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