Hirnhautentzündung: Bleibende Schäden, Vorbeugung und Behandlung

Eine Hirnhautentzündung, auch Meningitis genannt, ist eine Entzündung der Hirnhäute (Meningen). Diese bindegewebigen Hüllen liegen innerhalb des Schädels dem Gehirn an und schützen es. Die Entzündung kann durch verschiedene Krankheitserreger wie Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten verursacht werden. Am häufigsten wird sie durch Viren ausgelöst, aber eine durch Bakterien verursachte Hirnhautentzündung ist seltener, aber viel gefährlicher. Es gibt auch nicht-infektiöse Ursachen wie Sarkoidose oder Krebserkrankungen.

ICD-Codes: G02 A39 A87 G01 G03 (ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen, wie sie beispielsweise in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen zu finden sind).

Was ist eine Meningitis?

Bei einer Meningitis sind die Hirnhäute (Meningen) entzündet. Das sind bindegewebige Hüllen, die innerhalb des Schädels dem Gehirn anliegen. Es gibt drei Stück davon (innere, mittlere und äußere Hirnhaut).

Eine Meningitis kann durch eine Vielzahl von Krankheitserregern (Viren, Bakterien, Pilze etc.) verursacht werden. Am häufigsten wird sie durch Viren ausgelöst. Seltener, aber viel gefährlicher ist eine durch Bakterien verursachte Hirnhautentzündung. Solche Erreger können je nach Art unterschiedlich leicht auf andere Menschen übertragen werden. Deshalb ist eine durch Krankheitserreger bedingte Hirnhautentzündung ansteckend.

Zum anderen kann eine Hirnhautentzündung auch im Rahmen verschiedener Erkrankungen entstehen, beispielsweise bei Sarkoidose oder einer Krebserkrankung. In diesen Fällen ist die Meningitis nicht ansteckend.

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Eine nicht durch Bakterien verursachte Hirnhautentzündung wird auch als aseptische Meningitis (abakterielle Meningitis) bezeichnet.

Ursachen einer Hirnhautentzündung

Die Ursachen einer Hirnhautentzündung sind vielfältig. In den meisten Fällen steckt eine virale Infektion dahinter. Aber auch Bakterien, wie Meningokokken, Pneumokokken oder Haemophilus influenzae Typ B, gelten als Auslöser. Ebenso können andere Ursachen für die Meningitis verantwortlich sein, die jeweils ganz unterschiedliche Therapien erfordern. Eine sofortige und gründliche Untersuchung durch den Arzt ist unumgänglich.

Ursachen einer Hirnhautentzündung sind zum Beispiel:

  • Bei viraler Meningitis eine Infektion durch das FSME-Virus, Herpes-Simplex-Virus, Windpocken-Virus, Epstein-Barr-Virus, Mumps-Virus oder Coxsackie-Virus (der Erreger der Hand-Fuß-Mund-Krankheit) und viele weitere Viren.
  • Eine bakterielle Infektion durch Meningokokken, Pneumokokken, Staphylokokken, Enterobakterien, Haemophilus influenzae Typ B, Listeria monocytogenes, B-Streptokokken oder Tuberkulose und Neuroborreliose.
  • Seltener eine Pilzinfektion.
  • Ein Parasitenbefall mit Bandwürmern.
  • Eine Toxoplasmose.
  • Eine Krebserkrankung.
  • Eine entzündliche Erkrankung wie Sarkoidose, Lupus erythematodes oder Morbus Behcet.

Symptome

Eine Hirnhautentzündung zeigt sich meistens durch grippeartige Beschwerden. Die Betroffenen haben Fieber und leiden unter Kopf- und Gliederschmerzen. Auch Übelkeit und Erbrechen können sich einstellen. Auffällig und typisch ist eine schmerzhafte Nackensteifigkeit sowie ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl. Dazu kommt eine gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen. Die Symptome können aber auch bis zu Ohnmacht, epileptischen Anfällen, Bewusstseinsstörungen sowie Sprech- und Bewegungsstörungen reichen. Sie zeigen sich je nach Erkrankungsursache etwas unterschiedlich:

Zusätzliche Symptome einer bakteriellen Meningitis:

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  • Rasante Symptomverschlimmerung innerhalb von Stunden
  • Nackensteifigkeit mit starken Bewegungsschmerzen
  • Hohes Fieber
  • Neurologische Ausfälle, Störungen des zentralen Nervensystems
  • Kleine rote oder bräunliche Hautveränderungen durch Einblutungen
  • Einblutungen auch an den inneren Organen (Waterhouse-Friderichsen-Syndrom)
  • Blutdruckabfall
  • Schock und Koma

Abweichende Symptome einer viralen Meningitis:

  • Mildere Symptome
  • Langsame Krankheitsentwicklung im Verlauf von mehreren Tagen
  • Häufig eine Besserung ohne Behandlung
  • Abklingen der Symptome innerhalb einer Woche, aber danach nur langsame Erholung
  • Schwere Verläufe meist nur bei Kleinkindern und Personen mit geschwächtem Immunsystem

Symptome einer Hirnhautentzündung bei Babys und Kleinkindern:

  • Starke Müdigkeit, Fieber und Teilnahmslosigkeit
  • Gereiztheit und schrilles Schreien
  • Trinkschwäche
  • Bauchschmerzen
  • Krampfanfälle
  • Manchmal leicht aufgewölbte Fontanelle (Knochenspalte auf dem Schädeldach der Babys)
  • Aber häufig keine Anzeichen der sonst typischen Nackensteifheit

Symptome bei tuberkulöser Meningitis und Meningitis bei Neuroborreliose (seltene Formen der Hirnhautentzündung):

  • Zunächst Fieber als einziges Krankheitssymptom
  • Vergleichsweise langsames Fortschreiten der Krankheit
  • Erst spätes Auftreten von Kopfschmerzen und Nackensteife

Diagnose

Bei Verdacht auf Meningitis ist keine Zeit zu verlieren. Es muss ohne Verzögerung ein Arzt aufgesucht werden! Ein erfahrener Arzt kann die Diagnose oft schon anhand der Beschwerden und einer körperlichen Untersuchung stellen. Es muss aber unbedingt geklärt werden, ob es sich um eine bakterielle oder virale Meningitis handelt, da davon die Behandlung abhängt.

Die wichtigsten Schritte zur Meningitis-Diagnose sind:

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  1. Krankengeschichte (Anamnese): Der Arzt wird Fragen stellen wie:

    • Besteht aktuell eine Erkältung?
    • Treten Kopfschmerzen, Fieber und/oder Nackensteifigkeit auf?
    • Sind Grund- oder Vorerkrankungen bekannt (HIV, Sarkoidose, Borreliose etc.)?
    • Werden regelmäßig Medikamente eingenommen?
    • Bestehen Allergien gegen Medikamente?
    • Gab es Kontakt zu anderen Personen mit ähnlichen Symptomen?
    • War der Patient kürzlich im Ausland?
  2. Körperliche Untersuchung: Der Arzt überprüft klassische Anzeichen einer Meningitis, wie:

    • Nackensteifigkeit (Meningismus): Der Arzt versucht, den Kopf des Patienten mit dem Kinn zum Brustkorb zu führen.
    • Brudzinski-Zeichen: Bei Kopfneigung ziehen die Patienten reflexartig die Beine an.
    • Kernig-Zeichen: Der Erkrankte kann im Sitzen das Bein nicht gerade strecken.
    • Lasègue-Zeichen: Beim Anheben eines gestreckten Beins treten Schmerzen auf, die in das Bein einschiessen.
    • Hautuntersuchung: Bei bakterieller Meningitis können kleine Einblutungen (Petechien) auftreten.
  3. Weitere Untersuchungen: Bei Verdacht auf Meningitis werden weitere Untersuchungen veranlasst:

    • Blutkulturen: Zum Nachweis und zur Identifizierung von Erregern, insbesondere Bakterien.
    • Lumbalpunktion (Entnahme von Nervenwasser): Untersuchung des Liquors auf Erreger der Hirnhautentzündung. Gegebenenfalls wird vorher eine Computertomografie (CT) durchgeführt, um einen erhöhten Hirndruck auszuschließen.
    • Computertomografie (CT) oder Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT): Bildgebende Verfahren, die weitere Informationen über den Zustand des Gehirns liefern.

Therapie

Zu Beginn der Therapie wird meist ein Breitbandantibiotikum verabreicht. Erst wenn in der Laboruntersuchung bestimmte Bakterien, wie zum Beispiel Meningokokken oder Haemophilus influenzae Typ B, als Erreger identifiziert wurden, gibt der Arzt ein Antibiotikum, das sich speziell zur Bekämpfung der Erreger eignet. Zusätzlich werden entzündungshemmende Medikamente wie Glukokortikoide verordnet. Zeigt sich jedoch, dass die Hirnhautentzündung durch einen Virus verursacht wurde, kann die Antibiotikabehandlung abgebrochen werden. Stattdessen kommen Virostatika zum Einsatz. Ansonsten beschränkt sich die Therapie einer viralen Hirnhautentzündung weitgehend auf die Linderung der Meningitis-Symptome.

Aufgrund der Ansteckungsgefahr dieser beiden Formen der Meningitis, sollten Betroffene, wenn möglich, auf den Kontakt mit anderen verzichten. Im Krankenhaus werden Meningitis-Patienten meist in einem Einzelzimmer untergebracht.

Medikamente zur Behandlung von Meningitis:

  • Antibiotika und Glukokortikoide bei einer bakteriellen Hirnhautentzündung, vorbeugende Impfungen besonders für Kleinkinder
  • Virostatika, fiebersenkende Medikamente und schmerzlindernde Mittel bei viraler Meningitis
  • Antimykotika bei einer Hirnhautentzündung, die durch Pilzbefall verursacht wurde
  • Antihelminthika bei einer Hirnhautentzündung, die durch Bandwürmer ausgelöst wurde

Steckt eine andere Krankheit hinter der Hirnhautentzündung, wie zum Beispiel Sarkoidose oder Krebs, so wird gezielt diese Grunderkrankung behandelt.

Verlauf und Prognose

Die Hirnhautentzündung ist eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung. Die Prognose hängt unter anderem davon ab, welcher Erreger die Meningitis verursacht und wie rasch der Patient fachgerecht behandelt wird.

Besonders die bakterielle Meningitis ist ein Notfall, der schnellstens mit Antibiotika behandelt werden muss. Unbehandelt endet sie praktisch immer tödlich. Bei rechtzeitiger Behandlung ist aber die Aussicht gut, dass der Patient wieder ganz gesund wird. Wie hoch die Chancen auf vollständige Genesung sind, hängt vom genauen Erregertyp und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten ab. Beispielsweise ist die Prognose für Säuglinge und manchmal für Senioren ungünstiger, da ihr Immunsystem oft nicht so leistungsfähig ist wie bei einem gesunden Erwachsenen.

Eine virale Meningitis ist meist viel weniger lebensbedrohlich als eine bakterielle Meningitis. Aber auch hier hängt die Prognose vom jeweiligen Virus und vom körperlichen Allgemeinzustand ab. Kritisch sind insbesondere die ersten Tage. Hat der Betroffene diese gut überstanden, sind die Heilungschancen meist gut. Eine virale Meningitis heilt dann im Allgemeinen innerhalb von mehreren Wochen ohne Folgeschäden aus.

Hirnhautentzündung: Folgen

In manchen Fällen kann eine Hirnhautentzündung bleibende neurologische Schäden nach sich ziehen. Dazu gehören Gehörschäden, Lähmungserscheinungen oder Beeinträchtigungen der Psyche oder des Verhaltens. Komplikationen und Langzeitschäden treten vermehrt dann auf, wenn die Entzündung zusätzlich auf das Gehirn übergreift (Meningoenzephalitis).

Vorbeugung

Um einer Meningitis vorzubeugen, sollte man sich nach Möglichkeit vor allem vor Infektionen mit den häufigsten Erregern (Viren und Bakterien) schützen.

Bakterielle Meningitis: Vorbeugen durch Impfung

Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt verschiedene Impfungen für alle Kinder. Dazu zählen auch drei Impfungen gegen häufige Erreger einer bakteriellen Meningitis: Meningokokken-Impfung, Pneumokokken-Impfung und Haemophilus influenzae Typ B-Impfung. Das Immunsystem von kleinen Kindern ist noch nicht ausgereift und kann deshalb Erreger nicht so gut abwehren. Darum lässt sich mit diesen drei Impfungen das Risiko einer bakteriellen Hirnhautentzündung deutlich senken:

  • Meningokokken-Impfung: Es gibt verschiedene Untergruppen (Serogruppen) von Meningokokken. In Europa wird eine Meningokokken-Meningitis meist durch die Serogruppen B und C ausgelöst. Für alle Kinder im Alter von zwölf Monaten ist daher eine Impfung gegen Meningokokken C empfohlen. Wird dieser Impftermin verpasst, sollte die Impfung bis zum 18. Lebensjahr nachgeholt werden. Zudem stehen für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einem erhöhten Infektionsrisiko Vierfach-Impfstoffe gegen Meningokokken der Serogruppen A, C, W und Y zur Verfügung. Gegen die viel häufigere Meningokokken-B-Meningitis gibt es seit Ende 2013 bzw. 2017 eigene Impfstoffe. Aktuell wird die Meningokokken-B-Impfung deshalb nur Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko geraten - meist zusätzlich zur kombinierten Impfung gegen Meningokokken A, C, W und Y.
  • Pneumokokken-Impfung: Die Pneumokokken-Impfung wird allen Kindern ab dem Alter von zwei Monaten empfohlen. Vorgesehen sind drei Impfdosen: Die erste Dosis sollte im Alter von zwei Monaten gegeben werden, die zweite Dosis im Alter von vier Monaten. Die dritte Impfdosis ist im Alter von elf Monaten empfohlen.
  • Haemophilus influenzae Typ B-Impfung: Die Hib-Impfung wird ebenfalls für alle Kinder empfohlen. Sie wird in drei Impfdosen verabreicht - jeweils eine Dosis im Alter von zwei, vier und elf Lebensmonaten.

Virale Meningitis: Vorbeugen durch Impfung

Einigen Formen viraler Meningitis kann man ebenfalls mit einer Impfung vorbeugen. Standardmäßig für alle Kinder empfohlen werden die Mumps-Impfung, Masern-Impfung und Röteln-Impfung (meist kombiniert als MMR-Impfung verabreicht).

Es gibt auch einen Impfstoff gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Das ist eine von Zecken übertragene virale Entzündung von Hirnhäuten und Gehirn. Die STIKO empfiehlt die FSME-Impfung allen Menschen, die in FSME-Risikogebieten leben oder sich dort aufhalten (etwa im Urlaub) und von Zecken gestochen werden könnten (durch häufige bzw. lange Aufenthalte in der Natur).

Meningitis bei Kleinkindern und Säuglingen

Häufig zeigen sich bei Säuglingen und kleinen Kindern nur sehr unspezifische Symptome. Gerade in frühen Stadien der Erkrankung, lässt sich eine Meningitis oft nicht sofort diagnostizieren. Zu den ersten Anzeichen zählen Fieber, Trinkschwäche und eine auffällige Müdigkeit. Die Kinder sind zudem sehr reizbar und teilnahmslos. Ebenso können Bauchschmerzen, Krampfanfälle und extremes Schreien auftreten. Manchmal ist auch die Fontanelle vorgewölbt. Anders als bei Erwachsenen tritt die sonst charakteristische Nackensteifheit bei Babys und Kleinkindern nur in seltenen Fällen auf. - Eltern sollten bereits bei einem vagen Krankheitsverdacht umgehend mit dem Kind zum Arzt, denn eine Meningitis kann gefährlich werden.

Da das Immunsystem von Säuglingen und Kleinkindern noch nicht vollständig entwickelt ist, werden Impfungen zur Vorbeugung gegen die Erreger einer Hirnhautentzündung vorgenommen:

  • Impfung gegen Meningokokken-Meningitis im 2. Lebensjahr
  • Drei Impfungen gegen Pneumokokken ab dem 2., dem 4. und 11. Lebensmonat
  • Vier Impfungen gegen Haemophilus influenzae vom Typ B ab dem 2., 3., 4. und 11. Lebensmonat
  • Mumps-Impfung
  • Masern-Impfung
  • Röteln-Impfung

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