Hirnhautentzündung: Ursachen, Symptome und Behandlung

Eine Hirnhautentzündung, in der Fachsprache Meningitis genannt, ist eine Entzündung der Hirnhäute und/oder Rückenmarkshäute, die durch verschiedene Erreger wie Viren, Bakterien oder Pilze verursacht werden kann. Die Ansteckungsgefahr variiert je nach Erreger. Es gibt auch nicht-infektiöse Ursachen wie Sarkoidose oder Krebs.

Ein Fallbeispiel verdeutlicht die Dringlichkeit: Cornelia T., 46 Jahre, entwickelte über Nacht heftige Kopfschmerzen mit Fieber (39°C), Übelkeit mit Erbrechen und einen extrem steifen Nacken. Zudem war sie lichtempfindlich und zunehmend schläfrig. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlung von Meningitis.

Ursachen einer Hirnhautentzündung

Die Ursachen einer Hirnhautentzündung (Meningitis) sind vielfältig. Bakterien, Viren und auch andere Erreger können eine Meningitis verursachen und haben unterschiedliche Auswirkungen auf den Verlauf bzw. die Schwere der Erkrankung. Von der jeweiligen Ursache hängt auch die geeignete Behandlung ab. Deshalb ist es besonders wichtig, dass das behandelnde medizinische Fachpersonal weiß, welche Erregergruppe die Erkrankung verursacht hat.

Virale Meningitis

Virale Hirnhautentzündungen sind weit häufiger als bakterielle Meningitis. In den meisten Fällen wird eine Meningitis in Deutschland durch Viren ausgelöst - wie etwa Arboviren oder Herpesviren. Sie verursacht grippeartige Symptome und heilt in der Regel nach zwei bis drei Wochen von selbst aus. Zu den häufigsten viralen Erregern zählen:

  • Enteroviren: Ein häufiger Durchfallerreger, die Enteroviren, sind die häufigste virale Ursache einer akuten Meningitis. Sie sind beispielsweise Auslöser der Hand-Fuß-Mund-Krankheit.
  • Arboviren: Die Erreger werden durch Zecken oder Mücken übertragen, besonders häufig ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
  • Herpesviren:
    • Varizella-Zoster-Virus: Erkrankungen wie Windpocken werden durch dieses Virus ausgelöst.
    • Herpes-simplex-Viren: Erreger von Lippen- und Genitalherpes
    • Epstein-Barr-Virus: Dieses Virus kann z. B. das Pfeiffer-Drüsenfieber verursachen.
  • SARS-CoV-2: Der Erreger von COVID-19 kann auch eine Hirnhautentzündung auslösen.
  • Parechoviren: Sie verursachen Atemwegs- und Magen-Darm-Infektionen.
  • Grippe-, Masern- und Mumpsviren

Die Art der Ansteckung hängt vom Virustyp ab. So sind zum Beispiel Coxsackie-Viren per Tröpfcheninfektion übertragbar: Patienten können beim Husten, Niesen und Sprechen winzige Speicheltröpfchen in der Umgebungsluft verteilen. Die Tröpfchen enthalten Coxsackie-Viren. Werden sie von einem Gesunden eingeatmet, kann er sich ebenfalls infizieren. Dabei lösen Coxsackie-Viren primär andere Erkrankungen aus, beispielsweise eine Sommergrippe oder Herpangina. Im Rahmen dieser Primärerkrankung können sich die Viren auf die Hirnhäute ausbreiten und eine Meningitis verursachen.

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Auf einem anderen Wege erfolgt die Meningitis-Ansteckung beispielsweise bei FSME-Viren: Die Erreger werden durch den Biss blutsaugender Zecken übertragen.

Bakterielle Meningitis

Eine akute bakterielle Meningitis ist ein medizinischer Notfall. Bakterielle Hirnhautentzündungen - auch eitrige Hirnhautentzündungen genannt - sind in Deutschland seltener, aber deutlich gefährlicher als virale Hirnhautentzündungen. Der Krankheitsverlauf unterscheidet sich von der viralen Meningitis durch heftigere Symptome, die plötzlich auftreten. Komplikationen und schwere Verläufe sind bei der bakteriellen Hirnhautentzündung häufig.

Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO 2000) gibt es im Jahr circa 1,2 Millionen Erkrankungen einer akuten bakteriellen Meningitis. Circa 10 Prozent der Verläufe enden tödlich. In Deutschland erkranken im Schnitt 0,8 von 100.000 Menschen an einer der häufigsten Formen der Meningokokkenmeningitis. Eine Erkrankung oder ein Versterben an einer Meningokokkenmeningitis ist in Deutschland meldepflichtig.

Die häufigsten bakteriellen Erreger sind:

  • Streptococcus pneumoniae: Streptococcus pneumoniae ist der häufigste Erreger der bakteriellen Meningitis in Europa. Vor der Ära der Antibiotika lag die Sterblichkeit bei Befall von Pneumokokken bei 100 Prozent.
  • Neisseria meningitidis (Meningokokken): Eine Meningokokkeninfektion wird durch Neisseria-meningitidis-Bakterien ausgelöst und ist in Deutschland aufgrund der verfügbaren Impfung selten. Eine Infektion mit Meningokokken ist besonders gefährlich - in zwei Dritteln der Fälle führt sie zu einer Hirnhautentzündung, in einem Drittel der Fälle zu einer Sepsis. Es gibt verschiedene Untergruppen der Meningokokken, sogenannte Serogruppen. Die meisten Meningokokken-Erkrankungen gehen auf das Konto der Serogruppen A, B, C, W135 und Y.
  • Listeria monocytogenes: Neben den Haufenbakterien (Pneumokokken und Meningokokken) sind beim Erwachsenen Listerien, Staphlykokken, Enterobakterien, Pseudomonas und Haemophilis influenzae die wichtigsten Erreger.
  • Streptokokken der Gruppe B: Neugeborene sind insbesonders durch b-Streptokokken gefährdet.
  • Haemophilus influenzae: Durch die Impfung gegen Haemophilus influenzae ist es bei Kindern in den letzten Jahren zu deutlich weniger Hirnhautentzündungen durch diesen Erreger gekommen.

Die verschiedenen Bakterien sind je nach Lebensalter unterschiedlich häufig der Auslöser einer Hirnhautentzündung. So wird zum Beispiel eine Meningitis bei Säuglingen oft durch Strepotcoccus agalactiae, Listeria monocytogenes oder E. coli (gehört zu den Enterobakterien) verursacht. Bei Kleinkindern sind meist Meningokokken, Pneumokokken und Hämophilus influenzae Typ B die Auslöser. Auch eine Hirnhautentzündung bei Erwachsenen wird meistens durch Pneumokokken oder Meningokokken hervorgerufen.

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Ebenfalls vom verursachenden Bakterium hängt es ab, wie die Meningitis-Übertragung erfolgt (meist Tröpfcheninfektion).

Weitere Ursachen

Die aseptische bzw. nicht infektiöse Meningitis wird nicht durch Infektionen verursacht. Zu den Ursachen gehören vielmehr:

  • Autoimmunerkrankungen, z. B. rheumatoide Arthritis, Lupus,
  • bestimmte Medikamente, z. B. Insbesondere eine virale Hirnhautentzündung fühlt sich für die Betroffenen häufig wie ein grippaler Infekt an.
  • Als Komplikation einer Entzündung im benachbarten Gewebe („Durchwanderungsmeningitis“) zum Beispiel bei Ohr-, Stirn- oder Nasennebenhöhlenentzündung, einem Hirnabszess
  • Durch eine Streuung der Bakterien über das Blut (hämatogen) zum Beispiel bei Meningokokken oder als Streuung von einem andere Infektionsherd (Lungenentzündung, Herzklappenentzündung)
  • Nach einer Operation (am Kopf)
  • Selten nach ärztlichem Eingriff zum Beispiel Injektionen entlang der Wirbelsäule
  • Bei einer Immunschwäche kann auch eine Infektion mit Pilzen zu einer Meningitis führen.

Symptome einer Hirnhautentzündung

Eine Hirnhautentzündung äußert sich nicht bei jeder Patientin / jedem Patienten gleich. Prinzipiell siedeln sich die Erreger einer Hirnhautentzündung nicht von Anfang an im Rückenmark oder im Gehirn an. Der weitere Krankheitsverlauf unterscheidet sich je nach Erregertyp. Während die aseptische Meningitis meist schleichend verläuft und innerhalb von zwei bis drei Wochen von selbst ausheilt, ist die bakterielle Meningitis als medizinischer Notfall einzustufen. Die Symptome treten dann plötzlich auf und sind stark ausgeprägt, Komplikationen wie eine Sepsis sind häufig.

Eine Hirnhautentzündung ist durch drei Kernbeschwerden gekennzeichnet (Trias):

  • hohes Fieber
  • Nackensteifigkeit (Meningismus): Entzündungsbedingte Schmerzen machen es Betroffenen oft unmöglich, den Kopf auf die Brust zu legen. Bei Neugeborenen ist die Nackensteifigkeit oft nicht erkennbar.
  • Kopfschmerzen

Weitere Symptome können hinzutreten:

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  • Übelkeit, Erbrechen
  • Lichtscheu
  • Verwirrtheit
  • Bewusstseinsstörung
  • epileptische Anfälle (in 15-30 Prozent der Fälle)
  • Abgeschlagenheit und Müdigkeit
  • Veränderungen des Verhaltens, der Befindlichkeit und des Ess- und Trinkverhaltens bei Kleinkindern
  • Verwirrung und Bewusstseinsausfälle bei älteren Personen
  • Bei Erkrankung an Meningokokken ist in 75 Prozent der Fälle ein Exanthem am Körperstamm, den Beinen, den Schleimhäuten oder an der Bindehaut der Augen zu beobachten.
  • Wenn Sie eine starke Verschlechterung der Symptome in kurzer Zeit beobachten oder wenn Bewusstseinsstörungen und/oder Krampfanfälle auftreten, kontaktieren Sie sofort die Notärztin/den Notarzt.

In 10 Prozent der Meningokokkeninfektionen kommt es zu einem sehr rasanten Verlauf mit inneren Blutungen (Waterhouse-Friderichsen-Syndrom), was zu einem Schock mit Multiorganversagen führen kann. In 10 Prozent der Fälle einer eitrigen Meningitis entsteht eine Hirnentzündung (Zerebritis) mit entsprechenden Ausfällen wie beispielsweise Lähmungen, Gesichtsfeldeinschränkung oder Sprachstörung.

Diagnostik

Da eine bakterielle Meningitis durch einen raschen und schweren Verlauf gekennzeichnet ist, ist eine schnelle Diagnostik besonders wichtig. Um die richtige Behandlung einleiten und geeignete Maßnahmen ergreifen zu können, ist neben der Differenzialdiagnose auch die Bestimmung der auslösenden Erreger notwendig. Bei der Abklärung muss rasch gehandelt werden.

Bei Verdacht auf Meningitis ist ein ausführliches Anamnesegespräch wichtig, um etwaige Ursachen der Erkrankung zu erkennen. Wie ist Ihr aktueller Impfstatus? Leben oder arbeiten Sie mit vielen Menschen zusammen?

  • Im Blut lassen sich regelhaft deutlich erhöhte Entzündungszeichen nachweisen (Anstieg von C-reaktivem Protein und Leukozyten).
  • Bei Verdacht auf infektiöse Meningitis werden Blutkulturen abgenommen (in 60-70 Prozent fallen diese positiv für Bakterien aus) und Nervenwasser (Liquor) für die Erregerdiagnostik gewonnen. Die Erreger einer Hirnhautentzündung gelangen über das Blut in die Hirnhäute, daher können entsprechende Erreger auch in einer Blutprobe nachgewiesen werden.
  • Bei einer Lumbalpunktion entnimmt eine Ärztin / ein Arzt mit einer speziellen Nadel Flüssigkeit (Liquor) aus dem Rückenmarkskanal. Der Liquor wird anschließend im Labor auf Entzündungszeichen und Krankheitserreger untersucht. Wichtige Erreger können unter dem Mikroskop identifiziert werden.
  • Im Nervenwasser findet sich eine typische Konstellation für eine bakterielle Entzündung: sehr viele Entzündungszellen (vornehmlich Granulozyten über 1000 Zellen/µl), ein deutlich erhöhter Eiweißgehalt (>120mg/dl) und Laktatgehalt (>4,5mmol/µl) sowie ein deutlich abgesenkter Zuckerspiegel (<5mg/dl).
  • Mikroskopisch können durch eine Gramfärbung einer Liquorprobe Bakterien direkt nachgewiesen werden. Zudem stehen Antigennachweismethoden gegen die Bakterien zur Verfügung. Meningokokken können auch in vorliegenden Hautveränderungen mikroskopisch nachgewiesen werden.
  • Insbesondere bei Bewusstseinsstörungen ist eine Untersuchung des Gehirns über MRT (Magnetresonanztomografie) oder CT (Computertomografie) erforderlich. Andernfalls kann keine Lumbalpunktion durchgeführt werden. Aber auch bei Betroffenen ohne Bewusstseinsstörungen werden bildgebende Verfahren zur Differentialdiagnose eingesetzt.
  • Je nach Patient sowie Schweregrad und Ursache der Hirnhautentzündung können weitere Untersuchungen notwendig sein, um über die richtige Behandlungsstrategie zu entscheiden und Komplikationen zu vermeiden. Rachenabstrich, Elektroenzephalografie (EEG), verschiedene Laboruntersuchungen

Behandlung

Die notfallmäßige Gabe einer Kombination von Antibiotika ist entscheidend. Bakterielle Hirnhautentzündungen müssen so schnell wie möglich mit wirksamen Antibiotika behandelt werden. Ansonsten besteht das Risiko für einen schweren oder sogar tödlichen Verlauf. Die Antibiotikagabe erfolgt über die Vene im Krankenhaus. Bei Verdacht auf eine bakterielle Meningitis beginnen Ärztinnen und Ärzte die Therapie mit mehreren Antibiotika sofort, auch wenn die Ergebnisse der Laboruntersuchungen noch nicht vorliegen.

Bei der Auswahl der Antibiotika ist es wichtig Substanzen zu wählen, die die sogenannte Blut-Hirn-Schranke überwinden können, d.h. in den Nervenwasserraum eindringen, den Erreger erreichen und abtöten.

Hochdosiert wird bei bestimmten Formen der Hirnhautentzündung notfallmäßig über die Vene Kortison gegeben. Bei Patienten mit Pneumokokkenmeningitis konnte dadurch die Sterblichkeit von 34 auf 14 Prozent und verbleibende neurologische Behinderungen von 52 auf 14 Prozent gesenkt werden. Sind Pneumokokken die Ursache, kann entzündungshemmend wirkendes Kortison Komplikationen vorbeugen. Kortison dämpft die Entzündungsreaktion, die durch die Erreger verursacht wird. Ist bei einer Meningokokken-Meningitis der Hörnerv betroffen, kann die Gabe von Kortison ebenfalls sinnvoll sein.

Ist die Infektquelle bekannt, ist es wichtig diesen Herd chirurgisch zu sanieren. Weiter stehen Medikamente für die symptomatische Therapie zur Verfügung. Es erfolgt eine engmaschige Überwachung, in der Regel auf der Intensivstation, um weitere Komplikationen erkennen und behandeln zu können.

Bei Verdacht auf eine virale Infektion durch Herpesviren kann vorsorglich ein Medikament gegen Herpesviren verabreicht werden. Sobald Herpesviren durch Laboruntersuchungen als Ursache ausgeschlossen wurden, kann das Medikament abgesetzt werden. Ist der auslösende Erreger bekannt, wird dieser gezielt behandelt. Wenn keine Bakterien oder Herpesviren nachgewiesen wurden, lassen sich nur die Beschwerden lindern.

Wichtig zu wissen: Eine bakterielle Meningitis ist ein Notfall, der meist auf einer Intensivstation behandelt werden muss.

Prävention

Impfungen

Gegen einige Meningitis-Erreger gibt es Impfungen, die einer Hirnhautentzündung vorbeugen. Dazu zählen Impfungen gegen Pneumokokken, Haemophilus influenzae, Meningokokken, Masern, Mumps und Windpocken. Eine Meningokokken-Meningitis kann durch verschiedene Bakterienunterarten (Serogruppen) hervorgerufen werden. Für Kinder wird eine Impfung gegen die Serogruppe B ab einem Alter von 2 Monaten empfohlen. Eine Impfung gegen Serogruppe C wird zu Beginn des 2. Lebensjahrs empfohlen.

Impfungen gegen Meningokokken vom Typ C, Pneumokokken und Haemophilus influenzae Typ b sind Bestandteil der von der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) empfohlenen Grundimmunisierung für Kinder. Sie schützen vor Infektionen beziehungsweise schweren Verläufen der durch diese Erreger ausgelösten Erkrankungen. Damit reduzieren die Impfungen auch das Risiko für eine bakterielle Meningitis stark. Die Impfung gegen Meningokokken C wird für alle Kinder im Alter von zwölf Monaten empfohlen. Eine fehlende Impfung sollte bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden.

Prophylaxe von Kontaktpersonen

Das Erkrankungsrisiko von engen Kontaktpersonen bei Infektion mit Haemophilus influenzae oder Meningokokken ist um 200 bis 1000fach erhöht. Daher ist dringend die Einnahme von Antibiotika als Chemoprophylaxe angeraten. Ideal ist eine Einnahme innerhalb der ersten 24 Stunden. Die Chemoprophylaxe ist aber bis zu 10 Tagen nach Kontakt mit dem Patienten sinnvoll.

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