Hirnhautentzündung nach Nasennebenhöhlenentzündung: Ursachen, Symptome und Prävention

Eine Hirnhautentzündung (Meningitis) ist eine Entzündung der Hirnhäute, die das Gehirn und das Rückenmark umgeben. Sie kann lebensbedrohlich sein und erfordert eine sofortige medizinische Behandlung. In seltenen Fällen kann sich eine Hirnhautentzündung als Komplikation einer Nasennebenhöhlenentzündung entwickeln, insbesondere wenn diese nicht rechtzeitig und angemessen behandelt wird.

Einführung

Akute und chronische Entzündungen der Nasennebenhöhlen sind weit verbreitet. Eine Sinusitis ist eine Entzündung der Nasennebenhöhlen, wobei meist auch die Schleimhäute der Nase betroffen sind (Rhinosinusitis). Eitriger Schnupfen und ein schmerzhaftes Druckgefühl im Gesicht sind typisch. Die Entzündung kann akut auftreten, zum Beispiel während einer Erkältung, oder auch chronisch werden. Verursacher sind vor allem Viren oder Bakterien. Eine schwere, unbehandelte Sinusitis kann zu einer Hirnhautentzündung oder Entzündungen in den Augen führen. Das Ziel der Therapie ist es, die Übergänge zu den Nasennebenhöhlen von Verstopfungen zu befreien.

Ursachen einer Hirnhautentzündung nach Nasennebenhöhlenentzündung

Wird eine anhaltende eitrige Nasennebenhöhlenentzündung nicht fachgerecht behandelt, können sich die Krankheitserreger - abhängig vom ursprünglichen Ort der Entzündung - weiter ausbreiten. Es können leichte Entzündungen der angrenzenden Knochenhaut, aber auch schwere Entzündungen des umliegenden Knochen- und Weichteilgewebes, wie eine Entzündung des Stirnbeins, auftreten. In seltenen Fällen können sich ernsthafte Komplikationen entwickeln, wenn die Entzündung auf umliegende Bereiche wie z.B. die Augenhöhlen, die Gehirnhaut (Meningitis) oder das Gehirn selbst (Enzephalitits) übergreift. Vor allem bei Kindern greift die Entzündung öfter auf die angrenzende Augenhöhle über.

Die Bakterien können die Hirnhäute grundsätzlich auf drei Wegen erreichen:

  • Durch hämatogene Streuung auf dem Blutweg: über die Blut-Hirn- bzw. Blut-Liquor-Schranke (insbesondere über den Plexus choroideus).
  • Per continuitatem: von Entzündungen im Nasen- und Rachenraum (beispielsweise Otitis und Sinusitis) oder nach offenen Verletzungen wie Schädel-Hirn-Trauma und Wirbelsäulenverletzungen, Cerebral-Shunt und Cochlea-Implantat oder nach verabreichten Medikamenten in den Liquorraum.
  • Direkt übertragen: durch Tröpfcheninfektion (bei etwa 10% der europäischen Bevölkerung ist der Nasen-Rachenraum von Meningokokken besiedelt).

Anatomische Besonderheiten und Varianten, Voroperationen, Allergien oder ein gestörtes Schleimhautmilieu in der Nase können zu chronischen Beschwerden führen, die durch gängige medikamentöse Therapien nicht mehr ausreichend und dauerhaft gelindert werden können. Folgeerkrankungen wie z.B. Erkrankungen der oberen Atemwege (chronische Bronchitis, „Etagenwechsel") können gefürchtete Folgen sein.

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Risikofaktoren

Bestimmte Faktoren können das Risiko einer Hirnhautentzündung nach einer Nasennebenhöhlenentzündung erhöhen:

  • Chronische Sinusitis: Wenn die Nasennebenhöhlenentzündung länger als 3 Monate besteht oder öfter als 4-mal im Jahr wiederkehrt, ist sie chronisch. Eine chronische Sinusitis lässt sich nicht mehr mit Antibiotika oder Spülungen behandeln. Eine chronische eitrige Nasennebenhöhlenentzündung kann sich manchmal akut verschlechtern und auf umliegende Bereiche wie Augen (Orbitalphlegmone), Hirnhaut (Hirnhautentzündung = Meningitis) oder Gehirn (Gehirnentzündung = Enzephalitits) übergreifen.
  • Anatomische Besonderheiten: Anatomische Veränderungen in der Nase, welche die anatomisch bedingten Engstellen noch zusätzlich verstärken. Dazu zählen z.B. eine Verbiegung der Nasenscheidewand (Septumdeviation), die Vergrößerung der Nasenmuscheln (Nasenmuschelhyperplasie), Nasenpolypen und bei Kindern adenoide Vegetationen, die umgangssprachlich als Polypen bei Kindern bezeichnet werden.
  • Abwehrschwäche: Vor allem Säuglinge, Kleinkinder und sehr alte Menschen sind anfällig für eine Meningitis. Neben dem Alter gibt es weitere Risikofaktoren für eine Hirnhautentzündung.
  • Vorherige Operationen: Manchmal kommt es zu eingekapselten Flüssigkeitsansammlungen in den Nebenhöhlen, den so genannten Zelen. Dabei vergrößert sich die Zele durch Flüssigkeitsproduktion immer weiter und übt Druck auf die umliegenden Knochenwände aus, die sich darauf verdünnen. Der Prozess führt langfristig zu einer Vergrößerung der betroffenen Nebenhöhle. Zelen treten meistens in der Stirnhöhle auf, häufig als Spätfolge nach voran gegangenen Operationen, z.B. bei einem Mittelgesichtstrauma.

Symptome einer Hirnhautentzündung

Die Symptome einer Hirnhautentzündung können variieren, abhängig vom Alter des Patienten und der Art des Erregers. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Hohes Fieber
  • Starke Kopfschmerzen
  • Nackensteife (Meningismus)
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Lichtempfindlichkeit
  • Verwirrtheit oder Bewusstseinsstörungen
  • Krampfanfälle

Bei Säuglingen und Kleinkindern können die Symptome weniger spezifisch sein, wie z.B.:

  • Reizbarkeit
  • Schläfrigkeit
  • Ernährungsstörungen
  • Vorgewölbte Fontanelle (weiche Stelle am Kopf)

Diagnose

Eine rasche Diagnose ist entscheidend, um schwere Verläufe einer Meningitis zu verhindern. Bei Verdacht auf eine Meningitis wird der Arzt folgende Untersuchungen durchführen:

  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte, einschließlich der aktuellen Beschwerden, Vorerkrankungen und möglicher Risikofaktoren.
  • Körperliche Untersuchung: Überprüfung der Vitalfunktionen, neurologische Untersuchung zur Feststellung von Nackensteife und anderen neurologischen Auffälligkeiten.
  • Lumbalpunktion: Entnahme von Nervenwasser (Liquor) zur Untersuchung auf Entzündungszeichen und Erreger.
  • Blutuntersuchungen: Bestimmung von Entzündungswerten und Erregernachweis.
  • Bildgebende Verfahren: Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns, um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen und den Hirndruck zu beurteilen.

Behandlung

Eine bakterielle Hirnhautentzündung muss so schnell wie möglich mit wirksamen Antibiotika behandelt werden. Ansonsten besteht das Risiko für einen schweren oder sogar tödlichen Verlauf. Die Antibiotikagabe erfolgt über die Vene im Krankenhaus. Bei Verdacht auf eine bakterielle Meningitis beginnen Ärztinnen und Ärzte die Therapie mit mehreren Antibiotika sofort, auch wenn die Ergebnisse der Laboruntersuchungen noch nicht vorliegen. Sind Pneumokokken die Ursache, kann entzündungshemmend wirkendes Kortison Komplikationen vorbeugen. Kortison dämpft die Entzündungsreaktion, die durch die Erreger verursacht wird. Ist bei einer Meningokokken-Meningitis der Hörnerv betroffen, kann die Gabe von Kortison ebenfalls sinnvoll sein.

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Neben der antibiotischen Therapie können weitere Maßnahmen erforderlich sein, um die Symptome zu lindern und Komplikationen zu vermeiden:

  • Schmerzmittel: zur Linderung von Kopfschmerzen und Fieber.
  • Krampflösende Medikamente: zur Behandlung von Krampfanfällen.
  • Flüssigkeitszufuhr: zur Aufrechterhaltung des Flüssigkeitshaushaltes.
  • Überwachung der Vitalfunktionen: engmaschige Kontrolle von Atmung, Kreislauf und Bewusstsein.

Prävention

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Risiko einer Hirnhautentzündung nach einer Nasennebenhöhlenentzündung zu verringern:

  • Rechtzeitige Behandlung von Nasennebenhöhlenentzündungen: Eine akute Nasennebenhöhlenentzündung sollte ausreichend behandelt werden, damit sich erst gar keine Komplikationen entwickeln.
  • Impfungen: Gegen einige Meningitis-Erreger gibt es Impfungen, die einer Hirnhautentzündung vorbeugen. Dazu zählen Impfungen gegen Pneumokokken, Haemophilus influenzae, Meningokokken, Masern, Mumps und Windpocken. Eine Meningokokken-Meningitis kann durch verschiedene Bakterienunterarten (Serogruppen) hervorgerufen werden. Für Kinder wird eine Impfung gegen die Serogruppe B ab einem Alter von 2 Monaten empfohlen. Eine Impfung gegen Serogruppe C wird zu Beginn des 2. Lebensjahrs empfohlen.
  • Gute Hygiene: Regelmäßiges Händewaschen und Vermeidung von engem Kontakt mit erkrankten Personen können das Risiko einer Ansteckung mit Erregern verringern.
  • Vermeidung von Risikofaktoren: Vermeidung von Rauchen und übermäßigem Alkoholkonsum, da diese das Immunsystem schwächen können.

Funktionelle endoskopische Nasennebenhöhlenoperation (FESS)

In Fällen, in denen konservative Behandlungen nicht ausreichend sind oder anatomische Engstellen vorliegen, kann eine Operation erforderlich sein. Die funktionelle endoskopische Nasennebenhöhlenoperation (FESS) stellt heutzutage den Goldstandard in der Therapie dar, sie ist ein schonendes minimalinvasives Operationsverfahren, mit dem chronische Nasennebenhöhlenentzündungen optimal behandelt werden können. Eine Vordiagnostik mit modernster, hochauflösender Bildgebung kann in Kooperation mit der Abteilung für Radiologie oder unter Verwendung unseres klinikeigenen DVT-Gerätes für eine individuelle Therapieplanung nach neuestem Standard angeboten werden. In der Kombination aus Technik auf höchstem und modernstem Niveau (endoskopische Chirurgie, intraoperative Bildgebung mittels DVT, navigationsgesteuerte Operationen), langjähriger chirurgischer Erfahrung sowie der Kooperation mit den Abteilungen für Augenheilkunde, Neurochirurgie und Radiologie bieten wir Ihnen eine leitliniengerechte und sichere Therapie auf neuestem technischem Standard an.

Ziel einer Operation ist es, anatomische Engstellen und die erkrankte Schleimhaut zu beseitigen. So muss gleichzeitig oft die Nasenscheidewand begradigt und die Nasenmuscheln verkleinert werden. Dadurch werden die Nasennebenhöhlen wieder ausreichend belüftet und Sekret kann ungehindert abfließen. Kleinere Eingriffe werden ambulant, größere stationär durchgeführt.

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